Die Grasshoppers geniessen ein wettkampffreies Wochenende – nicht ganz freiwillig allerdings. Das Zürcher Gastspiel der irischen Rockband U2 lässt im Letzigrund keinen Platz für Triviales wie Super-League-Fussball. Trotzdem überraschte die Medienstelle des Rekordmeisters diese Woche mit einer Meldung von der Personalfront: «Wir haben uns in gegenseitigem Respekt vor der gemeinsamen Vergangenheit und in freundschaftlicher Verbundenheit entschieden, vorerst eigene Wege zu gehen.» Was wie die übliche Floskel nach der Entlassung eines führenden Angestellten tönt, hat diesmal einen anderen Hintergrund. Die Breaking-News betrifft die Beziehung von Cheftrainer Ciriaco Sforza und dessen Ehefrau Nicole. Wayne Rooney pflegt ähnliche Fälle weniger formell zu lösen.
Sforza am Scheideweg. Im Privaten – aber auch im Beruflichen. Denn bei den Grasshoppers gibts für ihn nichts mehr zu gewinnen. Hatte der Aargauer den darbenden Nobelklub in der vergangenen Saison trotz wirtschaftlichem Gegenwind, notorischem Personalengpass und Liebesentzug des eigenen Publikums sensationell auf den dritten Platz geführt, musste er diesen Sommer faktisch wieder von vorne anfangen. Das GC-Krisenmanagement lässt keine andere Wahl, als die hoffnungsvollsten Spieler jeweils sofort auf den Transfermarkt zu werfen. Ben Khalifa, Seferovic, Lulic und Zarate verliessen den Klub. Das spülte dem Generalbevollmächtigten Urs Linsi zwar geschätzte fünf Millionen Euro in die Kasse, hinterliess sportlich aber die grosse Leere. Nach sieben Runden stehen die Grasshoppers mit bloss sechs Punkten zu Buche – und angesichts der Spielplankonstellation (die hinter ihnen klassierten Teams aus Neuenburg und St. Gallen spielen gegeneinander) droht ihnen an diesem Wochenende sogar der Fall auf den Barrageplatz.
Sforza bleibt nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen: «Dieser Punkt ist Gold wert», sagte er nach dem biederen 1:1 in Bellinzona. Dass der Goldpreis derzeit über 40‘000 Franken pro Kilo liegt, ignorierte er tapfer.
Sforza steckt mit GC in der sportlichen Sackgasse – ohne grosse Perspektive auf einen baldigen Turnaround. Der verletzungsbedingte Ausfall von Captain Boris Smiljanic verschärft die Situation ebenso wie das knappe Scheitern in der Qualifikation zur Europa League. Dieser Wettbewerb hätte zwar nicht den grossen Geldregen ausgelöst, aber mit Einnahmen von circa fünf Millionen Franken wenigstens einen Teil des strukturellen Defizits gedeckt.
«Wir müssen langfristig planen», sagt Sportchef Georges Perego bei jeder Gelegenheit. Die Worte müssen in Sforzas Ohren wie Hohn und Spott klingen. Wie soll man langfristig planen, wenn die erste Mannschaft für den eigenen Nachwuchs zum Durchlauferhitzer im Sinne der finanziellen Symptombekämpfung verkommt? Diese Frage wird sich je länger je mehr auch Ciriaco Sforza stellen. Der Erfolgsmensch, der als Spieler mit Bayern München zweimal die Deutsche Meisterschaft, die Champions League und den Weltpokal gewonnen hat, dürfte früher oder später die Perspektivelosigkeit seiner Sisyphusarbeit eingestehen – und froh darüber sein, dass er einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit regulärer Kündigungsfrist besitzt.
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So schlecht ist die Lage von Sforza dort nicht. Er hat ja zum Beispiel auch noch Richi Cabanas, immerhin ein gestandener Nationalspieler. Und auch Salatic ist eigentlich ein Routinier. Was ich nicht verstehe ist, dass die Goldküste mit ihrem Geld jahrzehntelang diesen Klub regelmässig an die Spitze geführt hat. Und dann plötzlich ist dieser Geldfluss versiegt und der Kurs muss nur noch gegen den Konkurs kämpfen. Was ist da passiert?
Und dann noch, dass man den Einstieg von Ex-Denner-Chef Gaydoul verhindert hat. Das wäre doch absolut der richtige Mann gewesen. Was hat man sich denn da gedacht???
ich möchte erinnern: sforza hat in luzern am schluss als trainer alles andere als gut ausgesehen. jetzt wirkt er bei gc sehr engagiert. ich bin aber nicht sicher, ob er wirklich das zeug hat einen spitzenklub zu trainieren, gerade auch in der bundesliga. das würde mich interessieren, ob er das packen würde.
