Loblied nach dem Schwanengesang

Die Brasserie Schwanen ist so schön, dass man vor lauter Schauen fast das Essen vergisst.

Prachtvoller Saal aus dem Jahr 1897: Die Brasserie Schwanen gehörte einst zu einem luxuriösen Bäderhotel. Foto: Helene Arnet

Auch wer nicht zu Superlativen neigt, denkt sich hier, dass er noch nicht oft in einer so schönen Brasserie gesessen ist. Der 1897 errichtete Jugendstil-Speisesaal der Brasserie Schwanen war einst Teil eines luxuriösen Bäderhotels in den «Kleinen Bädern», der rechtsseitigen Bäderstadt Badens, die heute zur Gemeinde Ennetbaden gehören. Vor einigen Jahren wurde der Schwanen umgebaut, der prächtige Saal zu einer Bürolandschaft umfunktioniert, wofür ein Zwischenboden eingezogen wurde. Schon stimmten wir damals einen Schwanengesang an … dann erstand die Gemeinde das Gebäude … doch all das dauert zu lang, um es zu erzählen.

Das Resultat: Die Brasserie Schwanen, samt Bar und Fumoir, ist so prächtig, dass man vor lauter Schauen fast zu essen vergisst. Aber nur fast. Die Karte ist, wie üblich in Brasserien, klein und orientiert sich an der französischen Küche: Spezialitäten wie Rindszunge, Kalbsnierli und Kutteln stehen darauf, aber auch ein EntrecÔte Café de Paris samt Pommes (46 Fr.), das meinem Partner sehr gut schmeckt. Überhaupt: Beim Fleisch sind die Köche des Schwanen Meister: Das Rindsfilet Stroganoff (39 Fr.) ist ausserordentlich gut, die geschmorten Sauren Chalbsbäggli (53 Fr.) dürften etwas saurer sein, doch machte das die Sämigkeit der Sauce, die gerade noch nicht klebrig ist, wett. Gut passen dazu das Pastinaken-Püree und
die Rüebli-Creme. Dass der Kellner mich davon abhielt, noch Nudeln dazu zu bestellen, war nett: Es sei dann bestimmt zu viel! Obwohl: Die hausgemachten Tagliatelle waren ausgezeichnet – wie die Attacke auf den Teller eines Begleiters ergab. Die Lachsforelle aber, welche die Freundin bestellte, fiel ab. Sie war fad und belanglos.

Wenn wir schon beim Motzen sind: Die Salate sind frisch, die Sauce gut, aber wenn ich einen bunten Gemüsesalat (16 Fr.) bestelle, erwarte ich mehr als einen Blattsalat mit einigen dünnen Rüebli- und Randenstreifen. Dafür können wir das frisch geschnittene Rindstatar (25 Fr.) wieder ohne Aber loben. Am Nebentisch hat zum Schluss eine Crêpe Suzette (19 Fr.) ihren grossen Auftritt. Beim Flambieren sticht die Flamme hoch hinauf. Fast fürchtet man, dass sie den Putten, die sich an der Decke fröhlich tummeln, die nackten Bäuchlein anbräuseln.

Brasserie Schwanen, Badstrasse 16, 5408 Ennetbaden, Tel. 056 221 03 03, www.brasserie-schwanen.ch, Offen: Di bis Sa: 11.30 bis 14 und 17.30 bis 23 Uhr, Bar bis 24 Uhr. So und Mo Ruhetag.

Ein Kommentar zu «Loblied nach dem Schwanengesang»

  • Martin Muheim sagt:

    «ein EntrecÔte Café de Paris»
    Muss ja etwas ganz besonderes sein – bei dieser originellen Schreibweise.

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