Wer Selecta hat, hat die Qual

Was bleibt anderes übrig, wenn einen Mundgeruch und dann auch noch der Automat quälen?

Versetzte Beni Frenkel kurz in Rage: Eine Selecta-Automat wollte das Rückgeld nicht ausspucken. Bild: Dominique Meienberg

Mein «Luscht und Fruscht der Woche»? Also, am Montag habe ich auf dem Weg zur Arbeit einen würzigen Kartoffelsalat gegessen. Auch Essiggurken und Zwiebeln waren darin enthalten. Er schmeckte vorzüglich.

Wenn ich esse, summe ich häufig. Als ich fertig war, steckte ich meinen Daumen in die Box und glitt vorsichtig von Ecke zu Ecke. Am Ende leckte ich auch den Plastikdeckel ab. Gott, war der gut, der Salat. Ich stöhnte leise. Eine junge Frau guckte mir die ganze Zeit zu und lächelte mich an. Ich hielt meine Hand vor den Mund und hauchte dagegen. Die Untersuchung ergab: Ich habe Mundgeruch.

So kann ich unmöglich im Grossraumbüro arbeiten, schoss es mir durch den Kopf. Ausser, ich atme den ganzen Tag durch die Nase. Da ich über 100 Kilogramm wiege, würde sich das bei mir anhören wie das Röcheln eines Sterbenden. Was nun? Normalerweise melde ich mich bei solchen Unpässlichkeiten gleich krank. Juristisch gesehen, ist das absolut zulässig.

Ich habe meine Frau übrigens im Internet kennen gelernt. Als sie mich das erste Mal besuchen kam, hatte ich Angst, dass ich aus dem Mund stinke. Ich habe deswegen einen Odol-Mundspray gekauft und immer in der Hosentasche mitgeführt.

Ich finde Menschen mit Mundgeruch sehr unangenehm. Als ich auf der Talmud-Hochschule war, gab es dort einen weisen Rabbiner, der entsetzlich aus dem Mund stank. Auf der Talmud-Hochschule funktioniert das so: Man lernt zu zweit irgendwelche Heilige Schriften. Wenn man eine Textstelle nicht versteht, geht man zum Rabbi. So wird man selbst irgendwann ein Rabbi. Der weise Rabbi hatte braune Zähne und einen gelben Bart. Ich habe ihn nur einmal um Rat gefragt.

Ich bin etwas abgeschweift, Entschuldigung. Also, ich stehe am Bahnhof Wetzikon und habe Mundgeruch. Da sehe ich einen Selecta-Automaten. Ich werfe einen Fünfliber rein und drücke auf die Taste für Kaugummi.

Dann leuchtet die Anzeige: «Ihr Guthaben 2 Franken». Ich drücke auf die Taste «R», dann auf «C» und donnere schliesslich meine 100 Kilogramm gegen den Automaten. Doch kein Rückgeld. Wie würde wohl Thomas Vogel reagieren? Ich wollte also noch einen Schokoriegel kaufen, doch auch das klappte nicht mehr. Mein Guthaben verschwand im Nirgendwo. Dafür roch mein Atem nach Pfefferminz.

3 Kommentare zu «Wer Selecta hat, hat die Qual»

  • Peter Todesco sagt:

    Selecta erstattet den Betrag zurück wenn man sich bei Ihnen rechtzeitig meldet. Telefonnummer am Automaten. Habe ich selber erlebt und per Brief das Münz zugestellt bekommen.

  • Hans sagt:

    Kartoffelsalat mit viel Zwiebeln und Essiggurken kann in Kombination mit Pfefferminz-Kaugummi aber auch ganz anders auslenken. Da ich aber am Ende Ihres Textes nicht gelesen habe, dass es dann im Grossraumbüro zu einer Schlägerei gekommen sei, schliesse ich, dass sich Ihr Mundgeruch innerhalb des Spektrums Zwiebelkartoffelsalat – Pfefferminzkaugummi für die Seite Pfefferminz entschieden hat. Eine gute Entscheidung.

  • Fredy Mekler sagt:

    Das machen die natürlich mit Absicht bei Selecta. Der Trick ist, dass, wenn man den Apparat aus Wut – und völlig berechtigt – zerstört, die Kamera alles aufnimmt, ein Alarm losgeht und man am Schluss die Reparatur und Umtriebskosten zu völlig überhöhten Preisen bezahlen muss! Das ist deren Geschäftsmodell, es geht gar nicht um den Verkauf von Schokolade, Präservativen oder MaybeBaby. Hab ich selbst schon erlebt und viele Freunde wurden auch schon beschissen. Traurig, echt traurig.

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