Das Gentrifizierungs-Feigenblatt

Konsumtempel mit kultiviertem, alternativen Makeup.
Eigentlich wollte ich mich zurückhalten, abwarten, was daraus wird, ich wollte dem «Greater Arthouse» Kosmos eine Chance geben. Schliesslich gehöre ich als gutverdienender Linksgrüner zum Zielpublikum des Multimillionen-Konsumtempels. Und ich hätte es beinahe geschafft. Und dann kamen die Statements der Kosmonauten.
«Bereicherung fürs Quartier» kam da. Oder «Kultureller Begegnungort» und «Keine Konkurrenz», Sachen wie «Star Wars zeigen wir, aber Fast & Furious ist ein No-no» wurde in den verschiedensten Interwiews abgesondert. Und da jeder Kulturredakteur und jeder Lokaljournalist ein Groupie der Macher ist, kam auch kaum Kritik. Wenn diese Ikonen der Zürcher Kultur- und Gastroszene etwas machen, muss es ja gut sein. Ich mag die Arbeiten von Samir auch und ich hänge auch gerne im Spheres ab. Aber ich beurteile das jetzige 20-Millionen-Projekt nicht nach den Meriten der Vergangenheit.
Und jetzt platzt mir der Kragen. Vielleicht glauben die alternden Szenis wirklich, dass sie was Edles machen und nicht einfach die Ideen der Nischennutzer im Quartier klauen und in einem Mega-Komplex umsetzen.
Aber nur, weil man ein Einkaufszentrum mit Ikea-Shabby-Chic auf «Berlin» trimmt, nur weil man (vorerst) Filme zeigt, für die es bereits jetzt nur ein sehr kleines, kunstaffines Publikum gibt, nur weil man so tut, als liege der Sinn dieses Komplexes nicht im Profit, sondern in der «Begegnung», heisst das noch lange nicht, dass es «wertvoll» ist fürs Quartier. Gerade, wenn das Konzept eigentlich beinhaltet, dass man das Gebäude nicht mehr verlässt und möglichst seine ganze Freizeit und sein ganzes Geld innerhalb des abgeschotteten Kosmos verbraucht.
Das Kosmos ist ein Feigenblatt für die Gentrifizierung des Quartiers. Das Angebot soll die Leute ruhig stellen, die sich gegen einen anderen Konsumtempel in der gleichen Grösse gewehrt hätten. Man stellt ihnen ein Disneyland für kultivierte Bildungsspiesser hin, gibt ihnen etwas Avantgarde der 90er Jahre, posiert als M-Budget-Bohemia und hofft, das würde darüber hinwegtäuschen, dass man das Quartier in ein Einkaufszentrum mit 24-Stunden-Kassenöffnung umbaut.
Wenn eine Supermarktkette die kleinen Läden vertreibt, regen sich meine Freunde auf. Wenn ein multinationaler Kaffeekonzern den Platz für kleine Cafés besetzt, schreiben sie böse Kommentare. Aber wenn ein Multimillionen-Projekt den kleinen Kinos und Begegnungsorten die Lebensgrundlage wegnimmt, schauen sie darüber hinweg, weil das Ganze ein Hipster-Makeup trägt.
Ich hätte mich wohl auch über ein grosses, klassisches Einkaufszentrum aufgeregt. Aber übers Kosmos reg ich mich viel mehr auf.
Ich bin einfach allergisch auf Heuchelei und Manipulation.
59 Kommentare zu «Das Gentrifizierungs-Feigenblatt»
Weiter unten fragt Matthias, wie gross denn ein solches «Hipster-Projekt» maximal sein dürfe. Keine einfache Frage. Ein harter Parameter könnte die Rechtsform sein. In einer AG regiert das Kapital, in einer Genossenschaft alle beteiligten Personen. Damit wäre aber auch das RiffRaff erledigt. Nur backen die kleinere Kuchen und treten nicht so grossspurig heilsbringend auf. Das sind allerdings schwer zu definierende Parameter. Hmm. Klar ist: Je mehr Kapital beteiligt ist, desto mehr unberechenbare Zentrifugalkräfte wirken, Sachzwänge, Investoreninteressen, Markt- und Kapitallogik, etc.
Und a propos Hipster: Das sind zu 88,5% unpolitische Narzisse. Das Kosmos ist nicht von, aber für Hipster.
ich denke man sollte das teil den beiden machern gönnen. der samir musste mit seinen filmen in der filmwueste schweiz frueher sicher auch untendurch, und da hat nun eine entwicklung stattgefunden und jetzt kommt halt mal was grosses, mein gott, was soll er denn machen, wenn sich eine solche chance bietet, soll er darauf verzichten und im schmuerzelikino schmuerzelifilme fuer fr 5 eintritt zeigen? ist doch tatsaechlich besser als ein arena sihlcity 2 an der europaallee. seien wir froh!
