Eine kleine Szene mit viel Vitalität

Zürichs Nachtleben besteht aus mehr als House und Techno. Seit über 25 Jahren gedeiht in seinen Nischen auch der Drum’n‘Bass. Rollin John ist einer seiner Hüter.

Rollin John (links), der Mann für Zürcher D’n’B, mit Genre-Ikone Andy C.

Im elektronischen Zürich dominieren House und Techno. Die Dominanz der beiden Genres ist erdrückend. Viele wissen offenbar nicht, dass man hier an Wochenenden zu anderen elektronischen Musikstilen feiern kann. Beispielsweise zu Drum’n’Bass, der sich seit über 20 Jahren erfolgreich seine Nischen schafft.

Die Zürcher Drum’n’Bass-Gesellschaft flog schon immer unter dem Radar, unterbrochen von Blütezeiten, als der internationale Hype sie erfasste und mitriss. Letztmals in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts während des Rummels um Dubstep, einem eng verwandten Genre. Acts wie Skrillex waren omnipräsent. Zu dieser Zeit fanden selbst im Kaufleuten Drum’n’Bass-Partys mit Headlinern wie dem Belgier Netsky statt.

John Libertus alias Rollin John legt seit 2001 auf und führt seit 2010 das Label Divercity, die wohl bekannteste Zürcher Genre-Marke: «Der harte Kern der Drum’n’Bass-Community in dieser Stadt zählt circa 200 bis 300 Leute. Trotzdem besuchen unsere grossen Events bis zu 1000 Raver.» Das liege an der jungen Clubbing-Generation, die verschiedenen elektronischen Stilen aufgeschlossen gegenüberstehe, sagt Libertus. «Sie hört gerne House von Solomun und Techno von Ben Klock, aber auch den Drum’n’Bass eines Friction.» Für Partys ohne namhafte ausländische Stars ziehen sich die Drum’n’Bass-Veranstalter in kleine bis mittelgrosse Locations wie das Space Monki, den Stall 6 oder die Amboss-Rampe zurück. Libertus: «Dort feiert dann die eingefleischten Fans ab 25 Jahren, die im Drum’n’Bass ein musikalisches Zuhause gefunden haben und die nur selten an House oder Techno-Partys zu finden sind.»

Das schweisst zusammen, auch auf Veranstalter-Ebene. Libertus: «Die Community ist sehr gesund, und es herrscht ein reger Austausch. Man hilft sich, spricht sich ab.» Dass der Drum’n’Bass in Zürich irgendwann einmal gleich stark sein wird wie House und Techno, sei nicht zu erwarten. Ganz anders als in England, wo Genre-Anführer wie Goldie oder Andy C zu Superstars geworden sind. Dennoch ist Libertus zuversichtlich: «Der Drum’n’Bass wird in Zürich auch in Zukunft eine Heimat haben. Ob im Mainstream oder im Underground, ist egal. Der Style wird immer genügend Fans finden, mit denen man die eine oder andere gute Party schmeissen kann.»

3 Kommentare zu «Eine kleine Szene mit viel Vitalität»

  • Michael sagt:

    Warum ist die Drum & Bass-Szene in der Schweiz völlig von Linksextremisten unterwandert? Im Geburtsland England unpolitisch und fast Mainstream, hier (zumindest Basel und Bern) muss man sich in linksextremistische Lokalitäten mit entsprechend versprühtem ACAB-Hass und Wutbürgern begeben. Zum kotzen.

    • DankDonks sagt:

      Tanzmusik ist eben nicht kontextbefreit. Falls Du keinen Bock auf Sommercasino, Kaschemme und Reitschule hast, weil der politische Rahmen nicht mit Deinem zusammenfällt, dann gehst Du eben nicht hin. Du hast kein Recht auf Bespassung; die OrganisatorInnen haben aber definitiv das Recht darauf, ihre eigenen Werte zu gewichten und mit den Lokalitäten zusammenzuarbeiten, die ihren Visionen entsprechen. Zudem haben Random, Subotage (beide Basel), Darkside, Dubtopia und re:st (alle Bern) wiederholt klar Position gegen jedwede Form von Gewalt bezogen. Was das mit Hass, Wut und Extremismus zu tun hat, musst Du mir erst mal erklären: Friedlichere Sessions findest Du wohl nirgends.
      Falls Du lieber in «gutbürgerlichem» Umfeld tanzen magst, hindert dich niemand daran, das Albisgüetli zu mieten. DIY!

  • Ruedi Rivella sagt:

    sage nur: Freitagnacht Rohstofflager beim Escher Wyss
    war schon geil

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