Wo im Kanton der Taler klimpert

Wer auf Pump Ferrari fährt, kann zwar reich tun, aber fühlen tut er sich nicht so. Modern ist es trotzdem. Ein Ausflug in die Finanzlage der Gemeinden im Kanton.
Bild: Dominique Meienberg

 

Am Ende eines Feuerwerks kommt immer das Schlussbouquet, am Ende des Konzerts die Zugabe und am Ende des Witzes die Pointe. Zum Schluss unserer vierteiligen Serie zum «Statistischen Jahrbuch» folgt darum das Kapitel «öffentliche Finanzen». Im Staat ist es wie im Privaten: Am Ende läuft immer alles aufs Geld hinaus. Wer schön wohnen will, braucht Geld für das geölte Nussbaumparkett; wer sich ökologisch verhalten will, braucht Geld für die CO2-Kompensation des Ferienfluges; wer gesund leben will, braucht Geld für Biogemüse und Fitness-Abo.

Im Kanton Zürich ist das Geld unterschiedlich verteilt. Beginnen wir mit der Stadt Zürich, dem grossen Vorbild für die Zürcher Agglo-Gemeinden. Hier sind knapp 320’000 Ausländer und Schweizer steuerpflichtig. Von ihnen würde jeder 5080 Franken in die Stadtkasse zahlen, wenn der Steuerfuss 100 Prozent betragen würde. Tut er aber nicht, er liegt sogar bei 119 Prozent. Das heisst jeder Zürcher und jede Zürcherin zahlt effektiv mehr als 6000 Franken Gemeindesteuern im Jahr. Da erstaunt es nicht, dass Kassenwart Daniel Leupi (Grüne) «Spielraum» sieht – für schöne Anschaffungen wie Sonnenschirme und Gratisvelos.

Kehren wir in die Sprache der Statistiker zurück: Die Steuerkraft in Zürich beträgt 5080 Franken pro Person. Von so viel Geld können die meisten Finanzchefs nur träumen. In Winterthur muss man sich mit 2770 Franken, in Adliswil mit 2700 und in Dietikon mit 2270 Franken begnügen. Einzig an der Goldküste klimpert der Taler schöner als in Zürich, am schönsten in Küsnacht. Im Wohnort von Tina Turner beträgt die Steuerkraft sagenhafte 12’660 Franken pro Person. Finanzchefin Ursula Gross Leemann (FDP) weiss kaum, wohin mit dem Geld, darum lieferte sie letztes Jahr 30 Millionen in den Finanzausgleich ab.

Diese Zuwendungen haben die armen Gemeinden bitter nötig. Zum Beispiel Fischenthal. Dort im Tösstal ist die Steuerkraft etwa zehnmal tiefer als in Küsnacht und auch in Weiach, dem am schnellsten wachsenden Kaff im Kanton, sind die Goldküsten-Fränkli willkommen. Die Steuerkraft liegt dort bei schmalbrüstigen 2100 Franken.

Aus dem Privaten wissen wir, richtig reich sind wir nur, wenn wir viel auf der hohen Kante haben. Wer auf Pump Ferrari fährt, kann zwar reich tun, aber fühlen tut er sich nicht so. Bei den Chefs öffentlicher Finanzen dürfte es ähnlich sein: Richtig gut fühlen sie sich nur, wenn Eigenkapital vorhanden ist. Am besten dürfte es Jens Menzi (parteilos) gehen, Finanzvorstand von Erlenbach. Keiner hat ein so dickes Polster wie er. Im Erlenbacher Eigenkapitaltopf liegen pro Einwohner über 26’000 Franken. Keine andere Gemeinde hat pro Kopf nur annähernd so viel Geld auf der Seite. In Küsnacht sind es 14’500 Franken pro Person.

Bei den öffentlichen Finanzen ist es wie im richtigen Leben. Längst nicht jeder, der arm aussieht, ist auch arm dran. So hat etwa das schmalbrüstige Weiach stolze 6700 Franken pro Einwohner im Sparpot, oder in Truttikon, wo die Steuerkraft fast gleich tief ist wie in Fischenthal, sind es gar 6900 Franken. Im potenten Zürich sind es hingegen nur 1700 Franken pro Einwohner. Modern ist eben, wer auf Pump Ferrari fährt.

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