Danke Chris für Dein Antischmürzelvotum. War am Sonntag an der Matinee mit dem palestinensischen Regisseur von Ghost Hunting. Wichtiger Film, gut besucht, gute Gespräche zu einem sehr elenden Thema. Es war wie das Schliessen eines Kreises. Samir war schon mit 17 sehr engagiert in der Palästinafrage. Es wurde auf verschiedene Anlässe an verschiedenen Orten aufmerksam gemacht, . Wissen wir wie das Leben in Gaza stattfindet? Elend und brutal. Das war Thema. Nix Schickimicki oder l’art pour l’art. Viele Leute sind daran interessiert, im KOSMOS solche Anlässe zu organisieren, v. A. Frauen mit ihren Projekten. KOSMOS IST KOSMOPOLITISCH. KOSMOS UND POLITIK. UND KULTUR. UND AUSTAUSCH.
Lieber Reda – deine Kritik in Ehren, aber hör doch bitte auf, derart mit der Moralkeule um dich zu schlagen, so lange du selbst bei einem Blatt deine Brötchen verdienst, das gerade dabei ist, die Schweizer Medienlandschaft zu verwüsten. Das ist ja unerträglich. Oder anders gesagt: schreib doch mal einen entsprechend beissenden Artikel über die Selbstqualifikation „Unabhängiger Qualitätsjournalismus“ des Tagi, während die Zeitung dabei ist, aus rein neoliberalen Beweggründen heraus, Qualität und Personal abzubauen. Das würde dich sehr viel glaubwürdiger machen. Aber Heuchelei ist eben allgegenwärtig. Auch dich könnte man in diesem Kontext durchaus als Heuchler bezichtigen…
1. Google „Whataboutism“
2. Hab ich wohl ziemlich ruppig und offen den Verlag für den redaktionellem Kahlschlag angegriffen. Nur nicht suf diesem Kanal. Hätt ich auch dürfen, wär aber Heuchelei. Wie zum Beispiel eine Anti-Gentrifizierungsveranstaltung im Kosmos.
3. Wenn du keine Argumente hast, schiess einfach auf die Person. Right?
Naja, da ich nicht alles von dir lese, ist mir deine Kritik wohl entgangen. Sorry. Wie bereits angedeutet: Die kritischen Gedanken zu Kosmos & Gentrifizierung stelle ich gar nicht in Frage. Was nervt ist der arrogante Tonfall bei gleichzeitiger Moralkeule (aber ist wohl dem Format geschuldet). Auf dich als Person geht’s natürlich, weil du dich selbst ins Zentrum deiner Tirade stellst. Aber das muss ich dir ja nicht erklären, das provozierst du ja absichtlich. Warum du dich nicht an einer Debatte im Kosmos beteiligt hättest versteh ich nicht. Da hättest du doch den Laden verbal zerlegen können, oder den Tagi in seinem eigenen Blog-Format. Was daran heuchlerisch sein soll, ist mir…
PS: Grundsätzlich hast du natürlich recht was die katastrophale Stadtentwicklung betrifft – die wir im übrigen allesamt mitzuverantworten haben. Ich finde es drum falsch, sie nun den Machern vom Kosmos in die Schuhe zu schieben. Diese Entwicklung hätte auch ohne Kosmos stattgefunden. Und ihnen zu unterstellen, sie hätten unredliche Absichten, wenn sie versuchen, dieses Problem, von dem sie ein Teil sind, als Debatte in ihr Haus zu tragen, finde ich einfach nicht fair. Dazu müsste man sich an der Debatte beteiligen – und danach könnte man dann, ggf. gut begründet, über sie herziehen. So tönts einfach wie das polemische Brüllen aus der Ferne. Aber nichts für ungut, Danke für die Debatte hier.
Ich finde die Kritik am Kosmos nur bedingt gerechtfertigt:
1. Die Kritik müsste in meinen Augen woanders ansetzen:
Ergebnis der Gemeindeabstimmung der Stadt Zürich zum Privaten Gestaltungsplan Stadtraum HB Zürich/Europaallee:
65.5 % JA gegen 34.5 % NEIN Stimmbeteiligung 46.2 %
2. Gentrifizierung ist nicht aufzuhalten, wer das denkt ist blind. Es ist der Lauf unserer Zeit und Ergebnis unseres herrschenden Wirtschafts- und Politsystems. Warum soll man sie denn nicht schlau instrumentalisieren?
