Es wird nichts zurückgebracht

Am Morgen sind es gleich viele wie am Abend: Zalando-Pakete in einem Zürcher Wohnhaus. Foto: Gaetan Bally / Keystone
Bei uns im Haus leben viele Frauen. Ich erkenne das daran, dass am Morgen viele Zalando-Pakete abgeliefert werden und am Abend etwa gleich viele hinterm Eingang stehen. Für den Pöstler zum Mitnehmen. Der Vorsteuergewinn von Zalando betrug letztes Jahr 175 Millionen Euro.
Ich frage mich jeden Morgen: Wie kann man einen Gewinn erwirtschaften, wenn alle Frauen alle Schuhe wieder zurückschicken? Ich habe meiner Frau seit unserer Hochzeit vor 13 Jahren einmal eine Jelmoli-Lederjacke gekauft. Sie wollte sie nicht. Seitdem habe ich ihr nie wieder etwas geschenkt, ausser natürlich Blumen und dergleichen.
Ich bin überhaupt so erzogen worden, dass man nichts zurückbringt. Auch beim Essen nicht. Kürzlich war ich in einem thailändischen Restaurant. Ich sagte dem Kellner: «Nur vegi, ja?» Er nickte wie eine japanische Winkekatze. Dann tischte er mir eine Suppe mit Crevetten auf. Das hat mich sehr geärgert. Ich ass die unkoscheren Crevetten auf, beschloss aber, kein Trinkgeld zu geben.
Nur in einer Phase meines Lebens habe ich etwas zurückgebracht. Das war in meiner Jugendphase. Ich kaufte im Badener Warenhaus Vilan Videokassetten. Pro Stück Fr. 29.90. Ich guckte mir den Titel an, schaute auf die Rückseite und hoffte darauf, dass der Film Sexszenen enthielt.
An dieser Stelle möchte ich mich übrigens dafür entschuldigen, dass ich eigentlich fast nur über Juden und Sex schreibe. Ich nehme mir immer wieder vor, über andere Sachen zu schreiben. Aber das klappt nur selten.
Zu Hause schob ich die Kassette in den Videorekorder und drückte fünfmal auf die Taste «Schneller». Aber ich war immer enttäuscht vom Ergebnis. Ich kann mich noch gut an den Film «Der Duft der Frauen» erinnern. Der Titel versprach knisternde und elektrisierende Momente für einen 15-Jährigen. Aber da war nichts! Ich drückte wütend «Eject». Dann ging ich zum Vilan-Kundendienst. «Ich habe diesen Film vor einer Stunde gekauft, und er ist kaputt!» Die Kundenberaterin guckte mich lange an. Sie war etwa so alt wie meine Mutter. Dann nahm sie die Kassette wortlos entgegen und drückte mir Fr. 29.90 in die Hand.
So richtig glücklich war ich natürlich nicht. Erstens kannte die Frau meine Mutter, und zweitens war der zweite Film auch nicht besser: «Bodyguard».
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