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Die belgische Lösung gegen Fussball-Krawalle

Mämä Sykora am Samstag den 3. Dezember 2011
Fans von Hannover 96 feiern freidlich im Stadion, Lüttich am 30 November.

Die Präventionsmassnahmen in Belgien haben das Gegenteil bewirkt: Fans von Hannover 96 feiern noch friedlich im Stadion, Lüttich am 30. November.

Belgien und die Schweiz haben einiges gemeinsam. Sie sind von vergleichbarer Grösse und haben ähnlich viele Einwohner. Beide nehmen für sich in Anspruch, die beste Schokolade der Welt zu produzieren, und beide Nationalmannschaften waren einst – im Gegensatz zu heute – gefürchtete Gegner, wobei die belgische Vergangenheit mit einem EM-Finale (1980), einem WM-Halbfinale (1986) und Spielern wie Enzo Scifo, Paul Van Himst oder Jean-Marie Pfaff doch noch ein bisschen stolzer ist. Und in beiden Ländern gibt es derzeit einige Politiker, die seltsame Programme präsentieren, wie dem Problem der Ausschreitungen rund um Fussballspiele Herr zu werden sei.

Wir blenden zurück: Im Juli dieses Jahres trifft der FC Zürich in der 3. Runde der Qualifikation für die Champions League auf Standard Lüttich, das dank des unglaublich irrsinnigen Modus der belgischen Liga bis dahin gekommen ist. Schon vor dem Spiel werden die 800 angereisten FCZ-Fans auf ihrem Weg in die Innenstadt von einheimischen Gruppierungen mit Pyro-Material beschossen und tätlich angegriffen. Es kommt zu Ausschreitungen und Verhaftungen auf beiden Seiten.

Was der Schweiz ihre Karin Keller-Sutter, ist in Belgien Willi Demeyer, Bürgermeister und Polizeichef von Lüttich. Nach den Randalen rund um das FCZ-Spiel hatte er endgültig genug von den Fussballfans und traf auf die Europa-League-Partie vom vergangenen Donnerstag gegen Hannover 96 drastische Massnahmen. Er erklärte die Innenstadt kurzerhand für die Gästefans zur verbotenen Zone. In einer Sonderverordnung schrieb er ihnen vor, ausschliesslich in Bussen anzureisen, die die belgische Grenze erst zwei Stunden vor dem Anpfiff überqueren dürfen und direkt zum Stadion fahren. Wer mit Trikot oder Schal in der Stadt aufgegriffen werde, müsse mit einer Verhaftung rechnen, liessen die Behörden verlauten. Zudem wurden verstärkte Alkoholkontrollen bereits an der Grenze angekündigt. Promillebeladene Gästefans sollten erst gar nicht ins Land gelassen werden.

Vergebens haben sich Personen aus dem Umfeld der 96er – von Funktionären bis Politikern – versucht, den Dialog mit dem Bürgermeister zu suchen und doch den Fans des eigenen Vereins doch noch eine vergnügliche Europacup-Reise zu ermöglichen. Doch Demeyer liess sie alle abprallen.

Tatsächlich blieb es dank diesen rigorosen Massnahmen ruhig – in der Innenstadt zumindest. Denn von den 1700 mitgereisten Deutschen fühlten sich ein paar Dutzend durch die unliebsamen Massnahmen derart schikaniert und provoziert, dass sie nach dem Spiel aus dem Stadion stürmten und die bereit stehenden Polizisten mit Flaschen und ähnlichem bewarfen. Diese antworteten mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Tränengas, vier Hannoveraner wurden festgenommen.

Es ist einerseits verständlich, dass in dem Land, in dem Hooligans 1985 für die Katastrophe von Heysel und den Tod von 39 Menschen verantwortlich waren, die Angst vor Gewaltakten rund um ein Fussballspiel gross ist. Seither hat sich aber einiges getan, und in vielen Bereichen trat Besserung ein. Dieses Lütticher-Modell – Gäste zwar zuzulassen aber wo nur möglich zu schikanieren – kann wahrlich nicht die Lösung sein. Wie die Partie am Donnerstag, bei der sich übrigens beide für die nächste Runde qualifiziert haben, gezeigt hat, lassen sich Fans auch mit solchen Auflagen nicht von einer Anreise abhalten. Es besteht so noch viel mehr die Gefahr, dass sich der Ärger über die entgangene Freude über den nun mal zu einem Auswärtsspiel gehörenden Bummel durch die Stadt, dieses speziellen Europacup-Erlebnisses, in Aggressionen gegen das Sicherheitspersonal entlädt.

In Lüttich lief es noch einigermassen glimpflich ab. Es ist zu vermuten, dass deshalb die Massnahmen in Belgien als Erfolg gewertet werden. Sollte dieses Modell erst einmal Schule machen und die Auswärtsfans bald auch anderswo ähnlich behandelt werden, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit bis es irgendwo zu einem heftigeren Zusammentreffen zwischen Fans und Polizei kommen wird. Was natürlich wiederum jenen in die Karten spielt, die eine noch härtere Gangart fordern. Eine Negativspirale, die nicht erst in Lüttich ihren Anfang genommen hat, sich aber am Donnerstag ein gutes Stück weiter gedreht hat.

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65 Kommentare zu “Die belgische Lösung gegen Fussball-Krawalle”

  1. Präventiv kann man nichts bewirken, ausser man greift endlich zu drastischen Strafen sprich lange Knaststrafe oder noch besser – leider geht das nicht – Straflager! Vielleicht schreckt dann das die Krawallbrüder ab?!

    Leider sind unsere Politiker – besonders in Bern – in einem Dauerschlaf und geben das Problem den Kantonen weiter und dort sitzen wahrlichst auch nicht die Hellsten! Was dann passiert – siehe u.a. unsere Grossstädte Basel, Bern oder Zürich – ist die reinste Muppets Show!

    Ich warte nur noch, dass unsere Politiker die Krawallbrüder vom 1. Mai, 1. August und all die anderen Ausschreitungen in den Städten, auch diese Schuld den Fussballvereinen zu schieben! Wahrscheinlich haben sie noch keinen Grund gefunden.

    Darum gehen Präventionsmassnahmen nur über drastische Strafen, dh. Knast und keine Geldstrafen!! Alles andere nützt bei diesen Verbrechern nichts!

    • Dhar sagt:

      Da stimme ich ihnen zu! siehe AFG Arena –> Schnellrichter

      • DFurrer sagt:

        ach ja. schnellrichter in st. gallen sind etwas positives? nur leider habe ich ein Interview mit der Fanarbeit Luzern geführt, welche mir Zahlen präsentiert haben, dass mehr als die Hälfte aller, durch den Schnellrichter, verurteilten Fans mangels Beweismaterial wieder freigesprochen werden mussten.

        • Aufklärer sagt:

          Schnellrichter? Informieren Sie sich bitte. Ja Karin Keller-Sutter hatt erreicht was sie wollte. Die Leute denken sie Hätte griffige Massnahmen eingeführt und wurde dadurch in den Ständerat gewählt. Dass die meisten, die vom Schnellrichter verurteilt werden in einem ordentlichem Gerichtsverfahen wieder freigesprochen werden wird allerdings (auch von den Medien) unter den Tisch gekehrt.
          Siehe FC Basel. Bei den ”Ausschreitungen” vor einem Jahr wurden 12 FCB-Fans vom Schnellrichter verurteilt. Dies kam gross in den Medien. Danach wurden alle (bis auf 2 wegen Cannabis) vom Kreisgericht wieder freigesprochen. Nichts in den Medien. Dann wurden sie vom Kantonsgericht verurteilt. Grosse Medienresonanz. Jetzt wird das Urteil ans Bundesgericht weitergezogen, mal schauen wies ausgeht und wie die Medien berichten…

    • Samuel sagt:

      In Basel gab es seit 2006 keine Ausschreitungen, die von den Basler Fans ausgingen. Ausschreitungen gab es als Bayern kam, als Rom kam und wenn der FCZ kam.

      • ebenfalls Samuel sagt:

        Uuuuh, die netten Basler Fans sorgen für Ruhe und Ordnung, wie schön.
        Zum Artikel: Einen Vorschlag, wie man denn vorgehen könnte hat Herr Sykora wohl nicht. Hauptsache nichts mögen, was ausprobiert wird.

      • Dude sagt:

        Keine Ausschreitungen die von Basler Fans ausgingen? Die Bayern Fans (Familienväter etc.) wurden damals ohne ersichtlichen Grund in Basel angegriffen. Auch hinterlassen deine ach so lieben Basler Fans eine Spur der Verwüstung. Bsp. Zürich: Grundlos wurden Stewards (das sind Leute wie du und ich) angegriffen und die Essensstände ausgeraubt. Hör auf Schwachsinn zu schreiben…
        Zum Artikel: Für mich ist das ganze ein weiterer Schritt in die falsche Richtung und solche Auflagen schränken die Leute in ihren persönlichen Rechten ein (Schal etc.). Der Artikel beschreibt es mit der “negativ Spirale” genau richtig, Danke schön!

