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Zu viele Köche, die den Brei verderben

Simon Zimmerli am Freitag den 25. Oktober 2013
Der Zuercher Trainer Urs Meier geht seinen Gedanken nach, vor dem Fussballspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Aarau, am Donnerstag, 26. September 2013, im Letzigrund Stadion in Zuerich. (KEYSTONE/Steffen Schmidt)

Hat sich nach der Kanterniederlage gegen Aarau vor das Team gestellt: FCZ-Trainer Urs Meier, 26. September 2013. (Keystone/Steffen Schmidt)

Für einmal teile ich die Meinung von Kollege Türkyilmaz, der in seiner «Blick»-Kolumne mit Urs Meier, Trainer des FC Zürich, Tacheles redet. Ich wäre auch nicht unglücklich gewesen, wenn Meier an der ersten grossen Trainerentlassungswelle in der Super League teilgenommen hätte, und trete heute nicht nur als Blogger, sondern als Fan des FCZ auf.

Der FCZ müsste in der Meisterschaft mit Chikhaoui, Gavranovic, Pedro und Chiumento vorne mitspielen. Was Meier mit grosser Sozialkompetenz, Loyalität und dem Streben nach Erfolg bei seinem Amtsantritt gelungen ist, nämlich aus Individualisten eine Mannschaft zu formen, ist nun sein grosses Manko. Auf dem Rasen spielt eine unorganisierte und vor allem undisziplinierte Elf, der ganz offensichtlich eine ordnende Hand fehlt.

FCZ Trainer Urs Meier, links, und der Technische Direktor Marco Bernet, rechts, stellen sich den Fragen der Journalisten, anlaesslich einer Medienkonferenz im Hinblick auf die neue Fussballsaison, am Montag, 8. Juli 2013, in Zuerich. (KEYSTONE/Steffen Schmidt)

Der Technische Direktor des FCZ sah offensichtlich ein anderes Spiel gegen Aarau als der Trainer: Coach Urs Meier (l.) und der Technische Direktor Marco Bernet, 8. Juli 2013. (Keystone/Steffen Schmidt)

Wer das Spiel in Aarau nicht gesehen hat, hätte nach Meiers Interview kurz nach Spielschluss beinahe das Gefühl bekommen können, dass auch eine Punkteteilung gerecht gewesen wäre. Ich habe mir die Rückkehr ins Brügglifeld anders vorgestellt und habe ein anderes Spiel gesehen als Meier. Während dieser 90 Minuten habe ich keinen Spieler ausmachen können, der sich gegen die Niederlage gestemmt hat, vielleicht abgesehen von Pedro. Es ist positiv zu werten, wenn sich ein Trainer vor die Mannschaft stellt und sich mit Kritik an einzelnen Spielern zurückhält. Wenn der FCZ aber 1:5 in Aarau verliert, selbst Sportchef Bernet von Zerfall spricht und Meier der Mannschaft keinen Vorwurf machen kann, da sie nie aufgegeben hätte, dann ist das der blanke Hohn.

Dass Philippe Koch die Mannschaft als Captain auf den Platz führt, ist Sinnbild für dieses Team. Der FCZ hat keine Leader-Figuren. Stattdessen hat er Spieler, die sich für ihre Nationalmannschaft zerreissen und in der Super League nur durch Undiszipliniertheit und Lustlosigkeit auffallen. Chikhaoui konnte früher Spiele entscheiden, heute ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Er kann es noch, wie er jüngst in der tunesischen Nationalmannschaft gegen Kamerun bewiesen hat. In der Super League wirkt er meist lustlos. Ausser Benito ist die Zürcher Verteidigung stets überfordert, und vorne konnte Josip Drmic nicht ersetzt werden. Djimsiti, einziger Lichtblick im dunklen FCZ-Keller, spielt diese Saison bei Meier kaum eine Rolle, obwohl er in der zurückliegenden Spielzeit der konstanteste Mann in der Hintermannschaft war.

FCZ Trainer Urs Meier, rechts, und Assistent Massimo Rizzo, links, stellen sich den Fragen der Journalisten, anlaesslich einer Medienkonferenz im Hinblick auf die neue Fussballsaison, am Montag, 8. Juli 2013, in Zuerich. (KEYSTONE/Steffen Schmidt)

Teammanager Massimo Rizzo (l.) und Trainer Urs Meier, 8. Juli 2013. (Keystone/Steffen Schmidt)

Präsident Canepa wird langsam, aber sicher zur Kenntnis nehmen müssen, dass seine Billiglösung – Chefcoach Urs Meier, Teammanager Massimo Rizzo und Marco Bernet als Technischer Direktor – keinen sportlichen Erfolg garantiert. Auch wenn dies sein Portemonnaie weniger strapaziert. Nach einem kurzen Zwischenhoch im letzten Frühling müssen diese eher unbekannten Vertreter des Schweizer Fussballs erst noch den Beweis antreten, dass die Super League nicht doch eine Schuhnummer zu gross ist. Dazu zähle ich auch Thomas Bickel, der im 50-Prozent-Pensum als neuer Chef-Scout und Talentmanager vorgestellt wurde.

