Die Abschiffer

Im Fadenkreuz der Sparkanonen: Zürichseeschiff
«Ich fahr nicht mehr mit dem Schiff, seit sie den Schiffsfünfliber eingeführt haben. Ich finds eine Frechheit», meinte eine ältere Dame im Tram beim Bürkliplatz zu ihrer Begleiterin. Diese antwortete: «Doch, wenn ich Besuch aus dem Ausland hab und wir in Zürich sind, nehm ich das Schiff. Wir bezahlen dann den Fünfliber. Zürich ist ja so schon teuer genug für Auswärtige.»
Würde man alle bisher eingenommenen Schiffsfünfliber einschmelzen, sie zu vier Kilo schweren Kugeln giessen und dann mit grossen Kanonen auf die Schiffe auf dem Zürisee feuern, wär das eine sehr adäquate Darstellung dafür, was dieser Wasserzoll für die Zürcher Schifffahrt bedeutet.
Es ist schwer herauszufinden, wie viel Schaden der Schiffsfünfliber für Schifffahrt, Gastronomie, Tourismus und Wirtschaft rund um den See bisher angerichtet hat. Die Zahlen werden auf Anordnung geheim gehalten. Man kann sehen, dass die Schiffe auch bei schönstem Wetter nicht mehr ansatzweise so viele Passagiere befördern wie vor dem Zwangsfünfliber. Und man kann über den Daumen ausrechnen, dass die Schifffahrtsgesellschaft selbst dann noch finanziell ein bisschen zulegt, wenn die Zahl der Fahrgäste um die Hälfte zurückgeht. Doch die Schifffahrt ist den kantonalen Zolleintreibern eigentlich egal.
Es geht um das Kantonsbudget. Die Arbeitsplätze und die Unternehmen, die indirekt von der Schifffahrt abhängen – und damit meine ich nicht nur die Schiffsgastronomie – werden nicht gezählt. Aber es geht den Verfechtern des Wasserzolls ja nicht um Kanton, Schifffahrt oder um die Lebensqualität, sondern nur um das rechnerische Budget auf dem Papier. Und das lässt sich so wunderbar kosmetisch aufbessern.
So können sich die Damen und Herren Ende Legislatur auf die Schulter klopfen und ausrufen: «Wir haben gespart!» Die Tatsache, dass die Kosten einfach vom Steuerzahler auf die Zürcher Fahrgäste umgeschichtet werden, und dass Gastronomie und Tourismus die Zeche bezahlen, hinterlässt offenbar keine Spuren in der kognitiven Wahrnehmung der Verfechter des Wasserwegzolls.
Nun ja, fast. Der Schiffsfünfliber ist ein sehr emotionales Thema. Wir haben kein Meer und keine Alpen hier in Zürich. Wir haben nur den See. Wir lieben den See. Wir lieben die Seeschifffahrt. Selbst wenn wir selbst nicht oft auf einem Schiff sind, regen wir uns über Geschichten wie die der Panta Rhei und des Fünflibers auf.
Bei den nächsten Wahlen werden wir uns erinnern (hier das Abstimmungsprotokoll),wer unsere Schiffli versenken wollte.
18 Kommentare zu «Die Abschiffer»
Ich bin früher auch regelmässig mit meinen Kindern aus Schiff, wo ich mangels Abo immer ein Ticket gekauft habe und wir meist auch etwas kleines konsumiert haben. Statt ca. 20 CHF pro Fahrt gibt’s nichts mehr von mir und vermutlich auch von vielen anderen. Das ist Schade.
Komplett daneben finde ich aber die Geheimhaltung der Zahlen.
Die Zahlen werden nicht geheimgehalten. Diese Zahlen gibt es noch nicht und kann es auch noch nicht geben. Das Geschäftsjahr muss zuerst abgeschlossen werden.
Ist ja nicht so, dass die fraglichen Unternehmen Monatsabrechnungen hätten … Oder saisonale Zahlen …
Und jetzt, was nun? Bezahlen wir weiterhin für die Fahrt von Zürich nach Rapperswil ebenso 5 Franken Zuschlag (damit könnte ich ja leben), wie für die Fahrt mit dem Limmatschiff vom Landesmuseum zum Bürkliplatz? Das scheint mir gelinde gesagt absurd. Jemand hat mal angeregt, eine ZVV-Zone „Zürichsee“ zu machen. Meines Erachtens wäre dies doch ein probater Weg, den man weiter verfolgen könnte …
Diesen Vorschlag haben die SP-Mitglieder der Verkehrskommission schon letztes Jahr gemacht. Sei EDV-technisch zu schwierig, wurden wir vom ZVV belehrt. Nur die AL unterstützte den Vorschlag, alle anderen Fraktionen zogen den Schiffsfünfliber vor.
Danke für die veröffentlichte Liste mit den Abstimmungsinfos. Jeder sollte eigentlich nach jeder Abstimmung im Kantonsrat konsultieren, was denn die Gewählten so abstimmen. Oft korrigiert das ganz brutal den Eindruck, den die Parlamentarier uns jeweils vor den Wahlen so vermitteln wollen. Manchmal ist man aber auch positiv überrascht ( go CVP 🙂 aber meistens bestätigt es den Eindruck, dass vieles nicht im Sinn der Wähler abgestimmt wird. Bestes Hilfsmittel vor den Wahlen sind daher diese Protokolle der vergangenen Abstimmung.
