K.o.-Tropfen, Zivilcourage & Mr. Hyde

Eine neue Frage treibt das Zürcher Nachtleben um – und offenbart einiges.
K.o.-Tropfen sind die hinterhältigste Art der Grenzüberschreitung.

K.o.-Tropfen sind die hinterhältigste Art der Grenzüberschreitung.

«Isch d Luisa da?» – Diese Frage werden Zürcher Barkeeperinnen und Barkeeper der Bar- & Club Kommission Zürich und der Frauenberatung an der Langstrasse dank des Engagements der journalistischen Plattform tsri.ch künftig öfter hören.

Geboren wurde Luisa in Lincolnshire in England unter dem Namen Angela: Dort können seit Anfang 2017 Frauen bei Belästigung das Barpersonal von Nightlife-Lokalen nach ihr fragen. Dieses führt die Betroffene dann umgehend in ein Hinterzimmer des Lokals, in dem man sich um sie kümmert. Bei schwereren Fällen auch unter Beizug der Polizei. Diese simple aber sehr effektive Idee bewährt sich seit einigen Monaten auch in Deutschland. Dort wurde aus der Angela eine Luisa. Vielleicht wegen der Namensverwandtschaft zur Bundeskanzlerin.

Der Erfolg von Luisa und Angela beweist, dass Belästigung in Bars und Clubs an der Tages- respektive Nachtordnung ist. Verwunderlich ist das nicht: In dieser mit Testosteron, Alkohol, treibender Musik und oft auch Drogen komprimierten Atmosphäre, lassen Viele nicht nur ihre Hemmungen, sondern auch ihre gute Kinderstube fallen. Aus einem nüchternen Dr. Jekyll wird dann ein besoffener Mr. Hyde. Und Mr. Hyde belästigt nicht nur gerne Frauen, er giesst ihnen auch K.o.-Tropfen in den Drink, prügelt sich mit anderen Mr. Hydes und bisweilen greift er auch zum Pfefferspray, um sich möglichst zweifelsfrei als Vollpfosten zu profilieren.

Manche dieser mentalen Vakua gehen ihrem unsäglichen Tun auf dermassen talentiert Weise nach, dass man versucht ist, laut über Sinn und Unsinn einer gemeinsamen Hausverbotsliste für alle Clubs und Bars nachzudenken. Nicht bloss weil sie ihren Opfern die Party verderben und vielen anderen kollateral gleich mit, sondern weil sie es mit ihren Glanztaten auch immer wieder in die Medien schaffen und damit dem Ganzen schaden.

Erst neulich ist dieses Kunststück wieder einer Horde Denkunvermögender gelungen, die wegen der Absenz sprachlicher Gewandtheit ihre Fäuste benutzen mussten, um ihre Anliegen unmissverständlich vorzutragen: Sie haben sich vor dem Vior gekeilt und 20minuten und Blick haben ausführlich berichtet.

Nun kann man von niemandem erwarten, dass er seine Unversehrtheit riskiert und bei einer Schlägerei dazwischen geht. Dafür gibt es die Securities und Polizisten. Jedoch erschüttert es immer wieder, wie viele K.o.-Tröpfler ungeschoren davonkommen, wie viele Pfeffersprayer sich unerkannt davonschleichen können. Ganz zu schweigen davon, dass belästigte Frauen offensichtlich eine Luisa oder eine Angela brauchen und sich nicht einfach an den nächstbesten Mitfeiernden wenden können, um ihren Mr. Hyde zu stoppen.

Man könnte doch meinen, dass in Clubs und Bars genügend Dr. Jekylls rumstehen, denen auch nach ein paar Drinks noch genügend Ritterlichkeit innewohnt, um einer holden Maid zu Hilfe zu eilen, wenn der Grapscher umgeht. Wie viel Zivilcourage braucht es denn um da den Finger zu heben, dem Aufdringling Einhalt zu gebieten und um dafür mit einem guten Gefühl belohnt zu werden?

18 Kommentare zu «K.o.-Tropfen, Zivilcourage & Mr. Hyde»

  • Markus Stutz sagt:

    Ist das mit der Grabscherei wirlich so ein Thema heutzutage? Sorry, aber in meiner Partyzeit in Zürich habe ich NIE von unseren weiblichen Begleitungen dergleichen gehört. Falls das wahr ist, finde ich das wirklich unter aller Sau. Danke für Aufklärung.