        • Matthias Steiner sagt:

          Wer lesen kan ist im Vorteil. Er schrieb “In Basel” gab es keine Ausschreitungen mehr, und er meinte damit nicht die Grillstände im Letzigrund, wo prügelsüchtige Deltas auf vollkommen Unbeteiligte eindroschen. (s. Video). Dass es dann eskaliert ist wohl klar. Einfach realistisch bleiben, bitte. Gewalttäter suchen immer die Anonymität. Diese muss man ihnen nehmen. (Internetfahndung). Anschliessend hohe Busse und Gefängnis. Und dann 3 Jahre Meldepflicht beim Polizeiposten.Das kuriert die Meisten. Übrigens: Pyro, die nicht geworfen wird, ist nicht mit Gewalt gleichzusetzen. Da machen es sich Medien und Politiker viel zu einfach.Knallpetarden sind schlicht Blödsinn.Seit da einer drei Finger im Stadion gelassen hat, werden wie von Zauberhand keine mehr verwendet. Eine Überreaktion auf ein paar Bengalen durch die Ordsnungskräfte kan hingegenn eine Eskalation erst auslösen. Von daher würde ich schon eine Güterabwägung vornehmen. Man bedenke: Noch vor 10 Jahren haben die TV Kommentatoren gejubelt, und von” toller Stimmung” berichtet, wenn das halbe Stadion rot erleuchtet war. Und jetzt ist es plötzlich nahe dem Kannibalismus?

          • Fredi Moser sagt:

            “Pyro, die nicht geworfen wird, ist nicht mit Gewalt gleichzusetzen.”
            Ist wie bei einer Hochzeit in der Türkei: Freudensalven aus dem Sturmgewehr in die Luft. Gehört dazu, ist Kultur. Wenn das verboten würde, wäre eine Tadition gebrochen und die türkische Hochzeitskultur ausgelöscht. Das Sturmgewehr wird nämlich erst zur Gefahr, wenns gegen andere gerichtet wird.

          • Dagobert Duck sagt:

            Ach und ein (zugegebenermassen) völlig beklopptes Verhalten der Deltas rechtfertigt Gewalt gegen Unbeteiligte (Stewards, Standbetreiber, etc.)? Oder wie ist “Dass es dann eskaliert ist wohl klar” zu verstehen?
            Und dass die Basler zu Hause immer lieb ist, ist schlichtweg Blödsinn. Als der FCZ diese Saison im Joggeli siegte, erwarteten vermumte Basler die FCZ Fans sowohl vor dem Stadion wie auch bei den Geleisen in Muttenz. Zum Glück kam es nicht zu Ausschreitungen. Dies ist jedoch eher Verdienst der FCZler als jener der Basler.

            Zum Artikel: finde Lüttich hat ziemlich gut gezeigt, dass wenn Fussballfans je länger je mehr prinzipiell als Verbrecher behandelt werden, dass dies unweigerlich zu Gegenreaktionen führen wird. Zum Glück hielten sich hier die Randale noch in Grenzen.

          • DFurrer sagt:

            Herr Steiner, also bitte. Auf dem Video der Stadtpolizei Zürich ist wohl klar zu sehen wie 5 mit blau rot gestreiften Sturmmasken die Delta-Sicherheitskräfte angreifen, weil diese Pyromaterial, welches über den Zaun geworfen wurde, konfiszieren. Wie hätten sie sich denn als Delta-Mitarbeiter verhalten? Auf ihrem noch so geliebten Video ist aber auch zu sehen, dass diese 5 Vermummten mit der Schlägerei angefangen haben. Nun wenn auch Delta-Mitarbeiter provozierend gehandelt haben, rechtfertigt dies noch lange nicht die Überreaktion der Basler Anhänger (Petarden werfen, Absperrgitter werfen, etc.).

    • Hakan sagt:

      Drastische Strafen taugen zur Prävention nichts, einzig die Gefahr erwischt zu werden wird beim verüben eines Deliktes bedacht. Die Politiker in Bern werden unter Anderem von ihnen gewählt, hätten sie halt sorgfältiger aussuchen müssen.

      Und Dinge wie Schnellrichter sind sinnlos, da bei einem Einspruch ein fairer Prozess ermöglicht werden muss, schliesslich leben wir in einem Rechtsstaat und es gilt wie immer die Unschuldsvermutung. Somit ist auch diese Massnahme nutzlos, sofern sich alle Protagonisten der Gesetze bewusst sind. Aber ja, härtere Strafen fordern ist en vogue, auch das wird vergehen.

      Härtere Massnahmen bedeuten auch eine radikalisierung von gemässigten Personen (zu denen darf ich mich sicher ohne schlechtes Gewissen zählen) und dadurch entsteht ein nur noch grösseres Problem. So sind halt auch die Eigenschaften der Gruppendynamik.

    • DFurrer sagt:

      Du sprichst von Präventionsmassnahmen und im gleichen Kontext mit drastischen Strafen. Das hat nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, denn präventive Massnahmen setzen an (wie es der Name sagt) bevor es zu Ausschreitungen kommt, d.h. sie werden vor allem bei dem Nachwuchs der Kurve eingesetzt.

  2. Dhar sagt:

    Bravo Bravo!! Wieder mal voll ins Schwarze getroffen Hr. Sykora! Durch solche Massnahmen wird die Fankultur vollständig zerstört und Krawalle wären vorprogrammiert. Die Folge dieser Massnahmen wird wohl sen, dass nicht mehr die gegnerischen Fans ins Zentrum der Ultras rücken sondern die Polizisten, die nun verstärkt als Feindbild verkörpert werden.

    • Hanzz sagt:

      Also wenn die “Fankultur”aus Randalieren, Pöbeln und Pyros werfen besteht, dann kann sie gerne zerstört werden. Der Begriff “Fankultur” muss dauernd als Entschuldigung herhalten. Sind wir doch ehrlich, es handelt sich hier nicht um kultiviertes Verhalten. Besser wäre es, man würde von einer “FanUNkultur” sprechen.

      • Serg sagt:

        Wer behauptet hier dass die Fankultur aus Randalieren, Pöbeln und Pyros werfen besteht? Aber wenn man schon die Zeit und Kosten auf sich nimmt um eine Reise für seine Mannschaft in irgendeine entfernte Stadt zu unternehmen, dann will ich auch in diese Stadt vor dem Spiel noch feiern können. Und nicht kurz vor dem Spiel mit dem Bus ankommen, umzingelt von Polizisten, rein ins Stadion und nach dem Spiel subito wieder zurück ins eigene Land…

    • Sandor sagt:

      Fankultur? Was hat randalieren mit Kutur zu tun?

      • Thomas1 sagt:

        Fankultur? Soll wohl ein Witz sein, oder?

        • Matthias Steiner sagt:

          Schon mal in einem Stadion gewesen? Oder einfach Blöök lesen und dann nachplappern, was man am Abwartstammtisch eingetrichert bekommen hat. Es gibt sehr wohl eine Fankltur, aber die ist idealerweise gewaltfrei. Es sollte aber auch Leuten mit ihrem Horizont klar sein, dass bei 30’000 Leuten in einem hochemtionalen Umfeld ab und zu ein paar übermarchen.Und über die diskutieren wir jetzt. Uebrigens: Es soll sogar beim Eidg. Schwingerfest abends zwischen den Sektionen beim Bier zu Rangeleien kommen, wo Einiges an Mobiliar zu Bruch geht. . Interessanterweise berichten darüber die Medie nie etwas, und es gibt dort keine Robocops oder Schnellrichter. Honny soit qui mal y pense.

      • Fan sagt:

        @Hanzz&Sandor: Es tut mir leid, aber ich muss leider anmerken, dass ihre Meinungen recht engstirnig sind. Wenn Sie den Artikel (und auch andere Artikel zu diesem Thema) genau durchlesen würden , würde Ihnen klar, dass wenn hier jemand von Fankultur redet, nicht ein paar randalierende Chaoten anspricht, sondern den REST, der ein friedliches, unvergässliches Erlebnis haben will. Die meisten Fans, welche sich zur Fankultur zählen, stehen zu ihrem Verein und geben ihr bestes denselbigen zu unterstützen.
        Wer nicht zwischen Chaoten, welche es eben leider immer geben wird, und richtigen Fans (die Übrigens nicht zwingend in der Fankurve stehen müssen, dies aber oft tun) unterscheiden kann, hat in einer solchen Diskussion einfach nichts zu suchen!

        • walti sagt:

          Genau der Meinung bin ich auch, ich find es immer wieder toll im Stadion die aufwendigen Choreos zu sehen, die mit viel Arbeit erstellt wurden, grandios, das ist Fankultur. Singen, brüllen schreien muss sein, feiern und fluchen gehört dazu! Aber was sicher nicht dazugehört sind Schlägereien, Pyros, Petarden etc. Auch wenn das eigentlich gut aussieht aber eben doch sehr gefährlich ist in dieser Menschenansammlung mit all den Kuststoffkleidern! Ich möchte nicht in der Haut stecken von dem, der seinen Nachbarn anzündet und entstellt! Da finde ich es doch sehr wichtig, wenn die Fankultur dazulernt und hirnlose Chaoten, die den Stadionbesuch als Plattform für Ihre niederen Bedürfnisse missbrauchen aus ihren Reihen fortweisen. Eigenverantwortung der Fanclubs muss sein, unternehmt in dem Sinne was, dann hört das Geschrei der Rechtsnationalen Wichtigtuer auf!

      • DaniZHK3 sagt:

        Randalieren hat nichts mit Kultur zu tun. Dennoch ist die Fussballkubzugehörigkeit ein gewisser Stammesersatz. Wer das nicht kapiert hat wird die Ultras nie verstehen. Das kulturelle daran sind die Gesänge, das Design und der Druck von Stickers und Shirts (auf eigene Rechnung), das Gestalten von Fahnen und Doppelhaltern, die aufwändigen Choreos, etc. Das ist halt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit mit teilweise wildfremden Leuten innerhalb der Kurve. ‘Gmeinsam unufhaltsam’! Die allermeisten Fans sind pro-Pyro und Rauch, jedoch gegen Gewalt und Pyrowurf.

