Diese Atmosphäre lässt sich nur schwer auf Instagram festhalten

Das Wirtepaar des Restaurants Metzg im Zürcher Seefeld liebäugelt mit der Pension – nach 31 Jahren.

Das Restaurant Metzg im Zürcher Seefeld. Bild: Screenshot/Metzg

Das Seefeld ist etwas in Verruf geraten. Zu herausgeputzt, zu teuer, zu boutiquenhaft ist für viele das Quartier am See in den letzten Jahren geworden. Davon zeugen für sie Kaffee-Ateliers, Schönheitskliniken oder Kleiderläden für Budgets im Bereich von Wohnungsmieten. Ein Quartier mit der Ausstrahlung eines Lifestyle-Instagram-Accounts, monieren böse Zungen. Doch das ist natürlich übertrieben – und vor allem nicht immer so gewesen.

Letzteres weiss das Wirtepaar Miguelanez vom Restaurant Metzg, das seit 31 Jahren die kleine Gaststube an der Seefeldstrasse 159 betreibt. Damals hätten sie die Süchtigen im Quartier noch davon abhalten müssen, bei ihnen einzutreten, erzählt Frau Miguelanez. Das Utoquai war noch Strassenstrich. Sie, einst Jusstudentin an der Uni Zürich, und er, aus Spanien eingewanderter Arbeiter, mussten den Umgang mit dem damals rauen Wind im Quartier wie auch Kniffs der Gastronomie von Grund auf erlernen. Vielleicht rührt die, man könnte sagen, herzliche Kantigkeit der Wirtin noch daher. Sie zeigte sich etwa in der Szene, als der Gast am Nebentisch das Zürigschnätzlete mit den Worten kommentierte, es sei zu zäh. Souverän räumte sie den Teller ab, nicht aber ohne beim Weglaufen den Kopf zu drehen und zu sagen: «Das wäre aber das erste Mal in 30 Jahren.»

Nichts zu beschweren gab es von unserer Seite. Wir, das sind ein Freund und eine überaus bezaubernde Freundin. Die Hauptspeisen – einmal Güggeli (31 Fr.), einmal Zürigschnätzlets (42.50 Fr.), einmal Lammcarré (41 Fr.) – schmeckten köstlich. Ebenso Beilagen und Bordeaux (95 Fr.). Die Wirtin kommentierte die Speisen jeweils auf ungewohnt lockere Art, sodass man rasch ins Gespräch kam. Kommen musste. Dass man am Schluss länger hat sitzen bleiben können, um weiterhin das Privatleben zu sezieren und eine weitere Flasche zu bestellen, nahm sie als selbstverständlich hin. Mehr noch: Sie plauderte lange mit. Ein Lokal wie ein Wohnzimmer, in dem man gerne noch etwas länger sitzen bleibt, denkt man. Dass sich eine solche Atmosphäre schwer auf Instagram festhalten lässt, ist dann auch egal.

Schade, denkt man noch, dass das Paar damit liebäugelt, in Pension zu gehen. «Irgendwann ist genug», sagt Frau Miguelanez am Schluss.

Restaurant Metzg
Seefeldstrasse 159
Samstag und Sonntag geschlossen
Website

Ein Kommentar zu «Diese Atmosphäre lässt sich nur schwer auf Instagram festhalten»

  • Alex Vorburger sagt:

    „Souverän räumte sie den Teller ab, nicht aber ohne beim Weglaufen den Kopf zu drehen und zu sagen: «Das wäre aber das erste Mal in 30 Jahren.»“
    Das erinnert mich tatsächlich sehr an das, was man als an typisch Zürcherische Gastfreundlichkeit bezeichnen könnte – wofür ich aber eine ganz andere Bezeichnung verwende…

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