Das gebackene Entlein

Mit dem Geheimtipp Meister Gao kann man mühelos in Gourmetdiskussionen punkten.

Gut getarnt: Meister Gao im hässlichen Gebäude beim Bucheggplatz. Bild: Screenshot Google Street View

Gourmets machen sich einen Sport daraus, in weitschweifenden Diskussionen die beste Pizza der Stadt zu eruieren. Oder den besten Hamburger. Oder aber das beste chinesische Restaurant. Letztgenannter Kategorie geht oft ein Raunen voraus. «Gibt es in Zürich gar nicht, einen richtigen Chinesen!», sagen die Schlaumeier unter den Schlemmern dann. «Alles verwestlicht», fügen sie an und verweisen auf ihre letzte China-Reise, auf der sie «superleckere Käfer» assen. Diskussion abgeschlossen.

Ein Restaurant, das in diesen Gesprächen trotz aller fundierten Expertisen immer wieder erwähnt wird, ist Meister Gao. «Ist das nicht in diesem hässlichen Gebäude beim Bucheggplatz?», fragen die Unwissenden. «Ganz genau!», sagen die anderen, nicht ohne den Stolz verbergen zu können, hier mit einem Geheimtipp aufzutrumpfen.

Und tatsächlich ist das Gebäude an der Rötelstrasse, direkt am rund um die Uhr befahrenen Bucheggplatz, von ausnehmender Hässlichkeit. An der stark verwitterten Aussenfassade hängen noch die Buchstaben des Restaurants Buche, das vor mehr als einem Jahrzehnt hier die Leute bewirtete. Der Eingang von Meister Gao liegt zurückversetzt, gut versteckt im Durchgang dieses an einen Plattenbau erinnernden Hauses.

Ob das Sprichwort «Schönheit kommt von innen» auch als Spruch in chinesischen Glückskeksen vorkommt, ist unbekannt. Klar ist aber: Selten trifft es auf ein Restaurant in Zürich so zu wie auf dieses hier. Denn im Innern angekommen, spricht auf einmal vieles für Meister Gao.

Als Erstes fällt die Ruhe auf. Die hat nicht nur damit zu tun, dass das Lokal an diesem Montagabend nur spärlich besucht ist. Oder dass Zierfische mit Flossen wie Tüchlein meditativ im Aquarium ihre Runden drehen. Es liegt vor allem an der Bedienung, die freundlich und souverän auftritt. Man kommt ins Gespräch, es geht bald um westliche Einschläge bei chinesischer Küche. Futter für den Besserwisser: Klar, man musste sich anpassen, geht ja nicht ohne hier. Dem kantonesischen Koch aber gelang das besser als allen seinen Vorgängern. Die waren immer nur zwei Jahre an dem Ort. Meister Gao aber verharrt am Bucheggplatz schon deren acht.

Doch zum Essen: Zur Vorspeise gab es einmal gemischten Salat mit Krabben (8.50 Franken), einmal Szechuan-Suppe (6 Franken). Beides toll. Als Hauptspeise kam einmal gebackene Ente «nach kantonesischer Art» (26.50 Franken), einmal Schweinefleisch süsssauer (32.50 Franken) auf den Tisch, oder besser: aufs Rechaud. Beides in grossen Portionen. Beides ausgezeichnet gekocht – und dazu auch noch preiswert.

Meister Gao ist also tatsächlich ein Geheimtipp, mit dem man in Gourmetdiskussionen punkten kann. Gern geschehen.

Meister Gao
Rötelstr. 125
8057 Zürich
Telefon 044 211 68 68
täglich geöffnet
Website

4 Kommentare zu «Das gebackene Entlein»

  • Stefan Mala sagt:

    Das ist so ein typisches Kombinationsrestaurant im Stil von „5 Fleischsorten“, „5 Saucen“, macht 25 Gerichte. Nein danke. Für authentische chinesische Küche führt nichts am Beyond vorbei.

  • Asta Amman sagt:

    Zur Ehrenrettung Meister Gaos: Auf seiner Speisekarte ist das süss-saure Schwein mit 23.50 vermerkt.

  • Al Mighty sagt:

    32.50 für süss-saure Sau soll günstig sein? Okay, verzichte dankend.

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    na das dünkt mich doch sehr reell – auch und sogar! für züri. sagen sie das mal ihrem kollegen thomas wyss. es geht scheinbar auch noch gut UND günstig. die ironie ist wohl aber – das funktioniert nur bei nicht-zürcher-gastronomen.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.