Es muss nicht immer Kobe sein

Kurz bruzeln. Ein bisschen Teriyaki-Sauce. Und dann schweigen. Ein Ausflug ins Restaurant Ryokan.

Japanisch auf dem Mutschellen: Es muss auch nicht immer Bratwurst sein. Bilder: Helene Arnet

Wir essen gerne Bratwurst. Oder Schüblig. Doch als wir erfuhren, dass es auf dem Mutschellen neuerdings ein Kobe-Restaurant gibt, das sich als erstes japanisches Steakhouse im Lande anpreist, konnten wir nicht widerstehen. Zumal dieses Kobe-Beef ja von überglücklichen Rindern stammen soll. Und wir bisher nur davon gehört, es aber noch nie gegessen haben. Schliesslich muss man für das Kilo bis zu tausend Euro hinblättern.

Das vor 16 Jahren eröffnete Restaurant Ryokan in Widen hat einen exzellenten Ruf. Es war eines der ersten japanischen Restaurants Europas, die mit einem «Michelin»-Stern ausgezeichnet wurden, und hat eben wieder seine 16 «Gault Millau»-Punkte bestätigt bekommen. Die hier angebotenen Sushi gelten als die besten weitherum.

Wir werden in dem kleinen, geschmackvoll eingerichteten Raum freundlich empfangen – doch hier kürzen wir ab, um bald zum Hauptthema vorzustossen. Nur so viel: Die Vorspeisen, Reispapier-Röllchen gefüllt mit Thunfisch und Gemüse (23.50 Fr.) sowie die zwei Toro-Sushi (17 Fr.), sind wahnsinnig gut.

 

Nein, das ist kein Speck. Zum Glück!

Dann wird ein Kohlegrillofen vor uns platziert, der fast gar nicht raucht. Gefolgt von dem von uns bestellten Beef Quatro (89 Fr.): 50 Gramm Ribeye, 50 Gramm Wagyu Beef aus den USA – ein Fleisch, das ebenso wie das Kobe-Beef vom Tajima-Rind stammt –, 30 Gramm Wagyu-Beef Striploin aus Japan – und schliesslich 30 Gramm Kobe-Beef der besten Güteklasse 5. Dazu gibt es eine Misosuppe (ausgezeichnet), etwas Gemüse und Reis. Bleiben wir beim Hauptgrund unseres Besuchs: Das von uns mit so grosser Spannung erwartete Kobe-Beef sieht fast aus wie Speck.

Ich mag zwar Würste, aber keinen Speck! Zwei kleine Streifen sind es, stark marmoriert, doch sind es offenbar gerade diese Fettadern, die das Kobe-Beef auszeichnen. Wir lassen es kurz brutzeln, bis das Fett leicht glasig wird, tupfen ein wenig der sauber abgeschmeckten Teriyaki-Sauce drauf und schieben den Happen in den Mund. Dann verstummen wir für ein Weilchen. Wir sind auch hier vollends sprachlos. Nur noch so viel: Es muss nicht immer Kobe-Beef sein, aber einmal im Leben unbedingt, einmal pro Jahr wäre grossartig.

 

Restaurant Ryokan Hasenberg
Hasenbergstrasse 74, 8967 Widen
Mi bis So 11.30 bis 14 Uhr und 18.30 bis 22.00 Uhr
Sushi-Bar: Mi bis So 18.30 bis 22.00 Uhr
Website

2 Kommentare zu «Es muss nicht immer Kobe sein»

  • René Capitelli sagt:

    Für ein Restaurant mit Michelin Stern und 16 Gault Millau Punkten würde ich mindestens erwarten, dass mein Fleisch durch einen Spitzenkoch zubereitet wird und nicht durch den Gast selber. Insbesondere wenn es sich um derart teures Fleisch wie Wagyu und Kobe handelt. Die vielen Ausszeichnungen werden doch für raffinierte Zubereitung, perfekte Präsentation auf dem Teller respetive einer ausgezeichneten Küche mit aufmerksamen Service vergeben. Oder wird neuerdings die Eigenleistung des Gastes bewertet?

  • Tofa Tula sagt:

    Schade, dass japanisches Essen in der Schweiz so extrem teuer ist, damit bleibt es fuer weite Kreise ausser Reichweite. Es gibt viele gute japanische Gerichte, mit durchaus guenstigen Zutaten. Sushi mit gezuechtetem Fisch – ein Abglanz von dem was es einmal war – , das mittlerweile so in Mode gekommen ist, lassen wir mal aussen vor. Trotzdem, eine ausgezeichnete, gesunde Kueche, fuer die, die es sich leisten koennen. Ein Besuch in einem wie von der Autorin beschriebenen Lokal ist allemahl ein besonderes Erlebnis und ein bisschen Ansparen wert.

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