Gierige Gören

Man verhandelt nicht mit Terroristen. Auch wenn es die eigenen Kinder sind. Man knickt nicht vor emotionaler Erpressung ein.
Emotionale Erpressung ist der Sprengstoffgürtel der gierigen Gören.

Emotionale Erpressung ist der Sprengstoffgürtel der gierigen Gören.

«Ich will aber es Neus! Nöd em Mami sis alte! Es Eifooon 10! Uf d Wiehnacht! Alli bi eus i de Klass händ scho eis!» – dies die laute, etwas einseitige Unterhaltung eines ungefähr 11-jährigen Lendensprosses im Tram. Dem Vater wars peinlich und er murmelte nur leise auf seinen Nachwuchs ein. Später, im Franz Carl Weber quengelte und schrie ein anderes Minimonster vor seinen Eltern, bis es denen zu unangenehm wurde und sie ihm das Gewünschte kauften.

Immer wieder habe ich in den letzten Tagen beobachten können, wie irgendwelche Gören ihre Eltern in der Öffentlichkeit mit sozialem Terror erpressten. Also eine solche Szene machten, dass die Eltern nachgaben, weil sie die soziale Auffälligkeit ihres Kindes vor breitem Publikum nicht aushielten.

Dabei hat uns Hollywood doch eines klar beigebracht: Man verhandelt nicht mit Terroristen. Auch nicht wenns die eigenen Kinder sind. Wenn die kleinen Monster mit ihren Erpressungen Erfolg haben, werden sie die gleiche Taktik immer und immer wieder anwenden, bis sie im Studium libertäre Egoisten sind, die denken, sie hätten verdient, alles zu bekommen und nichts dafür zu leisten. Die nur an sich selbst denken und dauernd das Gefühl haben, ihnen stehe mehr zu. Und die ihre Umwelt gleich behandeln wie als Kind  ihre Eltern

Nein, früher war nicht alles besser. Als Kind war ich wohl genau so ein Terrorist. Nur bestanden andere Verhältnismässigkeiten. Ich machte Terror wegen einer Big Jim-Figur oder eines Gameboys. Beides kostete nicht gleich eine ganze Monatsmiete. Und ich hatte niemals Erfolg mit meinen «Ich will das jetzt oder ich schreie, bis ihr es nicht mehr aushaltet»-Aktionen.

Es gab eine Regel: Gotten, Göttis und Grosseltern durften verwöhnen, also teuren oder überflüssigen Schrott kaufen, wobei die Grosseltern meistens mit ihren Geschenkideen daneben lagen. Eltern schenkten den nützlichen, pädagogisch wertvollen Seich.

Bei grossen Geschenken – also einem Velo oder sogar einem Töffli – legte die Familie zusammen und man bekam es zu Weihnachten und Geburtstag zusammen. Oder man bekam «einen Batzen» daran.

Heute scheint der Nachwuchs in vielen Familien über das Gewaltmonopol zu verfügen. Oft scheinen die Eltern nicht die psychische Kraft zu haben, um den Spielchen ihrer Kids etwas entgegenzusetzen. Die kindlichen Kaiser haben Eltern und Umwelt mit ihrem Psychoterror völlig unter der Knute. Sie benutzen die Liebe ihrer Erzeuger, um diese zu knechten, zu binden, etc.

Natürlich gabs damals schon Familien, die ihren Kindern jeden Wunsch von den Augen ablasen. Zu diesen Kindern hab ich den Kontakt schon früh im Leben verloren. 

Sie fehlen mir nicht.

22 Kommentare zu «Gierige Gören»

  • Fuchs sagt:

    Mir wurde letztens geraten meinem Sohn(3), eine deftige Ohrfeige zu verpassen, da würde er dann auf jeden Fall aufhören zu weinen. Es wahr sein erster Trotzanfall. Ich wahr ja so verblüfft wie gut die Ausenwelt weiss, wie man es richtig macht und es besonders angenehm für alle ist. Ich schwitze manchmal wie ein Schwein, weil ich mich so freue auf solch nette Menschen zu treffen. Es ist sehr einfach, wenn man nicht in den Schuhen eines Anderen steckt, über ihn zu urteilen.