  3. Tschako sagt:

    Der ganze Fussballquatsch gehört ersatzlos abgeschafft!! Fans gehören ins Stadion! Dort sollen sie dann bis auf ewig bleiben!

  4. Martin Locher sagt:

    Bevor wir die “Fankultur” und damit die Kampferfahrung der Hooligans (oder wie sich diese Schwachkoepfe auch immer nennen) zerstoeren, sollten wir diese jahrelang sinnlos erworbenen Faehigkeiten zu etwas Postivem nutzen. Lasst uns nach Belgien fahren und den Moechtegern-Schokoladekoenigen ein fuer alle Mal einpruegeln, dass WIR die beste Schokolade der Welt produzieren!

  5. Franz Melliger sagt:

    Die Armen fühlten sich derart provoziert und schikaniert, dass sie quasi Flaschen und Steine werfen MUSSTEN. Welcher vernünftige Bürger würde das angesichts solcher Ungeheuerlichkeiten nicht auch tun…

    • Bulat sagt:

      Stimmt, es ist quasi noch nie vorgekommen, dass (subjektive) Ungerechtigkeiten in der Masse zu Gewalt ausarten.
      Machen nur die bösen Fussballfans, jeder anderen Gruppierung würde das nie passieren.

  6. Beat sagt:

    Der Artikel von Hr. Sykora ist nun so etwas von daneben ! Schion der Bildbeschrieb stimmt nicht und suggeriert die Sicherheit hätte schwer provoziert. Wer den Text liest, kommt dann zum Schluss dass die Gästefans nichts anderes taten als die berechtigten Schutzmassnahmen die für die normalen Fans bereitgestellt worden waren anzugreifen.Von Schikane steht nirgends etwas. Im Gegenteil, es war ja offenbar problemlos möglich gewesen ins Stadion zu kommen. EInen “Bummel durch das Städtchen” hätten sich diese Krawallbrüder gerade noch gewünscht, vermutlich hatte es im Stadion zuwenig Fensterscheiben die man einschlagen könnte?
    Hr. Sykora macht sich hir ganz klar zum Vorredner der Krawallbrüder und zum Bekämpfer aller möglichen Sicherheitsmassnahmen. Das hatte gerade noch gefehlt.

    • DAM sagt:

      Hr. Sykora setzt sich sicherlich nicht für die “Krawallbrüder” ein, sondern für alle normalen, vernünftigen Fans. Denn von den Massnahmen in Lüttich waren ALLE ANHÄGER Hannovers betroffen, auch jene die bloss friedlich den Besuch eines EL-Spiels ihrer Mannschaft mit einer Städtereise verbinden wollten.

  7. Dustin Peters sagt:

    An all die Fans, die sich provoziert fühlen bei solchen Massnahmen: Denkt mal darüber nach, warum es soweit kommen konnte. Natürlich sind die belgischen Massnahmen völlig übers Ziel geschossen. Aber seit Jahren diskutiert man über dieses Problem und man ist noch keinen Schritt weiter. Warum? Seitens Fans und Fanclubs werden sämtliche Vorschläge negiert und man verweist immer darauf, dass es sich um ein paar wenige unverbesserliche handeln würde, die eigentlich die Probleme verursachen. Wenn es nur wenige sind, dann nennt doch deren Namen, liefert sie aus! Kann mir keiner sagen, dass die in den Clubs nicht bekannt sind. Das wäre mal ein Beitrag von Eurer Seite, der wirklich was nützen würde

  8. Jean-Marie Pfaff sagt:

    Ich war während meines 40jährigen Daseins regelmässig und gern an Matches. Diesen Herbst wollte ich mit meinem Nachwuchs zum ersten Mal an ein Match im Letzigrund gehen und wir sind prompt in den Irrsinn der Fans geraten, die randalierten ohne Rücksicht auf umstehende Menschen. Das Ganze wurde ja dann in der Presse lang und breit verbraten, aber geschehen tut nix. Mir ist echt die Lust vergangen: Warum bitteschön sollen Pyros Teil der Fankultur sein? Mich sieht man nun wieder im Stadion Utogrund oder bei einem Handballmatch. Denn was ich als Riesensportfan und Aktivsportler nie verstanden habe und wohl auch nie verstehen werde ist, warum das Niedermachen des Gegners zur Fussball-Fankultur gehören sollte? Dieses grobe Kriegsgeheule (mit Alkohol und Bullshitmeinungen) vermengt bringt nix: Schickt diese Kindergartenjungs in den Boxklub. Fürs Spielgeschehen auf dem Feld interessiert sich ein Grossteil dieser Fans ja nur temporär: Wenn ein Goal fällt, sind sie gerade aufm Klo, kratzen sich sonstwo oder schreien ‘Freund’ und ‘Feind’ unnötige Weisheiten ins Ohr. Wie wärs mal wieder mit Hopp, Forza, Allez statt “… isch Scheisse, tralala”?

  9. Karl Grob sagt:

    Die inhaltliche Plattheit von Sykoras Blogg-Beitrag widerspiegelt die aktuelle Diskussion rund um das Thema der Gewalt. Erstens fehlt bei ihm ein grundsätzliches Problembewusstsein (wenn Ultras durch die Gassen fremder Städte ziehen und Fenster zur Brüche schlagen, läuft dies für ihn unter Stadt-Bunmmel). Leute wie er befürworten Pyros und Stehplätze und sind grundsätzlich gegen jede Art von polizeilicher Repression im Umfeld von Fussballspielen. Das Resultat dieser Politik haben wir erst kürzlich gesehen, als die Basler Hooligans Teile des Letzis verwüsteten. Auf derselben Argumentationslinie macht er die Sicherheitskräfte für Krawalle verantwortlich (und nicht Hooligans). Krass, wer so argumentiert, unglaublich! Solange sogenannte Experten und Fanarbeiter keine angemessene Lösungen präsentieren (welche aus einem Mix aus Repression und Prävention bestehen müssten), werden die Stadien weiterhin halbleer bleiben, weil Leute wie ich kein Bock auf dieses Micky Maus Zeugs in den Fankurven und ausserhalb der Stadien haben.

    • Mämä Sykora sagt:

      Herr Grob, dürfte ich Sie bitten, mir nicht irgendwelche Dinge zu unterstellen? Mag ich gar nicht. Ich danke herzlich. Nein, da steht nicht, dass ich einen Stadtbummel mit Vandalismus gleichsetze. Nein, da steht nicht, dass ich gegen jede Art polizeilicher Repression bin. Nein, da steht auch nicht, dass ich die Sicherheitskräfte für die Krawalle verantwortlich mache. Und es steht überhaupt gar nix zu Pyros und Stehplätzen. Und zu den halbleeren Stadien: Die Zuschauerzahlen sind seit Jahren steigend…
      Noch ein Detail zum Vorfall in Lüttich: Nach der wenig gastfreundlichen Behandlung im Vorfeld haben die Sicherheitskräfte anscheinend den Gästefans nach dem Spiel den Zugang zum Busparkplatz verstellt. Es kam zu Protesten, dann flogen einige Flaschen, dann der Eingriff der Polizei. Die Eskalation sei laut einem Fanbeobachter «überflüssig wie ein Kropf» gewesen. «Wenn die Polizei die Fans auf den Busparkplatz gelassen hätte, wäre nichts passiert.» Wenn man die Massnahmen um diese Partie kritisiert, heisst das übrigens lange nicht, dass man Flaschenwürfe auf Sicherheitspersonal gutheisst, Herr Grob.

      • Karl Grob sagt:

        Lösungen wie in Lüttich sind absurde Verzweiflungstaten, die über das Ziel hinausschiessen. Sie zu kritisieren ist relativ einfach. Sykoras vorgeschlagenes Spanien Modell (Stadionverbot für Gäste an risikoreichen Auswärtsspielen) ist ein konkreter Vorschlag (Hut ab!), der jedoch für Fans die grössere Schikane darstellen würde, als ein paar Polizisten zuviel vor den Stadien. Herr Sykora, was wäre eine Zürcher-Lösung gegen fliegende Pyros und demolierte Wurststände?

  10. Ernst sagt:

    Guter Artikel. Das Gegenteil hat sich in Lissabon gezeigt. Obwohl der FCZ-Präsident ihnen verbieten wollte, in Lissabon ihre Mannschaft zu unterstützen, sind gegen 1000 Zürcher nach Lissabon gereist. Dank gutem Dialog mit der örtlichen Polizei konnten diese sogar in einen eigenen Sektor, begleitet von viel Polizei zwar, aber ohne auch nur den Ansatz von Randalen/Pöbeln/Ausschreitungen. Weder vor, während, noch nach dem Spiel. Man stelle sich vor, wie das hätte enden können, wären die Zürcher gar nicht, oder nur getrennt ins Stadion gelassen worden. Der gesunde Menschenverstand hat zum Glück schlussendlich mehr Gewicht gehabt, als ein Schnellschuss von Herrn Canepa. Es war/ist und wird nicht der letzte Schnellschuss bleiben. Die ganze Thematik/Diskussion hat Züge angenommen, die sie lächerlich macht. In keinem ähnlichen Thema zur Zeit gibt es so viele “Experten”, die ihren Senf dazu geben müssen. Dabei haben die meisten keine Ahnung und bilden sich ihre Meinung nach der Lektüre von gewissen fragwürdigen Medien. Auf dass sich Herr und Frau Schweizer und die Herren und Frauen Politiker bald wieder ein anderes Lieblingsproblem suchen mögen.