3. Engagiert Euch selbst! – vielleicht auch freiwillig, damit die Läden und zahlbaren Wohnungen und der Charakter in Eurem Quartier, dass Ihr so liebt, eben nicht verschwinden.
„Warum soll man sie denn nicht schlau instrumentalisieren?“ Dazu hat sich schon reto leuppi unten geäussert. nocheinmal kurz: seit es die sozialdemokratie gibt, gab und gibt es immer teile darin, die sich mit dem kapital verheiraten. und teile, die glauben, man könne sich dem kapitalismus aufs trittbrett stellen und an der entscheidenen wegstelle einen tritt geben und dann sei der kapitalismus vorbei. letztes prominentes beispiel: griechenland. in tat und wahrheit ist es aber opportunismus, d.h. nichts reales machen, wie die made im speck leben und falls der kapitalismus wegbricht, aufgrund der durch das kapital gegebenen sichtbarkeit sofort hinstehen: das waren wir! das ist verlogen.
Wenn alternative Ideen den gleichen Gesetzen wie dem kritisierten System gehorchend versuchen am Markt zu bestehen, dann haben diese in Beton gegossenen Utopien etwas sehr ernüchterndes wenn nicht gar trostloses. Das ist dann anstelle einer grandiosen Manifestation der alternativen Idee eher der Beweis der Kapitulation vor dem kritisierten System. Die Idee der Macher ist ja, die Regeln des Systems zu nutzen um die eigenen systemkritischen Ideen zum leuchten zu bringen. Sie schreien laut, es solle nicht so laut geschrien werden. Ein Paradoxon. Wir warten also weiter auf den Systemkollaps der sich immer schneller drehen en Marktlogik, damit sich etwas grundlegenderes ändert.
Wie gross darf ein solches «Hipster-Projekt» denn maximal sein?
Es geht um die Verlogenheit. Nicht um die Grösse.
Danke Réda für diesen Artikel.
Ich kenne viele Menschen, die das Engagement der AL für diese Sache recht ratlos zurücklässt (Scherr, Samir). Nachdem die Partei vor einem Jahrzehnt noch die Planung Europaallee bekämpft hat.
Auf ihrer Webseite schiesst die AL aktuell gegen die Swisslife „ein aggressiver Immo-Gigant“
Und übersieht gefliessentlich, dass der grösste und aggressivste Immo-Gigant der Schweiz die SBB ist.
Auf Hochparterre.ch ist ein Bericht über den Gentrifizierungs-Event vom Montag im Kosmos (kostenpflichtig)
Leider wenig kritisch (Auch die Hochparterre-Redaktion ist personell mit der AL verbandelt)
Ja, es hat schon bald ein Überangebot an Kulturkino-Plätzen, das Riff Raff, das Houdini, das Uto und so weiter. Aber von wegen Gentrifizierung… die Münze hat immer zwei Seiten. Vorher war da ja nichts. Dort wurden also auch keine günstigen Wohnungen platt gemacht, um einen Palast hinzubauen. Oder? Also besser es hat etwas neues Schönes, als dass es dort gar nichts hat. Oder?
Das „neue, schöne“ verteuert den Boden und damit die Mietpreise. Aber auch sonst: Klar muss man was machen. Aber vielleicht nicht etwas, das den KLeinen den Saft abdreht.
Ich sehe Gentrifizierung nicht so negativ. Jederzeit lieber ein neuer Konsumtempel als nebenan ein besetztes Haus oder Drögeler überall, wie in den 90ern! In den Konsumtempel muss ich nämlich nicht, wenn ich nicht will.
Und der Konsumtempel pisst und kotzt mir nicht in den Hauseingang. Er versprayt mir auch keine Hauswände. Es liegt morgens kein Konsumtempel mit einer Spritze im Arm im Treppenhaus. Wobei man fürs letzte Beispiel wirklich zurück in die 90er muss, in den letzten Jahren sah man sowas kaum noch. Das Andere schon.
Allerdings frage ich mich, ob ein rechtskonservatives Komitee von der SBB auch einen zinslosen 8 Mio. Kredit bekommen hätte, wie diese Linksgrünalternativen?…
Dazwischen gäbs noch Familien. Die sich die Miete je länger je mehr nicht mehr leisten können, weil die Megaprojekte den Boden verteuern.
wenns ums eingemachte geht, sind rechtskonservative, bürgerlich-liberale und linksliberale/sozialliberale geeint wie aus einem guss.
