Geschichten aus dem Bistro

Zauberhaft kann es schon sein da oben auf dem Rigiblick. Bild: Helene Arnet
Das Restaurant Rigiblick hat diesen Herbst 16 Punkte im «Gault Millau» erhalten. Gastgeberin Vreni Giger und Chef Ronny Zipfel werden dort für ihre regionale Schweizer Bioküche in hohen Tönen gelobt. Uns ist es heute etwas weniger nobel zumute, und so setzen wir uns ins Bistro. Das heisst, zuerst setzen wir uns in die Seilbahn und rattern gemütlich hinauf, schauen auf die Lichter der Stadt hinunter und denken, oben an der Ecke, eine Weile an den genialen Autor Georg Büchner, der hier beerdigt ist. Was für eine schöne Einstimmung auf ein Abendessen unter Freundinnen.
Im Bistro ist es an diesem Donnerstagabend ruhig. Nur an zwei Tischen sitzen Hotelgäste. Die einen bemängeln eben beim Kellner die Karte, die, wie in Bistros üblich, relativ klein ist. Sie mögen weder Lachsforelle noch Rehrücken noch Rinderzunge noch … Wir verdrehen die Augen, der Kellner lächelt höflich und schlägt vor, für sie eine kalte Platte mit Trockenfleisch und Käse zusammenzustellen. Also gut, maulen die Gäste. Dann ist da noch das Ehepaar mit Kleinkind, das mit dem frischen knusprigen Brot des Hauses und einem Brei aus dem Lidl gefüttert und dann mit dem Babyfon nach oben ins Bett gebracht wird. Die Eltern hoffen auf einen Abend zu zweit, doch werden sie getrennt essen, weil das Kind nicht allein schlafen will.
Doch nun zu uns: Die Selleriecremesuppe mit Apfelpüree und caramelisierten Marroni (12 Fr.) ist eine gelungene Kreation, findet die Freundin; der Gazpacho aus marinierter Rande mit Ziegenkäse und Meerrettich (21 Fr.) schmeckt toll. Das Wildschweinragout vergeht auf der Zunge (mit Rotkohl und Walnussspätzle, 35 Fr.). Wie kann man so etwas nicht mögen? DerRindsschmorbraten ist gut, die Schupfnudeln sind gut, das Kürbisragout ist sehr gut (38 Fr.).
Als Nachspeise bestellen wir eine frisch gedrehte Vanilleglace mit Schoggisauce (15 Fr.) und zwei Löffeln, was beim Kellner kein Wimpernzucken auslöst. Die Schoggisauce ist unverkennbar aus Felchlinschoggi hergestellt – zartbittersüss. Unterdessen sind wir die einzigen Gäste, doch drängt niemand zur Eile. Auf dem Heimweg verharren wir kurz beim Grab von Georg Büchner und tauchen dann mit der Seilbahn in die erleuchtete Stadt ein. Was für ein schöner Abschluss eines Abendessens unter Freundinnen.
Bistro Rigiblick, Germaniastrasse 99, 8044 Zürich, Tel.: 043 255 15 70
Ein Kommentar zu «Geschichten aus dem Bistro»
Nach einem solchen schönen Abendessen unter Freundinnen könnte man aber etwas freundlicher dreinschauen!