Drei Jungs für den Neuanfang

Der Tod des Clubs Kiste birgt die Chance für einen Neuanfang - mit zwei Aargauer Brüdern, einem Zürcher und besserer Nachbarschaftspflege.
Die drei Jungs wollen bessere Nachbarschaftsarbeit für den neuen Club leisten.

Die drei Jungs wollen bessere Nachbarschaftsarbeit für den neuen Club leisten.

Das Zürcher Nachtleben weilt in den Sommerferien. Etliche Clubmacher liegen derzeit lieber am See oder gucken, mit Grillzange bewehrt, Fussball, anstatt die Raverinnen und Raver mit aufregenden News auf Trab zu halten.

Zwar bleiben viele Clubs während der heissen Sommermonate geöffnet, setzen aber auf ein kostensparendes Programm: Die Dichte an teuren ausländischen DJs dünnt aus und die Turntables werden den Locals überlassen. In Baden AG hat sich die Tanzgemeinde gar darauf eingestellt, auch nach dem Sommer auf das Treiben in einem Club von überregionaler Bedeutung verzichten zu müssen.

Wie in dieser Kolumne am 9. April verkündet, wird der Club Kiste auf Ende Juni schliessen. Weil den Betreibern von den Behörden die Bewilligung für Öffnungszeiten bis morgens um 6 Uhr verweigert wurde.

Nun aber springen zwei junge Aargauer und ein Zürcher in die Bresche, um dafür zu sorgen, dass an dieser Adresse bereits ab Anfang August wieder getanzt werden kann: Die Wettinger Brüder Jean-Claude und Andres Häusler sowie der Zürcher Ronny Hitz haben die Räume der Kiste übernommen, und werden Anfang August unter dem Namen Gate 54 wiedereröffnen.

Die Gebrüder Häusler kennt man in der Szene als DJ-Duo Bruderherz. Als solches stehen sie auch in Clubs wie dem Hive in der Kanzel. Darüber hinaus waren sie in der Kiste als Veranstalter aktiv und kennen das Lokal. Dennoch werden sie weder Inventar noch Programmierung übernehmen, sondern einen klaren Schnitt machen.

Andres Häusler: «Selbstverständlich wissen wir um die Bedeutung welche die Kiste für das Aargauer Nachtleben hatte. Umso wichtiger ist es für uns, dass wir uns von ihr abgrenzen. Der Fokus wird zwar auch bei uns auf House und Techno liegen, aber wir werden auch subkulturellen Hip Hop-Partys eine Plattform bieten. Zudem werden wir das Interieur entrümpeln und der Location einen neuen Look verpassen».

Besondere Priorität wird der Nachbarschaftspflege eingeräumt. Dieser Punkt scheint von den Betreibern der Kiste etwas vernachlässigt worden zu sein. Ein Fehler den die frischgebackenen Clubchefs vermeiden wollen. Andres Häusler: «Als erstes wollen wir unseren Nachbarn signalisieren, dass wir ihnen zuhören und ihre Bedürfnisse ernst nehmen». Deshalb werde ein Bemühen um Öffnungszeiten bis morgens um 6 erst einmal nicht ins Auge gefasst.

Fans der Kiste müssen unter der neuen Inhaberschaft wohl Kompromisse eingehen. Sie können aber darauf bauen, dass in ihrem Lieblingsclub nun ein Trio am Ruder steht, das diesen nicht bloss gekannt, sondern das ihm mit eigenen Anlässen Impulse verliehen hat. Auch fürs Zürcher Nachtleben ist es von Vorteil, dass es an dieser Adresse weitergeht. Viele junge Aargauer haben in der Kiste ihre Liebe zur elektronischen Musik entdeckt, eine Liebe, die sie später auch in Zürcher Clubs vollzogen haben.

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