Die «allerbesten Knusperli der nördlichen Hemisphäre»

Das Schützenhaus in Stäfa. (Bild: ZVG)
Seit Wochen schwärmt er von den besten Fischknusperli auf Erden, der selbst ernannte Gourmetsohn. Im Schützenhaus in Stäfa soll es sie geben. Der Name tönt zwar nicht nach Fischbeiz, denn er stammt aus dem Jahr 1832, als in Stäfa direkt am See ein Schiessstand gebaut wurde, von wo die Herren übers Wasser Richtung Rapperswil schossen. Aus dem Schiessstand entstand dann später das Restaurant Schützenhaus, in dem die Familie Beetz seit 100 Jahren wirtet – mittlerweile in vierter Generation.
Vor lauter Vorfreude hatte der Feinschmecker den ganzen Tag nichts zu sich genommen, um am Abend erbarmungslos zuschlagen zu können. Dies war auch der Grund, weshalb seine Laune auf dem Hinweg mässig gut war; die fehlende Handbremse am ausgeliehenen Auto raubte ihm den Nerv; er fahre gern mit der Hand an der Bremse, wie er meinte, das habe er im Schleuderkurs gelernt (Nur: Von Zürich nach Stäfa gabs nichts zu schleudern). Dann wurde auch die verpennte Reservation bemängelt und das Worst-Case-Szenario fantasievoll heraufbeschworen. Aber zum Glück waren wir früh dran, bekamen einen Tisch mit Blick auf den See, mussten also nicht, wie vom Junior prophezeit, hinter der Garderobe Platz nehmen.
Das Ambiente im Schützenhaus ist gemütlich, fast schon familiär: das Täfer hell und roh, die Fischstiche an den Wänden schön gerahmt. Das Essen kam schnell auf den Tisch – so, als hätte man in der Küche auf die gestressten Städter gewartet. Die Laune des Gourmetsohnes besserte sich von Biss zu Biss. Sein Nüsslisalat (14 Fr.) war angeblich «unschlagbar», die Sauce formidabel. Auch seine Elfe sass zufrieden vor ihrem gemischten Salat (12.50 Fr.); vor allem die «Sauce à la Papa Beetz» mundete ihr vorzüglich.
Kaum waren die letzten Salatblätter weggeputzt, kamen sie dann, diese hochgelobten, «allerbesten Knusperli der nördlichen Hemisphäre». Und der Filius kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Alle durften ein bisschen probieren, und in der Tat: Niemand am Tisch hatte je bessere Knusperfische verspeist; luftig der Teig, fantastisch die dazu gereichte Tartarsauce. Am liebsten würde er nach Stäfa ziehen, verriet der Sohn, damit er sich diese gebackenen Eglifilets mit Salzkartoffeln (35 Fr.) täglich reinziehen könnte. Einziger Makel: Die Fischchen kamen aus Polen. Dafür hatte seine Liebste Glück: Ihr gebratenes Felchenfilet an Mandelbutter mit Bratkartoffeln und Spinat (38 Fr.) hatte einst im schönen Zürichsee gelebt.
Dennoch blieben ein paar Essensresten in ihrem Teller – die er ritterlich wegputzte; danach hatte er allerdings kaum noch Platz fürs Dessert. Aber ein Gourmet ohne Dessert ist wie ein Bett ohne Matratze, darum: rein mit der hausgemachten Eistorte mit Nougat (6.50 Fr.), derweil sich die Elfe mit Vermicelles vergnügte (10.50 Fr.). Dann war der gelungene Abend, an dem sogar der Espresso besser schmeckte als anderswo, zu Ende. Und bald gings zurück in die City, per Auto ohne Handbremse, aber total happy.
Schützenhaus
Seestrasse 48
8712 Stäfa
Mo/Do/Fr 10–14 und 17–23 Uhr
Sa/So 10–23 Uhr
Telefon 044 926 13 58
Website
12 Kommentare zu «Die «allerbesten Knusperli der nördlichen Hemisphäre»»
Knusperli gehören nicht in einen Teig, sondern nur in Mehl gewendet, gewürzt und fritiert. Ich empfehle dem Filius diese Variantezu kredenzen und er wird in Zukunft einen weiten Bogen um Bierteig-Panaden-ähnliche-Fischstäbchen machen.
Heute den 10. Dezember 2017 getestet mit Handbremse von Küsnacht nach Stäfa und zurück mit einem „grinsen“ im Gesicht, nicht wegen der Handbremse, sondern weil sich für uns (Salimeh und mich Martin) der Ausflug am Seeufer entlang zu den „Knusperlis“ allemal gelohnt hat, Carmen danke für den Tipp Sally und Martin
Frau Doris, ich muss Herr Bühler verteidigen, Zürich ist leider keine Gourmetstadt wenn man das Angebot betrachtet, man muss nicht weit reisen ohne die wichtigsten Städte aufzuzählen, schon in der BRD gibt es fantastische Restaurants auch das Fastfoodangebot ist hervorragend, von den europäischen Metroploen, wie Barcelona, Paris, Wien, Milano, Lissabon ect. nicht zu sprechen, das sind wahre Gourmetoasen, Zürich ist wer es kennt eine Abzocker-Metropole..für das teure Geld bekommen sie herzlich wenig dafür eine Parkbusse…
Die nächste SVP-Beiz die Werbung braucht?
Herr Halter,
Eglifilets mit Salzkartoffeln, in Fett geschrieben, ist für sie nicht definiert genug?
Ausserdem ist es wie immer reine Geschmackssache. Ich kenne auch recht viele und auch das von Ihnen genannte. Das Schützenhaus ist aber sicher im obersten Bereich einzuordnen.
Fisch im Teig – oder Teig im Fisch – egal, wer sowas isst, bezeichne ich als kulinarischen Tiefflieger!
Schade um den guten Fisch!
Ich war auch schon dort. Schmeckt gut jedoch nicht das Beste vom Besten, eher auf der teueren Seite, besonders wenn man bedenkt dass die Portionen wirklich sehr sehr klein sind. Besonders die Beilagen muss man auf dem Teller regelrecht suchen.
frau roshard, da sie von fischknusperli schreiben und nicht einmal die fischart definieren (können), ist ihr loblied einigermassen unrealistisch. vielleicht wissen sie einfach nichts über diese speise. die besten egliknusperli am see gibt es im restaurant faktorei in bäch. danach kommen einige andere, aber noch lange nicht das schützenhaus in stäfa. dass die ihre reservation verpennt haben, das glaube ich ihnen. als ich das letzte mal in diesem restaurant war, ist mir das auch passiert. betr. den knusperli war die ausrede, die friteuse sei kaputt. man servierte uns labberige, richtig gruusige fischklumpen. zweimal und nie wieder.
Oh, wie kommt das denn?
Ein Blick über den Tellerrand der griesgrämigsten Stadt der Welt, wow!
Aber das Restaurant ist gut, und das konstant, seit diese Leute dort am Werk sind. Da ich nicht weit davon wohne, bin ich des öfteren dort.
Etwas auf der teureren Seite, aber es ist das wert.
Wieviele Städte dieser Welt (und welche?) haben Sie denn schon wirklich näher kennen gelernt, um Zürich als die griesgrämigste von allen zu beurteilen?
Wer ist schon Fischknusperli, womöglich noch aus China, ist ein absoluter Banause, oder noch ein Kind…das Restaurant hat sich hiermit schon disqualifiziert….