  • Brigitte sagt:

    Als Frau einige Tipps an die Frauen: 1.Auf das Getränk achten , kurz nicht aus den Augen lassen. 2. Nie über dem Durst trinken, ich bin Nie im Ausgang betrunken, vielleicht leicht angetrunken aber nie betrunken.3..Meine Freundinnen gehen selten in Clubs falls ja gehen wir spätestens um 3 nach Hause. Unsere Erfahrung : Je später die Stunde umso mehr komische Gestalten halten sich in einem Club auf. Es gibt ab 2,3 oftmals einen Wechsel in einem Club. Die Normalen gehen nach Hause und die komische Gestalten oder Grüsel Typen treffen um 3,4 oder noch später ein .Ab 6,7 Uhr wird es ganz schlimm. Die Frauen um diese Zeit werden stark weniger , aber die Männer sind dann in der starken Überzahl.

  • Andrey Babich sagt:

    Sehr geehrter Herr Müller
    Es ist verständlich wenn man Angst hat.Niemand möchte den schmerz an eigenem Leib erleben.Jedoch bin ich der Meinung,dass wenn Sie in so einer Situation wären,dass Sie angegriffen werden oder evntl.Ihr Leben auf dem spiel stehen würde,Sie auf die Zivilkorage der anderen sehr stark hoffen würden.Zusätzlich sollte ein Mann ein Mann oder sogar ein Ritter sein und zur Hilfe eilen,egal ob man die Person kennt oder nicht.Sonst kann man auch als Feigling mit dem schlechten Gewissen leben,weil man ja Angst vor „Aua“ hatte.Sind wir denn nicht auf dieser Welt,um einen Nutzen beizutragen? Und was wäre nützlicher,als jmd. im Not zu helfen?Tut mir leid,dass SIE so primitiv…

    • Hans Müller sagt:

      Wie gesagt: Tun Sie (und Alex Flach) sich bitte keinen Zwang an, Sie grossmäuliger ritterlicher Held! Allerdings haben Sie offenbar keine Ahnung, wovon Sie hier reden. Nur weil ein blöder Idiot eine Frau im Ausgang um zwei Uhr morgens an den Hintern fasst, werde ich mir bestimmt nicht als ritterlicher Held aufführen und den „Grüsel zurechtweisen“. Die Risiken stehen im keinen Verhältnis zu dem, was die Dame über sich ergehen lassen muss, so unangenehm das für sie ist. Sie ist ja dann nicht diejenige, die mit Schädel-Hirn-Trauma im Spital aufwacht, oder auch nicht mehr… Dass Sie mich als primitiv bezeichnen müssen in dieser Diskussion, disqualifiziert Sie gleich selbst.

      • Andrey Babich sagt:

        Naja Herr Müller,Sie haben sich mit ihrer feigen,primitiven und armseliger Weise selbst disqualifiziert-obwohl Sie anscheinend nie wirklich in der „Liga der Gentlemen“ gespielt haben.Ich wünsche Ihnen,dass wenn es Ihrer Mutter,Schwester,Tochter oder Frau zustossen sollte es weniger solch feigen Persönlichkeit wie Sie in der Nähe gäbe.Alleine die Aussage:“…was die Dame über sich ergehen lassen muss,so unangenehm das fär sie sei“ zeigt,dass sie theoretisch ein Feigling,jedoch praktisch wohl ein Arschloch sind.Schön haben wir darüber geredet.

        • Philipp M. Rittermann sagt:

          herr babich,
          obwohl ich die einstellung herrn müller’s auch nicht toll finde, gibt es keinen grund ihn als „primitiv und arschloch“ zu titulieren. bei anderer meinung.

        • Hans Meier sagt:

          Muss immer lachen, wenn von gewissen Kulturkreisen die Mutter, Schwester, Tochter oder Frau ins Spiel gebracht werden. Diese Bezugnahme auf Mutter, Schwester, etc. sind ja typische Machomerkmale, ebenso wie die Problemlösungsmethoden mit dem heldenhaften Dazwischengehen. Letztlich aus dem selben Holz geschnitzt wie die Grabscher und Ko-Tröpfler selbst. Wird die Freundin oder Schwester unpassend angeschaut, wird das Alphatierchen rausgehängt oder sogar gleich dreingeschlagen. Fehlen nur noch das Augenbrauenzupfen, das Einstecktüchlein und die Muckis, um das Bild des Helden-Machos abzurunden, der Kopflosigkeit nicht von Mut unterscheiden kann und noch nicht einmal weiss, was das bedeutet.

