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Soll der FC St. Gallen sterben?

Thomas Renggli am Samstag den 30. Oktober 2010
Banges Entsetzen: Der FC St. Gallen steht kurz vor dem Konkurs.

Banges Entsetzen: Der FC St. Gallen steht kurz vor dem Konkurs.

Was hat der zypriotische Verbandsfunktionär Spyros Marangos mit dem Schicksal des FC St. Gallen zu tun? Nicht viel, würde man meinen. Falsch: Marangos hat die Schieflage des ältesten Schweizer Fussballklubs in den letzten Tagen verschärft – indirekt, unbeabsichtigt.

Er behauptet, die Vergabe der Euro 2012 an die Ukraine und Polen sei durch gekaufte Stimmen manipuliert worden – fünf Mitglieder des Exekutiv-Komitees hätten 11 Millionen Euro Bestechungsgelder erhalten. Marangos will Beweise auf den Tisch legen. Erhält er Recht, ist es quasi die Offizialisierung sämtlicher Schwarzmalereien der letzten Wochen.

Hat indirekt mit dem Schicksals des FCSG zu tun: Ex-Fussballfunktionär Spyros Marangos.

Hat indirekt mit dem Schicksals des FCSG zu tun: Ex-Fussballfunktionär Spyros Marangos.

Dies hat zwar noch immer nicht viel mit dem FC St. Gallen zu tun, hätte die Ostschweizer auf ihrer Geldsuche aber beinahe in eine Sackgasse geführt. Die Korruptionsaffären um die internationalen Verbände Fifa und Uefa tauchen einen ganzen Sport in ein schiefes Licht – führen zu einem Glaubwürdigkeitsverlust von allen Beteiligten. Wer will schon in eine Branche investieren, in der Korruption und Mauschelei zum Alltag gehören – in der der Fairplay-Gedanken auf allen Ebenen mit Füssen getreten wird?

In St. Gallen ist die Spendenfreudigkeit offenbar noch vorhanden – dank Edgar Oehler. Das Bekenntnis des AFG-Chefs zum Klub hat weitere Persönlichkeiten auf den Plan gerufen, die das Scheckbuch zücken wollen. Noch trägt die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit fünf Millionen Franken. Doch bis am nächsten Freitag soll das Loch gestopft sein. Spielen auch die Banken mit, rollt der Ball in St. Gallen weiter. «Ich bin überzeugt, dass das Geld zusammenkommt», sagt Oehler.

Es wäre im Sinn der gesamten Super League, wenn das Rettungspaket im Last-Minute-Verfahren tatsächlich geschnürt wird. Würde St. Gallen mit seinem grossartigen Publikum und dem prächtigen Stadion von der Landkarte verschwinden, wäre es jammerschade für das ganze Land. Bleibt nur zu hoffen, dass nach der aktuellen Betteltour die finanzielle Vernunft wirklich einkehrt und in Olma-City die Zeiten der Kuhhandel vorbei sind.

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9 Kommentare zu “Soll der FC St. Gallen sterben?”

  1. Beiner sagt:

    Der FC St. Gallen gehört ganz klar in die Super League. Wobei: Das aktuelle Kader ist viel zu schwach. Auch der Ostschweizer Klub sollte mindestens ein Star haben, so wie Yakin, Obradovic, Yapi, Costanzo, etc. Sonst bringt das nichts.

  2. Alexandra Hengartner sagt:

    Ich bin St. Gallerin und seit 20 Jahren Fan des FCSG. Auch wenn mir die Betteltouren, die unter dem Motto “alle Jahre wieder” stattfinden, zum Hals heraushängen und im Management sehr viele Fehler begangen wurden: Der Verein MUSS gerettet werden.
    Die Frage ist nicht nur, ob dies gelingen kann, sondern vielmehr auch, für wie lange die allenfalls zugeschossene Summe reicht. Falls wir weiterspielen können, droht noch immer der Abstieg in die ChL, ein Szenario, welches uns schon einmal einen gröberen finanziellen Engpass beschert hat. Auch deshalb müssen unbedingt personelle Konsequenzen gezogen werden, damit das komplizierte Firmenkonstrukt eingestampft und nochmals bei Null begonnen werden kann. Ich kann die potenziellen Investoren absolut verstehen, wenn sie ihr allfälliges Engagement an Bedingungen knüpfen.
    Wenn am 5.11. kommuniziert werden kann, dass wir gerettet sind (was ich sehr hoffe), fängt die eigentliche Arbeit erst an! Der Verein ist wichtig für die Region, die Fans, die Liga – es wäre ein Jammer, wenn der FCSG von der Landkarte verschwinden würde. Ich drücke deshalb alle Daumen, dass die Rettung klappt.

  3. Pascal sagt:

    Klar gehört St. Gallen in die Super League. Nur schon wegen der Ostschweiz. Den für viele hört die Schweiz nach W’thur auf. Aber ich versteh nicht wie Herr Oehler wieder einmal den grossen Geldgeber markiert. Wussten Sie dass die AFG kein offizieller Sponsor des FCSG ist (laut http://www.fcsg.ch)? Er hat nur beim Stadion die Namesrechte gekauft und das wars dann. Wie kann man nur so viel Hoffnung in Herr Oehler stecken?

  4. Auguste sagt:

    hmm…, servette genf, lausanne sports, fc lugano sind namen, die einst sogar heller strahlten als der des fc st. gallen. als diese vereine absoffen, ging die welt auch nicht unter. wer geschäftet wie ein drittligist, für den ist möglicherweise die erste liga sogar noch etwas zu anspruchsvoll und das neue stadion eine hübsche perle vor den säuen.

    den in einem kommentar geäusserten föderalismus-ansatz als existenzberechtigung für unbegabte finde ich bemerkenswert freudeidgenössisch, aber leider total unbehelflich.

  5. Andreas Huber sagt:

    FSCG darf nicht absaufen. Schlicht und einfach aus einem Grund. GC ist auf dem letzten Platz und sollen dort bleiben. Hat nichts mit dem Thema zu tun, wollte es aber loswerden. Danke.

    • Daniel sagt:

      ..und warum schreiben Sie es dann, wenn’s nichts mit dem Thema zu tun hat? Wenn Sie an Demenz leiden, würd ich mich bei einer Pflegeinstitution melden.

  6. Thomas Gerber sagt:

    Lasst diesen FC St.Gallen untergehen, einen Verein, der von Mischlern und Undemokraten geführt wird. Wer will schon Geld von einem wie Edgar Oehler? Ich hoffe, auf einen totalen Neuanfang ohne diese CVP-FDP Mischler, sei dies nun mit dem SC Brühl oder einem neuen FC St.Gallen…

  7. Pajass sagt:

    @ Pascal:
    Deine Einschätzung “für viele hört die Schweiz nach W’thur auf” stimmt auch von Osten her gesehen.. 😉 Trozdem spielen wir lieber in der SuperLeague als in der österreichischen Regionalliga..

  8. Reto Schmächtig sagt:

    Vielleicht sollte die gesamte Baranche mal lernen “kleinere” Brötchen zu Backen.. diesbezüglich ist mir ein Verein mit echt Spielbegeisterten lieber als eine Horde gehätschelter kleiner Stars…
    Deshalb lehen ich auch diese exzessive Kommerzialisierung ab, die darauf abziehlt, Gewinne zu privatisieren und das Risiko der Allgemenheit zu übergeben.
    Deshalb, so leid es mir für den FC St. Gallen auch tut, wird es wohl besser sein, das Geld in einen Breitensport zu stecken, damit die Jugend wirklich etwas hat… echte Vorbilder!