Eine weitere Kanterniederlage dürften sich Meier und Co. kaum mehr leisten können. Dass mit dem kurzerhand begnadigten Gavranovic die Wende kommt, ist eine schwache Hoffnung, zumal die beiden nächsten Gegner FC Basel und GC heissen.

Es sind schon einige andere Trainer gescheitert, die es aus der Junioren-Abteilung in die höchste Spielklasse gespült hat.

Ich habe fertig.

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34 Kommentare zu “Zu viele Köche, die den Brei verderben”

  1. Urs-Werner Merkli sagt:

    Basel schlagen sie alleweil. Die haben auch ein paar Probleme. Und dann ist erstmal Ruhe im Karton.
    Allerdings darf einem Chikhaoui niemals eine zentrale Position zugeordnet werden, er kann das Spiel nicht gestalten. Wer zusieht wie ihn die Nebenspieler auf präsidiales Gebot bewundern müssen und auf seine seltenen Wunder hoffen, ist als Trainer überfordert. Schon Fringer hat fatalerweise auf den Tunesier gesetzt. Chermiti ist sowieso eine Gurke. Zudem hat der FCZ den schwächsten Torhüter der Liga. Dabei sonnt sich Leoni auf einer iberischen Ersatzbank und Guatelli ist wohl am leiden.

    • Manuel Rios sagt:

      Guatelli der Fliegenfänger? Jaaaaa nicht!

    • Rudi Buschbrenner sagt:

      Genau! Wie in den letzten Jahren eigentlich immer wird der FC Basel weggeputzt! Siege Basel 19 zu Zürich 3 = ja klar nee…. Viel Glück urs-werner bei Stadionbau

  2. Bin absolut einverstanden mit Türkylmaz!

  3. DAM sagt:

    Der FCZ hat doch seit Jahren das gleiche Problem: Die Mannschaft ist eine Ansammlung technisch hervorragender Schönwetter-Fussballer.
    Wenn es gut läuft können Sie einen Gegner mit tollem Fussball an die Wand spielen. Wenn es aber nicht läuft gibt es (fast) keinen Spieler, der sich ma so richtig reinhaut und den Erfolg auf biegen und brechen erzwingen will.

    • Pedro sagt:

      Bingo. Meine Rede.
      Und dann muss Meier wahrscheinlich noch den Chikhaoui bringen weil sonst Canepa zuviel Geld verliert? Das wurde aber fast alles noch von Bickel versaut.
      Jetzt sind Typen wie Rikan, Pedro, Buff und Nef gefragt, bissige Grasfresser die 9 mal leer laufen und nicht die Hände verwerfen und dann beim 10 mal zuschlagen.

  4. Mensen Sann sagt:

    Habe noch nicht ganz fertig..gehe an den FCZ VS. FCB Matsch mit meienr 3 Jähringen Tochter weil es jaaa soooo gefährlich ist…spass bei seite….einzig für die Spieler wird es gefährlich..wenn die nicht alle kämpfen und sich den A…aufreissen..egal ob sie verlieren..aber verdammtnochmal Kämpfen sollen die…sonst ist das für lange zeit der lezte matsch den ich schauen gehe..wirt zu gefährlich für mein Portmonnaie….Sorry meine kleine hat mehr Kampfgeist alls die ELF MÄNNER AUF DEM PLTZ.

  5. Thomas sagt:

    Das grösste Problem beim FCZ ist der Präsident. Da er daneben nichts mehr arbeitet hat er natürlich Zeit, sich in alles einzumischen. So hat auch der beste Mann, Fredy Bickel, irgendwann die Lust verloren. Ich sehe heute niemanden der kompetent genug ist, eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen. Das einzige, was dem ex-Wirtschaftsprüfer Canepa einfällt, sind Sparübungen. Wo das hinführt sehen wir ja jetzt.

    • Jakub Stankulovski sagt:

      Ich gebe Ihnen recht. Der FCZ braucht einen Neuaufbau von Grund auf, am besten mit neuem Präsidenten. Einige Spieler müssen ersetzt werden durch solche aus der U-21, eine neue Philosophie muss entstehen mit einem neuen Konzept.