  • Martin Altenbach sagt:

    Hans Müller….Du hattest wohl oft die falschen Schuhe an wie’s scheint……

    • Hans Müller sagt:

      Nicht oft, da ich solche Clubs dann einfach gemieden habe (vor diesen Clubs gibt’s übrigens die meisten Schlägereien und Toten). Lustigerweise sind diese „falschen“ Schuhe heute überall en vogue. Die Zeiten ändern sich halt. Meine Beobachtung im Ausgang ist, dass die grösste Gewaltbereitschaft meist von den aufgetackelsten und aufgepumptesten Lackaffen und Alphatierchen ausgeht. In vielen Fällen ist diese Gruppe mit den Grapschern identisch.

  • nik sagt:

    das mit der gemeinsamen blacklist habe ich vor über 10 jahren im kreise der regelmässigen club, polizei und stadt sitzung (weiss nicht mehr wie das damals hiess) erwähnt und wurde von den zwei grössten clubvertretern der stadt eindeutig zurechtgewiesen dass kein interesse besteht und von der stadt, dass dies nicht mit dem dateschutz vereinbar wäre. glaube nachwievor dass der schutz der gäste so eine automatischen datenaustausch rechtfertigen würde und auch die finanziellen mittel der stadt geschont werden würden. aber auch da gilt halt immer wieder: profit geht vor.

  • Gian Luca Agostiniello sagt:

    Zivilcourage ist nicht jedermanns Sache, lieber „Hans Müller“. Ja, sich für das Rechte einzusetzen kann echt beängstigend sein und ist somit nichts für Weicheier. Und davon gibt es in der heutigen Gesellschaft leider so einige. Gehören Sie auch dazu, Herr Müller?

  • Hans Müller sagt:

    „Wie viel Zivilcourage braucht es denn um da den Finger zu heben, dem Wüstling Einhalt zu gebieten?“ Haha, selten so gelacht. Um dann anschliessend vom Grapscher und seiner Entourage halb oder ganz totgeschlagen zu werden? Wie absolut realitätsfremd. Welcher Vollpfosten will schon sein Leben riskieren für ein unbekanntes aufgedonnertes Partymädel, das ja wohl nicht alleine dort ist? Aber klar, die Türsteher und Security Leute sind so sehr damit beschäftigt, Leute am Eingang wegen der falschen Schuhe oder des uncoolen Outfits abzuweisen, dass man dann keine Zeit mehr hat für den Schutz der Gäste. Währenddessen kommt der aufgebretzelte unartikulierte Lackaffe immer am Türsteher vorbei.

    • Alex Flach sagt:

      Echt jetzt? Einfach nur zugucken und nichts tun? Wenn das Deine Realität ist, dann bin ich ihr zimli gerne fremd.

      • Hans Müller sagt:

        Du kannst gerne dazwischengehen und Dich verprügeln lassen. Die Realität wird Dich dann ziemlich schnell einholen. Zivilcourage endet oft im Spital, ich kenn‘ das aus meinem nächsten Umfeld. Und am Ende werden Täter, wenn sie je gefasst werden, auch noch milde abgeurteilt, teuer sozialtherapiert und aufwändig resozialisiert, selbst wenn sie x-mal rückfällig werden, während dem Opfer noch nicht einmal datenschutztechnisch den nötigen Schutz geboten wird. Wie hoch die Gewaltbereitschaft am Wochenende ist, sieht man ja wunderbar daran, wie die Polizei sich heute um diese Uhrzeit bewegen muss: Nur noch Kastenwagen, immer mind. vier Beamte. Selbst die Ambulanz (!) braucht häufig Polizeischutz.

        • Alex Flach sagt:

          Also lässt man die Idioten einfach machen? Ich bin mir nicht sicher ob das die Lösung ist…

          • Hans Müller sagt:

            Natürlich nicht. Die Frau sollte sich an die Security wenden können und die Security sollte anschliessend so jemanden aus dem Club werfen. Und der Club sollte diese Person mit einem Club-Verbot belegen. Das ist eine nachhaltigere Massnahme als Mahnfinger an die Adresse eines besoffenen Grabschers.

        • Philipp M. Rittermann sagt:

          schwach, herr müller. ganzganz schwach.

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