Der nächste Goldjunge?

Im heutigen Beitrag dieser städtischen Gebrauchsanleitung geht es um Twitter und Wahrheit, um Schlieren und ein Sammelheft, vor allem aber geht es um Fussball.

Ex-FCZ-Junior Gold Omotayo (rechts) in einem seiner ersten Spiele für den semiprofessionellen englischen Sechstligisten Whitehawk FC aus der Region Brighton. Foto: David Pillman (The Argus)

Dies ist eine wahre Geschichte (verrückt, dass man das heutzutage explizit klarstellen muss, nicht?). Sie handelt von einem «pibe de oro», allerdings nicht vom offiziellen, dem argentinischen Fussballgott Diego Maradona (unbedingt den Twitter-Account @ElPiBeDeOro_10 besuchen; die nabelschauartige Fotogalerie ist grandios!) – der Goldjunge, um den es hier geht, kam am 27. Januar 1994 in Zürich zur Welt, wohnte bis vor kurzem in den Bullingerhäusern, hat einen nigerianischen Pass und ist getauft auf Gold Ire Omotayo Agbomoagan, als Fussballer nennt er sich jedoch Gold Omotayo.

In der Zeitung – und zwar sogleich in der NZZ! – tauchte Gold Omotayo erstmals am 29. Oktober 2003 auf. Nicht, weil der knapp Zehnjährige sieben Fallrückzieher-Tore erzielt hatte: Er schaffte die Erwähnung als Klebebild («Torhüter Eb-Junioren») des Sammelhefts «Total FCZ»; im hämischen Artikel gings nämlich um Vorschläge, was Züri-Fans machen können (Tipp 4: Bildchen einkleben), um den trostlosen Fussballalltag zu vergessen (man hatte eben das Derby 0:2 verloren und damit die Serie von 19 Jahren ohne Heimsieg gegen GC verlängert).

Es dauerte danach fast 14 Jahre, bis Omotayo im April 2017 wieder in der Presse auftauchte. Diesmal wars die «Limmattaler Zeitung», die schrieb: «Dieser (gemeint war Davide Molinaro, Trainer des Zweitligisten FC Schlieren) gab die Richtung klar vor, indem er für den Innenverteidiger Alberto Cammarota mit Gold Ire Omotayo einen echten Stossstürmer brachte…»

Surprise, surprise! Offenbar war Omotayo, von dem es aus zuverlässigen Quellen hiess, er sei auf Junioren-Stufe «drei Köpfe grösser und doppelt so kräftig gewesen als alle anderen», in der Zwischenzeit beim FCZ ausgemustert worden und vom Goalie zum Angreifer mutiert.

Als solcher wechselte er mitten in der Saison zum 1.-Liga-Verein Wettswil-Bonstetten. Ein Karrieresprung? Eher nicht, Omotayo sass meist auf der Bank; böse Zungen zischten «de Gold isch en Tschalpi mit zwe lingge Füess». Der Drops schien gelutscht, die Laufbahn gelaufen… bis kürzlich das englische Lokalblatt «The Argus» titelte: «Whitehawk believe they have struck Gold as Omotayo goes on contract.»

Sinngemäss erklärt: Der Whitehawk FC, der in der National League South und damit in Englands sechsthöchster Liga spielt, hatte Otomayo am 1. Januar 2018 unter Vertrag genommen – und der Striker dankte es, indem er in seinen ersten fünf Spielen fünf Tore schoss! Weshalb ihn nun Premier-League-Club Crystal Palace mit Adlerblick beobachtet, gar im Fan-Forum der «Eagles» wird bereits emsig über den potenziellen Goldjungen debattiert. Und wir? Logo, bleiben dran.

PS: Auf Geheiss vom Chef muss ich jetzt immer angeben, wozu man diese Zeilen brauchen kann. Zwei Möglichkeiten: als psychologische Krücke, sollte es mal nicht so ballrund laufen. Oder als Argument, wieso Zürich den Anschluss an Basel und YB verloren hat.

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