Ich habe mich ja immer gewundert, dass die Schifffahrt in den ZVV integriert wurde. Ich fand es zwar schön, aber nie normal, dass man so billig – viele praktisch gratis – das Schiff nutzen konnte. Für mich ist eine Schifffahrt immer auch ein Ausflug. Wenn ich daran denke, was für manche Bergbahn zu zahlen ist…
Aus der Abstimmungsliste ist klar ersichtlich, dass die Abzockerpartei FDP, ihr Juniorpartner GLP und viele von der angeblichen „Volkspartei“ SVP auf dem Fünflieber beharrten. Bei den nächsten Wahlen werde ich mich daran erinnern und widerwillig eine rotgrüne Liste in die Urne werfen.
Auf genau solche Trotzköpfe, die wegen 5Fr. so ein Gschiss machen verzichte ich gerne auf der Schiffsfahrt. Dann ist es viel gemütlicher für die anderen, die den Unterschied im Preis zum Tram und Zug gerne berappen. Auch die Touristen haben dann viel mehr Platz, wenn die Stadtangestellten, Studenten, Versicherungs- und Bankenheinis aus Trotz ihre Laptops wieder im Zug bedienen auf ihrer Heimfahrt.
Wenn die Passagier-Frequenzen einbrechen, wird bald darauf das Angebot ausgedünnt und dann womöglich ganz eingestellt. Auch keine Querfahrten mehr bei Thalwil und Wädenswil? Welche Strecken im ZVV haben auch Unterdeckung z.B. im Züri Oberland? Aus dem Verbund reissen? Vermutlich belegen sie alleine gerne einen ganzen Tisch / ganzes Abteil auf dem Schiff / im Zug, oder?
Die Querverbindungen auslagern und als Personenfähren mit öffentlichem Leistungs-Auftrag innerhalb des Verkehrsverbundes ZVV fahren lassen.
(Thalwil-Erlenbach-Küsnacht-Kilchberg, Männedorf-Stäfa-Wädenswil-Richterswil)
Die ZSG privatisieren und ohne Subventionen in Zusammenarbeit mit den Touristenorganisationen am See betreiben.
Die ZSG hat als Touristikunternehmen noch Potential das nicht ausgeschöpft ist.
Das Image der Gesellschaft scheint mir nicht das einer innovativen Firma zu sein.
Bin Seebueb mit GA.
Siehe -> Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft AG,
Mythenquai 333, Postfach 624, 8038 Zürich. Und aus
ZSG Geschäftsbericht 2016: Meldepflicht für die Aktionäre: Inhaberaktien … Bis Ende 2016 sind 1’300 Aktionäre dem Aufruf gefolgt.
der amtsschimmel hat wieder mal gewaltig laut gewiehert und sich dabei gleichzeitig ins eigene knie geschossen. es sind dann wohl die gleichen behördenvertreter die monieren, wir hätten zu wenig touristen/übernachtungen und dadurch ‚zu wenig einnahmen‘ für die stadt. mal sehen, ob diese idiotische fünfliber-idee bald absäuft……
Nur dass es nicht der Amtsschimmel oder Behörden waren, die den Schiffsfünfliber eingeführt haben, sondern die rechtsbürgerliche Mehrheit im Kantonsrat. Aber das ist ja nur ein kleiner Unterschied, etwa so wie Tag und Nacht. Das kann man gut zurechtbiegen, so dass es einem in den Kram passt.
als ob das in diesem zusammenhang einen gewaltigen unterschied ausmachen würde! dann waren es halt die gewählten ‚beamten‘, welche uns diesen mist eingebrockt haben. idiotisch bleibt’s so oder so…….
Der Kantonsrat ist nicht zuständig für Tarife im ZVV. Diese werden vom Verkehrsrat beschlossen und vom Regierungsrat genehmigt. Egal – die politischen Mehrheiten sind überall die gleichen
„der amtsschimmel hat wieder mal gewaltig laut gewiehert“
Das glaube ich nicht. Der Amtsschimmel ist kein Tier – sonst würde er sich ja bewegen! Der Amtsschimmel ist ein hochtoxischer Pilz, der für eine nachhaltige seelische Verstimmung sorgt. Wer damit in Berührung kommt benötigt dringend ein Care-Team.
Seit der Einführung des Strafbatzens bin ich nicht mehr Schiff gefahren. Habe ich oft spontan das Limmatschiff benutzt, um in die Stadt zu fahren bei einem Spaziergang am See habe ich mir das abgewöhnt, die Freude ist mir abhanden gekommen. Dieser Entscheid ist so unpopulär, so eine Watsche ins Gesicht der BewohnerInnen der Stadt. Ich weiss von Einigen, die dasselbe tun……Und dann glaube ich nicht, dass sich das rechnet. Ein Schuss nach Hinten…..