Muffins, Griitibänze und dann gehts erst richtig los

Eine Halle in der Bahnhofshalle, Hauptbahnhof Zürich. Lauter Leute, die anstehen, und noch viele mehr, die sitzen. Warten die etwa alle? Jemand von ihnen tut es sicher, es ist meine Freundin, die schon im Restaurant Imagine weilt an diesem Sonntagmittag. Ich habe mich verspätet und schicke hundert Entschuldigungen per SMS, während ich im Tram auf dem Weg zum Bahnhof bin. Sie nimmt es locker, sendet mir ein Bild von ihrer Zeitung, die sie ausgebreitet hat, und dem Cappuccino. «MIT ZIMT», schreibt sie dazu – sie ist zufrieden.
Im Imagine gibt es sonntags ein Brunch-Buffet, für 44 Franken pro Person. Man kann sich bedienen, so oft man möchte. Das Lokal steht auf der Brunch-Liste meiner Freundin, es ist die Nummer 7: In Zürich muss man strategisch vorgehen, wenn man all die neuen und berüchtigten Brunch-Orte testen will. Und sie will genau das: all die neuen und berüchtigten Brunch-Orte testen. Vom Imagine schwärmt man vor allem wegen der Auswahl, und die ist so gross, dass man gar nicht anders kann, als sie detailliert zu beschreiben.
Die Leute greifen nach dem Berg von verschiedenen Broten in verschiedenen Grössen und Formen, Muffins, Nussschnecken, kleine Griitibänze. Sie sind der Auftakt, wenn man den Anfang des Buffets hinten links verortet. Dann arbeitet man sich nach vorn zum Käse, auch der zehnfach aufgeschnitten und drapiert, wenn auch leider nicht beschriftet, dann Fisch, Sushi, Fleisch, das vom Personal in Scheiben zerlegt wird, Omeletten, die frisch zubereitet werden – nach Wunsch mit Tomaten, Käse, Peterli oder anderem.
Es will gar nicht aufhören mit dem Angebot, nun folgen Rührei, Speck und Würstchen in warmen Behältern, kontrastiert von der Früchteecke mit Birchermüesli, Fruchtsalat in kleinen Schalen und filetierten Orangenschnitzen. Auf der rechten Seite des Buffet-U kommt jetzt noch die Dessertabteilung mit Brownies, Cheesecake und einer zimtigen (ZIMTIGEN) Mousse, schliesslich die obligaten Säfte – natürlich frisch gepresst. Der hohe und eigentlich schöne Raum, wäre er etwas stilvoller eingerichtet, ist voll, das Publikum so unterschiedlich wie das Volk, das an einem Wochenende am Hauptbahnhof verkehrt. Es ist der Schweizer Durchschnitt, der sich zum Ende der Woche einmal etwas Üppiges gönnen will.
Auffällig viele Familien sind hier, und bei den Tischnachbarn, zwei Männer, zwei Frauen, ist man nicht ganz sicher, ob das zwei Pärchen sind oder doch Geschwister – während die Männer den Frauen ein Stück vom Dessert in den Mund stecken, reden sie permanent von anderen Frauen, die sie kennen gelernt haben oder toll finden.
Von zehn bis zwei Uhr kann man brunchen, aber gegen ein Uhr ist es plötzlich leer – leer gegessen. Als wäre eben der Zug abgefahren, auf den alle gewartet hatten. Als wäre der Brunch nur ein Stopp auf halber Strecke, aber ist es mit dem Essen nicht allgemein so? Man wartet, bis der nächste Hunger kommt.
Imagine HB Zürich
Bahnhofplatz 15
8001 Zürich
Tel. 044 217 15 70
Mo bis Sa, 11 bis24 Uhr,
So 10 bis 24 Uhr
Website
2 Kommentare zu «Muffins, Griitibänze und dann gehts erst richtig los»
„während die Männer den Frauen ein Stück vom Dessert in den Mund stecken, reden sie permanent von anderen Frauen, die sie kennen gelernt haben oder toll finden.“
Das ist doch glatt ein Fall für metoo und fürs Bundeshaus…
Kein Thema zu schlecht, um Genderkrieg (Frauenthemen?) zu führen.
Wieso ist dieser Artikel nicht als Publireportage deklarieren?
Ich kenne das Frühstücksbuffet von Imagine nicht, aber die Burger sind absolut überteuert und was man dafür erhält ist punkto Qualität, Quantität und Ausstattung Minimalimus vom feinsten.