Auf der Schattenseite der Langstrasse

Entfernt man sich ein paar Meter von der Langstrasse, hört der Trubel auf. Die Kanonägass Bar zeigt, dass man auch ohne Laufkundschaft erfolgreich wirten kann.

Die Kanonägass Bar kombiniert Mixology mit Partys.

An der Langstrasse explodieren die Mietpreise, und der Boden befindet sich für Gastronomen, die dort einen Betrieb eröffnen möchten, schon seit einiger Zeit in den Gefilden des geschäftsverhindernden Verhältnisblödsinns. Die eine oder andere Nische scheint es zwar noch zu geben, aber bei der aktuellen Entwicklung dürften sich aber in den dortigen Immobilien in den kommenden Jahren nur mehr Ketten und Konzerne breitmachen.

Die Querstrassen und -gassen der Langstrasse eignen sich für den Betrieb einer Bar oder eines Clubs weit weniger als diese selbst, da dort oft die Laufkundschaft fehlt. Zwar reicht der Wochenendtrubel bei der Piazza Cella ein Stück weit in die Dienerstrasse hinein, aber kein Mensch verirrt sich die Militärstrasse hinunter. Der Misserfolg von Clubs und Restaurants wie dem Lexy oder dem Clash ist der Beleg dafür. An Parallelstrassen wie der Kanonengasse oder der Feldstrasse dasselbe Bild: Hier trifft man auf Nachtvolk auf dem Weg an die Langstrasse oder auf verwirrte Touristen mit Problemen beim Umgang mit Google Maps.

Auch Pashk Cenaj, der zusammen mit den Machern des Piazza am Idaplatz und dem Musiker Richard Dorfmeister (Kruder und Dorfmeister) die Kanonägass-Bar betreibt, weiss, dass er nicht auf Laufkundschaft hoffen darf: «Zu Beginn hatten wir grosse Probleme, unser Publikum zu finden, und auch jetzt gibt es noch Luft nach oben.» Dennoch widerlegt die Kanonägass-Bar die Annahme, dass ein erfolgreiches Wirten auf der Schattenseite der Langstrasse unmöglich sei, denn: Inzwischen platzt das Lokal an den Wochenenden aus allen Nähten, und auch unter der Woche kommt die Bar immer besser in Schwung.

Wie ist ihr das gelungen? Einerseits mit einem Mixology-basierten Bartending, das mit den Besten in dieser Sparte mithalten kann: Hier tüftelt man an eigenen Likören und Sirups und kreiert Drinks wie den Negroni ohne Alkohol, indem man die Ingredienzien hinterfragt und sie dann mit Lust und Laune neu interpretiert. Doch das allein ist es nicht: Hier beschert man dem Gast nicht das Gefühl, er müsse die Mixkunst mit ehrfürchtig-stillem Schweigen würdigen, sondern man unterhält ihn mit Partys mit Zürcher DJs, die am Wochenende bis 4 Uhr dauern. Dieser Mix aus erstklassigen Cocktails und ungezwungener Party-Atmosphäre verleiht der Kanonägass-Bar ein Stück Einzigartigkeit.

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