    • Steiner Urs sagt:

      Leider bewahrheitet es sich immer wieder: Der Fisch stinkt vom Kopf!

  6. koch sagt:

    Experten hüben und drüben! das Resultat der Arbeit dieser Fachleute – und zwar durch alle Hierarchiestufen – sieht man dann jeweils an den Wochenenden, oder noch schlimmer, an Abenden wie gestern: Thun, St. Gallen. Höchstens 2.-klassige Ausländer zu hauf! Warum soll’ auf dem Rasen eine Integration funktionieren, wenn sie im normalen Alltag nicht möglich scheint? Es ist sowieso nicht verständlich, dass ein halbwegs intelligenter Mensch in den Schweizer Fussball Geld investieren kann.

    • E. Schönbächler sagt:

      Immer diese Miesmacherei! Der Schweizer Fussball erlebt seit anfangs der Neunzigerjahre einen enormen Aufschwung. Die Nationalmannschaft ist an den grossen Turnieren fast immer dabei (im Gegensatz etwa zu Belgien oder Österreich), die Clubs halten im Europacup mit (gestern war eine Ausnahme) und Basel schlägt sich in der Champions League um Längen besser als Teams wie Anderlecht, Donetzk oder Pilsen. Dass in der Super League nicht mehr frühere Altstars wie einst Netzer (GC), Rummenigge (Servette) oder Stielike (Xamax) mitspielen ist sportlich und finanziell vernünftig.

  7. Martin Keller sagt:

    Es beginnt schon mit der Führung des FCZ, der Herr Canepa ist kein Reisser und meiner Meinung nach nur ein “Plauderi”.

    Zudem ist es nicht sein Portemonnaie, ob billige oder teure Lösung. Er “wurschtelt” mit der Brieftasche seiner Frau herum.

  8. Jeanclaude sagt:

    Einer wie Chrigel Gross täte dieser Mannschaft gut. Die gehört mal richtig zusammengestaucht. Meier ist ein integrer Mann, aber kein Trainer für (verwöhnte) Profis.

    • Auguste sagt:

      hmm…, etwa ungefähr so wie bei yb, jeanclaude?

      • E. Schönbächler sagt:

        Wieso wird immer über Gross’ Fähigkeiten als Trainer hergezogen? Er führte GC nach der Aera Beenhakker aus der Talsohle in die Champions League und ohne Ihn (und natürlich Gigi Oeris Portemonnaie) hätte die Wiederauferstehung des FC Basel vom Totenbett nicht so nachhaltig stattgefunden. Er hat sich bei ausländischen Clubs weitergebildet und ist einer der profundesten Kenner und Trainer mit Schweizerpass.

        • Auguste sagt:

          hmm…, herr schönbächler, christian gross ist zweifelsohne ein fähiger trainer, aber er hat einen schweren charakterfehler: wenn es nicht nach seinem kopf geht, dann wird die zusammenarbeit mit ihm unangenehm. darum ist er als “feuerwehrmann” stark – im abstiegskampf gibt es kaum widerspruch. etwas längerfristiges ist ihm aber seit basel nicht mehr gelungen, und auch dort musste man sich trennen, als eine neuausrichtung von oben eingeleitet wurde. da liegt der hase im pfeffer: alles muss nach seinem kopf gehen, kompromisslos. erschwerend kommt hinzu, dass er etwas aus der zeit gefallen ist.

  9. Edi Jaeggi sagt:

    Zürich ist die schwächste Mannschaft seit mehr als 3 Jahre in dieser Liga. Die meisten Spieler sind höchstens für die 3.Liga fähig. Solange im Vorstand kein Verständnis für Fussball herrscht ( Museum- Frauen Fussball ) ist es an der Zeit das diese Mannschaft Platz macht in der Superliga für Begeisterungsfähige Teams. Der FCZ hat sich dem politischen Etablissement in Zürich schon längst solidarisiert.

  10. stoffelgeri sagt:

    Verstehe die Aufregung nicht ganz. Der FCZ ist doch nach einem statistischen Ausreisser von gut 10 Jahren wieder dort, wo er gute 25 Jahre davor herumdümpelte. Klar, dass der 2000er-Jahre-Modefan dies nicht mitbekommen hat – aber so kennen und lieben wir den FCZ doch.

    • Osttribünzli sagt:

      Danke für diesen klugen Kommentar, stoffelgeri! Traurig, aber dafür wahr…

      • Auguste sagt:

        hmm…, anzufügen bliebe vielleicht, dass eine periode von über 5 jahren in einem zeitraum von 30 jahren nicht mehr als statistischer ausreisser durchgeht. die trendwende nach unten lässt sich genau festmachen: saisonende 2010/11 als urs fischer wegen der unnötigen goalie-episode damals die meisterschaft knapp verlor.