«Wir müssen langfristig planen», sagt Sportchef Georges Perego bei jeder Gelegenheit. Die Realität ist jedoch, dass GC (wie zwar FCZ) allein kein erfolgreiche Zukunft hat. Weder Sforza noch José Mourinho könnte GC aus der Sackgasse und finanziellen Schlamassell retten. Man sollte endlich akzeptieren, dass Zürich zu klein für zwei Profi Mannschaften ist. Die verantwortliche sollten ernst die Idee von einer Fusion (FC Zürich United) anschauen. Es wäre auch eine gute Gelegenheit das Hooligan Problem zu lösen…
Hooligan-Problem? lösen? Was meinen sie damit? ZH zu klein für zwei Teams? in den letzten zehn Jahren wurde fünf Mal ein Team aus Zürich Meister, es scheint ganz gut zu gehen mit zwei Vereinen…
Absolut, vergessen Sie diese Schnapps Idee von Zürich United…auch GCZ wird wieder zum Erfolg kommen. Ich bin überzeugt es ist eine Frage der Zeit, bis die Millionen wieder fliessen und GCZ wieder einen Mäzen hat!
Die Gleichung ‘Fusion = halber Aufwand, doppelter Ertrag’ ist leider falsch. Die Club-Kultur sowie -Identifikation eines Fusions-Gebildes wäre gleich Null – und damit auch eine attraktive Werbeplattform illusorisch. Der Fussball lebt von Emotionen, Geschichten, Verbundenheit, das lässt sich nicht mit industrieller Grenzkosten-Logik lösen.
@rene wermelinger
Gaydoul wollte nicht investieren, er wollte den Klub übernehmen. Dass der Zentralvorstand dieses ablehnte, ist nachvollziehbar, wer möchte den einen Grasshoper Navyboot Club?
Bei einer Übernahme könnte Gaydoul alles ändern, die Farben, den Namen etc.
Lieber einige Jahre “untendurch” um nachher unabhängig und Schuldenfrei angreifen zu können.
auch was er jetzt macht. danke vielmals für das geleistete. eine stadt, die einem zuerst das stadion abreisst – ohne ersatz zu bauen (gibt es irgendwo in europa eine mannschaft in der ersten liga ohne eigens stadion, berlusconistan mal ausgenommen). ein fussballklub, der hinter satten geldsäcken aus irland zurücktreten muss. das kann nur züri. sforza hat das gegenteil gemacht, von dem was alle anderen praktizieren. wärhend diese überteuerte restposten aus anderen ligen einkaufen, die hier das niveau drücken, setzen die hoppers auf die jungen, weiter so. ich schlage vor der windfahnen-stadt zürich den rücken zu kehren und künftig gc (kanton) zürich zu sein.
GC in die Pampas… das ist doch schon lang passiert? oder wo liegt Niederhasli???
typische antwort eines trendfans vom fc kult. ihr habt übrigens auch ein stadionproblem, aber das merkt ihr nickt beim sich selbst feiern und sitzabschrauben.
Trainer Sforza hat letze Saison bewiesen, dass er ein hervorragender Trainer ist. Aber eben, kaum hat in der Schweiz und vor allem in Zürich eine Mannschaft bezw. Trainer eine Durststrecke, schreiben die Medien dies zur Gefahr für den Trainer hoch.
Immer sagen die Vereinsleiter”Wir geben dem Trainer Zeit, eine gute Mannschaft aufzubauen” und nach kurzer Zeit, wenn der
Erfolg nicht kommt, lassen sie ihn fallen. Wie soll ein Trainer so noch für die Zukunft planen. Schuld ist so oder so immer der Trainer, auch dann, wie beim FCZ letzte Saison, die ganze Mannschaft total versagt hat.
Ciriaco Sforza leistet im GC eine hervorragende Arbeit. Ich glaube nicht, dass jetzt schon die Zeit für einen Wechsel gekommen ist. Denn erst wenn Trainer seine Leistungen der Vorsaison bestätigen und verbessern kann – unter welchen Bedingungen auch immer – ist er bereit für den nächsten Karriereschritt. Aus diesem Grund: Für Sforza ist es zu früh, um in die Bundesliga zu wechseln.
Sportlich ist er unbestritten ein Ausnahmespieler gewesen.Auch als Trainer macht er sicher sehr gute Arbeit,aus subjektiver
Laiensicht.In Luzern hatte er es mit dem heutigen Präsidenten sicher nicht einfach.Ich verfolge seine Karriere seit seiner
“Wohlener” Juniorenzeit Glaube nicht dass er einmal lange bei einem Bundesligaclub etc.lange bleiben könnte.Weshalb ? Er
stolpert oft über sein extrem hohes ,nach aussen tragende Selbstwehrtgefühl .Dies wird nicht von allen goutiert.Nur das wird
ihm wieder egal sein-als mehrfacher Millionär kann und soll man sich solche Freiheiten leisten.
