Fast nicht zu toppen

Innenansicht der Huusbeiz: Wir kommen wieder. (Bild: Urs Jaudas)
Würde die Huusbeiz in der Zürcher Innenstadt stehen, müsste man wahrscheinlich Nümmerli ziehen wie bei der Post, um überhaupt einen Platz zu ergattern. Und um es gleich vorwegzunehmen, das «Mmh!» war der meist gehörte Laut in der Gourmetrunde an diesem warmen Frühsommerabend in der Nähe des Albisriederplatzes. Die Huusbeiz befindet sich in einem Haus von 1884, das damals als «allein stehendes Vorstadthaus» galt. Einst hiess es Robin Hood und war eines der ersten Zürcher Pubs. Als letztes Lokal beherbergte es das Restaurant Nachtjäger. Das hell gestrichene Täfer reicht bis zur Decke, und mit dem Cheminée wirkt die Huusbeiz extrem gemütlich. Pünktlich auf den Sommer ist auch die Terrasse fertig geworden.
Dort draussen gibts zuerst einmal ein Amuse-Bouche, das die Latte schon sehr hoch setzt. Das Kohlrabischüümli mit Kafi und Mandeln ist eine Wucht. Auch die Sauerampferbutter und das feine Brot, das wir ungefragt aufgetischt bekommen, verleitet die selbst ernannten Gourmets dazu, ein bisschen zu viel davon zu naschen.

Die kalte Gurkenschale mit eingelegter Gurke, einem Gurkensorbet. Bild: Urs Jaudas
Die Karte ist nicht lang, aber oho. Die Entscheidung fällt schwer, wäre da nicht der sympathische Patron, der auf jede kulinarische Frage eine Antwort parat hat. Zum Trinken empfiehlt er einen Walliser Humagne rouge (7,5 dl/61 Franken). Die Vorspeisen verführen eine um die andere, wir ordern eine kalte Gurkenschale mit eingelegter Gurke, einem Gurkensorbet mit Tschin-Gin, Kräuter-Treber-Tschipps und Borretschblüten (15 Fr.). Das Joghurtdressing des Kopfsalats (12 Fr.) ist kaum zu toppen und kann ohne Übertreibung als eine der besten Salatsaucen Zürichs bezeichnet werden. Und auch die roten und gelben Randen (14 Fr.), die im Ofen geschmort wurden und mit frischem Meerrettich, Crème fraîche und Senf drapiert sind, schmecken fantastisch. Die Tagesspezialität ist das Babettli (47 Fr.). Der haifischflossenförmige Muskel (auch Pastoren-, Bürgermeisteroder Weisses Stück genannt) ist in der Keule des Rindes zu finden. Er ist zart, frei von fett und sehr schmackhaft. Serviert wird das Stück Fleisch mit Flaacher Spargeln. Das Kuhfilet-Tatar mit brauner Butter mariniert (29 Fr.) wird mit Radieschen, Rettich, Kapern, Brunnenkresse und Eigelbcreme serviert, und das «Mmh» des Testers ist nicht zu überhören.
Die Produkte bezieht die Huusbeiz von ausgewählten lokalen Lieferanten, und alle Gerichte beinhalten weder Konservierungsmittel noch Geschmacksverstärker. Auch wenn sich der Bauch wölbt, ein Dessert muss sein. Die Windbeutel mit Namen Hugo (11 Fr.), gefüllt mit Holunderblüte, Minze und Limetten, würde man am liebsten zweimal bestellen, und die Mini-Schoggimousse (5 Fr.) schmeckt auch nach mehr.
Eines ist ganz klar, in der Huusbeiz waren wir nicht zum letzten Mal.
Huusbeiz
Badenerstr. 310
8004 Zürich
Mo–Sa 18–24 Uhr
Website
3 Kommentare zu «Fast nicht zu toppen»
Dazu empfehle ich den hochpreisigen Grill und den Guten Metzger nach eigener Wahl ! Den Salat selber zubereiten und sich mit den scharfen Messerchen viel Zeit lassen um unverletzt zum Essen über gehen zu können. Funktioniert für mich genügend und ist billiger als jede Beiz.
Lieber Herr Keller, versuchen sie es doch an einem Bratwurststand! Gutes Essen aus guten Rohmaterialien kann nicht gratis sein. Sie sollten sich mit diesem Thema auseinander setzen. Kaufen sie zur Abwechslung mal selber Frischprodukte ein. Sie werden staunen was das kostet. Dann müssen sie nur noch ein passendes Lokal mieten, Stühle, Tische und ein paar Teller, Besteck und Gläser kaufen. Vergessen sie bitte die Löhne der Angestellten nicht, die wollen ja auch leben.. Und nun rechnen sie aus, was dann ihr angebotenes Essen kostet. Sie werden staunen. Das wird nicht für 33 Franken zu haben sein. Wenn ihnen dies tu teuer ist, bleibt nur selber Kochen oder aber der Bratwurststand.. In diesem Sinne: Guten Appetit.
Wieder ein Lokal für die Gutbetuchten, dass dann in den Himmel gelobt wird.
Aber arme Schweine wie ich können sich das nicht leisten.
Ich vermisse journalistische Recherchen dort, wo auch normalsterbliche gut essen könnten.
Wo es feines und originelles Essen zu Preisen gibt, die man vernünftig bezeichnen könnte.
Vorspeisen unter 8 CHF, Hauptspeisen bis 25 CHF