Das Sportgericht des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) ging mit dem Urteil über Kiesslings Phantom-Tor (Video oben) zum zwischenzeitlichen 0:2 im Spiel der TSG Hoffenheim gegen Bayer Leverkusen (1:2) den Weg des geringsten Widerstandes und vermied so die Konfrontation mit dem Weltverband FIFA.
Ich bin ein Gegner von neuen Fussball-Technologien. Fussball beruht auf Tatsachenentscheidungen. Leider auch auf falschen Tatsachenentscheidungen. Das Tor von Stefan Kiessling am 18. Oktober 2013 wurde aber nicht durch einen ungerechtfertigten Penalty oder aus einer Offside-Position erzielt, der Bundesliga-Torschützenkönig aus der letzten Saison erzielte das 2:0 für Leverkusen mit einem Kopfball durch das Aussennetz. Dies hat für mich weniger mit einem Tatsachenentscheid des Schiedsrichters, als viel mehr mit einer nicht intakten Spielanlage zu tun. Es ist die Aufgabe der beiden Linienrichter, die Tornetze vor Spielbeginn zu prüfen.
Vor knapp 20 Jahren hat das Sportgericht des DFB in einem ähnlichen Fall noch anders entschieden (siehe Video unten). Wenn aber die FIFA bereits im Vorfeld der Verhandlung darauf aufmerksam macht, dass die Tatsachenentscheidung nach wie vor eines der höchsten Güter ist, hat man auch als DFB-Sportgericht schlechte Karten. Kommt erschwerend hinzu, dass es in der Spielordnung der Deutschen Fussball Liga unter Paragraf 14 heisst, dass rechtskräftige Entscheidungen zu Spielwiederholungen zur abschliessenden Beurteilung der FIFA vorgelegt werden müssen. Hätten die Hoffenheimer vor dem DFB-Sportgericht ein Wiederholungsspiel erwirkt, hätte dies nicht zwingend stattfinden müssen. Deshalb verzichten die Verantwortlichen der TSG 1899 Hoffenheim wohl auch darauf, Berufung einzulegen.
Verlierer sind in diesem Fall eigentlich fast alle. Die Hoffenheimer, die betrogen worden sind, Schiedsrichter Felix Brych und seine Assistenten, die das Phantom-Tor nicht als solches erkannt haben und das Sportgericht des DFB, das in seinem Urteil von der FIFA massgeblich beeinflusst wurde. Leidtragender ist auch Kiessling, der das Kunststück vollbrachte, das Leder durch eine einzelne gerissene Masche zu bugsieren und nun die neue Unsportlichkeit in der Bundesliga verkörpert. Der 29-jährige, der trotz seiner vielen – regulären – Tore von Bundestrainer Löw, nie mehr berücksichtigt wurde, musste seine Facebook-Seite vom Netz nehmen, nachdem ein Shit-Storm über ihn hereinbrach. Selbst öffentliche Personen wie der rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete Andreas Biebricher liess sich in einem Forum zu folgendem Kommentar hinreissen: «Ich war immer dafür, dass er eine Chance in der Nationalelf bekommt. Aber jetzt soll sich der charakterlose Typ beide Beine brechen», wie der «Express» weiss.
Ich mache Stefan Kiessling keinen grossen Vorwurf (es ist für einen Spieler auch kaum fassbar, wie ein vermeintlich daneben geköpfelter Ball plötzlich im Netz zappelt) aber er sowie alle anderen Beteiligten von Leverkusen, die gesehen haben, dass der Ball ausserhalb des Tores eingeschlagen hat, haben es verpasst, ihrem farblosen Pillenclub durch eine grosszügige Fairness-Geste etwas Glanz zu verleihen und die Bundesliga in Fussballromantik zu hüllen.
sehr guter Blog, Kompliment.
solche sachen passieren immer nur in der bundesliga.
Tatsachenentscheid bleibt tatsachenentscheid.
Wie bei einem Offside-, ungerechtfertigtem Penaltytor, Tor nach einem Foul, etc.
Tut mir leid, das sehen Sie komplett falsch. Der Ball kam vom “Out” seitlich ins Tor. Somit war der Ball ausserhalb des Spielfeldes als er darauf wieder ins Tor flog. Wenn aber der Ball das Spielfeld verlässt, ist ein Spielunterbruch zwingende Regel auch für die FIFA, egal wohin der Ball dann fliegen mag. Der Schiedsrichter muss das Spiel unterbrechen unabhängig davon ob er selbst den Ball gesehen hat. Tatsache ist ja, dass der Ball via Aussenseite des Seitennetzes ins Tor kam. Folge dessen geht es hier nicht um ein Tor sondern: warum hat der Schiedsrichter das Spiel nicht unterbrochen.
