Plötzlich fühlt es sich an wie im Montmartre

Der Beaujolais nouveau, ein wuchtiger, aber sanfter Jungwein, lockte uns ins Le Maquis im Foifi. Formidable!

Am Donnerstag gibt es hier Beaujolais nouveau: Das Le Maquis. Bild: Thomas Wyss

Die Welt wird ja immer kompetitiver, weshalb es nicht erstaunt, dass nun selbst in der Gastrokritik die Jagd nach dem Superlativ zum Sport geworden ist: Die einen suchen den saftigsten Pata-negra-Burger, andere das authentischste Thailokal, Dritte die originellsten biochemischen Prozesse der Molekularküche oder was weiss ich. Mir egal, ich mach dieses Theater nicht mit! Allerdings ist mir unlängst aufgefallen, dass es mich immer wieder zu hiesigen Franzosen zieht (Brasserie Lip, le Rendez-vous, Salut Salon, Café Franzos) und dass ich die tatsächlich gegeneinander abwiege. Nöd guet, stimmt. Immerhin habe ich noch nie behauptet: «Das ist der Beste!»

Das tue ich auch diesmal nicht. Obwohl Julien Dubas, Chef de Cuisine im Le Maquis, seine Sache formidabel macht. Klar, seine Familie führt in fünfter Generation das Restaurant A la Pomponnette im Pariser Montmartre-Quartier, und «Tradition oblige» – doch allein mit Familiengeschichte schafft man es in der Gastronomie selten zu Ehr und Ruhm – gerade wenn man in einem anderen Land eine Beiz übernimmt, die vormals Bure-Stube hiess.

Jedenfalls: Gestossen auf dieses Bistrot im Kreis 5 bin ich über Umwege, nämlich bei der Suche nach Weinbräuchen. Ein solcher – das Zelebrieren des Beaujolais nouveau, der traditionell erstmals am dritten Donnerstag im November ausgeschenkt wird – fand auch im Le Maquis statt. Weshalb erstens besagter Donnerstag ausgebucht ist und es zweitens am Tag danach, als meine Begleitung und ich dort tafeln gehen, grad noch zwei Gläser des begehrten Jungweins (er ist eine Wucht, allerdings eine sanfte) gibt. Die Vor- und Hauptspeisen, die ihn begleiten, sind ein herrlich pikantes Rindstartar auf geröstetem Brot (20 Fr.), mit Chèvre-Mousse gefüllte Profiteroles (16 Fr.), ein fantasievoll gewürztes Lammgigotgulasch (28 Fr.) und ein Steak mit Sauce bordelaise, sprich süsslichem Zwiebelconfit (46 Fr.); alle Teller sind garniert mit passenden Beilagen.

Und während wir so zufrieden vor uns hin mampfen, Edith Piaf und Jacques Brel aus den Lautsprechern chansonnieren und an allen anderen Tischen munter Französisch parliert wird, sind wir gefühlt plötzlich mitten in Montmartre – und das passiert einem also auch nicht jeden Abend, vor allem nicht mitten in Zürich.

Le Maquis,
Limmatstrasse 189
8005 Zürich
Website

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