Dreimal Höchstnote!

Der Zufalls(voll)treffer führt den Testesser in ein Restaurant, das in Zürichs gastronomischer Champions League spielt.
 

Es gibt ja selten seltsame Probleme. Zum Beispiel die Situation, in der einem Journalisten praktisch alle städtischen Restauranttüren offen stehen. Und er mitsamt Begleitung einfach durch ein solches Portal schreiten, sich setzen und nach Lust und Laune tafeln darf. Und am Ende zwar die Rechnung begleichen muss, die Auslagen jedoch zurückerhält, sobald er als «Gegenleistung» seine launigen Zeilen über das besuchte Lokal abgeliefert hat. Allerdings – dies das Problem – bekommt er oft schon Wochen vor dem ersten Bissen Magenkrämpfe, weil ihn diese immense Qual der (Aus-)Wahl heillos überfordert.

So erging es diesem Testesser hier vor zwei Wochen. Also tat er, was die Schönen und Reichen (mittels drehendem Globus) tun, wenn sie nicht mehr wissen, in welchem Luxusressort sie den Mammon zum Suitenfenster rauswerfen sollen: Er liess den Zufall wählen – indem er einen Stadtplan ausbreitete, die Augen schloss, sich dreimal im Kreis drehte und blind auf die Karte tippte. Der Finger landete zwischen Stampfenbachund Beckenhofstrasse. Und wissen Sie was? Exakt da hats tatsächlich eine Gaststätte!

Sie heisst Drei Stuben – was nach des Testessers «A point»-Besuch der Köchlistube im Oktober schicksalhaft gut passte… weshalb er sich spontan zu einer Stuben-Trilogie entschied, Teil 3 folgt im Februar; wo, muss natürlich geheim bleiben – und wird auf der Website als «Quartierbeiz in Unterstrass» charakterisiert. Klingt bescheiden und sympa, ist in Sachen Understatement aber nicht mehr zu toppen: Vom gepflegt-gemütlichen Ambiente bis zum herzlich-professionellen Service, von A wie Amuse-Bouche bis Z wie (marinierte) Zwetschgen – das seit 2011 vom pfiffigen Churer Marco Però geführte Restaurant spielt zweifelsohne in Zürichs gastronomischer Champions League (herrje, immer diese scheppsen Fussballvergleiche; «gehört zur Crème de la Crème» hätte doch vollauf genügt). Doch alles gemach der Reihe nach.

Der Abend beginnt am niedlichen Ecktisch in Stube eins – wiederum mit einer Qual der Wahl. Nach bangen, langen Minuten steht fest: Es gibt als Entree eine Apfel-Sellerie-Cremesuppe mit Helmi Siggs Pastrami namens Pastrelmi (15.50 Franken) und gebratene Garnelen auf Fenchelsalat mit Granatapfel und Chorizo-Crumbles (25 Franken), als Hauptgänge werden der «Hausklassiker» Kalbshackbraten mit Kartoffelstock und Gemüse (37 Franken) sowie der «Stadtklassiker» Zürcher Kalbsgeschnetzeltes mit Butterrösti (44 Franken) bestimmt.

Fürs Verdikt muss man nicht lang um den heissen Brei herumreden, es lautet: Dreimal Höchstnote! Und das Züri-Gschnätzlets erhält sogar eine 10+; köstlicher kann man das Gericht nicht zubereiten. Und das Beste: Die Portionen sind gross genug, um den Hunger zu stillen, aber auch klein genug, damit noch was Süsses geht. Wir ordern die «Dessertvariation für zwei» (25 Franken), mit Tonk… ha, hätten Sie gern! Aber nein, das wird nicht verraten. (Nur so viel: Note 10!). Thomas Wyss

Restaurant Drei Stuben
Beckenhofstr. 5
8006 Zürich.
Tel. 044 350 33 00
Mo–Fr 11–15 und 17–24 Uhr, Sa 17–24 Uhr.
So geschlossen
Website