Ja klar. Aber hier war offensichtlich ein beschädigtes Spielgerät (Tornetz) schuld am ganzen. Ich denke in einem solchen Fall ist es lächerlich sich einfach auf den Entscheid des Schiedsrichters zu stützen, der offensichtlich nichts von dem Mängel wusste. Die gehen einfach den Weg, bei dem es am wenigsten Stress gibt, was meiner Ansicht nach Hoffenheim schwer benachteiligt.
Sehr guter Input Herr Wittwer. Auf diese Weise hab ich die ganze Geschichte gar noch nicht betrachtet. Das beschädigte Material hebt den Fall von anderen falschen Tatsachenentscheiden wie Offside- oder Wembleytoren ab. In der Argumentation dann so weit zu gehen, dass es einfach zwei falsche Tatsachenentscheide (Netzkontrolle + Phantomtor) gewesen wären, ist nicht konsequent, sondern einfach nur noch lächerlich.
Unverständlich und nachvollziehbar, weil der Videobeweis noch nicht gültig ist. Die FIFA muss ihr Gesicht wahren, auf die momentan geltenden Bestimmungen pochen, andernfalls sie das Gesicht und den Fussballbetrieb aus Händen verlieren würden. Wäre das Spiel wiederholt worden, dann hätten jede Woche mehrere 1000 Spiele mit irregulären Toren auch wiederholt werden müssen, das kann nicht die Lösung sein. Jeder, bis zu Sepp Blatter hat gesehen dass der Ball nicht im Tor war. Nun ist es aber Zeit, dass die FIFA den Videobeweis während einem Spiel zulässt (analog Eishockey).
Sie liegen FLASCH. Die FIFA lässt die TORLINIENTECHNOLOGIE zu. Einzig wird sie in der Bundesliga NICHT eingesetzt. In England hingegen schon. Somit liegt das Hauptverschulden bei Hoffenheim (kaputtes Netz), und dann beim DFB (keine Torlinientechnologie eingesetzt)! Oder ist die FIFA Schuld, dass Hoffenheim ein kaputtes Netz aufgehängt hat?
Ok, wenn das so wäre dann liegt der Ball in der Bundesliga.
Wenn dann die Bundesliga einen Videobeweis (noch während dem Spiel, nicht erst nachher…..) will, dann wäre es ja einfach diesen Entscheid pro oder contra zu Fällen.
Bis dahin hat die Presse genug Futter jeden falschen Entscheid des Schiedsrichters hochzuspielen.
Wie ist es in der Schweiz? -da gibt es ja auch keine Videobeweise, oder?
Entweder man ist pro Videobeweis, dann ist alles klar oder contra, dann gibt es weiterhin Tore die keine sind.
Ungenügender Blog, keine differenzierte Betrachtung der Geschehnisse, unsachliche Aussagen. Beispiel: ….betrogene Hoffenheimer….Der Betrug setzt wohl einen Vorsatz, ein bewusstes Handeln von Beteiligten voraus. Wo sieht dies der Schreibende? Es war einzig eine Fehlbeurteilung mit grossen Folgen. Mein Fazit: unglaublicher Fall, ungenügendes Urteil. Aber welches Urteil wäre in der Gesamtbetrachtung richtig? Fehler von Hoffenheim (kaputtes Netz, kein Protest vor Spielaufnahme), Fehlbeurteilung SR, Verhalten von Leverkusen. So einfach ist es nicht meine Herren, und fusballinteressierte Frauen.
Schon toll kann man sein Juristen Wissen bei einem Fussballblog ausleben…dennoch bleibt es so, dass sich die Hoffenheimer betrogen fühlen und auch in den Augen vieler betrogen wurden.