  11. dominik fischer sagt:

    In den Augen all dieser Moralapostel bin ich wahrscheinlich einer dieser Chaoten, Unverbesserlichen oder wie auch immer ihr mich nennt. Es reicht mir langsam mit euch! Andauernd muss ich mir von euch anhören lassen wie daneben ich bin!
    Ich bin gestern aus Lissabon zurück gekommen wo ich meinen FCZ begleitet habe, ich habe 500 stutz für Hotel und Flug ausgegeben. Habe meine letzen Ferientage genommen. Musste mich in den Medien als «Unerwünschter Gast» bezeichnen lassen. Bekam für meine bereits gebuchte Reise von meinem Verein kein Ticket für das Spiel, musste mich selber darum kümmern (Weil sich unser Präsident aufgrund von irgendwelchen Empörten wie euch hier, sowie völlig hysterischen Medienberichten, hinreissen liess uns keine zu verkaufen!). Wurde dann wie Vieh zum Stadion getrieben (ebenfalls dank unseren Medien, die so etwas saublödes wie den «Pyrogipfel» anküdigten und unseren sogenannten «Hooligan-Experten» der Polizei, die der örtlichen Polizei den Einfall der Hunnenkrieger ankündigten!).
    Im Stadion durfte ich mir dann anschauen wie unsere gelangweilten «Superstars» einen riesen Dreck zusammenspielten und sich schon in der Pause darum kümmerten mit wem sie das Trikot tauschen können.
    Nach dem Spiel wurde man dann wieder in die Innenstadt zurückgetrieben, mitlerweile etwas entspannter, weil nun sogar die Portugiesen begriffen hatten, dass ihnen da wohl im voraus ein völlig übertriebener Blödsinn erzählt wurde!
    Dort verabschiedete man sich von denen die eine Busfahrt à 2 x mal 27 Stunden aufsich genommen hatten um sich dieses Trauerspiel anzusehen. Über die 3 Tage hinweg war Lissabon voll mit FCZ-Fans und mir ist kein Zwischenfall bekannt! Die Einheimischen waren überaus freundlich mit uns, interessierten sich für unsere Anwesenheit und waren darüber hinaus äusserst froh über unser Geld das wir in die arg gebeutelte Hauptstadt brachten. Denn wie man vielleicht weiss oder spätestens an den überall aufgehängten Plakaten «Greve Geral» (Generalstreik) erfuhr, spitzt sich dort eine Wirtschaftskrise zu, die die Bürger Europas härter treffen wird, als ein paar Feuerwerkskörper, die «illegalerweise» in irgendwelchen Stadien abgelassen werden.Vielleicht finde ich es gerade in Angesicht dieser düsteren Kulisse so befremdend, warum in Kommentarspalten zum Thema Fussballfans von angeblichen Hütern der Moral immer wieder jegliche Relationen vergessen gehen! Gefängnisstraffen für das ablassen eines Feuerwerkskörpers, grundloses Einsperren damit man vor dem Arbeitgeber schikaniert wird. Lebenslange Stadionverbote usw. Personen wie Sie fordern einen massiven Eingriff in die Grundrechte einer (Rand-)Gruppe. Sie fordern härtere Bestrafung für Delikte im Umfeld von Fussball als in anderen Bereichen der Gesellschaft (was faktisch nichts anderes als Willkür bedeutet). Diese Eingriffe passieren im Übrigen schon die ganze Zeit und ich kann Ihnen, als jemand der sich in diesem Umfeld bewegt mit absoluter Sicherheit sagen, dass dies zu überhaupt keiner Beruhigung der Lage führen wird! Im Gegenteil, das Unrecht schweisst die Leute noch enger zusammen, die Solidarität wird noch grösser und die Motivation mit irgendwelchen Behörden zusammen zuarbeiten schwindet auf Null!
    Ich hätte manchmal die grösste Lust einfach alle Fankurven im ganzen Land für ein halbes Jahr verwaisen zu lassen. Dann würdet Ihr vielleicht merken was ich meine, aber Ihr interessiert euch ja jetzt schon nicht für eine Partie FCZ-Bellinzona, denn dann wären da ja nicht nur ca. 2000 Zuschauer im Stadion, sonder es wäre gut gefüllt mit all den Familien und euch, deren grösster Wunsch es ja ist, uns nicht mehr im Stadion zu haben. Dann könntet Ihr mit eurer Definition von Fankultur beginnen Stimmung in die Stadien zu bringen. Bei der Schweizer Nati funktioniert das ja schon wunderbar, wie ich jeweils am TV hören kann, wenn ich die Zurufe der Spieler über 90min hören kann, weil es so mugsmäuschen Still im 1/3 gefüllten Joggeli ist. Die tollen Fähnchen die verteilt werden hauen mich auch beim 25 Mal noch aus den Socken und sind Ausdruck von eben dieser wahren Leidenschaft, die sich dann endlich von der Geissel der «sogenannten Fankultur» befreien konnte. Ganz einfach wird es für euch aber doch nicht, denn um mit der Fancard euer Kombiticket zu den Auswärtsspielen zu lösen müsst ihr aus dem Fernsehsessel aufstehen und erhebliche Verzichte erleiden (den Brunch am Sonntagmorgen, den Shopping-Ausflug und ev. sogar den Tatort!). Würde mich wundernehmen wie das dann Aussehen würde und wie beliebt die Spiele unserer Hochklassigen Liga noch wären. Darum gehe ich aber nach wie vor ins Stadion, um den Platz nicht Leuten wie euch zu überlassen, obwohl ich genau weiss, ihr würdet ihn wenn überhaupt, nur für ganz kurze Zeit benützen. Denn für etwas wie Fan von einem Fussballverein zu sein, braucht es Leidenschaft, man kann sich damit nicht einfach ein bisschen 2 Minuten nebenbei befassen. Wenn ich eure Kommentare aber anschaue, sehe ich, dass genau das passiert.
    Herr Sykora ist meines Wissens kein ausgewiesener «Vereinsfan», bewegt sich nicht in den Fankurven, und beschäftigt sich eher am Rande mit der Fanthematik, dennoch probiert er sich relativ objektiv über das Thema zu äussern, was ihm aus meiner Sicht aber nicht immer gelingt (Bsp. «Spanienmodell»). Wenn ich dann aber schon aufgrund eines Artikels wie diesem lese, er mache sich zum «Vorredner der Krawallbrüder und zum Bekämpfer aller möglichen Sicherheitsmassnahmen» frage ich mich was in solchen Köpfen vorgeht und es zeigt mir das eigentliche Problem auf. Man lässt die, um die es in dieser Diskussion geht aussen vor, man kanzelt sie schon im vornherein als Spinner ab. Man will sie mit «Nulltoleranz» schon im Vornherein von jeglichem Dialog ausschliessen, von einem entgegentreten auf Augenhöhe ist schon gar nicht zu denken. Vorstellungen iherseits sind schon Grundsätzlich kriminell und nicht erwünscht. Es werden Runde Tische zum Thema Fans ohne Fans abgehalten (Die Pseudovertreter die dort Teilnehmen zählen nicht!), wie soll das funktionieren? Die Dialogbereitschaft wäre, trotz anderlautenden Berichten, da, doch wenn diese Dialoge von Seiten der Polizei und Liga dazu missbraucht werden, den Fans bereits beschlossene, noch restriktivere Massnahmen in einem Monolog zu diktiieren, muss sich niemand wundern, wenn diese sich diesem Schauspiel verwehren. Man müsste einander eben auf Augenhöhe begegnen.
    Wenn man aber sein Gegenüber schon grundsätzlich als Untermenschen anschaut, hat dies und wird es auch nie funktionieren. Wie hiess es doch: «Wenn ihr nicht wollt, dass sie sich wie Tiere aufführen, behandelt sie nicht wie Tiere!» für mich heisst dies aktuell: «Wenn ihr nicht wollt, dass wir uns wie Kriminelle aufführen, behandelt und nicht wie Kriminelle!» Dies würde für alle gelten, vom Polizist über den Journalist bis hin zum Onlinekommentarschreiber.

    • Pedro sagt:

      Ehre, wem Ehre gebuehrt !!!
      Daumen hoch!

    • Peter sagt:

      Danke für diesen hervorragenden Post!

