Clubs als Drogenspiegel der Gesellschaft

Das Nachtleben mit Sex und Drogen ist keine abgeschottete Parallellwelt - die Clubber sind wochentags die ganz normale Bevölkerung.
Die Partysubkultur besteht aus Leuten, die wochentags normale Bürger sind.

Die Partysubkultur besteht aus Leuten, die wochentags normale Bürger sind.

Eine Gesellschaft ohne Drogen ist eine Illusion und das Nachtleben ist ein Beleg dafür. Immer schon, nicht erst seit dem tragischen Unfall einer US-Touristin, die kürzlich nach der Einnahme einer Ecstasypille im Berliner Berghain verstorben ist.

Der Spiegel hat daraus eine reisserisch-melodramatische Geschichte gemacht, mit Sätzen wie «sie sassen im Herzen der Welt. Es schlug voller Lebenslust. Und dann verschluckte es Jenifer». Titel: «Todeskampf im Berghain» (Der Tagi hat berichtet).

Neu sind solche Artikel nicht: Seit jeher gieren die Menschen nach Einblicken in eine Welt, deren Hinterzimmer und Funktionalitäten den meisten verschlossen bleiben. Taktgetriebene auf allerlei Substanzen und in sexuell aufgeladener Atmosphäre morgens um Fünf: Sodom und Gomorrha, verstörend und faszinierend zugleich – Filme wie «Studio 54» wären nicht so erfolgreich, würden sie nur von Nachtlebenden geschaut.

Aber schon lange vor der Zeit des legendären New Yorker Clubs, ging von dieser Subwelt ein Sog aus: Alle wissen, dass Al Capone und Konsorten während der US-amerikanischen Prohibition (1920 bis 1933) den Alkohol über die kanadische Grenze in die Grossstädte schmuggelten und dort via Flüsterbars unter die Leute brachten. Nur wenige wissen, wie Alkoholkonsum und -beschaffung in den amerikanischen Haushalten während dieser dreizehn Jahre vonstatten gingen.

Geht es um Drogen, dann steht das Nachtleben im Fokus. Selbst wenn die pro Kopf-Konsumation in den Investmentabteilungen der Banken ebenfalls beträchtlich sein dürfte. Konsumiert wird in der Schule, am Arbeitsplatz und zuhause. Wenn aber in Clubs «geschnupft», «gespickt» oder «gelötet» wird, dann ist es interessant. Auch bei Unfällen steht das Nachtleben unter überdurchschnittlicher Beobachtung: Fällt jemand zuhause die Treppe runter und bricht sich das Genick, dann ist das ein Fall für die Unfallstatistiker. Befindet sich die Treppe in einem Club, dann ist es auch einer für die Journalisten.

Dass in Clubs mehr Drogen konsumiert werden als anderswo und dass damit auch das Unfallrisiko steigt, ist nicht von der Hand zu weisen. Jedoch könnte man anhand der allgemeinen Berichterstattung zum Schluss kommen, dass es sich beim Nachtleben um eine autonome Parallelgesellschaft handelt. Das ist falsch: Es ist kein Ort, an dem Asketen «umgedreht» werden. Es ist einer, der Menschen anzieht, die dem Konsum von legalen und illegalen Drogen per se aufgeschlossener gegenüberstehen.

In der Regel normale Studenten und Arbeitnehmer, die in ihrem Alltag am bürgerlichen Leben teilnehmen, wie alle anderen auch. Das Nachtleben sitzt somit nicht an der versteckten Wurzel der Drogenproblematik, sondern ist fest verwachsener Teil ihrer Baumkrone. Und dieser Baum steht inmitten der Gemeinschaft aller.

7 Kommentare zu «Clubs als Drogenspiegel der Gesellschaft»

  • Hans Müller sagt:

    Im Spiegel-Artikel ging es nicht um die Frage, ob Drogen Teil unserer Gesellschaft oder des Nachtlebens sind oder nicht, es ging in erster Linie um Versagen, Versagen bei der Erstversorgung, Versagen bei der Einvernahme des mutmasslichen Drogendealers, der vermutlich hochdosierte Pillen verkauft hat und auch um die Frage, ob es das wirklich wert ist, sich chemische Substanzen unbekannter Zusammensetzung und Konzentration reinzuschmeissen, nur damit die Nacht noch etwas lustiger wird.

  • Soulis sagt:

    Dear Alex
    You know that I am fun of your writtings any kind – We say in Greek people with strong pen. This Time you disapoiint me and the reason being I found The Thema of your article very week – Has no anykind message – Clubs and Drugs andAlcohol was – is and will be always connected In UK in USA in Italy in France In Greece simply all around in The World – I am Looking forward for your next Article next Monday (You are Great and you know that you can find much more interesting subjects) Your Fan

    • Alex Flach sagt:

      This is not the message of this article, dear Soulis. 🙂 I think you’ve missed the point a little…. the hook is this sad Berghain-story and how the media handle it. Papers often write about nightlife as it would be a world (society) of it’s own, especially when it concerns bad things like drugs or accidents. the message is, that nightlife isn’t a society of it’s own, it’s part of and mirror to the society we all live in. everyone, even the people who have nothing to do with nightlife.

  • Zwing Lee sagt:

    Würde es auch mehr Aufklärung/Prävention geben (hier für Deutschland und die USA) hätte die Junge Dame gewusst, dass sie mit 2 Pillen massiv zuviel zu sich nehmen wird.

  • Müller sagt:

    Gut bezüglich Unfall im Berghain: anscheinend wollte die Sicherheitsverantwortliche keine Sanität holen. Jeder weiss, dass es in solchen Momenten um Minuten geht. Vielleicht würde die Person noch leben. Und ja bezüglich Clubs in der Schweiz: ist doch nur gut so, wenn die Clubs keine rechtsfreien Räume sind.

    • Alex Flach sagt:

      Natürlich ist es das. „Mitten in der Gesellschaft“ schliesst natürlich auch „dem Gesetz untergeordnet“ ein. Bezüglich Fall Berghain… anscheinend hat der Spiegel-Redaktor da das eine oder andere ausgelassen um die Dramaturgie seines Beitrages nicht zu gefährden.

      • Müller sagt:

        Stimmt, und ja, so oder so, ist sehr tragisch, das Paar stand ja vor der Heirat. Und ja, ich finde da den Ansatz bei uns in der Schweiz mit den Checks eigentlich eine gute Lösung, denn ja, es ist ja schon so wie bei der Frage um die Legalisierung von Cannabis: Konsumiert wird ja trotzdem. Von dem her eigentlich ein guter Artikel, der das Problem auf den Punkt bringt. Und sogar selbst im „Stairs“ wurde man schlichtweg gerade rausgeschmissen, wenn man erwischt worden ist. Was ich noch denke, ist, dass unsere Jugend in diesem Bereich sensibler und sogar vorsichtiger ist, bzw. diese sogar gesundheitsbewusster geworden ist.

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