    • Réda El Arbi sagt:

      Niemand spricht von Ohrfeigen. Es gegr darum auszuhalten, wenn das Kind auch mal 10 Minuten unzufrieden ist oder Terror macht. Ohne gleich einzuknicken oder zu beschwichtigen.

  • irene feldmann sagt:

    Also, es muss einem voellig wurscht sein was andere leute denken…dann gehts mit den kiddis. Wenn dies jedoch nicht der fall ist heisst das klip und klar, nie und niemals kommen die kiddis mit in einen laden, restaurant usw. Zudem, wenn der wunschschrei geaeussert wird: die andern haben dies und jenes auch sofort kontakt mit diesen eltern aufnehmen und seinen kidds klar machen das sie nun zu DIESEN FAMILIEN uebersiedeln punkt und fertig. Erziehung basisert auf grenzen setzen, der spielplatz ist nicht das gemuet der eltern.

    • Chris Tina sagt:

      Ich findes es nicht effizient oder richtig, die Kinder vom Einkaufsbummel/Restaurant etc. auszuschliessen. Und dies weil es Eltern nicht fertig bringen, ich ihre Kinder auch auf solche Situationen vorzubereiten resp. diese anständig zu erziehen damit solche Besuche problem- und quengellos ablaufen können. Es ist doch keine Lösung kontroverse Situationen auszuulassen oder einfach zu umgehen damit Ruhe herrscht. Aus meiner Sicht ist dies kein erfolgversprechendes Vorgehen. Kann ich nicht nachvollziehen, sorry.

  • Bernd Dumm-Wiebrot sagt:

    Auch wenn man N. Kuster hier als Trottel hinstellen will. Er hat Recht und meinen Beistand. Und Kopf hoch – hier auf den Tagi-Seiten tummelt sich eine Gesellschaft, die nicht unbedingt für das „real life“ steht. Sehen Sie mich an.

  • peter sagt:

    ob man das problem mit robotern lösen könnte? die haben keine emotionen, können dabei gut emotional reden und sind dabei in ihren standpunkten und haltungen unverrückbar.

  • Christina sagt:

    Ich beurteile diesen Artikel als real und mitten aus dem Leben gegriffen. Auch ich erlebe diese/solche Situationen immer wieder. Mit den Eltern habe ich manchmal fast etwas Bedauern ob der Macht ihrer sich durchsetzenden Goofe.

  • Nathalie sagt:

    naja, ganz so untecht hat der Schreiberling ja nicht.
    Sorry Leute ehrlich, das Mass des gesunden ( Kinder-)Terrors ist in unserer wirklich reichlich überschritten. Was läuft ist ungesund, ungesund für die Kinder, ungesund auch für dieEltern. Sind wir doch mal ehrlich ohne grad uns als “ der meint uns“ und ohne “ der hat ja keine Ahnung.
    Schauen wir uns doch die nun, sagen wir mal 20-40jährigen an. Oh ich gegönn mir ja sonst nichts… das habe ich mir jetzt aber verdient… und 30sek. später: jammer, jammer… Konto leer, so hohe Rechnungen…
    fazit: ein nein aus Liebe schadet nicht und spart über kurz oder lang Nerven und Geld, kauf nie was auf Pump und wenn s nicht in s Budget passt. Warte ab, ehal was für eine gute Rechtfertigung kommt

  • Alfred Frei sagt:

    Es ist schon richtig, dass gewisse Leute keine Kinder haben. Besser noch wäre es, sie würden sich auch nicht zu diesem Thema äussern

    • Adrian Wehrli sagt:

      Nun Herr Frei, Ihre Aussage ist doch ziemlich Arrogant. Ich mag Reda gerne widersprechen, gerade weil er gerne aneckt, und wie eine Göre plaktiv trotzt. Ihm hier generell eine Kompetenz abzusprechen, bei dem Thema mitzusprechen, ist, mit Verlaub, dumm. Saudumm.