    • Franz sagt:

      Was echauffierst du dich eigentlich so? Offensichtlich gehörst du ja nicht zu den Krawallbrüdern. Dass du dich genötigt fühlst, diese zu verteidigen, ist allerdings nicht ganz untypisch, Stichwort Solidarität. Tatsache ist nun mal, dass mehrmals Fackeln in die Menge geworfen wurden. Ebenfalls nicht wegzudiskutieren ist, dass Stadioneingänge und Ess-Stände gestürmt und Toiletten demoliert wurden. Am letzten Sonntag wurde ein Bus von frustrierten Kriens-Anhängern beschädigt, einfach weil er GC-Fans transportierte. In Luzern wurde der Zug mit GC-Fans von FCL-Rowdies angegriffen, einfach so. Resultat: eingeschlagene Scheiben, Notbremse. Willst du das alles bestreiten? Offenbar muss es zuerst Tote geben.
      Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert, reimte Wilhelm Busch. Die Frage ist doch: Wer ist für den Ruin des Rufs und die Repression verantwortlich? Klar ist, dass viele der vorgeschlagenen Massnahmen entweder unverhältnismässig oder unbrauchbar sind. Die Lösung des Gewaltproblems (das für dich vermutlich gar nicht existiert) ist schwierig, weil es häufig spontane Aktionen sind und deshalb fast nie vorhergesagt werden kann, ob es zu Ausschreitungen kommt und wer genau verantwortlich bzw. beteiligt ist. Ist es doch kaum so, dass einer am Morgen aufsteht mit dem Vorsatz, vor, während oder nach dem Spiel Krawall zu machen. Deshalb greift die Polizei zu lästigen Präventivmassnahmen, die sich aber erst im Nachhinein als solche herausstellen. Solange sich Anhänger das Recht herausnehmen, Pyro- und Vermummungsverbote zu ignorieren, einfach weil sie sich in chauvinistischer Art für die echten Fans halten, stolz sind, jedem noch so unbedeutenden Spiel ihrer Mannschaft beizuwohnen und dafür 2000 km lange Busfahrten auf sich nehmen (was in Tat und Wahrheit nichts anderes als Ausdruck von Wohlstand ist = Zeit und Geld), solange wird das Gewaltproblem um den Fussball nicht zu lösbar sein.

      • dominik fischer sagt:

        Zwischen ein paar zerbrochenen Scheiben und einem Toten gibt es eben noch einen Unterschied. Und nur weil prominent über diese zerbrochenen Scheiben Berichtet wird, sind diese Scheiben nicht mehr Wert als ein paar Scheiben die an einem Samstagabend im Ausgangsviertel zerbrochen wurden.
        Die von Ihnen erwähnten Ereignisse bestreite ich nicht, sage aber trotzdem, dass sie Einzelfälle sind. Ich bestreite auch nicht, dass es ein Gewaltproblem gibt, jedoch gibt es dies nicht im Fussball sondern in der Gesellschaft.
        Wir diskutieren aber eben im allgemeinen gar nicht über das Gewaltproblem. Denn wenn es um das Problem der Gewalt gehen würde, wären die Fackeln ja nicht das Problem. Diese sind aber scheinbar das Problem, obwohl sie ja gar nichts mit Gewalt zu tun haben. Von wo kommt das? Wieso stört es plötzlich soviele Menschen?
        Wegen dem Werfen? Ich möchte dies nicht verteidigen, möchte aber daraufhinweisen, dass dies von nahezu allen Fanszenen verurteilt wird. Man muss dies aber auch nicht überdramatisieren, diese ewigen Berichte von «unlöschbar» und «10 000 Grad» heiss tun dies aber die ganze Zeit. Ich persönlich bin auch schon in einem Block gestanden, in den Fackeln flogen (Ja, das gab es auch früher schon, es stand aber eben nicht in der Zeitung) und ich lebe noch, nur mal so zum sagen.
        Auch würde sich niemand vermummen, wenn man nicht so lächerlich verfolgt würde, wenn man eine Fackel anzündet. Unfälle wie in Rom leider passiert, würde es auch nicht geben, da die Leute nicht diesen Stress beim hantieren hätten nicht erwischt zu werden und man kontrollieren könnte, was da genau abgelassen wird. Was im Übrigen bei 10 000 von Fackeln in Schweizer Stadien ansonsten immer funktioniert hat!
        Das «solidarisieren» würde ebenfalls wegfallen, da derjenige der erwischt wird nicht mit einer aberwitzigen Strafe rechnen müsste (Ich möchte hier noch anfügen, dass ich das Wort Solidarität nicht in einem negativen Zusammenhang sehe, im Gegenteil halte ich es für eine Eigenschaft, die den meisten Leuten in unserer Gesellschaft fehlt, gäbe es mehr gelebte Solidarität würde es übrigens auch weniger Gewalt innerhalb der Gesellschaft geben, aber dies nur am Rande).
        Hätte man wirklich ein Intresse in dieser Sache zu einer Lösung zu kommen, hätte man auch die Krawalle der FCB Fans im Letzigrund verhindern können. Aber der blinde Kampf gegen den Feind Pyrotechnik, im Notfall mit Gewalt von Seiten professionell organisierter Schlägertrupps wie Delta AG, war wichtiger als das Augenmass. Weil man eben sämtliche Relationen verloren hat! Und wenn man eben Wochende für Wochende so behandelt wird, ist es nur logisch solidarisiert man sich mit Leuten die Wochenende für Wochende mit Ihnen durchs Land reisen.
        Aber so wie ich darf man ja eigentlich schon gar nicht mehr reden, weil in unzähligen Artikeln geschrieben wurde, dieses Verhalten ist Kriminell und muss mit aller Härte bestraft werden.
        Die neuerliche «Eskalation» in Deutschland (hier wurde unteranderem über den Fall Dynamo Dresden berichtet) resultiert übrigens aus dem genau gleichen Problem. Fanvertreter und Fussballverband setzten sich an einen Tisch und diskutierten über eine allfällige legalisierung von Pyrotechnik in deutschen Stadien. Der Verband verlangte ein Zeichen der Fans in der Form eines Verzichts von Pyrotechnik über ein paar Spieltage um quasi den Beweis zu erbringen, dass man zu einer Umsetzung fähig ist. Dieser wurde von den Fans erbracht. Scheinbar über diesen dermassen erstaunt wollte nun aber der DFB nichts mehr wissen von einem Dialog der stattgefunden haben soll (trotz existierenden Protokollen, bei Spiegel einsehbar). Wie würden sie sich nun fühlen? Wie sich deutsche Fans fühlten, sah man unteranderem bei Dresden in Dortmund.
        Und wenn sie jetzt sagen, icht hätte sämtliche Logik was Recht und Unrecht ist verloren, würde die Sicherheitsbedürfnisse unzähliger Leute mit Füssen treten, frage ich sie, wie es denn in diesem Land möglich ist, dass jeder Vollididiot ein Sturmgewehr zu Hause hat, inkl. Munition wenn er das möchte (glaube ich zumindest und ja sie haben richtig geraten, ich habe keinen Dienst geleistet). Mit diesem passieren ja Unfälle und es gibt regelmässig Tote? Oder wollen sie dies etwa bestreiten?
        «Wir» diktieren im übrigen auch niemand wie er sein Fansein auszuleben hat, dafür gibt es im Stadion ja mehrere Sektoren, wenn einem das treiben in einer Fankurve nicht entspricht kann man das ganze von einer anderen Tribüne anschauen. Solange man «uns» in Ruhe lässt hat damit niemand ein Problem, im Gegenteil!
        Diktieren was Fankultur und was nicht zu sein hat, höre ich komischerweise immer nur von Leuten, die selten bis gar nie in einem Stadion waren! Und diesen fühle ich mich überhaupt gar keiner Rechenschaft schuldig! (Jetzt kommen sie dann warscheinlich mit den Kosten für den Steuerzahler, abgesehen davon, dass die Clubs den überwiegenden Teil dieser selber zahlen, was Europa- und ich glaube sogar Weltweit ein Einzelfall ist, können wir gerne wieder einmal über den Volksnutzen des Opernhaus und der des Fussballs diskutieren)
        Noch zu ihrer Ausführung von wegen Auswärtsfahrt, Wohlstand usw. Sie werden leider diese Gefühle die «wir» haben nie erfahren, für sie werden Begriffe wie echte Freundschaft, Loyalität oder Treue Worte bleiben, die sie nur vom lesen kennen, aber natürlich bestreiten sie dies und kanzeln mich als Romantiker ab, aber innerlich wissen sie genau, wärend sie vielleicht morgen eine Anwort auf meine Zeilen schreiben und sich überlegen was sie sonst noch mit dem angebrochenen Sonntag machen sollen bevor die ewig gleiche Woche wieder losgeht, sitzen «wir» mit unseren Freunden im Zug zum nächsten Auswärtsspiel. Diese Antwort ist in etwa gleich fair, wie ihre Unterstellung von wegen Wohlstand etc.

        • Marc sagt:

          Endlich einmal eine differenziert und sachlich geäusserte Meinungsäusserung aus dem Inneren der Fanszene. Vielen Dank dafür, Herr Fischer.

        • Hanzz sagt:

          “Unfälle wie in Rom leider passiert, würde es auch nicht geben, da die Leute nicht diesen Stress beim hantieren hätten nicht erwischt zu werden und man kontrollieren könnte, was da genau abgelassen wird.” naja Herr Fischer, das ist ja eine sehr spezielle Schuldzuweisung: Man hatte den Ärmsten also gestresst?

        • Auguste sagt:

          hmm…, don’t stress the bomber! neustes hinweisschild für fan-blocks und das rütli.

