ZVV, nimm dich in Acht

Zuerst die Bremgarten-Dietikon-Bahn und dann die Limmattalbahn: Der Aargau rückt immer näher.

In Schlieren wird schon gebaut: Ab 2022 wird die Limmattalbahn vom Bahnhof Killwangen-Spreitenbach AG nach Zürich-Altstetten, also fast ins Herzen der Stadt Zürich fahren. (Bild: Dominique Meienberg)

Das Ortsschild auf dem Perron der Bremgarten-Dietikon-Bahn (BDB) an der Endstation Dietikon ist nigelnagelneu. Leuchtend weiss auf königsblau steht dort Dietikon; daneben blau auf weiss «Aargau Verkehr». So heisst neuerdings die BDB: Aargau Verkehr AG, kurz AVA. Etwas hilflos witzelt der Gatte, als er das sieht: «Aargau Verkehrt». Doch der Schock sitzt tief. Daraus muss ja jeder Aussenstehende und jede Aussenstehende zwingend den Schluss ziehen: Dietikon AG.

Nun mag ja der Anti-Aargau-Reflex der Zürcher zugegebenermassen etwas kindisch sein. Nur kann man dagegen nichts tun. Schliesslich schnellt ja der Unterschenkel beim gekonnten Schlag auf die Kniesehne auch ohne willentliches Dazutun hoch.

Dass dieser Anti-Aargau-Reflex bei den Dietikerinnen und Dietikern speziell ausgeprägt ist, ist nur natürlich, sind sie doch die unmittelbaren Nachbarn. Und da muss man sich besonders stark abgrenzen. Auch mag noch etwas Historisches mitschwingen. Im von Napoleon gebildeten Kanton Baden wurde Dietikon von dem Züribiet getrennt und zu Baden geschlagen. So was prägt.

Dazu kommt ein hier erstmals öffentlich gemachtes persönliches Trauma. Die Schreibende, in Dietikon wohnhaft, hatte bei diesem Blatt hier angefangen zu arbeiten und war bestrebt, das in der Berichterstattung oft links liegen gelassene Limmattal etwas mehr ins Zentrum zu rücken. Trotzdem beschwerte sich eines Tages ein Leser, dass seine Wohngemeinde Dietikon stiefmütterlich behandelt werde. Der damalige Chefredaktor (Name der Redaktion bekannt) antwortete per Mail, dass der Tagi in der Lokalberichterstattung seinen Fokus auf den Kanton Zürich gerichtet habe. Er war der festen Meinung, dass Dietikon … lassen wir das.

Und nun also dies: Das Bähnli, das von Wohlen über Bremgarten mitten durch Dietikon fährt, heisst Aargau Verkehr. Der damalige Chefredaktor würde sich, käme er je in Dietikon vorbei, in seinem Irrtum bestätigt sehen. Doch kommt es noch dicker.

Ab 2022 wird die Limmattalbahn vom Bahnhof Killwangen-Spreitenbach AG durch Dietikon ZH, Urdorf ZH, Schlieren ZH nach Zürich-Altstetten, also fast ins Herzen der Stadt Zürich fahren. Und wer wird die Limmattalbahn betreiben? Aargau Verkehr. ZVV, nimm dich in Acht! Der Aargau rückt immer näher.

10 Kommentare zu «ZVV, nimm dich in Acht»

  • Adriano Granello sagt:

    „Aargau Verkehr“ ist in der Tat ein lächerlicher Name. Nicht weil „Aargau“ drin steht, sondern weil der aargauische Verkehr bekanntlich aus unzähligen anderen Verkehrsträgern besteht, als in diesem künstlichen Gebilde „Aargau Verkehr“ (AVA) zusammengefasst sind. Die AVA mit Sitz in Aarau betreibt die Wynental- und Suhrentalbahn, die Bremgarten-Dietikon-Bahn, ein Busnetz im Raum Zofingen und schliesslich ausserhalb des aargauischen Hoheitsgebiets den Limmattalbus. Apropos Hoheitsgebiet: Das Limmattal mit Altstetten, Schlieren und Dietikon gehörte einst zur Grafschaft BADEN und wurde zwangsweise dem Züribiet zugewiesen. Mit der von Aargau Verkehr betriebenen Limmattalbahn kommt jetzt mindestens ein Stück der verloren gegangenen Limmattaler Identität zurück. Willkommen im AG 🙂

  • Asta Amman sagt:

    Als in der Stadt Aufgewachsener und immer schön hier Wohnender ist mir alles oben Beschriebene zutiefst fremd. Bei „Aargau Verkehr“ denke ich an ein Rotlicht-Etablissement an einer trostlosen Schnellstrasse. Das wird sich ab jetzt aber ändern. Habe mein sackteures ZVV-Jahresabonnement für die Stadt in den nur wenig teureren „Neun-Uhr-Pass“ geändert. Der ist auch für die nähere Agglo gültig. Das wird ein Abenteuer!