Absolut richtig!! Und wenn niemand unmittelbar nach dem Tor reklamiert und nur unter Protest weiterspielt (oder sogar das Weiterspielen verweigert!), dann wurde jegliche Möglichket auf ein Wdh-Spiel verwirkt! Da ist ein nicht gegebenes Tor viel schlimmer, bei dem alle (inkl. TH) gesehen haben, dass der Ball über der Linie war. Aber auch da ist die Sachlage nunmal klar: Tatsachenentscheid! Und diese Regel macht durchaus Sinn. Denn es kann nicht sein, dass ich ein Wdh-Spiel erwirken kann, weil der Schiri ein Tor gegeben hat, dem ein klares Foul oder klares Hands voraus ging…
Immer wieder der gleiche Kommentar, kaputtes Netz wer ist schuld. Die Frage stellt sich doch gar nicht. Wenn nachgewiesen wird und das ist auch im Video klar ersichtlich, dass der Ball via Seitennetz ins Tor gelangt, dann heisst das, der Ball war komplett im Out
und zwar davor und gelangte von da ins Tor egal wie. Ergo ergibt das einen Spielunterbruch. Und da die angreifende Mannschaft das Out verursacht hat, lassen wir mal den Spieler weg, ist das Abstoss vom Torhüter. Von Phantomtor oder sonstigem Geschwätz keine Rede, sondern schlicht und einfach Spielunterbruch weil der Ball im OUT war.
Und wo ist jetzt das unverständliche Urteil? Entweder will Tatsachenentscheide, was man im Fussball ja immernoch als höchstes Gut ansieht, oder man will sie eben nicht. Daher ist das Urteil nur logisch und sinnvoll.
Das unverständliche Urteil liegt im Kontext des Urteils vor 20 Jahren.
Damals hat der DFB verpasst den Tatsachenentescheid zu stützen und liess das Spiel wiederholen. Das sich der DFB, auch wegen der FIFA, nun genau umgekehrt entscheidet, öffnet der Meinung dass hier Willkür vorherrscht Tür und Tor. Somit wird das Ganze unverständlich.
Sie verteidigen Tatsachenentscheide. Ok. Nur welche Tatsachen? In diesem Fall ist die Tatsache die entscheidend ist, dass der Ball eindeutig und unwiderlegbar im Out war bevor er wieder ins Spielfeld (Torraum) kam aber Regelwidrig. Denn die Regel besagt dass nach einem Abpfiff entweder ein Spieler von Hand den Einwurf macht oder aber der Torwart den Ball wieder ins Spiel bringt. Eine andere Regel gibt es nicht. Das weiss auch die FIFA. Was nach dem OUT erfolgte tut nichts zur Sache und kann demzufolge keine Tatsache sein. Übrigens der Fall von T. Helmer war eine ganz andere Geschichte.
wie lautet vereinfacht die herleitung: “ich mag tatsachenentscheidungen,aber nur,wenn ich sie toll finde.”ist doch schwachsinn.entweder man steht dazu dass man rückwärtsorientiert ist und fussball wie vor 100 jahren geregelt werden soll.oder man erkennt dass wir im jahr 2013 angekommen sind und fussball massiv schneller ist,es im profifussball um sehr viel geld geht und es va. um des sports willens sinn macht die eh vorhanden tech.hilfsmittel einzusetzen, wie zb. im eishockey oder amer.football. aber mit sepp an der spitze der fifa wird fussball weiter stagnieren und keine entwicklung erfolgen
Bei diesem «Tor» geht es nicht um Tatsachenentscheidungen oder Videobeweis. Die Schieds- und Linienrichter hätten VOR dem Match die Tornetze kontrollieren müssen (wie im Blog erwähnt). Das ist ein regeltechnischer Fehler. Also hätte das Spiel wiederholt werden müssen. Und dass der DFB-Richter Stefan Kiessling «anzündet», zeugt auch nicht gerade von Professionalität.
Da bin ich allerdings der Ansicht, dass so ein Regelverstoss nur unter Protest eine Konsequenz haben kann. Ohne Protest akzeptieren beide Teams die Gegebenheiten. Die Spiele mit dem zu tiefen Tor oder dem zu nahen Elferpunkt (war das auch Bundesliga? Bin nicht mehr ganz sicher) wurden auch nicht wiederholt, obwohl die Schiris diesen Umstand nie bemerkten und folglich Mannschaften benachteiligt oder bevorteilt wurden! Von daher darf ein solcher Fehler nicht automatisch zu einem Wdh-Spiel führen!
Doch, es ist Tatsache, dass es Hoffenheim nicht fertig gebracht hat ein Netz ohne Loch ans Tor zu spannen (Absicht?). Tatsache ist dass der Linienrichter das Loch nicht gesehen hat. Tatsache ist, dass Kiessling nicht zugegeben hat danebengeköpft zu haben. Tatsache ist auch, dass die Spieler von Hoffenheim, den Schiri nicht auf das Loch aufmerksam gemacht haben.
