Ein richtig guter Thai!

An einem Unort am Rand von Zürich versteckt sich ein Thai-Restaurant, das mit seltenen Spezialitäten überrascht.

Fairer Preis, sehr gutes Essen: Das Tam Nan Siam im Stadtkreis 9. Bild: Thomas Zemp

Sehr gute Speisen, faire Preise: Das Tam Nan Siam im Stadtkreis 9. Bild: Thomas Zemp Ist das nun der beste Thai in Zürich? Möglicherweise schon, vor Superlativen aber scheue ich mich. Das Tam Nan Siam in Altstetten ist aber ganz sicher ein richtig gutes Thai-Restaurant. Eines, das abends sicher gut besucht wäre, ja sehr gut besucht, würde es sich nicht in der Stadtzürcher Agglo-Wüste an der Grenze zu Schlieren in diesem hässlichen 70er-Jahr-Gebäude befinden, sondern zentral in einer hippen Umgebung. Denn dieses Lokal bietet eine gute bis sehr gute thailändische Küche mit anständigen Portionen zu anständigen Preisen. Und ein paar Spezialitäten, die man sonst kaum auf der Karte eines Lokals findet, das sich der grossartigen Küche dieses Landes widmet.

Da wäre zum Beispiel das Naem Kaduk Muh (22 Fr.). Die Schweinerippchen, die nicht mit Knochen, sondern mit Knorpeln durchsetzt und in Stücke gehackt sind, wurden in gekochtem Reis, Salz und Knoblauch eine Woche im Kühlschrank fermentiert und vor dem Servieren frittiert. Das Fleisch ist durch die Fermentation leicht säuerlich. Und sehr, sehr schmackhaft. Im Isaan – aus dieser Gegend im Nordosten Thailands stammt das Gericht – essen die Leute auch die Knorpel mit, sie mögen diese Konsistenz. Mein Tipp: Versuchen Sie auch das!

Eine weitere Spezialität heisst Kung Chaeh Nampla (25 Fr.). Die fast ganz geschälten und rohen Crevetten sind leicht mit Fischsauce mariniert und werden mit Salaten, Bittergurkenscheiben und einer scharfen Sauce serviert, die der Gast über das Gericht leeren darf. Die rohen Tierchen haben für westliche Gaumen eine ungewohnte Konsistenz, die Kälte und die Schärfe konkurrieren auf der Zunge. Der Begleitung ist die Sauce zu heftig, die Schärfe setzt ihr sichtlich zu.

Selbstverständlich bietet das Tam Nan Siam auch alle Gerichte wie Som Tam und Pad Thai, die der Durchschnittsgast in einem Thai-Restaurant erwartet. Das Grüne Curry mit Poulet (20 Fr.) ist würzig, leicht scharf und wohl eines der besten in Zürich. Der Wasserspinat mit Austernsauce (19 Fr.) ist leicht rauchig und sehr salzig, wie er sein muss. Und auch das Laab mit Ente (24 Fr.) überzeugt.

Zum Essen empfehlen sich zwei Getränke: Zum einen ein thailändisches Bier (6 Fr.), zum anderen ein Cocktail wie der Mai Thai (12 Fr.).

Tam Nan Siam
Badenerstr. 811
044 431 04 96,
Mo bis So 12 bis 22 Uhr
Website

12 Kommentare zu «Ein richtig guter Thai!»

  • Reto Bodmer sagt:

    Der Artikel gefällt mir ausgezeichnet…..ausser der Bezeichnung „Unort“. Das ist eine Beleidigung für dieses Quartier. Es sieht dort an der Zürcherstrasse nicht viel anders aus als in anderen Aussenquartieren von Zürich.

  • Menas sagt:

    Jeder lebendige Ort in dieser Stadt wurde zuvor von Migranten weiterentwickelt egal ob es sich um Niederdorf , Langstrasse oder andere Quartiere handellt welche heute nur noch von ….. bewohnt werden.
    Das wird auch in Schlieren in Zukunft nicht anderst sein.
    Deshalb ist es sicher kein Unort.

  • Nicole Hasler sagt:

    Fermentierte Brustknorpel sind sehr empfehlenswert. Unbedingt ausprobieren!

