Das ist keine Glacegeschichte

Im heutigen Beitrag dieser städtischen Gebrauchsanleitung gehts um den Ruhepuls und um Selbstregulierung, um ein Filmset und einen Töff – vorab aber gehts irgendwie um die Zukunft.

Die soziale Selbstregulierung, die der Stadt Zürich eine Existenz in dynamischer Balance ermöglicht (um es zum Abschluss dieser Kolumne nochmals ein bisschen pseudo-gescheit zu formulieren), ist der Südkurve in den letzten Jahren leider mehr und mehr abhanden gekommen. Foto: Keystone

Genau, das ist keine Glacegeschichte (wodurch schon mal all jene internen und externen Leser auf Ruhepulsniveau verharren dürften, die sich 2017, als hier ab Juli eine Glacegeschichte erzählt wurde, die spätestens ab September nur noch am klebrigen Rande mit Glace zu tun hatte und die auf der Zielgeraden im Dezember schliesslich so arg ins Stolpern geriet, dass sie erst 2018 ins Ziel kam – dies dafür körperlich wie mental ziemlich am Ende –, Woche für Woche fürchterlicher aufregten), mehr noch: Das ist überhaupt keine Geschichte.

Zumindest nicht eine, die der werten Leserschaft weiterhelfen dürfte. Weil das auch gar nicht nötig ist. Wir haben nämlich festgestellt: Unsere Stadt hat, was unsere Südkurve leider nicht mehr hat – eine intakte Selbstregulierung! Sie gerät weder finanziell noch kulturell, weder politisch noch apolitisch, weder architektonisch noch plattentektonisch je dramatisch aus der Balance, im Zwischenmenschlichen dominiert das Mit- und Für- das Gegeneinander, ja inzwischen sind hier gar die Deutschen zu Gast bei Freunden, herrscht gar am 1. Mai mehr Freude als Frust. Trendsprachlich gesagt: Zürich? Läuft!

Darum ist diese städtische Gebrauchsanleitung obsolet geworden, und wir können sie nach etwas mehr als drei Betriebsjahren einstellen und den frei gewordenen Zeitungsplatz fortan einem neuen Projekt zur Verfügung stellen.

Also könnte man sich diesen letzten Moment nun wie den Abbruch eines Filmsets vorstellen: Überall wird gehämmert, geschraubt und geflucht, mal donnert ein Scheinwerfer zu Boden, dort tritt jemand genervt gegen eine halb leere Champagnerflasche, da drüben reibt sich der Köter der Produzentin unsittlich an einem Sofa, und irgendwo im Halbschatten steht, einsam wirkend, der Regisseur (das wär dann ich) und blickt Lollilutschend ins Leere.

Da tritt die zweite Kameraassistentin auf ihn zu, die im Büro eben den letzten Lohncheck abgeholt hat. «Und, Pläne?» – «Ich werde das Töfffahren lernen.» – «Das lernt man doch als Bub!» – «Nicht Töffli, Töff.» – «Und hat der Töff auch ’nen Namen?» – «Es ist die Marke der Sieger.» – «Uaah, Triumph, geil. Und jobmässig?» – «Vielleicht Stadtführungen, so ab Herbst.» – «Gibts doch längst!» – «Diese nicht. Wär ziemlich persönlich.» – «Im Sinne von?» – «Sex, Lügen und Plattenläden!»

Ja, etwa so könnte man sich diesen letzten Moment vorstellen. So, oder auch ganz anders.

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