«Fr wie Franken, enkel wie Enkel»

Der Weg von Frenkel zu Ferkel ist für den Autor oft kleiner, als er es sich wünscht. Bild: KEYSTONE/DPA/Holger Hollemann
Viele Menschen wollen mir Hassbriefe schreiben. Sie scheitern aber bereits an der korrekten Schreibweise meines Nachnamens: Frenkel. Es ist ein schwieriger Name, ich weiss. Manchmal rufe ich Leute an und sage ihnen meinen Namen. Das überfordert sie. Sie denken, ich heisse: Fränkel, Franken, Frankel, Fernkel oder Berkel.
Ich habe mich damit abgefunden. Die Mehrheit der Schweizer ist halt: dumm und unbelehrbar. Nicht so schlimm, denn ich bin mit einem Helfersyndrom auf die Welt gekommen: «Fr wie Franken, enkel wie Enkel», erkläre ich ihnen. Das hilft immerhin bei den mittelmässig Dummen. Die ganz Dummen notieren sich aber: Frankenenkel.
Ich frage zur Sicherheit immer nochmals nach. Dann versuche ich es mit meinem Fliegeralphabet: «F wie Foxtrot; R wie Romeo, E wie Emil, N wie November; K wie Kilo; E wie Emil; L wie Lima.»
Die ganz, ganz Dummen denken nun, ich heisse: Fränkä
l, Frenckel, Fernkel oder weiss der Teufel was. Vielleicht liegt es an der schlechten Telefonverbindung. Ich spreche die Laute deutlich vor: fff, rrr, eee, nnn, k, eee, lll.
Das hilft bei ein paar Schweizern. Doch was ist mit den anderen? Die hängen immer noch in der Luft. Ich versuche, die Situation etwas aufzulockern und sage: «Wie Ferkel, aber halt anders geschrieben.»
Die ganz, ganz, ganz Dummen – also die, die weder Humor, Orthografie, Zuhören noch Aufmerksamkeit kennen, schreiben «Beni Ferkel».
Als mein Urgrossvater in die Schweiz flüchtete, ging ein Beamter davon aus, dass «Frenkiel» kein Schwein versteht, und änderte den Namen in Frenkel. Ich bin dem Beamten noch heute dankbar. Ich will gar nicht wissen, wie kompliziert Frenkiel gewesen wäre. Vor knapp einem Jahr ist in Israel der Rabbi Steinmann gestorben. Er galt bei den Juden als höchste Autorität. Eigentlich hiess er Steimann. Doch als er vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in die Schweiz flüchtete, änderte ein Schweizer Beamter seinen Namen in Steinmann.
Ich freue mich immer über die neuen Einbürgerungen in der Stadt Zürich. Mich erstaunt, dass an den Nachnamen nichts geändert wird: El Arazhinautun, Köstmanniewiecz oder Garaundinanthaan. Ich finde aber: Wer sich in der Schweiz niederlassen will, sollte sich einen Namen nehmen, der höchstens so kompliziert ist wie: Fränckel.
10 Kommentare zu ««Fr wie Franken, enkel wie Enkel»»
Diese Händis sind der menschlichen Form grösster Feind = Die guten alten Knochen hatten in Mundnähe ein Mikrofon eingebaut – ganz nahe am Ohr einen Lautsprecher = Vermutlich sollte man ausserdem Händis nur mit Kopfhörern mit einem angebauten Sprechmikrofon benutzen = Vermutlich sind diese Erfinder also auch nur, ganz, ganz Dumme mit einem Uniabschluss = Das Ergebnis- Der ewig gleiche Klotz mit den ganz, ganz vielen teuren Namen.
„…und änderte den Namen in Frenkel..“
Köstlich, ich liebe den jüdischen Humor!
Obwohl dieser auch als Widerspruch zur so gekennzeichneten Kolumne „gnadenlos, witzig, provokativ.“ und auch als Widerspruch zu meinem eigenen Kommentar wie folgt verstanden werden könnte:
*Die – geschichtlich absolut gerechtfertigte – Rolle des Opfers*
Weiter so, Herr Frenkel. Ich lese Ihre Beiträge sehr gerne.
P.S: Wo ist eigentlich der Réda? Gibts den nicht mehr?
Reda hat schon vor mehr als einem Monat seinen Abschied verkündet.
Ich heisse Max Loser und wenn ich manchmal geschäftlich oder privat in GB oder USA bin nenne ich mich „Max Looser“. Ich würde sonst an keine Geschäftsessen oder Parties eingeladen werden.
Ich versteh’s immer noch nicht.
Ist der Enkel von einem Franken jetzt ein Rappen?
Oder gar ein Schimmel?
Bei der Reservation für eine Ferienwohnung habe ich schon einen Namen buchstabiert wie „M wie Marta, A wie Anna, B wie Berta, E wie Email, L wie Ludwig usw.“ (Name dem Kommentarschreiber bekannt). Worauf die gute Vermieterin zurückgefragt hat: „Kommen noch viele Leute?“ 🙂
Wirklich wahr.
Ich musste während dem Lesen nonstop schmunzeln und innerlich sagte ich ständig: „Genau! Bei mir auch genau so!“ 😀
Mein Nachname ist „Urben“. Ein eher seltener Name und obwohl eigentlich sehr simpel in Aussprache und Schreibweise, sind auch bei mir ganz ganz viele Leute „zu dumm“, um ihn richtig zu schreiben.
Da kommt dann alles mögliche zustande, wie z. B.: Hurben, Orben, Urwen, Urhen, etc. aber es wird auch einfach Huber daraus gemacht, weil sie offenbar denken, so wie ich es ihnen vorsage, buchstabiere, laut vorschreie, könne es doch nicht heissen. Oder andere machen einfach Urban daraus. Was es zwar tatsächlich auch als Nachnamen gibt, aber es wird dann, weil halt gebräuchlicher, bzw. bekannter, einfach zu meinem Vornamen gemacht.
Also: Ich kann super gut mitfühlen! 🙂
Mir hat Ihr Beitrag ein Grinsen entlockt. Geht mir mit meinem französischen Nachnamen ähnlich: Egal, wie man ihn vorsagt oder buchstabiert – es klappt oft erst nach mehreren Anläufen. Dann folgt zwar ein erlöstes „Achso?!!!“. Gemeint ist aber offensichtlich: „Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt?“
Heisse Illi zum Nachnamen, habe schon illy, ihli, illien, ili, etc. lesen müssen.
Versuche es dann jeweils mit i-l-l-i, hilft nicht immer.
Gut funktioniert aber:
„Vier Striche, der letzte mit einem Punkt obendrauf“. Das kann dann gemalt werden.
Aber auch:
„Wie Otto oder Anna, einfach mit i’s und l’s“
Zum Göisse – ich male meinen Namen… die können echt Illi sonst nicht schreiben? – Auch Vornamen können eine groooossse Herausforderung sein: Danielle = Daniel, Daniele, Daniél, Danièll…. muss mir wohl auch eine gemalte Version ausdenken…