  • D. Rou sagt:

    Ich finde es eine Unverschämtheit und unglaublich arrogant, einen Stadtteil in Zürich als „unort“ zu bezeichnen. Sollen alle guten Restaurants in den hippen Stadtteilen ziehen, damit der hippe Autor seinen Kreis nicht verlassen muss?
    Echt traurig, wenn solche Leute eine Plattform bekommen.

    • Thomas Zemp sagt:

      Ich schreibe ja nicht, dass dieses Restaurant in einen hippen Stadtteil ziehen soll. Sondern, dass dieses sehr gute Restaurant im Stadtzentrum bereits viel bekannter wäre. Und ich schreibe auch nicht, dass ich mich scheuen würde, in den Kreis 9 zu fahren. Ich hoffe, dass mein Artikel Leute nach Altstetten locken wird, denn das Restaurant hat mehr Gäste verdient.
      Thomas Zemp, Autor der Restaurant-Besprechung

  • thomas covenant sagt:

    saftige preise
    Nam Gaduk Moo kostet hier etwa 60-80 baht (2 – 3 Franken). je nach ort
    also ein zehntel und die rippchen sind hier im einkauf teurer als z.b. das nierenstueck….

    • Thomas Zemp sagt:

      In Thailand verdient ein angestellter Koch in einem einfachen Restaurant zwischen 8000 bis 10000 Bath im Monat (250 bis 300 Franken), in der Schweiz verdient ein ungelernter Angestellter in de Küche mindestens 3500 Franken. Die Mietpreise sind in der Schweiz auch mindestens zehn Mal so hoch wie in Thailand. Man rechne…
      Thomas Zemp, der Autor der Restaurant-Besprechung

  • Max Frei sagt:

    Der Coktail Mai Tai schreibt sich ohne h. Er hat entgegen der landläufigen Annahme mit Thailand nichts zu tun und wird mit Rhum gemixt. Ob dies als Essensbegleiter taugt, ist fraglich. Neben Bier ist zu Thaigerichten Rotwein wohl passender. Oder dann ein Cha Yen.

    • Thomas Zemo sagt:

      Mai Tai schreibt man tatsächlich ohne h, das stimmt. Dass aber Rotwein passender ist als ein Cocktail zum thailändischen Essen, stimmt nicht. Rotwein passt fast nie zu dieser Küche, wenn schon Wein, dann weisser wie ein Riesling oder ein Gewürztraminer. In Bangkok gehen mehr und mehr thailändische Restaurants dazu über, zu den Menus ein Cocktail-Pairing anzubieten.
      Thomas Zemp. Autor der Restaurant-Besprechung

  • Beat Heer sagt:

    Würde man den Autor anhand seines Fotos so negativ beschreiben wie er das Haus des Tan Nam Siam und dessen Umgebung in seinem Artikel erwähnt, wäre er wohl ein klein wenig zu recht beleidigt. Offenbar haben die Redaktoren des TA mit allem Mühe, das mehr als ein paar Schritte von ihrem
    soo hippen Arbeitsplatz entfernt ist… Sie werden sich aber daran gewöhnen müssen, dass heutige ‚Unorte und Agglogebiete‘ zu trendigen Orten werden wie das bei dem einst so biederen Quartier Aussersihl auch der Fall war. Das Restaurant Tam Nan Siam ist wirklich eine Reise wert. Vielleicht erleichtert das wiederbelebten Tram nach Schlieren dann nächstes Jahr den Zugang.

  • Nathan Schmid sagt:

    Die Stadtzürcher Arroganz gegen den Kreis 9 und Schlieren wären im Artikel nicht nötig. Mit dem Pho Viet haben wir auch einen guten Vietnamesen in Schlieren. Aber bleibt doch besser in euren gentrifizierten Kreisen und zahlt das doppelte für schlechteres Essen ‍♂️

  • Pappa Swappa sagt:

    Danke für den Tipp!
    Sieht nach interessanter Karte aus, die sich gut zu ergänzt zu meinen anderen 2 Lieblings-Thairestaurants in Zürich, dem Jao Praya & dem Roi-Et

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