Wie Rashid nach dem Krieg ein Stück Glück fand

Von links nach rechts: Oliver Jordan, Rashid Karra und Bruno Winzeler.
Rashid Karra war 13 Jahre alt, als sein Vater nach einer Krankheit verstarb. Von da an gab es nur noch ihn, seine Mutter, seinen kleinen Bruder und seine kleine Schwester. Einige Jahre später, Rashid war gerade mit der Wahl der passenden Universität beschäftigt, brach in Syrien der Krieg aus. Er packte ein paar Habseligkeiten zusammen und machte sich dann vom heimischen Aleppo in Richtung Europa auf. Von da an war er auf sich alleine gestellt.
Wenn Rashid von der gefährlichen Fahrt übers Mittelmeer, auf einem kleinen Boot und zusammengepfercht mit siebzig anderen Flüchtlingen, erzählt, dann tut er das in seiner zurückhaltenden Art. Viel überschwänglicher klingt es, wenn Oliver Jordan, Mitinhaber des hippen Klaus-Clubs, über seinen Angestellten spricht: „Rashid ist in kürzester Zeit ein Mitglied unserer Klaus-Familie geworden, und er kennt den Klub und seine Gäste fast besser als ich“. Umgekehrt kennen viele Klaus-Besucher Rashids Gesicht, aber nicht seinen Namen: Im Unterschied zu etlichen anderen im Nachtleben Tätigen mangelt es ihm am Drang zur Selbstdarstellung. Rashid ist ein stiller, emsiger Arbeiter, immer präsent, aber niemals laut.
Als Rashid in Griechenland ankam, lernte er dort einen Deutschen kennen, der kurze Zeit fürs Klaus tätig war. Er hat den ersten Kontakt hergestellt. Vor etwas mehr als einem Jahr hat er die Arbeit für den Klub aufgenommen und innert kürzester Zeit Schweizerdeutsch gelernt, das ihm besser liegt als Hochdeutsch. Bruno Winzeler, Securtiy-Mitarbeiter des Klaus, sagt: „Rashid hat mir erzählt, welches die drei schönsten Tage in seinem bisherigen Leben waren. Der schönste war, als die Schweiz seinen Asylantrag genehmigt hat. Der zweitschönste, als er die Stelle im Klaus angetreten hat, und der drittschönste, als ihn einer unserer Chefs an Weihnachten zu sich und seiner Familie eingeladen hat. Das hat mich sehr berührt“.
Rashid ist heute 20 Jahre alt, hat sich mittlerweile das Klaus-Logo auf den Arm tätowieren lassen und hofft, unbefristet in der Schweiz bleiben zu können. So könnte er seine Familie nachkommen lassen: Für seine Mutter ist es nahezu unmöglich in der zerstörten Heimat Arbeit zu finden. Das Aufenthaltsrecht wünscht sich Rashid auch aus einem anderen Grund: Zurzeit ist es ihm nicht erlaubt, das Land zu verlassen und seine Klaus-Familie auf Betriebsreisen ins Ausland zu begleiten. Das schmerzt nicht nur ihn, sondern auch seine neuen Wahlverwandten wie Jordan und Winzeler, die ihn längst in ihre Herzen geschlossen haben.
4 Kommentare zu «Wie Rashid nach dem Krieg ein Stück Glück fand»
Tatsächlich schön, ja. Und da hätts doch noch mehr Stoff für einen Dreiteiler! Jetzt mit einem Republik-Journi zusammensitzen und eine lange Geschichte über Flucht und Integration schreiben, bittschön. Das würd ich seehr gerne lesen.
Das ist tatsächlich Ansichtssache. Aber ja, mir gefällt der Artikel auch (nur schon das Klaus-Logo-Tattoo!). Und wer würde sich nicht mit Rashid freuen?
…das ist der beste Artikel den Du je geschrieben hast <3
Ich hoffe zwar, dass das Ansichtssache ist, aber das Kompliment nehme ich gerne mit. 🙂