Ein alternatives Sechseläuten im Kreis 4

Das Vierilüüte hat alles, was das Sechseläuten hat. Ausser Tradition, Pferde, Bundesräte, eigens abgesperrte Strassen, einen lebensgrossen Böögg und Zünfte ohne Frauen.

Das Schild zu einem Platz der am Samstag eingeweiht wird. Inoffiziell.

«Traditionslos seit 2019»: Am kommenden Samstag wird am Vierilüüte im Kreis 4 erstmals ein Böögg verbrannt, zwei Tage bevor seinem grossen Bruder am Sechseläuten der Kopf weggesprengt wird. Dass diverse Böögge um eine Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen buhlen, ist nicht neu. Im 19. Jahrhundert wurden im untergegangenen Kratzquartier verschiedene Strohpuppen in einem gemeinsamen Feuer ihrer Bestimmung zugeführt. Auch dass die Vierilüüte-Macher ohne Pferde auskommen, ist keine Pionierleistung: Dass Zünfter hoch zu Ross ums Feuer reiten, ist eine Erfindung des frühen 20. Jahrhunderts.

Trotz dieser Referenzen an frühere Zeiten des Sechseläutens sehen die Erfinder des Vierilüüte, die Betreiberinnen der Olé Olé Bar und die Chefs des Klaus-Clubs, ihren Anlass nicht als Anti-Umzug im Sinne einer Fuckparade, die als Antwort auf die immer kommerzieller werdende Berliner Loveparade gegründet wurde. Auch dass mit Elena Nierlich von der Olé Olé Bar eine Frau als Vierilüüte-Ideengeberin fungiert, ist nicht als feministisches Statement gegen die zünftige Männerdomäne zu verstehen. Nierlich: «Ich habe zwar keine Zoifter in meiner Familie, bin aber immer gerne ans Sechseläuten gegangen. Erst den Umzug besuchen und sich dann durch die Stadt treiben lassen: Das werde ich wohl auch in diesem Jahr tun.» Doch zuerst will sie ihren eigenen Event über die Bühne bringen. Am Freitagabend wird der Reigen mit einem Zünfter-Apéro in der Olé Olé Bar lanciert, ehe es um Mitternacht mit einem Zünfter-Ball im Klaus weitergeht. Tags darauf findet der Umzug die Langstrasse runter statt, fürs Erste ohne Strassensperrung: Die fürs Debüt gegründeten Chreis-Cheib-Zünfte, wie die «Zunft zum fiesen Vietnames» des Restaurants Coming Soon, werden das Trottoir benützen. Ab vier Uhr wird dann auf dem Vierilüüte-Platz ein circa 10 Zentimeter hoher Pocket-Böögg auf einem 30 Zentimeter hohen Scheiterhaufen verbrannt. Bis zum finalen Knall umkreisen Kreis-4-Bewohner auf Skateboards, Steckenpferden und BMX-Rädern das Feuerchen.

Auf eine Prognose, wie der Sommer wird, verzichtet man – aufgrund fehlender Erfahrungswerte. An seiner Premiere muss das Vierilüüte noch ohne Gastkanton auskommen. Auch politische Zunftgäste wie beispielsweise Bundesräte sucht man vergebens. Aber vielleicht wird das ja noch. Das Vierilüüte wird nur bei schönem Wetter durchgeführt.

Ein Kommentar zu «Ein alternatives Sechseläuten im Kreis 4»

  • Schrotti sagt:

    Per Zufall habe ich das gesehen. Ich habe mich schon lange nicht mehr so amuesiert. DieLeute waren gut drauf und keine Polizei die da gestoert haette. Ja naechstes Jahr hoffe ich das das wieder gemacht wird… Keine Frage,,ich komme wieder….

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