Samstagmittag, Helvetiaplatz

Ein Besuch in der Bank hat, müsste man meinen, viele gute Seiten. Stimmt aber nicht.

Die Bank, schöner Ort, manchmal etwas gar ausgedehnte Wartezeit. Bild: Salome Müller

Auf dem Weg zur Bank stolpern wir müde durch die Bäckeranlage, ich sehe Blutflecken am Boden, aber es sind doch nur eingedrückte Rosenblätter, ich sehe Erbrochenes am Strassenrand, das an milchiges Rührei erinnert – meine Sinne sind strapaziert. Hungrig, wie wir sind, ist die Bank die beste Wahl: Schnell erreichbar, easy Sonne, wenn sie denn scheint, gutes Essen.

Wir drücken die Schwingtür des Restaurants auf und bemerken die wartenden Menschen, samstags kurz vor zwölf. Draussen gibts noch freie Tische, wir nehmen einen mit Blick auf den Helvetiaplatz und das Kanzleiareal, wo sie mit Jeansjacken und schwarzen Wollmützen hinter Ständen stehen und aus der Thermosflasche trinken. Ah ja, Samstag ist Flohmi-Tag.

Wir richten uns ein, rücken in den Streifen Sonne, holen uns eine Wolldecke, warten. Jene am Nebentisch tun das Gleiche: Warten. Schon länger. Ungern. Es zieht.

Nach zehn Minuten holen wir uns die Karte, auf der wir ankreuzen: Orangensaft, Cappuccino, Latte macchiato, zweimal Rührei mit Schinken, Käse und Tomaten, einmal Porridge mit Zimt und Früchtekompott, einmal Joghurt mit hausgemachtem Granola, Früchten und Honig, eine Portion Kräuter-Hüttenkäse, ein Pain au chocolat, Vollkornbrot. Alles für etwa 70 Franken – genau weiss ich es nicht mehr, es hat die Quittung verweht.

Nach zwanzig Minuten bekommen wir die Getränke, die Leute vom Nebentisch nichts. Sie stehen auf und gehen. Wer kommt, ist der Sportchef des FC Zürich, für die baldige Stadionabstimmung auf Stimmenfang. Mich müsste er überzeugen, aber weiter als «Zürich braucht ein neues Stadion» und «international wettbewerbsfähig» kommt er nicht. Ich wünsche ihm viel Erfolg, als er sich verabschiedet.

Es ist jetzt Viertel vor eins, wir haben immer noch nichts. Auf dem Helvetiaplatz finden sich Männer und Frauen ein, einige haben Transparente dabei. Ah ja, Samstag ist Demo-Tag. Wir überlegen uns eine Deadline: Wann sollen wir gehen? Wir sehen, wie sich die Kellnerin bemüht, entschuldigt, immer wieder Essen bringt, aber nicht unseres. Unsere Finger sind klamm, die Zeitung weht es ständig fort. Deadline ist dann bald.

Bank, Molkenstrasse 15, 044 211 80 04, www.bankzuerich.ch

4 Kommentare zu «Samstagmittag, Helvetiaplatz»

  • ri kauf sagt:

    Die Bank ist meine letzte Wahl in diesem Kreis. Draussen sitzt sich ja recht nett aber drinnen ist es zappenduster….wie kann man nur eine Bar an eine Fensterfront in dieser Länge bauen? So hat das ganze Lokal gerade mal 2 Tische an einem Fenster…..man sitzt eng in dieser „Schalterhalle“…….ja, und der Service……na, wenigstens ist der Kaffee gut….wenn er dann kommt……

  • Kurt Malang sagt:

    Typisch Schweiz teuer und schlechten Service.
    Die Patrons mussten sich mehr einsetzten,und mehr an der Front kontrollieren!

  • Widmer H.P. sagt:

    Gut für die Schreiberin.
    Für mich aber ein Beleg, dass der normale Mensch dumm ist 🙁

  • tststs sagt:

    Jup, seit meinem Besuch verstehe ich, was es mit „auf die lange Bank schieben“ auf sich hat… 😉

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