Mag ja sein, dass ich anderer Meinung wäre, wäre es nicht ausgerechnet dieser Klub 😉
Sorry, ganz schwacher Blog. Voreingenommen, unsachlich, polemisch: “farbloser Pillenclub”. Wo bitte liegt der Betrug? Der Vorsatz? Es gibt nur einen Schuldigen in dieser Sache: der Schiedsrichter, der unaufmerksam war, allenfalls noch seine Assis. Das kommt immer wieder vor: Foul oder Hands des Torschützen, Offside – jeder hats gesehen, ausser der SR. Wollen wir da jedes Mal das Spiel wiederholen? Ausserdem ist noch lange nicht gesagt, dass Hoffenheim ohne dieses Nicht-Tor gepunktet hätte. Die ganze Diskussion ist aufgebauscht.
Der DFB-Richter haette Stefan Kiessling noch fuer einige Spiele sperren muessen – unsportliches Verhalten. In England muesste der Kiessling in kein Pub oder in kein Restaurant fuer ein ruhiges Abendessen. Absolut schach und charakterlos!
Herr Zimmerli, Sie verteidigen den Tatsachenentscheid, weil er angeblich zum Fussball dazu gehört, echauffieren sich jedoch über dieses Phantomtor. Wenn ein Lampard an der WM 2010 den Ball klar und deutlich ins Tor drischt, der Schiedsrichter dies jedoch nicht als Tor erkennt, ist es doch dasselbe wie wenn Kiessling einen Ball neben das Tor köpfelt, der Schiedsrichter umgekehrt in diesem Fall jedoch ein Tor erkennt. Wenn Sie ein Verfechter des Tatsachenentscheides sind und sich gegen Torlinien-Technologie aussprechen, dann müssen Sie auch dieses Phantomtor akzeptieren.
Dass die Fifa solchen Mist noch unterstützt zeugt nicht von ihrem grossen Fussballverstand. Solche die dort den Vorsitz führen gehören weg und sind eine Schande für den Fussball.
auch wenn ich aus dem grossen kanton stamme, kiessling als leidtragender zu bezeichnen ist eine schwere verfehlung. hat man das spiel und das tor gesehen, hat man auch gesehen, wie er sich abgewand hat, weil er gesehen hat das der schuss links neben den pfosten gegangen ist – und es somit nie und nimmer ein tor gewesen sein konnte. hätte er mumm in den knochen gehabt, hätte er seine beobachtung dem schiedsrichter mitteilen müssen – hat er aber nicht, sonder er hat zögerlich seine ärmchen in die höhe gehalten, als der schiedsrichter auf tor erkannte. deswegen sind die shitstürme gegen ihn okay.
Die Entscheidungen des Ref’s zu spielrelevanten Tatsachen sind endgültig. Der Ref kann die Entscheidung zurücknehmen wenn er sie als falsch beurteilt hat. Voraussetzung ist dass das Spiel noch nicht fortgesetzt wurde. Quelle: Fussballregeln 2012/2013 Deutscher Fussballbund.
Warum darf die FIFA einen Spieler Anahnd von TV-Bilder nachträglich bestrafen (z.B. bei Tätlichkeit od. Unsportlichkeit). Hier wird der Tatsachenentscheid nicht angewandt.
Ok, Tatsachenentscheid…aber was mich nervt ist das damals bei den Bayern das Spiel wiederholt wurde und jetzt nicht. Damals wars doch auch ein Tatsachenentscheid des Schiris. Warum wird da mit zwei verschiedenen Massstäben gemessen? Bin weder Bayern noch Nürnberg noch Hoffenheim oder Leverkusen Fan. 😉
Die Bundesliga ist die grösste Gurkenliga überhaupt!! Solche Schiedsrichtergespanne werden in der CH nicht mal in der 1. Liga Prom. eingesetzt. Aber eben, Vermarktung ist alles! Wenn man sich gut zu verkaufen weiss, finden sich immer unzählige welche dies toll finden…
Eigentlich gehört diese komische Geschichte, die gleich mehrere Beteiligte hatte und nie so schnell vergessen wird, schon wieder der Vergangenheit an !
Wie bei einem Zivilprozess hätte das von den Leverkusenern angerufene unabhängige Sportgericht alle technische Möglichkeiten heranziehen müssen, um zu einem gerechten Urteil zu gelangen. Im Zeitalter der hochmodernen Technik hätte der vorhandene einfache und kostengünstige Videobeweis alles aufgeklärt und endlich die FIFA zur Veränderung ihrer starren Haltung veranlasst !
Selbst Richter E. Lorenz sprach von einem “unglücklichen” Urteil !