Sforza ist nicht zu beneiden und GC wäre gut beraten, wirklich langfristig zu denken und die Jungstars nicht bei der erstbesten Gelegenheit zu verkaufen. So bleibt nur noch die Fusion mit dem FCZ übrig.
Ich sehe lieber junge Spieler kämpfen, als alte überteuerte Spieler lustlos auf dem Platz herumschlurfen. Auch wenn GC im Moment öfter mal verliert, entwickelt sich das Team weiter, auch wenn Adili den Penalty verschiesst, haben sich (wie ich) sicher viele gefreut, dass er dabei war. Ich glaube, Sforza ist für dieses GC ein Glücksfall.
Ich weiss ehrlichgesagt nicht, wer beim Tagi so ein Seferovic-Fetischist ist… Klar, der Junge ist talentiert, aber er hatte gerade einmal 2 (!) Einsätze in der SL für GC. Lulic hat übrigens in der Rückrunde der Vorsaison, wo GC so stark war, aufgrund einer Verletzung praktisch nicht gespielt. Okay, Ben Khalifa und v.a. Zarate sind für GC ein unmittelbarer Verlust. Das sind ggü der Rückrunde zwei Spieler… Und das soll nun erklären, weshalb GC so viel schlechter ist als in der Rückrunde?! Also sooo eine Sysiphus-Arbeit ist das nicht, die Sforza zu erledigen hat. Man könnte eigentlich ob dieser Fakten mehr erwarten. Wieder einmal ein ziemlich boulevardesker Artikel…
Sforza bleibt bei GC. Und dann übernimmt er die Nationalmannschaft. Hitzfeld wehrt sich noch.
Es gab auch schon letzte Saison für Sforza nix zu gewinnen mit diesem Team. Aber in der Rückrunde wurde Basel, YB und der FCZ punktelos wieder nach Hause gekickt. Das 4-3-3 (Zeman lässt grüssen) hatte gegriffen. Natürlich trug Zarate viel dazu bei, Ben Khalifa war ein Versprechen für die Zukunft, so what?
Jeder Trainer würde gerne einen grossen, reichen Verein coachen, wo man sich das Team auf dem Transfermarkt zusammenstellen kann. Aber alle grossen Trainer haben mal bei kleinen, ärmeren Vereinen angefangen. Zudem ist Sforza ein GC’ler, durch und durch. Und mag es noch so altbacken klingen: das Herz muss dabei sein, das merken auch die Spieler. (die Reporter eben nicht, da kann jeder 5.Liga Kicker bischen mitmachen)
GC sollte versuchen die Talente für drei oder vier Jahre zu halten. Mit einem eingespielten Team ist es eher möglich in den Titelkampf einzugreifen und im Europacup mitzuspielen. Auch kommen die jungen Spieler zum Einsatz und versauern nicht auf den Ersatzbänken und Tribünen im Ausland. Natürlich ist das finanziell dauernd klamme GC auf den Transfererlös angewiesen. Doch für einen voll “im Saft” stehenden Fussballer von 23 oder 24 Jahren sollte mehr zu lösen sein als für ein junges 17 oder 18-jähriges Talent dass erst eine handvoll Spiele in der Super League bestritten hat und vielleicht doch nicht die ganz grosse Nummer wird.
Ohne ein Fan von GC zu sein bewundere ich deren Nachwuchsarbeit, seit jeher ein Vorreiterrolle in der Schweiz. Gerade dafür wünsche ich GC mehr Erfolg. Leider reicht dies nicht aus. Mühsam wird seit Jahren Kohle zusammengerafft und von den guten alten Zeiten geträumt. Investoren (sprich Geldgeber, von einer Investition kann aus ökonomischer Sicht nicht der Rede sein) sind logischerweise nur schwer ohne entsprechende Gegenleistung zu kriegen. Zürich, ein Stadt von Welt, daran besteht für mich kein Zweifel, kriegt es nicht auf die Reihe, ein geeignetes Fussballstadion zu bauen. Gespielt wird einem Stadion, dessen Dächer einsturzgefährdet sind oder waren (kenne die aktuelle Situation nicht). Wie muss das wohl auf internationaler Ebene wirken?
Andererseits: Welcher Anspruch darf ein Klub anmelden, welcher nicht mehr als ein paar tausend Zuschauer alle 2 Wochen ins Stadion lockt? Proportional zur Bevölkerung von Zürich kein Traktandum wert.