Immer noch stille Tage und Nächte

Freiluft-Partys sind auch diesen Sommer nur mit «Jugendbewilligung» erlaubt. Alle über 25 werden wohl illegal draussen feiern müssen.
Outdoor-Partys finden sowieso statt - nur werden die Veranstalter kriminalisiert.

Outdoor-Partys finden sowieso statt – nur werden die Veranstalter kriminalisiert.

Der kalendarische Sommerbeginn ist erst in zwei Monaten. Den Unerschrockenen, die am Freitag an der inoffiziellen Eröffnung des Seebads Enge in den knapp 13 Grad kalten Zürichsee gehüpft sind, scheint das aber entgangen zu sein. Oder es hat sie einfach nicht gekümmert.

So oder so: Dergestalt auf Touren gebracht lässt es sich gut weitere Verwegenheiten schmieden. Dazu zählt am späteren Freitagnachmittag natürlich auch das Zusammenstellen des Ausgangs und da gab es an diesem Zürcher Wochenende tatsächlich viel zu planen.

Dank diverser daytime-Partys konnte man ab Freitagabend bis in den heutigen Montagmorgen durchfeiern. Wer das aber mit dem schönen Wetter kombinieren wollte musste schnell feststellen, dass das nicht geht. Zwar verfügen einige wenige Clubs wie das Hive über einen Aussenbereich. Dort gibt’s aber keine Bar und Musik wird auch nicht geboten. Die auf illegale Draussen-Feten spezialisierten Veranstalter wiederum schienen vom sommerlichen Wetter überrumpelt worden zu sein und liessen die von Petrus offerierte Option auf etwas Kasseklingeln passieren. Kurzum: Wer feiern wollte musste drinnen bleiben.

Daran wird sich im weiteren Verlauf des Zürcher Sommers nicht viel ändern. Zwar werden diverse illegale Wald- und Wiesenpartys stattfinden. Wer aber nicht gegen das Gesetz verstossen möchte, guckt in die Röhre. Ab 23 Uhr gilt draussen Nachtruhe und tagsüber benötigt das Aufstellen eines DJ-Pults samt Verstärker an öffentlichen Orten grünes Licht von den Behörden.

Ein amtliches Okay kriegen Veranstalter von Anlässen kleiner als Volksfeste aber nur via Jugendbewilligung für Outdoor-Partys. Wer sich auf diese bewerben möchte darf nicht älter als 25 Jahre sein. Selbst wenn auch einige Politiker der Ansicht sind, dass diese Altersbeschränkung unsinnig ist (als ob der urbane Mensch über 25 nicht manchmal gerne draussen feiern würde): Geändert hat sich nichts.

Das hat auch Auswirkungen auf das Street Parade-Wochenende, an dem die Party auf die Lastwagen-Route beschränkt bleibt, weil es den innerstädtischen Bars, Clubs und Shops nicht erlaubt ist draussen Boxen aufzustellen.

Für öffentliche Räume weit weg von lärmempfindlichen Anwohnern, wie beispielsweise die Allmend, und für die Street Parade müssen endlich Ausnahmen geschaffen werden. Zürich ist mit seinem See, seinen zwei Flüssen und den vielen Grünflächen – weitab von Wohnhäusern – perfekt geeignet für schöne Sommerfeste.

Dass die ansonsten so aufgeschlossene Zürcher Stadtregierung diese ihren erwachsenen Bürgern pauschal verbietet, ist grotesk. Ausnahmeregelungen brächten auch der Polizei Vorteile: Anstatt den ganzen Sommer über auf dem Käferberg, der Allmend und beim Zoo illegal Tanzende zu jagen, könnte sich die Polizei auf Kontrollen beschränken. Denn: Die Zürcherin und der Zürcher feiern im Sommer sowieso draussen. Wenn nicht legal, dann halt illegal.

4 Kommentare zu «Immer noch stille Tage und Nächte»

  • Gion sagt:

    Es gibt eben auch viele Leute, welche das schöne Sommerwetter, einen lauschigen Abend mit Sonnenuntergang am See oder in einem Park ohne Bum-Bum-Bum geniessen wollen.

    Finde ich auch in der Stadt einen legitimen Wunsch, zumal Lärm eine negative Externalität ist (sonst bräuchten wir gar keine Lärmschutzvorschriften mehr und würden uns über schalldämpferlose, knatternde Motorräder, Laubbläser und Rasenmäher freuen).

    Eine gute Lösung wären bewiligungsfreie Outdoor-Parties mit Wireless-Kopfhörern. Daran muss man sich erst mal gewöhnen, aber das gilt auch für die unverrauchte Luft in Clubs und heute würden die meisten das Rad nicht zurückdrehen wollen. Hat auch den Vorteil, dass jede/r die Lautstärke selbst regulieren kann.

    • Denis Chester sagt:

      +1 für Kopfhörer. Würde das Klubleben 100 mal besser machen wenn man die Lautstärke selbst regulieren könnte (Ohrenschutz, man könnte für Unterhaltung runterdrehen, wenn der DJ wieder mal eine schwachsinnige Setlist aufgestellt hat etc.)

  • Yves no vlue sagt:

    Mhhh, also wenn ich eine Draussenparty veranstalten will muss ich einfach einen unter 25 jährigen ins Team holen der dann den Antrag unterzeichnet? Naja…

    Wieso die Ü25 nicht dürfen ist wohl nur denjenigem klar welche diese Bestimmung formuliert haben. Sind die Ü25 denn nicht vertrauenswürdig?

    Wäre doch schön wenn jeder eine Party-Bewilligung einholen könnte. Und das wäre übrigens noch viel besser für die Umwelt, denn die Veranstalter räumen wieder auf… im Gegensatz zu https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/der-abfall-wird-ja-eh-weggeraeumt/story/16432470

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    jede/r soll draussen feiern. solange man niemanden stört ist doch das perfekt im sommer.

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