  11. Thomas Wanner sagt:

    Herr Meier und vorher Herr Fringer wurden engagiert, weil sie “die Sprache der Spieler sprechen”; beide sind wenig erfolgreich. Herr Favre sprach nicht die Sprache der Spieler; er war erfolgreich und ist es heute auf höherer Ebene auch.

  12. Stefan sagt:

    Ist möglicherweise der Spieler-Tee-Zubereiter schuld? Mischt er vielleicht irgendwelche Downers ins Isostar? Schlaftabletten? Das wäre ein Fall für den Tatort!

  13. Karl Eigenmann sagt:

    Seit Canepa Präsi ist, kommt mir der FCZ wie ein Kindergarten rüber – wohl nirgendwo sonst kommt das Sprichwort so zum tragen wie beim FCZ: Der Fisch stinkt vom Kopf! Die Krone seiner Fehleinschätzungen ist das Festhalten an den tunesischen Traumtänzern. Die Possen um Abdi, Leoni und nun Gavra tun ihr übriges – so ist der FCZ nicht mehr Super-League würdig! Kein Wunder auch, dass Canepa bevorzugt Trainer aus dem Nachwuchs holt – die tanzen nach seiner Pfeife, mind. vorerst… Canepa duldet kein weiteres Alphatier in seinem Umfeld, so braucht man sich nicht wundern…

  14. Manuel Rios sagt:

    Ich bin genau gleicher Meinung Simon Zimmerli. Es wurde verpasst den Drmic zu ersetzen. Man hätte besser Jahovic behalten als Etoundi gekauft. Viel wichtiger find ich aber dass ein Chef auf dem Paltz fehlt. Jemand der das Heft an sich reisst. Der, der dies im Frühling übernommen hatte war Gajic. Aber der ist ja zu YB. Koch ist kein Captain da sehe ich eher Nef oder Da Costa. Und Chikhaoui sollte man im Winter los werden und dafür mehr auf Buff setzen. Der der könnte zu so einem Chef reifen. Warum der keine Chance erhält ist mir schleierhaft. (Canepa?)

  15. Armando sagt:

    Glaube das die Probleme wo anders liegen. Bin der Meinung das Meier ein sehr guter Trainer ist. Im Spiel gegen Aarau ist viel gengen den FCZ gelaufen. Da gegen Basel und GC mit Sperre und Verlutzung wieder auf den jungen unerfahrenen Torhüter zurückgegriffen werden muss, könnte die aktuellen Probleme verschärfen. Gavra wurde nun begnadigt und der gesamte Druck lastet auf ihm, sofern er spielen sollte. Eine gefährliche Ausgangslage. Gehe davon aus, dass Meier seinen Job verliert. Aber nicht weil er ein schlechter Trainer ist, sondern Anspurch und Wirklichkeit in Zürich weit auseinander liegen.

  16. Manuel Rios sagt:

    WIe man so schön sagt, der Fisch stinkt vom Kopf…! Canepa muss weg und mit ihm alll seine Freunde im VR! Hinter dem Kulissen ist er einfach ein kleiner Diktator!
    Der Meistertitel 2007 waren noch Nachwehen von 2006 und der Verdienst der alten Führung und vor allem von Favre, der 2009 war für alle überraschend und man hatte das Glück einen Abdi zu haben der die Fäden im Mittelfeld zog und mit Hassli und Alphonse zwei Stürmer die immer ales gaben. Davon sind wir weit entfernt…Lieder…

  17. hannserich sagt:

    im namen des urs meier fanklubs möchte ich mich hier noch einmal ausdrücklich für urs den II starkmachen. lieber herr rolf zimmerli: der hund liegt ganz woanders begraben! das ist eine verluderte mannschaft. sie ist von keinem trainer dieser welt zu führen – ausser vielleicht von timo konietzka – aber der ist ja leider kürzlich verstorben.

    viel kraft
    h.e. meier-b.

    • Simon Zimmerli sagt:

      lieber hannserich
      wir könnten auch noch den dritten urs engagieren, der uns bereits mal als assistenztrainer beglückte. mit einer niederlagenquote von 50% und einer durchschnittlichen traineranstellungsdauer von 0.35 jahren, könnten wir den 9. rang noch packen. er ist derzeit völlig widererwarten vereinslos und würde sicher auch nicht alle welt kosten.
      herzlich
      simon zimmerli