8 Kommentare zu «Dreimal Höchstnote!»

  • Adriano Granello sagt:

    „Höchstnote“ klingt verdächtig ähnlich wie „Höchststrafe“ – mir war das Erreichen der maximal erreichbaren Auszeichnungspunkte bislang nur als „Bestnote“ bekannt. Womöglich ist diese Ähnlichkeit im Begriff weniger zufällig, als zuerst vermutet: Höchstpreise für Speisen wie Hackbraten und Züri Gschnätzlets, die an den Koch oder die Köchin geringstmögliche Anforderungen stellen und zusammen mit dem überteuerten Wässerchen vorab und dem zu teuren offenen Wein dafür die höchstmögliche Gewinn-Marge versprechen, sind zumindest fürs Portemonnaie des Gastes faktisch Höchststrafe. Zur Ehrenrettung dieser höchst gelobten 3 Stuben: Auch andernorts werden für Grossmutters einfache Küchenklassiker inzwischen Höchstpreise verlangt. Wir leben schliesslich in Zürich!

    • Josipovic Zlatko sagt:

      Herr Granello,Ihr Kommentar ist lobenswert, Höchstnote“ klingt verdächtig ähnlich wie „Höchststrafe“

  • Lila Flieder sagt:

    was bitte soll diese ‚unsägliche‘ Chropfleerete eigentlich?
    Kritik der Kritik Willen?
    Immer ‚das gleiche‘, hä? wer ‚zwingt‘ Sie dazu?
    Geben Sie halt weniger Geld für meinetwegen Čevapcici (?) oder ähnliches aus,
    vlt. können Sie bei diesem traditionellen Essen Ihrer Phantasie freieren Lauf lassen…
    en guete

    • Réda El Arbi sagt:

      Der Preis ist auch im Vergleich zu anderen, gleichwertigen Menüs zu hoch.

      • Lila Flieder sagt:

        was für den Einen gleichwertig ist, ist für den Anderen minderwertig… und niemand wird ‚gezwungen‘ Entsprechendes zu essen. Punkt.

  • Josipovic Zlatko sagt:

    Kalbshackbraten mit Kartoffelstock und Gemüse (37 Franken) sowie der «Stadtklassiker» Zürcher Kalbsgeschnetzeltes mit Butterrösti (44 Franken) bestimmt.
    Immer das gleiche, das Kalbsgescnetzeltes hängt mir zum Halse raus. Allein schon wegen dem Preis für das Gehackte würde ich keinen Schritt in das Lokal tätigen . Es ist wie wenn er sagen würde schon wieder so ein Idiot oder Ähnliches, für dumm verkaufen soll er andere, es steht jeden morgen einer auf….
    Die Gastrokultur in Zürich hat keine Fantasie….

    • jürg Steffen sagt:

      Sie sind ja offensichtlich kein Zürcher. Gschnätzlets MUSS sein!

      • Josipovic Zlatko sagt:

        Ich bin seit der Seegfrörni 1957 in Zürich die Sie warscheinlich leider nicht erlebt haben, ich habe Hamburger für einen Franken gegessen in der Nähe von Odeon im Niederdorf, ich habe auch als Jugendlicher mit meinem Vater Schneggen im Stägefässli (Kultlokal) gegessen und war bei den Jugendunruhen 1980 dabei, soviel zum „sie sind kein Zürcher“ natürlich liebe ich Gschnätzlets, leider bin ich ein ewig gestriger geblieben, auch das Oden und das oben anliegendes Cabaret/Dancing habe ich miterlebt, ich lebe in der Vergangenheit und es stören mich alle diese Neuigkeiten, das Essen war früher Schweizerischer und rustikaler,heute ist es ein Mischmasch von verschiedenen Esskulturen nur die Preise sind ins „unermessliche“ gestiegen. Übrigens ich bin ein Allesesser,es muss nur schmackhaft sein

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