        • Karl Grob sagt:

          Dominik Fischer ist nicht das Problem, sondern seine Verteidigung der Straftäter in der Kurve, die er aus falsch verstandener Solidarität kaum kritisiert, resp. ihr Vorgehen bagatellisiert (“Ich persönlich bin auch schon in einem Block gestanden, in den Fackeln flogen (Ja, das gab es auch früher schon, es stand aber eben nicht in der Zeitung) und ich lebe noch, nur mal so zum sagen”). Wegen den Pyros: Wirft man sie, sind es Waffen. Klar soweit, oder? Warum können sich die Fangruppen gegen das Werfen nicht durchsetzen, trotz diesem Gefühl des Zusammenhaltes und der gegenseitigen Loyalität? Eben. Man schiesst lieber auf die Deltas, als sich den eigenen Problemen zu stellen. Das macht Dominiks Argumentation unglaubwürdig, obwohl er ein differenzierter Denker wäre und seine Leute gut genug kennen würde, um interessante Lösungen zu entwickeln. Ich frage ihn ganz direkt: Wie können in Zukunft Vorfälle wie beim Derby oder dem Basel Match verhindert werden? Du bist der Experte, antworte (so konkret wie möglich)…

          • Tobias Meier sagt:

            Herr Grob, es scheint, als ob Sie nur vordergründig an einer wirklichen Auseinandersetzung mit der Thematik interessiert sind. Ansonsten hätten Sie wohl kaum die Antworten implizit bereits vorweggenommen (siehe die Bemerkung “Eben.”). Trotzdem ein Denkanstoss: Genau so wenig, wie Sie ganz persönlich verhindern können, dass in Wagen 1 der Zugkomposition einer alten Frau das Portemonnaie gestohlen wird, wenn Sie selbst in Wagen 3 sitzen, genau so wenig kann man als Fussballfan und eben auch als Fangruppe jedes einzelne Individium in einer Fankurve “kontrollieren” und insbesondere rechtzeitig reagieren, bevor dieses eine Individuum aus 3’000 einen Fehler macht, wie dies das Werfen einer Fackel unbestrittenerweise ist. Man kann als Fangruppe oder übergreifend als Fankurve Verhaltensregeln vereinbaren und gewissermassen auch diktieren, sieht sich aber mit dem Problem konfrontiert, dass die strikte Durchsetzung der selbigen im Prinzip mit dem Gewaltmonopol des Staates kollidiert. Fans wie Clubs dürfen schliesslich niemanden festnehmen und auch keine Gewalt gegenüber Personen anwenden.

            Das Problem sind in meinen Augen gewissermassen Leute wie Sie, die schlicht den Anspruch haben, dass Nichts passiert. Das ist aber unmöglich. Solange der Mensch mit einem freien Willen existiert, wird immer “etwas” passieren. An jeder Fasnacht, an jedem Grümpeli, an jedem Seenachtsfest, an jedem Openair (etc pp) passieren Straftaten. Bei Fussballspielen könnte meines Erachtens hingegen viel weniger passieren, wenn die Fans und – insbesondere – die behördliche Seite (Clubs, Polizei, Politik) beidseits kompromissbereiter wären. Wobei man in der Vergangenheit oftmals gesehen hat, dass konstruktive Lösungen nicht unbedingt von Fans torpediert wurden. Als Pragmatiker sage ich Ihnen: Legalisiert man Pyros in einem vernünftigen Rahmen, hätte man auf einen Schlag massiv weniger Probleme. Zu denken ist in erster Linie an die mühseligen Eingangskontrollen, bei denen Gedränge entstehen, welche zweifelsohne gefährlicher sind, als die Fackeln im Stadion, die dadurch verhindert werden sollen. Wenn Pyros nicht mehr geschmuggelt oder allenfalls sogar gewaltsam in die Stadien gebracht werden müssten, dann bedürfte es auch keiner Deltas und diese Privatfehden könnten ein Ende nehmen. Insbesondere die Auseinandersetzung zwischen Basel-Fans und Deltas im Frühjahr 2011 im Letzigrund hätte ohne Zweifel nicht stattgefunden, wenn die Rucksäcke mit Pyros einfach reingelassen hätten werden können. Klar werfen nun Echauffierte ein: Aber die Fackeln sind doch gefährlich! Klar, das können sie sein. Aber der Status Quo ist doch so, dass das Verhindern ebendieser Fackeln am Eingang Saison für Saison Dutzende Verletzte hervorruft, während die Fackeln – die im Stadion selbstverständlich dennoch gezündet werden, allen Bemühungen zum Trotz – eigentlich nie jemanden verletzen. Meines Erachtens kann es zumindest nicht schaden, wenn die Behörden das Bedürfnis eines substantiellen Teils der Fankurve nach Pyro einfach mal wertfrei akzeptieren und sich in einem zweiten Schritt versuchen damit zu arrangieren. Schlimmer kann es (angeblich) ja ohnehin nicht mehr werden und das vergangene Jahrzehnt im Kampf gegen Pyro hat doch gezeigt, dass dies ein Krieg ist, bei dem beide Seiten nur verlieren. Die eine, weil sie immer mehr Stadionverbote und andere Repressionen erleiden muss, die andere, weil sie einen immer absurder werdenden Aufwand betreiben muss, um nur ja keine Schwäche zu zeigen. So konkret wie möglich empfehle ich deshalb: Pro Fankurve 20 – 30 Leute bestimmen zu lassen, die vom Verein akkreditiert gewisse pyrotechnische Gegenstände zünden dürfen. Damit entfiele der ganze Kampf beim Eingang ebenso, wie das Vermummen und das viel gefährlichere Zünden in der Masse, nur um von den Kameras nicht so einfach identifiziert werden zu können. Auch das verhindert nicht, dass ein Einzelner in einer bestimmten Situation “austickt” und Scheisse anstellt, aber damit sänke die Wahrscheinlichkeit, dass solche Leute dennoch gedeckt werden.

          • Karl Grob sagt:

            Herr Meier, interssante Lösung mit der Legalisierung der Pyros, resp. mit der Akkreditierungsidee. Man kann es mal probieren, es wurde ja schon mehrfach diskutiert (http://www.11freunde.de/ballkultur/110211). Nur hätte man dann ein juristisches Problem mit der Uefa/Fifa, die diesbezüglich eine rigorose Haltung einnehmen (http://de.wikipedia.org/wiki/Bengalisches_Feuer). Aber auch im Vergleich zu Deutschland und Italien würden wir dann eine exotische Position vertreten, die den Pyros bekanntlich massiv den Kampf angesagt haben. Ev. könnten wir uns dann mit solch einer Regelung vom internationalen Fussball verabschieden (was die Super League ja auch aus sportlicher Sicht irgendwie tut).
            Ich befürchte, dass sich sowieso nicht alle Fangruppen an ein Pyromonopol halten würden (v.a. an Auswärtsspielen), weil einige – Ihrer Meinung so konstruktiven Fans – sowieso sich kaum an Regeln halten, v.a. nicht an diejenigen, die sie in ihrer persönlichen Freiheit, Pyros zu zünden, einschränken würden.
            Das Problem von Fans ist – und dies dringt auch bei bei Herrn Meier unverkennbar durch -, dass sie zuerst Aussenstehenden das Recht absprechen, etwas darüber Konstruktives beizutragen. Nun, die Gegenwart zeigt, dass selbst die “Südkurven-Experten” etwas hilflos dastehen und nonstop bagatellisieren, resp. sich hinter faulen Entschuldigungen verschanzen (“man kann leider nichts tun”). Fact ist, dass es einige Fans mit zwielichtigen Motiven in Kurven immer geben wird, das ist richtig so. Kann sie die Mehrheit jedoch nicht zähmen, wird das Problem der fliegenden Pyros bestehen bleiben, bis die Stadt Zürich das Stadion dem FCZ nicht mehr zur Verfügung stellt.

          • Hans vom Hübel sagt:

            Das sind gute Ansätze, Herr Meier. Weitblick und die Fähigkeit zur Differenzierung geht in dieser Debatte leider insbesondere sowohl den Exponenten von Politik sowie der Medien verlustig. Ausnahmen bestätigen die Regel 😉

          • Karl Grob sagt:

            Fischers, Meiers und co. weinerlich formulierten und rückwärtsgerichteten Texte stellen so etwas wie ein Abgesang einer nach ihren Augen “echten” Fan-Kultur dar, die zum Glück nicht mehr lange existieren wird. Nicht weil sie nicht stimmungsvoll ist, sondern weil sie den Kurven eine Anonymität gibt, aus welcher Straftäter sich hemmungslos betätigen können. Schade, dass es soweit kommen musste. Verfolgt man die internationalen Aktivitäten, dann scheinen sich nur folgende Schritte erfolgreich durchzusetzen:
            1. Abschaffung der Stehplätz (Anonymität ist der Auslöser von Stadiongewalt)
            2. Abschaffung der Pyrotechnik (Bengalische Feuer in einem Pulk tausender Fans sind gefährlich.Punkt.)
            3. Tickets nur gegen die Angabe von Personalien (Jede Person ist mit einer entsprechenden Sitznummer zu identifiziern)
            4. Komplette Überwachung des Stadions, damit Übeltäter rasch identifiziert werden können

    • Bulat sagt:

      Wirklich sehr guter Kommentar.
      Jetzt würde ich gerne einen von diesen Stammtischrednern hören, welche sich in der Kommentarspalte solcher Artikel sammeln, obwohl sie sich nur 5 Minuten mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

      • Auguste sagt:

        hmm…, messer, böller und pyro-licht, nichts für fans und ultras ist!

        • Martin Locher sagt:

          Ich finds toll, dass es noch Leute gibt, denen ihr Klub so derart am Herzen liegt wie Herrn Fischer.

          Sobald mal der Fussball einige Zeit nicht mehr negativ ausffällt, kann man gerne über Legalisierung von Pyro in abgesprochemem Rahmen, ect ect diskutieren. Aus meiner Sicht liegt der Ball aber erstmal bei den Zuschauern zu zeigen, dass sie gewillt sind, die Krawallbrüder aus den Stadien fern zu halten.

