Verkaufen will gelernt sein

(Foto: Keystone/Jean-Christophe Bott)
Über die Ostertage habe ich viel über das Konzept Töten nachgedacht. Ich finde immer noch, dass man keinen Menschen ermorden soll. Nichts rechtfertigt eine solche Tat. Andererseits, verdanken wir der Kreuzigung Jesu nicht auch ein paar Feiertage? Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten die Juden auch Zwingli getötet. Wieder ein Feiertag?
Dabei denke ich auch an die Migros-Angestellten beim Bahnhof Enge. Die mussten über Ostern arbeiten. Die haben nie einen Feiertag. Ich versuche eigentlich immer, meine Einkäufe unter der Woche zu erledigen. Dieses Jahr hat das leider nicht geklappt. Ich kaufte am Ostermontag Äpfel ein, Gala-Äpfel.
Im Migros Bahnhof-Enge ist der Zweikampf Mensch gegen Maschine deutlich zu beobachten. Rechts sitzen drei Kassiererinnen, links befinden sich etwa zehn Selfscanning-Stationen. Ich gehe immer mit gutem Vorbild zu den Kassiererinnen. Am liebsten würde ich mit ihnen über Gott und die fiesen Öffnungszeiten quatschen. Aber das wird hier nicht ästimiert. Es muss schnell gehen.
Am Ostermontag habe ich selber gescannt. Neben mir stand eine Migros-Beamtin und guckte mir zu. So etwas liebe ich überhaupt nicht! Ich habe dann immer das Gefühl, dass ich als Dieb verdächtigt werde. «Haben Sie alles eingescannt?», steht auf dem Bildschirm. Ich werde darauf aufmerksam gemacht, dass Stichproben durchgeführt werden. Ich spüre den Blick der Migros-Frau superdeutlich. Nächstes Mal gehe ich wieder zur Kasse.
Ich habe grosse Achtung vor Verkäuferinnen. Das ist kein einfacher Job. Als ich Student war, habe ich beim Hauptbahnhof Glace verkauft. Ich stand hinter so einem kleinen Stand mit acht verschiedenen Geschmacksrichtungen. Mein Chef hat mir stets gesagt, dass ich nicht zu viel Glace ausgeben soll. Sonst mache er nur Verlust. Viele Kunden haben sich dann aber beschwert, weil ich ihnen fast nichts in die Becher legte. Ich versuchte, immer höflich zu lächeln.
Häufig war mir aber langweilig. Vor allem wenn es draussen regnete. Dann bohrte ich in der Nase, bis sie blutete (ich habe dünne Naseninnenwände). Um die Blutung zu stillen, stopfte ich mir Servietten in die Nase und legte den Kopf in den Nacken. Das muss ziemlich kurios ausgesehen haben. Denn es kam noch weniger Kundschaft. Dem Chef fiel das irgendwann auf. Er fragte mich, ob ich häufig Nasenbluten habe. Ich antwortete ehrlich: «Nein, nur wenn ich in der Nase bohre.»
Richtig glücklich war ich als Glace-Verkäufer nie. Ich denke, als Glace-Verkäufer sollte man zumindest ein bisschen extrovertiert sein und mit den Kunden flirten. Das kann ich nicht. Ich habe zwischen den Geschmacksrichtungen und meinem Bauch eine Zeitung eingeklemmt und darin gelesen. Kundenanfragen habe ich als störend empfunden.
Zum Glück sind die meisten Verkäuferinnen sympathischer; auch in Zürich. Ich finde, das sollte einmal betont werden.
10 Kommentare zu «Verkaufen will gelernt sein»
Lieber Beni Frenkel. Besten Dank für Ihre Zeilen, ich habe mich heute einmal mehr köstlich amüsiert.
Dieser Satz verwirrt mich: Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten die Juden auch Zwingli getötet
Waren das nicht die Römer?
Fast 2-tausend Jahre lang waren es für Christen die Juden, die Jesus gekreuzigt haben. Seit 1965 sind es für die Katholiken zwar technisch die Römer, aber nur auf drängen der Juden hin. Der Ausdruck „seine Hände in Unschuld waschen“ geht genau darauf zurück – Pontus Pilatus hat sich, um zu zeigen, dass er sich vom Urteil distanziert, die Hände gewaschen. Wenn Sie das ignorieren, ignorieren Sie so gut wie die gesamte Geschichte des Christentums!
(Und wenn die Realität gefragt ist: Es ist nicht einmal klar, dass es Jesus gab. Also ist die Frage etwas sinnlos.).
Ja geschmackssache, nasenbohren und glace aushaendigen. En guetae::“)))))
Warum steht so ein Schüleraufsatz in einer renommierten Zeitung? Verstehe ich nicht.
Tja warum kann Martin nicht zwischen Blog und Artikel unterscheiden? Das verstehe ich nicht.
Offenbar Null Humor hat der Martin und er versteht nicht, was Satire ist.
Frenkel‘s Kommentare empfinde ich als nichtssagend, niveaulos und überflüssig. Immer.
Ich rege mich immer auf. So etwas gehört nicht in diese Zeitung. Gerne würde ich etwas Witziges, Gescheites lesen. Könnten Sie nicht Max Küng verpflichten?
Interessant, mir geht’s genau andersrum, ich liebe Frenkel’s Sicht der Welt.
Können Sie nicht eine andere Zeitung lesen?
Ist doch freiwillig, den Frenkel zu lesen. Ich würde sagen, man braucht wohl ungefähr den IQ von Frenkel, um ihn zu verstehen und der hat ja bekanntlicherweise irgendwo um die 105, also vom Genie ist er da noch etwas entfernt. Ob mehr IQ schadet, weiss ich allerdings nicht, könnte aber natürlich auch sein..