Das hätte ich nicht geglaubt. Aber ich bin zu 100% beim Autor. Was mich vollends auf die Palme bringt, wenn Samir innerhalb von fünf Minuten die Zusammenarbeit mit dem Immobilienmogul SBB lobt und erwähnt man habe von diesem ein Darlehen von 16 Mio. Fr. erhalten… und kurz darauf anfügt, „ist es nicht toll, was ohne öffentliche Gelder realisiert werden kann“. Also: Die SBB ist öffentlich und macht jedes Jahr ein Defizit zu Lasten des Steuerzahlers (was ich gerne bereit bin zu zahlen, wenn es um Schienenverkehr geht). Neuerdings tritt die SBB aber so in ziemlich jeder Schweizer Stadt mit ihren Landreserven als Immobiliengesellschaft auf.
Logik ist das Gegenteil von Vision
Wen juckt’s? Und warum juckt das jemand, der ohnehin weit weg vom Zürcher Langstrassenquartier wohnt? Das Quartier ist eh längst zum Sauf-Parkour der Hipster und Agglo-Ausgänger verkommen. Wenn die sich freiwillig in eine Halle sperren lassen, umso besser.
Mmh, also – mich spricht das Konzept nicht an. Aber, wir sollten uns doch überlegen: Es geht um Land und die Nutzung. Die Stadt Zürich hat ca 90 Km2, aufgeteilt in Kreise, das Industriequartier hat was ? ca 200 Hektaren?
Die Stadt wächst und verändert sich. Auch ich trauere gewissen Dingen nach, die vor 20 Jahren noch da waren. Ich bin aber verwundert, dass man so ein „Theater“ um die Nutzung von teurem Boden macht. Die Leute, die aus günstigem Boden etwas machen/ nutzen, sind immer andere Leute als diejenigen die bei 140.000 CHF / m2 aktiv werden. Diese 140.000 entscheiden wer , was macht – nicht die Gentrifizierung. Wer soviel Geld für „Begegnungsräume“ aufwerfen, dem begegne ich…
So einfach ist es nicht. WAS die Nutzer mit dem Boden machen, bestimmt den Bodenpreis. Die SBB-Investtion hat den Bodenpreis bereits verdoppelt. Das greift dann bis in die Mieten (quartierübliche Mieten) sind am Bodenpreis ausgerichtet. So kommt es, dass man an der Langstrasse ein WG-Zimmer für 1750 Franken bekommen kann. Natürlich sehr luxeriös, 2014 umgebaut. Und das wiederum führt zu Investitionen in Immobilien, in denen jetzt Familien noch eine 4-Zimmerwohnung für 1950 Franken bewohnen. Die werden vertrieben.
Oben fehlt noch das „nicht – in begegne ich… nicht.“ 🙁 Ist noch wichtig, da ich mich eben für diese Liga und ihre Konzepte nicht interessiere (insofern sie nicht im Stadtblog thematisiert werden).
Ich bin eben einfach. Wenn wir die Stadt so herrichten, dass sie bezüglich Lärm, Dreck, etc fast schon paradisisch wird, kombiniert mit der Verkehrsanbindung der Stadt (Flughafen, HB etc), die Wirtschaftskraft, Steuern usw
War es nicht, ebenfalls einfach, absehbar diese Entwicklung? Dass dieser kleine Fleck (durch Investitionen) so wird, wie es sich nun abzeichnet? Wir wollten doch dieses ruhige, schöne, saubere und „globally playing“ Weltstädtchen.
CHF 140’000/m2 ist sehrwahrscheinlich eben gerade die Folge – der Gentrifizierung. Das ist nicht nur in Züri so. Ebenso in Paris, London, Berlin. Ja, Kreuzberger Nächte sind lang, und inzwischen auch viel teurer. Neukölln ist noch günstig, besonders auch die Karl Marx-Strasse ebenda. Da konnte meine Tochter ein sehr günstige Studentenbude mieten. Sie ist auch nicht so lärmempfindlich, wie inzwischen der Papa, dieser ewige Grufti …
Recht so und merci Herr El Arbi, endlich jemand, der nicht hofiert. Es ist in der Tat heuchlerisch. Ein Multiplex, das betontermassen nicht nach Popcorn riecht, alles muss greater, bigger sein, viiiiel Platz und Geld, und arty-farty obendrein. Nö, kä Luscht.
Mitleid bekommt man geschenkt, Neid hat man sich hart verdient. Wie bei der Gründung der Rebublik, die für Furore sorgte spuckst Du Gift und Galle. Ein reiner Konsumtempel wäre besser??? Ah ja?? Und dann die Zahlen, die nicht stimmen, die Besucherzahlen in den Kinos von Zürich sind am zunehmen, stand im Tagi! Die beiden Freunde im AHV Alter haben ganz viel Entschlossenheit an den Tag gelegt, das macht ihnen so schnell niemand nach…..