          Fakt ist nämlich, dass obwohl sich 99% der Fans anständig verhalten und obwohl immer wieder ebhauptet wird, dass viele Zuschauer die Krawalle nicht tolerieren oder die Krawallbrüder nicht schützen, der Fussball andauernd, wegen Ausschreitungen und sonstigem assozialem Verhalten in den Medien ist.

          Leider gibt es keine Lösungen diese Probleme einzudämmen, ohne auch Unschuldige zu “bestrafen”.

          Ich schlage schon lange vor, Tickets nur noch an registrierte Personen abzugeben und bei Stadioneinlass die Identität zu prüfen. Wer nicht registiert ist oder sein Ticket von jemand anderem erhalten hat, muss sich am Stadion registieren oder das Ticket auf seine Registration umschreiben lassen.

          Identifizierte Personen sind weniger bereit Unfug zu treiben. Die Hemmschwelle und die Angst erwischt zu werden ist massiv grösser.

          Solange sich jedoch eine Grosszahl der Zuschauer gegen diese und andere vorgeschlagenen Massnahmen wehrt oder Bedingungen fordert, wird sich, wenn überhaupt, nicht viel bessern.

          Hier in Grossbritannien hat man es durch Abschaffung der Stehplätze und durch Abgabe der Tickets für den Gästefan-Sektor durch den Gästeklub versucht, in Spanien durch Nichtanreisen der auswärtigen Fans, in Argentinieren durch Absagen von ganzen Spielrunden, in Belgien durch Schnellanreise und gleich wieder abreise der Gästefans.

          Wäre es nicht viel einfacher, wenn man sich einfach kurz registieren müsste? Wer nichts zu verbergen hat, hat damit sicher kein Problem.

          Der Ball liegt bei dem Gros der Zuschauer endlich zu zeigen, dass sie gewillt sind die Krawallbrüder zu eliminieren.

          • Heinz sagt:

            Lieber Herr Locher… Ihre Bereitschaft, das Ganze differenziert zu betrachten ist lobenswert. Dennoch hat Ihr Vorschlag entscheidenede Makel:

            Zunächst liegt der Ball keineswegs bei den Zuschauern, zu zeigen, dass sie gewillt sind, die Krawallbrüder aus den Stadien fern zu halten. Es obliegt weder den Zuschauern, Eintrittskontrollen vor den Stadien vorzunehmen, noch polizeiliche Aufgaben im Stadion zu übernehmen. Der Grad zwischen Zivilcourage und Selbstjustiz ist schmal und somit wären Willkür und Gegengewalt Tür und Tor geöffnet. Diese Dinge von Fussbalfans zu fordern ist genauso absurd, wie von einem unbeteiligten Discobesucher zu verlangen, die Kokserei auf der Toilette oder die Schlägereien zwischen Besoffenen zu verhindern.

            Bei Ihrem Vorschlag bezüglich Registrierung stimmt das Verhältnis Kosten/Nutzen nicht. Einerseits wären die Vereine genötigt, jede Menge Geld entweder in elektronische Identifizierungsgeräte (technisch möglich, jedoch extrem teuer)an den Stadioneingängen oder in mehr Kontrollpersonal zu investieren. Die Eingangskontrollen würden sich ausserdem enorm verlängern.

            Ein spontaner Stadionbesuch wäre ausserdem unmöglich. Vor der Registrierung müsste die Person überprüft werden, was nicht in wenigen Sekunden möglich ist. Glücklicherweise lässt es der Datenschutz nicht zu, dass ein Ticketverkäufer Strafregisterauszüge oder Stadionverbotslisten elektronisch abrufen darf. Viele Vereine in der Schweiz sind froh um jede verkaufte Karte und leben neben den Saisonkartenbesitzern auch von Spontanbesuchern. Der finanzielle Verlust aufgrund verloren gegangener Ticketeinnahmen sowie der Investitionen bezüglich der Identitätskontrolle ist für viele Vereine schlicht nicht tragbar.

            Zu guter Letzt: Gehen wir vom Szenario aus, dass es im Stadion zu Ausschreitungen kommt. Das einzige, was die Polizei aufgrund der Identifizierung am Stadioneingang nachweisen kann ist, dass eine Person zu genanntem Zeitpunkt im Stadion war. Dies waren jedoch mehrere Tausend andere Personen auch. Da dieser eine Faktor nicht für eine Verurteilung reicht, ist diese Massnahme nutzlos. Es können auch heute Delinquenten aufgrund von Videobildern überführt werden. Eine Registrierung sämtlicher Zuschauer ist nicht notwendig.

            Abschliessend gilt es zu bemerken, dass oftmals junge Leute Dummheiten an Fussballspielen begehen, welche zuvor noch nicht negativ in Erscheinung getreten sind (jugendlicher Leichtsinn, etc.). Eine Registrierung der Zuschauer bringt somit keinerlei Sicherheit.

          • Martin Locher sagt:

            Hallo Heinz,

            Zu der Registrieung: Die dauerte in Manchester nicht viel länger als sonstige Ticketabholungen. Ich rede lediglich von dem Verknüpfen der Tickets mit Pass/ID des Käufers und einer personalisierten Karte. Nicht von Überprüfungen der Strafregister oder sonstigen Daten.

            Wie erwähnt gehe ich davon aus, dass eine Registrierung eine vorbeugende Massnahme ist. Um mal ein Beispiel von mir selber zu erwähnen ohne nun wirklich Genaues zu verraten: Ich hätte jedenfalls, als ich jung war, damals im Graubünden wohl kaum die 2 Mandarinli aufs Feld geworfen.

            Ich habe nicht geschrieben, dass die Zuschauer irgendwelche polizeilichen Aufgaben übernehmen sollen. Sie sollen lediglich die Bereitschaft zeigen mal ohne zu Murren und ständige Gegenfoderungen zu stellen mal ein, zwei harte Massnahmen zu akzeptieren. Welche spielt für mich keine Rolle. Durch die Bereitschaft die Massnahmen hinzunehmen, grenzen sie sich klar von den Krawallen ab.

            Übrigens ich besuche normalerweise keine Discos, sehe jedoch gerne Pyros oder Feuerwerke. Allerdings fände ich es nicht so schlimm, mal ein, zwei Saisons keine Pyroaktionen zu sehen. Was ich mir wünsche sind mal ein, zwei Jahre ohne andauerne Krawallschlagzeilen rund um Fussballspiele, dann habe ich vielleicht wieder Lust mich häufiger in die Schweizer Stadien zu begeben. Das ist für den Schweizer Fussball zu Hoffen, denn ich zieh im Frühjahr wieder in die Schweiz und habe keinerlei Probleme damit mein Geld für andere Zwecke auszugeben.

      • Tobias Meier sagt:

        Herr Grob, mit Verlaub, Sie polemisieren nur. Herr Fischers und meine Ausführungen sind einzig und allein ein Versuch, Leuten wie Ihnen klarzumachen, was hinter den tausenden von Jugendlichen und jungen Erwachsenen steckt, die Wochenende für Wochenende viel Leidenschaft, Geld und Zeit für ihren Verein investieren – und dies in aller Regel friedlich und problemlos. Darf ich von Ihnen erfahren, wo diese “internationale Aktivitäten” denn erfolgreich appliziert werden? Sehen Sie, Stehplätze stellen per se kein Sicherheitsrisiko dar. Die “grössten Ausschreitungen” der Schweiz geschahen regelmässig im Letzigrund, wo es bekanntlich keine Stehplätze gibt. In der Türkei denkt man sogar darüber nach, die Sitzplätze ganz zu entfernen, weil die Sitzschalen als Wurfgeschosse gegen Polizisten und Spieler eingesetzt werden. Zudem geschieht Gewalt in aller Regel abseits der Stadien. Mit den Massnahmen wie den Ihrigen – und zwar ausnahmslos allen – bekämpfen Sie einzig die Verwendung von Pyro. Dann seien Sie doch wenigstens ehrlich und gestehen ein, dass es darum und nicht um die Gewaltbekämpfung ausserhalb der Stadien geht.

        Klar, man könnte Stehplätze abschaffen. Dann müsste man eine Sitzplatzpflicht einführen und auch durchsetzen können. Weil auch auf Namen registrierte Tickets nichts bringen, wenn 4’000 Personen kreuz und quer auf oder zwischen den Stühlen stehen. (Dies ist übrigens der Status Quo in jeder Fankurve, die keine Stehplätze kennt. Genauso, wie schon lange jedes Stadion komplett videoüberwacht wird.) Ob man die Ressourcen und die Manpower hat, dies durchzusetzen, darf ernsthaft angezweifelt werden. Ihre Massnahmen würden genau das bewirken, was die bisherigen Massnahmen bewirkt haben: Man seicht der grossen Masse an friedlichen Stehplatzbesuchern ans Bein und wundert sich dann, wenn die Polizei nicht unbedingt als Freund und Helfer angesehen wird, wenn sie Personen abführen, einzig und allein aufgrund der Tatsache, dass sie ein Fussballspiel im Stehen verfolgen wollen. Des Weiteren missachten SIe den wichtigsten Punkt: In der Schweiz sind die Stadien (im internationalen Vergleich) eher dürftig besucht. Die Fans können auf andere Sektoren ausweichen und die Clubs sind auf jeden Franken angewiesen. Die Zuschauereinnahmen stellen nach wie vor die grösste Einnahmequelle der Vereine dar. Und ob diese gerne auf die Einnahmen von 3’000 Personen aus der Muttenzerkurve, der Ostkurve, der Südkurve usw. verzichten, nur damit sich gewisse Leute durch ein paar tolle Schlagworte (Nulltoleranz usw) profilieren können, sei mal dahingestellt. Etwas gilt es nämlich nicht zu vergessen: Fussball wird von den Leuten im Stadion gelebt. Gefällt mir Tennis oder die Tennis-Fankultur nicht, gehe ich nicht hin. Punkt.

