Spektakel auf dem Grilltisch

Im Restaurant Fujiya finden Sie eine mit einem nostalgischen Schleier belegte Erlebnisgastronomie.

Als wir zum Tisch geleitet werden, brutzelt dort bereits ein Häufchen aus fein geschnittenem Knoblauch. Das Messer des Kochs klickklackt durch das ölige Etwas hindurch auf die stahlglatte Herdplatte, die so gross ist wie ein halber Tischtennistisch und die deshalb besser mit Grilltisch beschrieben wird als mit Tischgrill. Die schmale Steinumrandung zeichnet den Raum, auf dem gegessen wird. Dies tut am gleichen Tisch bereits eine Mutter mit ihrer Tochter. Für sie ist auch der ganze Knoblauch gedacht – wir kriegen ebenfalls eine Portion davon ab. Ein guter Start in den Abend. Wir bestellen dazu Kirin, ein tipptoppes japanisches Bier (7.70 Franken), und ein Mineralwasser (6 Franken).

Das, was wir hier erleben, ist gewiss nichts Unbekanntes, doch für den Schreiber dieser Zeilen ein Novum. Teppanyaki nennt man diese überdimensionierte Showküche mit eigenem, schwarz gewandetem und weiss bemütztem Koch, dessen Bewegungen, etwa beim Zubereiten von Shrimps, so flink und treffsicher sind, dass sich der Blick immer wieder automatisch darauf richtet wie auf einen flimmernden TV-Bildschirm. Auf Japanisch übersetzt, heisst Teppanyaki übrigens – Achtung, Überraschung: Eisenplattengrill. Dies nur zur Vervollständigung.

In den 1940er-Jahren hat diese traditionelle Art von Küche von Japan aus Europa und die USA erreicht und sich dementsprechend über die Jahre auch an die westlichen Geschmäcker angepasst. Soll heissen: Klassische japanische Gerichte wie Okonomiyaki, Yakisoba oder Monjayaki fehlen meistens auf der Karte. Dafür gibt es Entrecote, Wagyu Beef, Sushi oder Poulet. So auch im Fujiya.

Das Fujiya in Glattbrugg ist das erste Teppanyaki-Restaurant der Schweiz. Ende 70er-Jahre gehörte es noch zum Hotel Airport im gleichen Haus und bediente – wieder Überraschung – viele Flughafengäste. «Dazu viele lokale Businessleute oder Geburtstagsgesellschaften», wie die heutige Geschäftsführerin Muoy Ung sagt. Wir sind gespannt auf diese damals wohl exotische, heute zusätzlich mit einem nostalgischen Schleier belegte Erlebnisgastronomie. Und bestellen jeweils ein Menü: einmal «Tsubaki» mit insgesamt sieben Gängen, darunter Roastbeef, Salat, ein Sorbet, Gemüse und Entrecote (89 Franken); und einmal «Kaede», sechs Gänge mit Sushi und ebenfalls Rindsentrecote (78 Franken).

Nagano, so der Name des Kochs, macht seine Arbeit sehr gekonnt. In Hochgeschwindigkeit lässt er die Klingen auf den glatten Herd schnellen, drückt Shitake auf die heisse Oberfläche oder wendet in Windeseile Lotusblüten. Man schaut aber nicht nur gern zu, sondern isst das alles auch genüsslich. Deshalb: tolles, wenn auch nicht günstiges Erlebnis. Ein Zusatzpunkt: Die Gespräche entwickeln sich bei so viel Spektakel so angenehm beiläufig wie beim Autofahren.

Restaurant Fujiya
Oberhauserstr. 30
8152 Glattbrugg
Tel. 044 809 47 48
Mo–Fr 11.30–14 Uhr und 17.30–23 Uhr, Sa und So 17.30–23 Uhr
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