Grundlose Ehrungen

Der SNA hat zwar Kategorien, aber keine Kriterien.
Über den Swiss Nightlife Award SNA schreiben und dabei versuchen Déjà-vus zu vermeiden, ist wie duschen ohne nass werden zu wollen. Die Kategorien beim seit dem 1. Dezember laufenden SNA-Public Voting sind beinahe dieselben wie im vergangenen Jahr und auch die Kandidaten pro Kategorie sind mehrheitlich dieselben.
Da und dort wurde zwar etwas herumgeschraubt, aber die Anpassungen sind viel näher bei Kosmetik als bei plastischer Chirurgie. Positiv ist, dass nun auch für Exponenten aus dem Proggie-Soundbereich gestimmt werden kann. Das sind reine Community-Events abseits der öffentlichen Wahrnehmung, die aber Mal für Mal beeindruckende Besucherzahlen zu generieren vermögen.
Der störendste Makel bleibt weiterhin, dass der Abstimmende nicht weiss, warum er für einen Kandidaten oder eine Kandidatin stimmen soll. Bei anderen Awardverleihungen ist klar wofür jemand nominiert wurde, sei es nun weil sie im abgelaufenen Jahr ein besonders schönes Album veröffentlicht, weil er die Gravitationswellen entdeckt oder weil sie eine herausragende schauspielerische Leistung geboten hat.
Aber warum soll man beim SNA-Voting in der Kategorie «Best Club» für das Mascotte, das Kugl, das Exil oder den Vorjahressieger Friedas Büxe stimmen? Allesamt erfolgreiche Clubs mit einem offensichtlich ansprechenden Programm, die aber 2017 dasselbe machten wie all die Jahre zuvor: Aus welchem Grund sollten sie also ausgerechnet an der kommenden Verleihung einen Award-Uhu in die Hand gedrückt kriegen? Dasselbe gilt für die Kategorien «Best Big Club», «Best Nightlife Bar», «Best Event», «Best Big Event» und «Best Festival».
Man könnte für den Event, das Lokal oder das Festival mit den bestbesetzten und stimmigsten Line Ups stimmen, aber wie will man das Programm von Afro-Pfingsten mit jenem des Gurtenfestivals vergleichen oder jenes einer Belles De Nuit- mit dem einer Hanselmann’s Halloween-Party? Und falls man nicht die gebotene Musik vergleichen soll … was denn dann? Die Antwort auf diese Frage bleibt die SNA-Page schuldig.
Bei den drei DJ-Kategorien ergibt sich für das Award-Komitee die Möglichkeit auf herausragende Leistungen zu verweisen. Beispielsweise einen Hit, ein herausragendes Album oder die Gründung eines eigenen und erfolgreichen Labels. Diese Chance wird nicht wahrgenommen und so bleibt es bei einer unbegründeten Liste von 20 DJ-Namen pro Kategorie.
Das führt dazu, dass nur die Anzahl Sympathisanten eines Acts entscheidet und wie effizient er diese dazu bewegen kann für ihn zu stimmen. Somit gilt hier dasselbe wie für alle anderen Kategorien auch. Der SNA ist folgerichtig keine Preisverleihung basierend auf Geleistetem sondern auf Hype und Sympathien: Der Bekanntheitsgrad zählt und nicht die Innovation, der musikalische Mut oder die Neuerungen innerhalb des ablaufenden Kalenderjahres.
Möchte das Komitee seiner Awardverleihung eine Zukunft bescheren, wird es nicht umhinkommen hier etwas zu ändern. Ansonsten dürfte es schon bald sehr öde werden: Zu viele déjà-vus töten auf Dauer jede Spannung.
3 Kommentare zu «Grundlose Ehrungen»
Vielleicht sind einige Lokale/Events deshalb so begehrt, weil es dort evtl. leichter ist, entspr. „Stimulus“-Einnahmeaktivitäten durchzuführen.
Damit stiegen dann auch die Umsatzzahlen und alle wären glücklich und zufrieden und könnten frohgemut in die Zukunft blicken, zumal die Möglichkeit besteht, einen dieser unverzichtbaren und wichtigen, die VIP-Halbwelt in Ekstase versetzenden, achsotollen Image/Reputations-Preise zu ergattern. Uhu-huuu-huu!
Die dekadente Gesellschaft neigt sich dem Ende zu! Je eher desto besser.
Da bin ich genau deiner Meinung!