      • Alfred Frei sagt:

        Ich kenne kein anderes Thema, wo sich die eigenen Ideen so gründlich ändern, wenn man es selbst erlebt, als Kinder. Wenn Reda nun jetzt einfach die hört, die am lautesten schreien und daraus schliesst, dass eine Mehrheit so sei, so ist das ,mit Verlaub, saudumm. Und wer austeilt, muss halt auch einmal einstecken.

  • Adrian Wehrli sagt:

    Ich habe das Gefühl, Herr „El Arbi“ mein mit „Kindern“ seine eigenen Wünsche und Gelüste, mit denen er unter Zwang nicht verhandeln möchte.

    So macht das Ganze dann schon Sinn …

  • Adrian Wehrli sagt:

    … bis dann der Papi selber mit emotionalem Imperativ erpresst. Ja, ja, mit Terroristen verhandelt man nicht, ausser die Terroristen versprechen es niemandem zu erzählen. Nicht-verhandeln ist versagen.

  • Katharina (Mama hat jetzt keine Zeit) sagt:

    Ach herrjeh, die Zeiten ändern sich nie, oder?
    Schon die alten Griechen haben sich über die Verwöhntheit der jungen Griechen und die Unfähigkeit von ihren Eltern (das müssten dann die mittelalterlichen Griechen gewesen sein) ausgelassen…

  • N. Kuster sagt:

    Eigentlich wollte ich ja nicht auf diese dumpfe, unreflektierte Provokation reagieren. Aber mir platzt der Kragen. Dieser Artikel zeigt mal wieder auf brutalst arrogante Art auf, wie Kinderlose offenbar über jene denken, die mehr für die Gesellschaft leisten als sie. Man kann schon die Schwächen anderer witzeln, wenn man zB weiss, was „Feierabend“ ist, täglich genügend Schlaf bekommt und sein ganzes Einkommen nach eigenem Gusto ausgeben kann. SIE würden keine Woche als Vater von zwei Kindern (eines mit ADHS) überleben ohne ihre ach so cleveren Prinzipien für nur fünf Minuten Frieden über Bord zu werfen. Es sei denn Sie geben die Erziehung der Frau ab, so wie es die meisten dann verständnislosen Herren machen…

    • Réda El Arbi sagt:

      Jetzt haben Sie’s mir aber gegeben. Wie ist das eigentlich? Dürfen Eltern eine Meinung zum Leben von Kinderlosen haben, oder ist das auch verboten? Und wie ist es mit der Perspektive? Darf ich etwas nur kritisieren, wenn ich selbst dazugehöre? Der Blick von Aussen ist grundsätzlich eine Zumutung?

      Aber egal. Ich kenn die Belastung des Elternseins durchaus, wenn auch nur aus miterleben. Mein Patenkind hat Trisomie 21. Also, bevor Sie das nächste Mal eine Ferndiagnose über meine Person anstellen, klicken Sie doch einfach weiter und beherzigen Sie ihren Vorsatz, nicht zu kommentieren.

    • Daniel Slamanig sagt:

      Ihre Meinung über den Artikel in Ehren, aber mit diesem Nebensatz da:
      > „über jene denken, die mehr für die Gesellschaft leisten als Sie“
      … überführen Sie sich selber der Arroganz. Als ob das Aufziehen von Kindern anderen Formen von Beiträgen an die Allgemeinheit überlegen wäre.

      • Martina sagt:

        Herr Kuster, der vorweihnachtliche Familienstress hinterlässt bei uns allen Spuren. Gehen Sie ein paar Mal früh ins Bett und versuchen Sie bisschen runter zu fahren.

    • Robert Bührer sagt:

      Wow Kuster, sie benutzen in ihrer Antwort gezielt die Attribute welche genau auf sie selber passen. Top top top.
      Ich hoffe ihre Kinder erben dieses Fähigkeit.

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