  • Peter Früh sagt:

    Es mag die Autorin und die vom Aargau brutal bedrängten Zürcher etwas trösten, dass in absehbarer Zeit wenigstens keine Postautos mehr mit aargauischer „A-Welle“-Tarnlackierung bis nach Enge und Wiedikon vordringen und das Zürcher Stadtbild verunstalten werden. Die Busse von Postauto Aargau dürfen künftig wieder im gewohnten Post-Gelb unterwegs sein. Dass dieses allerdings an Glanz eingebüsst hat, steht auf einem anderen Blatt.

  • Nora Martinek sagt:

    So ganz erschliesst sich mir der Sinn des Beitrags nicht, besonders wenn im Titel auf den ZVV verwiesen wird. Interessanter wäre eher, wieso die Limmattalbahn nicht beispielsweise durch die VBZ betrieben wird (welche ja zum ZVV gehört), sonder durch die Aargau Verkehr AG. Offenbar war die Offerte der VBZ schlechter, was gleichbedeutend dafür ist, dass die VBZ offenbar auch in der Stadt Zürich eigentlich eine Dienstleistung abliefert, welche nicht konkurrenzfähig ist. Verwunderlich ist das nicht. Klapprige Cobra-Trams, die man am besten schon heute ausmustern würde. Ein neues Tram, welche wieder sehr knapp bemessen ist, welches viele Steh- anstatt Sitzplätze bietet, welches auf Holzbestuhlung setzt. Es wäre Zeit, dass die VBZ etwas kundenfreundlicher würde.

  • Günther Plöger sagt:

    So ein Unsinn.
    Schon erstaundlich, was die Leute für Probleme haben… Zumal der Markennahme BDWM (und nicht etwa BDB) erhalten bleibt. Ledigliech werden verschiedene kleinere Unternehmen – welche überwiegend im Aargau tätig sind – unter einer gemeinsamen Verwaltung vereint.

  • Ruedi Lais sagt:

    Dietikon wurde nicht „durch Napoleon von dem Züribiet getrennt“. Es hatte nämlich gar nie zu Zürich gehört. Lediglich ein wenig Grundbesitz lag bei Klöstern im heutigen Kanton Zürich, mehrheitlich aber beim Kloster Wettingen. Erst 1803 kam Dietikon erstmals zu Zürich, zusammen mit Rheinau. Deshalb sind das auch die zwei einzigen traditionell mehrheitlich katholischen Gemeinden im Kanton Zürich, mit dem entsprechend relativ hohen Wähleranteil der CVP.

  • Der Aargauer sagt:

    Wie meinen? Dietikon gehört nicht zum Aargau? Da hat’s aber mehr AG Nummernschilder als ZH.

  • Gmür Michael sagt:

    Die Journalistin ist für das Limmattal zuständig. Hört das bei Dietikon auf? Müsste man anstelle des Kantönligeistes nicht besser Regional verbunden sein. Also das ganze Limmattal sehen und darüber berichten? Unabhängig von Kantonsgrenzen? Verbinden – nicht spalten!

  • Rolf Hefti sagt:

    Man sollte Beachten, dass ohne SP, es heute schon lange möglich wär, mit der U – Bahn in den Aargau zu fahren. Dank den neuen Niederflurigen Trams, wird das zwar auf eine etwas altertümliche Weise geschehen, aber es wird auch so geschehen, dass Züri zur respektablen Metropole wird. Gespannt wartet der interessierte Laie, auf andere Tramtrassenausbauten, in anderen Entwicklungsachsen vom Raum Züri.

  • Josef Madlener sagt:

    Wo liegt das Problem? Eventuell Limmattal-Bahn Gegner. Ich vertrete die Meinung alles was über 15km vom Arbeitsplatz entfernt wohnt soll mit den ÖV fahren. Nur gute Anschlüsse zum ÖV bringen mehr Umsteiger. Ich dachte das wollen alle oder etwa nicht? So könnten meine Mitarbeiter eventuell wieder normal zu den Kunden fahren ohne Verspätung, die der Kunde nicht bezahlen will. Eventuell ist es auch ein Aargauer! Sind wir nicht alle Schweizer.

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