Solidarität oder Missgunst?

Sportlich fair wie am Superbowl ist der Wettkampf im Nachtleben leider nicht immer.
Am Samstag hat im Bowlingcenter Schlieren das Gastro-Turnier Superbowl Zueri 2017 stattgefunden. Das Turnier wird von Felix «Fige» Meier und Marcel «DJ Muri» Maurer ausgerichtet. Meier und Maurer sind zudem auch Teil des OKs des einmal jährlich stattfindenden Drachenbootrennens auf dem Rhein bei Eglisau.
Beide Anlässe finden seit vielen Jahren statt, das Drachenbootrennen kann gar auf 25 Jahre anhaltende Tradition verweisen. Auch wenn sich beide Anlässe nie exklusiv an DJs, Veranstalter, Bartender und Clubmacher gewendet haben, so waren diese Berufsgattungen stets in stattlicher Anzahl vertreten.
Die Events haben sich aber im Laufe der Jahre vom ausrichtenden Teil des Nachtlebens emanzipiert. Zwar stehen sie diesem immer noch nahe, was nicht zuletzt dem privaten Umfeld von Meier und Maurer geschuldet ist, und dennoch sind die Exponenten der genannten Berufsgattungen am Drachenbootrennen und am Superbowl nicht mehr in derselben Dichte auszumachen wie einst.
Diese Entwicklung hat auch der Rocco Cup, das Fussballturnier des Zürcher Nachtlebens, durchlaufen. Das Eintages-Turnier, das letztmals am 26. Juni 2016 stattgefunden hat, war zu Beginn eine reine Szeneangelegenheit. Hier sind die wichtigsten Nachtlebenmacher Zürichs dem Ball hinterhergejagt. Im Laufe der Zeit bestanden die Teams dann immer mehr aus Partygästen, derweil die Clubbesitzer dem Rasen ferngeblieben sind.
Dieser Hergang lässt sich aufs gesamte Nachtleben umlegen. In den 90ern und bis in die Nullerjahre hinein war es gang und gäbe, dass Clubbesitzer und Veranstalter regelmässig die Partys ihrer Mitbewerber besucht haben. Nicht der Betriebsspionage wegen, sondern einfach nur um sich die Kante zu geben. Man kannte sich, man war Teil einer grossen Familie und der Feind war nicht der Mitstreiter, sondern Verhinderväterchen Staat.
Selbstverständlich gab es schon damals Futterneid, aber der manifestierte sich überwiegend in einem, meist freundschaftlich kolorierten, Wettstreit. Klar war früher alles überschaubarer, beschaulicher und näher beisammen als heute. Und klar sind aus den sturmgedrängten Mittzwanzigern von damals Geschäftsleiter um die 40 geworden, die halt nicht mehr so oft ausgehen und sich lieber um andere Prioritäten wie Familie oder Fischen kümmern.
Aber das sind nicht die wahren Gründe für den Zerfall des steten Austausches: Aus der – auf dem Wissen um einen gemeinsamen Nenner basierenden – Konkurrenz ist eingeigelt-stoisches Kümmern um die eigenen Angelegenheiten geworden. Jeder versucht dem anderen das Wasser abzugraben, neue Mitbewerber werden nicht freundlich begrüsst sondern argwöhnisch beäugt: Aus Vorschlusslorbeeren sind mit Steinen gefüllte Rucksäcke geworden.
Ein Lichtblick ist, dass sich immer mehr Nachtleben-Treibende am Niedergang des Miteinanders stossen. Sie beobachten die Kultur des Torpedierens und Schmähens von allem und jedem, dem man nicht selbst angehört mit wachsendem Unmut und Widerwillen. Eventuell erwächst daraus in der Zukunft ja etwas Gutes?
Kommentarfunktion deaktiviert.