Endlich kann mans mal sagen

Im heutigen Beitrag dieser städtischen Gebrauchsanleitung geht es um die 4. Liga und Sprachkunde, um Automobilisten und ein Zöpfli – vor allem aber gehts um das baldige Saisonende.

Nein, das ist nicht die unten beschriebene Mittelfeldclub-Umkleide, die hier gehört den grossen Bayern, sie befindet sich in der Münchner Allianz-Arena, wobei diese Aufnahme aus dem Eröffnungsjahr 2005 stammt, inzwischen sieht das wahrscheinlich auch nicht mehr so gepützelt aus. Foto: Keystone

Es fühlt sich grad an wie in der Kabine eines Zürcher 4.-Liga-Mittelfeldclubs fünf Runden vor Schluss: Die Luft ist stickig, aber vor allem draussen, man guckt sich zum gefühlt tausendsten Mal die Tafel mit den theoretisch besten Spielideen an und weiss, dass man niemals gut genug sein wird, jemals auch nur eine davon umzusetzen (deshalb ist man ja bloss ein 4.-Liga-Mittelfeld- und kein Super-League-Spitzenclub), man sehnt sich nach dem Saisonende, nach Ferien und niemals endender schattiger Leere… und doch muss man jetzt da raus, muss nochmals «performen» – und sich bei Missfallen vom Publikum nochmals anbrüllen lassen.

Witzig ist: Das Gefühl, es trügt nicht! Alles ist exakt so wie oben beschrieben: Noch fünf Kolumnen, dieses verstolperte (Kabinett-)Stückchen hier inklusive, dann ist die Spielzeit der städtischen Gebrauchsanleitung zu Ende; dann beginnt die ersehnte schattige Leere, jedenfalls am fortan freien Freitag. Ich würd augenzwinkernd sagen: Es gibt schlimmere Schicksale! Die gibts schliesslich immer.

Damit zum heutigen Tagesprogramm. Es beginnt mit etwas Sprachkunde, geht über zur Abwandlung eines Woody-Allen-Filmtitels und endet mit der praktischen Anwendung dieser Abwandlung. Va bene? Bene.

In manchen Wörtern steckt deutlich mehr, als man auf den ersten Blick wahrnimmt, wobei zwischen diesem «Mehr» und der Bedeutung des Wortes gelegentlich gar eine Kausalität besteht. Demonstrieren lässt sich das anhand des harmlos wirkenden Wortes «absorbiert»… in welches sich – aufgepasst! – völlig unbemerkt das BIER eingeschlichen hat. Und wer Bier um Bier um Bier kippt, ist vom eigenen Schwips irgendwann so stark in Anspruch genommen (sprich absorbiert), dass er nicht mehr viel mitkriegt.

Solches Trinkverhalten ist während der Fussball-WM besonders ausgeprägt; in der Regel verstärkt sich ab den Achtelfinals der Eindruck, die halbe Stadt sei die halbe Zeit «lull und lall», um es mit einem Term aus dem Song «Carbonara» zu formulieren. Eine temporäre geistige Umnachtung, die man beklagen oder – unser Tipp – ausnutzen kann (beklagen tut man sich eh schon genug). Indem man endlich – damit sind wir bei Woody – höflich sagt, was man immer schon mal loswerden wollte, bisher aber nie zu sagen wagte. Ich zeig Ihnen, wie ich das meine.

1. Ich halte das berühmte Zöpfli vom Sprüngli für überschätzt (das letzte Mal, als ich am Samstagmorgen eins kaufte, war es am Abend schon steinhart).

2. Ich glaube, dass die jüdisch-orthodoxen Männer in Wiedikon zu den schlechtesten Autofahrern der Stadt gehören (eine Selbsterfahrung, sie haben mich als Velofahrer schon fünfmal über den Haufen gekarrt, das letzte Mal gestern; es ist zum Glück immer glimpflich ausgegangen, und es war definitiv keine Absicht, das konnte ich ihren erschreckten Gesichtern und den netten Entschuldigungen entnehmen).

So, und jetzt Sie!

2 Kommentare zu «Endlich kann mans mal sagen»

  • Gernot Schneider sagt:

    Ich hab mal eine Frage:
    Ist der Thomas Wyss eigentlich der Bruder des bekannt/berüchtigten Walter (Wädi) Wyss aus Zug. Dem hintergründigen Wortwitz nach könnte es wohl sein.
    Grüsse
    Gernot Schneider

    • Thomas Wyss sagt:

      Ich nehme diese Frage als grosses Kompliment, muss sie jedoch verneinen; es bestehen (leider, muss ich wohl annehmen) keine familiären Band zum berüchtigten WW aus Zug.

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