Tun statt labern

Nachtleben-Rahmenbedingungen müssen Thema werden. (Bild: Dominique Meienberg)
Im Oktober 2018 wurde in den Räumlichkeiten des ehemaligen Les Garçons an der Kernstrasse 60 der Club Tender eröffnet. Ein paar Wochen später, gleich um die Ecke an der Langstrasse 81, folgte das Opening des kleinen Tetriz-Clubs. Plötzlich hatte Zürich endlich wieder zwei neue Clubbing-Optionen. Mit Betonung auf «hatte»: Tender und Tetriz wurden jetzt beide innerhalb einer Woche wieder geschlossen und zu Randnotizen im Almanach des städtischen Nachtlebens.
Die Häme folgte auf dem Fuss: Wer nach so kurzer Zeit schliessen müsse, habe keine Ahnung von Evaluation und Planung und sei nichts weiter als ein blauäugiger Traumtänzer. So die hinter vorgehaltener Hand formulierte Urteilsverkündung. Die ist unangebracht: Zwar darf man tatsächlich nicht mehr erwarten, dass ein Club innerhalb weniger Wochen zum Erfolg wird. Einige Neueröffnungen der vergangenen Jahre mussten länger als ein Jahr darben, bis sie sich endlich ein Stammpublikum erarbeiten konnten, das einen rentablen Betrieb gewährleistet. Jedoch tendiert die «Szene» dazu, Urteile zu fällen, ohne die Ursachen des Scheiterns zu kennen. Im Falle des Tetriz sollen nicht die Betreiber den Stecker gezogen haben, sondern der Vermieter.
Die Mietpreise an der Langstrasse sind in den letzten Jahren explodiert, was jede Eröffnung eines Gastronomiebetriebes dort zum Ritt auf der Rasierklinge hat werden lassen. Aber nicht nur die steigenden Mietpreise, sondern auch der Mangel an geeigneten Räumlichkeiten macht den Erhalt der Nachtkultur zu einem immer schwierigeren Unterfangen. Davon kann auch der gds.fm-Macher Christian Gamp ein Lied singen, dem zwei Nachbarn mit Lärmklagen das Leben schwer machen. Weil in dieser Stadt selbst an der Langstrasse das Schlafbedürfnis noch immer viel stärker gewichtet wird als jenes nach Jugendkultur, muss er um seinen kleinen Sender-Club an der Kurzgasse fürchten.
Das Nachtleben hat schon immer von Leuten gelebt, die es trotz Bedenken versuchen. Einfach mal tun anstatt labern, und wenn man scheitert, dann hat man es immerhin gewagt. Im heutigen Zürich einen Club zu eröffnen, braucht eine ordentliche Portion Mut. Den haben die Leute hinter dem Tetriz und dem Tender aufgebracht. Im Gegensatz zu den meisten, die ihnen nun Unbedarftheit unterstellen.
3 Kommentare zu «Tun statt labern»
Die Langstrasse ist übersättigt mit Angeboten. Das ist alles!
Das 1. Problem der jungen Clubbetreiber*innen ist, dass die Mieten für so ein Geschäft völlig unrealistisch und überhöht sind. Das 2. Problem ist das Lärmproblem. Das 3. Problem ist, dass viele von uns es sich easy leisten können für Fr. 150.– nach Berlin, London oder Barcelona zu fliegen (Co2) und in top Locacions für viel weniger Geld (Miete / Personalkosten) besser feiern gehen können.
Zürich hat sich durch die Gentrifizierung von einer sehr guten Partystadt zu einer zureichen, langweiligen und spiessigen Easy-Jet Landpmmeranze entwickelt.
Schade. wir waren und konnten mal was. – Was dieser Stadt als Partystadt gut täte, wäre aus meiner Sicht, eine fette Kriese mit fiel Freifläche und Platz für Junges und Neues!
Es sind die Phantasten, die die Welt in Atem halten, nicht die Erbsenzähler!