    • Hans vom Hübel sagt:

      Guter Beitrag, Dominik Fischer.

  12. Jonas Arbellay sagt:

    die schweiz “ein gefürchteter Gegener” im Fussball? Hat ihnen das ihr dementer Grossvater erzählt oder der Sportredakteur vom Tagi, der einmal im Leben auch gerne mal über echte Stars und berichtet hätte?

    • Mämä Sykora sagt:

      Olympiazweiter und inoffizieller Europameister 1924, Viertelfinale an den Weltmeisterschaften 1934, 1938 und 1954, von der ersten WM-Teilnahme an für 6 von 7 Endrunden qualifiziert. Ist lange her, aber danke für den Beitrag.

  13. Franz Melliger sagt:

    Natürlich gibt es die friedlichen Fans, das bestreitet doch kein Mensch. Aber ganz offensichtlich überschätzen etliche Fussballfans die Bedeutung der Fankultur aus objektiver Sicht. Ganz ehrich, welche Bedeutung hätte es für die Gesellschaft, wenn die Kurven verwaisen würden und weniger Leute sich für Fussball interessierten?

    Fussball ist pure Unterhaltung und daher genauso unwichtig wie andere Vertreter dieses Sektors. Allerdings bedarf es bei Fussballspielen eine ungleich höhere staatliche Aufmerksamkeit und Internvetion als etwa bei Filmfestivals, Schwingfesten oder dergleichen. Deshalb ist es doch auch völlig verständlich, dass der Fussball und seine Kultur kritischer beurteilt werden. Natürlich wird dabei teilweise übertrieben und Fans werden in denselben Topf geworfen. Aber wenn man gewisse Kommentare liest, müsste man meinen, das wäre ähnlich einschneidend, wie wenn gewissen Kreisen die Wahlrechte gestrichen oder ein Apartheid eingeführt würde. In der heutigen Gesellschaft ist man aber so verwöhnt, dass jede kleinste Einwirkung in die persönliche Freiheit gleich als extremste Bevormundung und Demütigung gesehen wird. Ärgert mich genauso, wie wenn ich Kollegen lamentieren höre, der Zug wäre schon wieder 5 Minuten zu spät (“Für was zahlen wir Steuern?” “Wieso ist dann das Billett so teuer?”) oder irgendein ultrabrutaler Film wäre nicht als uncut-Version erschienen (“Zensuuuuur”, keine Freiheitsrechte mehr…).

    Nehmt den Fussball und das Leben als Fans weniger ernst und viele Probleme werden sich ganz von selbst lösen…

    • Stefan Spoerri sagt:

      Ich stimme Ihnen zu, es wäre für die Gesellschaft von keine grossen Bedeutung wenn die Kurven nicht mehr existieren würden. Aber umgekehrt stelle ich mir die Frage, von welcher gesellschaftlicher Bedeutung ist es denn wenn ein paar Fussballfans Signalfackeln entzünden oder sich ab und zu mit gleichgesinnten prügeln ?

      Zu Ihrer Schwingfest These : Am letzten Eidgenössischen Turnfest war ich Augenzeuge von zahlreichen Massenschlägereien, danach kräht in den Medien kein Hahn. Es würde ja das Bild der schönen Idylle bei solchen Anlässen zerstören.

      • Franz Melliger sagt:

        Das stimmt schon, das stört mich persönlich auch nicht wirklich. Schade finde ich, wenn Menschen darunter leiden, welche gar nichts damit zu tun haben wollen. Das beginnt bei Saubannermärschen vom Bahnhof bis zum Stadion und geht dann im Stadion weiter, wenn irgend eines Fans Trommelfell platzt, weil ein Idiot eine Knallpetarde zünden musste. Zudem ärgert mich auch, wenn bei jedem Derby die Polizei einen Grosseinsatz leisten muss, nur weil sich ein paar nicht im Griff haben.
        Wenn die Fans ohne Fremdgefährdung Fackeln abbrennen und sich ab und zu in einem Wäldchen treffen und sich auf die Mütze geben, habe ich gar nichts dagegen. Aber solbald Teile der Gesellschaft darunter leiden, finde ich es völlig legitim, wenn das Fantum insgesamt etwas eingeschränkt wird. Natürlich trifft es dann auch anständige Fans, aber das scheint mir dennoch verhältnismässig.

        Zum Eidgenössischen kann ich nichts sagen, da war ich nie. Kann ich mir schon vorstellen, dass es da auch zu Schlägereien kommt. Ist halt mittlerweilen auch ein Mainstreamevent geworden. Aber bei den kleineren Schwingfesten (sind ja meist auch ziemlich abgelegen) hätte ich noch nie so etwas vernommen. Und falls es beim Schwingen ähnliche Probleme gäbe, sollte man da auch gleich reagieren.

  14. Daniel Eggli sagt:

    Wenn 50’000 Leute ins Stadion gehen und davon 1% Randalierer sind, ist das halt leider zuviele! Schade ist halt auch, dass dann die anderen 99% und den Restriktionen leiden müssen, die wegen diesem einen Prozent gemacht werden müssen. Auch wenn das nicht der beste Ansatz ist, aber dieser Bürgermeister HANDELT wenigstens, anstatt immer nur alles schön reden zu wollen. Dass sich Herr Sykora aufregt ist verständlich, dass ein Bürgermeister nicht alle paar Tage eine total verwüstete Stadt möchte ist ebenfalls verständlich. Bringt eine anständige Lösung, die europaweit umgesetzt wird (Fan-Datenbank, Fan-Ausweis) und die Radaubrüder kommen wenigstens nicht mehr ins Stadion, so dass dort Familien wieder ihren Sonntag geniessen können.

    • Ruedy sagt:

      Sehr guter Artikel von Tobias wie auch Dominik, Bravo!
      Beifügen möcht ich folgendes: Was die Macher von Fankurven (ich kenne die Südkurve hier am besten) an Arbeit letsten, schätze und respektiere ich als “normaler” Fussball Fan sehr!
      Deren Engagement, und nicht nur in Bezug auf eine kreative Fanszene, sondern in sozialem Aspekt wird viel zu wenig gewürdigt. Wer sich mal in eine Fankurve begibt, kann sich vielleicht vorstellen, wie schwierig es sein muss sämtliche Personen im Griff zu haben, und Sie miteinzubeziehen. Und trotzdem: Es gelingt zu meist gut, mehr noch, deren Arbeit ist gemeinnützige soziale Arbeit. Unentgeldlich, aber ehrlich und direkt. Alle reden von “Integration”, die Kurve lebt Sie.

      Respekt!

  15. Peter M sagt:

    Es ist einfach.Jedes Ticket nur mit ID. Nur Sitzplätze. Die Fansektoren Tickets werden so teuer dass die Polizei 100% bezahlt wird. Ich liebe den Fussball. Pyro und Hooligantum hat nichts mit diesem Sport zu tun. Wer soll in 5 oder 10 Jahren in die Stadien. Die Kinder die nicht mehr mit dem Vater da waren? Wie sollen Sie das positive Gefühl entwickeln? Mit Kravall?

  16. Tobias Meier sagt:

    Herr M, es ist eben nicht einfach. Wie kommen Sie darauf? Wenn es einfach wäre, gäbe es schon lange keine Gewalt im Sport mehr. Und wenn es einfach wäre, gäbe es auch Abends im Ausgang keine Gewalt mehr. Ich weiss nicht, wie viel Sie über die Entstehungsgeschichte des Fussballs wissen, aber ich kann Ihnen versichern, dass sich Fussball aus “Hooligantum” entwickelt hat. Körperliche Auseinandersetzungen haben mit Fussball geschichtlich auf jeden Fall mehr zu tun, als das Cüpli, das in der beheizten und verglasten Loge zum Crevettencocktail konsumiert wird. Zudem sind Ihre abschliessenden Fragen obsolet: Die Zuschauerzahlen in den Stadien steigen in den letzten Jahren, trotz der angeblichen Gefahr um Leib und Leben. Auch diese Saison wird der Vorjahreszuschauerrekord erneut überboten werden können. Zudem ist es nicht zwingend, dass man negative Gefühle aufgrund von Pyrotechnik haben muss. In Basel applaudierte der Family-Corner auf die gelungene Mischung von blau-rotem Rauch und römischen Lichtern zum Einlaufen der Spieler. Insbesondere Kindern gefällt dies, wie Sie an jedem Silvester und 1. August unschwer feststellen können. Zudem führte der FC Basel unlängst eine Befragung der Personen abseits der Fankurven durch, die zu Tage führte, dass sich 95% der Zuschauer zu keinem Zeitpunkt der Spiel-Besuche je in ihrer Gesundheit bedroht sehen. Die Wahrnehmung Ausstehender weicht mittlerweile dramatisch von der Wahrnehmung der Personen ab, die die Spiele effektiv besuchen. Dies ist sicherlich ein “Verdienst” der billigen Effekt-Hascherei gewisser publizistischer Erzeugnisse.