So abartig ist das gar nicht

Sieben Gründe, wieso man auch einmal 98 Franken für einen Zmittag ausgeben kann.

Das Restaurant Pavillon eignet sich für den für Gourmet-Lunch. Bild: Thomas Burla

Einige Leserinnen und Leser werden den Autor nun wohl für verrückt erklären: Für ein dreigängiges Mittagessen hat er kürzlich 98 Franken bezahlt. Pro Person. Unter der Woche. Ohne Getränke.

Die knapp 100 Franken mögen ein absurd hoher Preis sein. Doch es gibt gute Gründe, so viel Geld an einem normalen Arbeitstag für einen Lunch auszugeben. Wer diese wissen will, soll weiterlesen. Wer sich jetzt schon blau und grün geärgert hat, klickt wahrscheinlich besser weiter. Vielleicht lässt sich der eine oder die andere aber überzeugen, dass das doch nicht ganz so abartig ist.

Erstens: Das edle Lokal steht mitten in einem der schönsten Gärten der Stadt. Vom Restaurant Pavillon aus, das zum noblen Baur au Lac gehört, hat man eine grossartige Sicht darauf.

Zweitens: Im Pavillon wirkt mit Laurent Eperon ein Koch mit höchsten Auszeichnungen (2 «Michelin»-Sterne und 18 «Gault Millau»-Punkte). Und er ist eine treue Seele: Er kocht seit 1999 im Luxushotel am See.

Drittens: Natürlich erhält der Gast mehr als drei Gänge. Zwei Grüsse aus der Küche serviert das aufmerksame Personal: ein kleines Brandteiggebäck mit Kaviar sowie ein Frühlingsgemüse in einer Dashi-Brühe.

Viertens: Geht man zu zweit essen, kann man aus dem Drei- locker einen Sechsgänger machen. Bei Vorspeise und Hauptgang bietet Eperon je zwei Varianten an, das Dessert wählt man aus der Karte. Man bestellt die verschiedenen Gänge und tauscht die Teller, wenn sie halb leer gegessen sind.

Die Taubenbrust mit Gänseleber und Gemüse. Bild: zet

Fünftens: Als Gast lernt man Eperons französische Küche mit diesem Essen kennen. Bei uns gab es zum Beispiel zur einen Vorspeise grüne Spargeln, Flusskrebse und Morchel und zur einen Hauptspeise eine Taubenbrust, Gänseleber und Gemüse. Alles serviert in bester Qualität, gekocht auf allerhöchstem Niveau. Und kunstvoll angerichtet.

Sechstens: Wer Hahnenwasser bestellt, bekommt das problemlos und gratis.

Siebtens: Der Genuss dauert knapp zwei Stunden. Und man ist satt. Zum Znacht reicht eine Gemüsesuppe. Selbst gekocht, selbstverständlich.

Restaurant Pavillon
Talstrasse 1, 044 220 50 22
Mittagsmenü von Mo bis Fr von 12 bis 14 Uhr
Website

9 Kommentare zu «So abartig ist das gar nicht»

  • Ivan sagt:

    Ich find das ein bisschen öde, immer diese total innovativen Rohstoffe wie Kaviar, Gänseleber, Trüffel, Taubendreck. Gähn. Ein Küchenchef ohne Fantasie. Das kann doch nur pseudo-Gourmets ansprechen, also Leute mit Geld aber ohne echten Geschmack.

  • Eduard Hofer sagt:

    Ich gönne all denjenigen die solches schikimiki Essen lieben ihr Glück! Pech für die, wo das auch gerne hätten und es sich nicht leisten können! Glück für mich der es sich leisten könnte aber nicht mag. Ich sitze lieber in einem schönen Biergarten und genehmige mir eine währschaftes Essen aus gut bürgerliche Küche! Also jedem Tierchen sein Pläsierchen. Bon Appetit!

  • Chris Jansen sagt:

    Ich würde es gerne mal ausprobieren, aber doch habe ich meine Zweifel, ob man wirklich satt ist nach den drei Gängen, wenn ich das Bild vom Hauptgang anschaue… Da müsste ich wohl 2x 98 Franken für mich hinblättern und beide Menüs selber essen..

  • Ruben Illi sagt:

    Sehr geehrter Herr Zemp
    Es scheint Ihnen gefallen zu haben und ich mag es Ihnen auch gönnen. Natürlich bestimmt der begabte und routinierte Koch die zu erwartende Geschmackssynfonie,keine Frage.
    Als Küchenchef möchte ich nur noch anfügen, dass die Kombination Flusskrebse, Morcheln, Taubenbrust und Gänseleber alter Hafenkäse ist und das verspeisen von Krebsen und Gänseleber immer noch Tierquälerei ist, mehr nicht. En Guete!

  • Pedro Riengger sagt:

    Oh Gott, diese Leute die halbleere Teller tauschen oder sich gegenseitig dauernd die Gabel vor den Mund halten: «Chumm, probier emal Schätzeli … » Grässlich. Und Hahnenwasserbesteller. Ich übergebe mich gleich, aber nicht wegen des gezeigten Menüs oder des Preises.

  • Karl Wallimann sagt:

    Soeben von Basel zurück, gleicher Preis fürs Menü., bei Cheval Blanc. Solche Mittagmenus lohnen sich sehr, die Perfektion in jeder Beziehung. Kein Haar in der Suppe zu finden. Einmal pro Quartal muss sowas sein, besser als Joga!

    • STefan W. sagt:

      Dass in der Suppe kein Haar ist, erwarte ich allerdings auch bei weit niedrigeren Preisen.

  • Jan sagt:

    Muss ich mal probieren. Wir sind dazu übergegangen, ab und zu mal auch über Mittag im Sterneschuppen einzukehren und nehmen dann auch mal das vollständige Menu. Ist einfach angenehmer, nach dem Üppigen Menu mit Weingenuss den Nachmittag gemütlich ausklingen zu lassen, als mit vollem Bauch ins Bett zu gehen.

  • Ricco Keiser sagt:

    Ungustiös dekadent für mich als Ausgesteuerter

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