Die perfekte Kulisse

Architektonisch leicht vernachlässigt: Haus in Oberengstringen. Foto: Gaëtan Bally/Keystone
Gesucht war ein beispielhaftes Schweizer Dorf als Kulisse für eine Komödie. Kein idyllisches oder modernes sollte es sein, sondern eher eine architektonisch etwas vernachlässigte Kleinstadt. Ausgesucht hat man unser Dorf. Ein Dorfplatz, eine Kirche, ein hässliches Einkaufszentrum scheinen die Kriterien zu erfüllen. Weil aber Fiktion und Realität selten übereinstimmen, musste nachgerüstet werden. Denn wer aus dem realen Leben eine Komödie machen will, muss der Realität nachhelfen. Manchmal etwas dazudichten oder auch etwas weglassen. So kamen auf den Dorfplatz noch eine Kita, ein Gemüseladen, ein Döner und obendrein noch ein Coiffeur. Die farbigen Zeichnungen der Dorfkinder an den Wänden der Unterführung verschwanden dafür unter einer grauen Bretterwand.
Hinter allem steckt das Schweizer Fernsehen und sein neuer Film «Jetzt erst recht». Eine Culture-Clash-Komödie soll es werden, bei der «Konflikt und Versöhnung vorprogrammiert, Toleranz und Verständigung jedoch nicht einfach zu haben sind». Jeder der Beteiligten müsse – manchmal auf ausgesprochen bizarre Weise – über seinen Schatten springen.
Kein Wunder, sind doch die Protagonisten ein Pfarrer und ein Imam. Der eine hat zu wenig Kundschaft, während die Hinterhofmoschee des anderen vor Gläubigen überquillt. Als auch noch der Bischof die Kirchgemeinde des Pfarrers schliessen will, stellt dieser sich auf die Hinterbeine. Seine Kirche wird zum Symbol für Heimat, und der Kampf ums Fortbestehen spaltet die Einwohner. Zu allem Übel wollen die Muslime auch noch eine neue Moschee neben der Kirche errichten. Bald liegen sich alle in den Haaren, allen voran die Jugendlichen, welche «die Vorurteile und Verbohrtheit ihrer Eltern in die Tat umsetzen».
So gehts laut Drehbuch bis Mitte Februar in unserem Dorf zu und her. Da, «wo unsere Geschichte auch wirklich so stattfinden könnte», sagt Regisseurin Katalin Gödrös. Unser Dorf habe sich bei den Dreharbeiten als äusserst lebendige, warmherzige, multiethnische und multireligiöse Gemeinde entpuppt. Den Gemeindepräsidenten freuts. Und die «Limmattaler Zeitung» titelte begeistert: «Hollywood im Limmattal».
Bis es so weit ist, träumt mancher hier schon mal: «Und der Oscar für die beste Filmkulisse geht – nach Oberengstringen.»
3 Kommentare zu «Die perfekte Kulisse»
Wir in Meilen am Zürichsee nennen unsere Gemeinde ebenfalls gerne Dorf, obwohl der Ort schon längst ein Teil des dichten Siedlungsbandes ist, das uns lückenlos mit der Stadt Zürich verbindet. Und da auch Ober- und Unterengstringen (welches ist schon wieder welches?) lückenlos mit der Kernstadt Zürich verbunden sind, bilden wir doch mit den Stadtzürchern und den Limmattalern und den Glatttalern und selbst mit den Bewohnern der linksufrigen Pfnüselküste EIN grosses „TYPISCHES DORF“ von geschätzt rund 800’000 Seelen. Warum also muss denn bei dieser recht grossen Auswahl ausgerechnet Oberengstringen die Backe hinhalten für das neue SRF-Jux-Filmli? Vielleicht weil dort der (zu Unrecht) viel belächelte Aargau in Form des christlichen Klosters Fahr schon bedrohlich nah empfunden wird?
Das einzige was mich an die Schweiz erinnert ist Oberenstringen , dass es eine super Gemeinde ist.
Hat als erste Gemeinde in der Schweiz ein Lehrschwimmbad (Halle) vor 68 Jahren , moderne Sportplätze , im Schulzimmer keine keine so alte Pulte sondern 4 Tische und sehr junge Lehrer , noch ein Dankeschön .
Man konnte sich an der Limmat im Sommer gut amüsieren Wellenreiten , Nachts
Spaziergänge nach Höngg machen und runterschwimmen bis Kloster Fahr.
Die Jugend respektierten sich untereinander .
ICH LEBE SEIT 30 JAHREN , weit weg von der Schweiz. Der beste Grund für mich ist die Klassenzusammenkunft um in die Schweiz zu kommen .
Habe in vielen Quartieren in Zürich gelebt .
Oberengstringen ist sicher nicht vernachlässigt , denke eher die Journalistin !
Oberengstringen hat klar das Kloster Fahr, dann noch einige andere Sehenswürdigkeiten anzubieten, z.B. nicht zu weit weg den Katzensee und die Werdinsel.. Es liegt auch an der schönen Limmat. Aber Oberengstringen als „Dorf“ zu bezeichnen, geht für mich zu viel weit. Für mich ist Oberengstringen einfach „Agglo“ – mit allem, was das Wort bedeutet.
Beste Grüsse
O.R.