Die Besucherzahlen stagnieren. Dazu kommt, dass die Zürcher Besucherzahlen in erster Linie im Blockbusterbereich stattfinden. Arthouse überlebt knapp.
Aber dann nicht heulen, wenn Houdini oder Razzia oder Frosch schliessen müssen.
Und die beiden Freunde haben erst mal 8 Millionen von SBB und Investoren bekommen, um ihren Spielplatz zu gestalten. Die gleiche SBB übrigens, die von der AL für ihre Gentrifizierungsprojekte angegriffen wird.
Wäre das gleiche Projekt von Neoliberalen und nicht von Szene-Gurus umgesetzt worden, würden die jetzigen Fans laut Zeter und Mordio schreien.
PS: Bei der Republik hab ich nicht das Projekt kritisiert, sondern die Arroganz, mit der die Macher der Arbeit ihrer Kollegen bei den anderen Titeln abgewertet haben. Und das, obwohl sie selbst noch keine Zeile abgeliefert haben.
„Mitleid bekommt man geschenkt…“. Herzlichen Dank. Ich lese aber lieber die Mitleidsethik von Arthur Schopenhauer. Weiss aber nicht genau, mit wem ich dann Mitleid haben soll. Vielleicht gibt es mildernde Umstände – für Babyboomer. Die boomen nicht mehr so gewaltig.
Grundsätzlich begrüsse ich zusätzliche Orte ja, an denen man etwas Offstreamkultur geboten bekommt. Aber das ganze «endlich hat Kultur wieder ein zuhause»-Auftreten eckt schon an. Verhält sich ein bisschen ähnlich wie beim Republik-Projekt, das sich ständig als Retter des Journalismus aufführen muss. Liebe Leute: gute Kulturorte gab es auch schon vorher – genauso wie guten Journalismus. Es besteht also keinen Grund für dieses arrogante Auftreten. PS: Die Macher vom Kosmos dürfen mich gerne einmal zu einem «Fast & Furious»-Screening einladen.
Lieber Réda, deine genauen soziokulturellen Analysen erfrischen meine Seele immer wieder. Was dir nicht hoch genug angerechnet werden kann, ist deine Bereitschaft, nach der pointierten Äusserung deiner Meinung, auf die meisten Leserkommentare einzugehen (auch und vor allem, wenn dich gerade wieder eine/r recht unredlich angekotzt hat). Daraus schliesse ich, dass du ein genuines Interesse für einen Diskurs mit der Leserschaft hast, den es ja in den Kommentaren praktisch aller anderen Journalisten nicht gibt. Chapeau! Das nenne ich ein wahrhaft demokratisches Verständnis für die Rolle der Medien. Schade, dass ich dir noch nie persönlich begegnet bin. Kopf hoch – lass dich nicht unterkriegen!
Anstatt schon wieder so ein Kino-Komplex mit Bar Restaurant und neu noch mit Buchladen (wie originell!) , wäre ein gutes und grosses Piano-/Jazz-Lokal für Zürich viel interessanter. Ein Lokal wo man nach Feierabend hingehen kann (so wie in ein Pub), in lockerer Atmosphäre ein Bier trinken und Live-Musik geniessen. Irgenwie eine Art Mischung aus der alten Casa-Bar und Splendid-Bar, einfach viel grösser.
Einige Gedanken: Dieser Landen muss enorm viel Umsatz machen, um zu überleben (CHF 12 Mio. gemäss Radio 1 Doppelpunkt) – bei konstantem Personenaufkommen im K4 also anderen viel Umsatz wegnehmen. Und das nicht nur im Kino Bereich: Es handelt sich ja um einen Mega-Hybrid: Bar / Bistro / Club / Kino / Kulturfläche. Der K4 ist schon extrem angespannt – Umsätze pro Betrieb sind am sinken – nun kommt Cosmos, im September kommt hiltl (mit Resti / Bar / Club). Es wird eng. Belebt die Konkurrenz das Geschäft oder „butzt“ es einen kleinen nach dem anderen? Wir werden sehen. Einzige Hoffnung: hybride Konzepte haben es oftmals schwer, da niemand weiss, was er eigentlich bekommt (siehe Cafe Bank).
Sehr, sehr guter Artikel. Spricht mir aus dem Herzen!
Reda war da? Warum diskutiert er nicht mit? Dann müsste er keine Unwahrheiten erzählen. Der Ausbau hat nicht 20 Mio gekostet sondern 16 Mio. Davon hat die SBB 8 Mio vorfinanziert. Das muss Kosmos in den nächsten 20 Jahren zurück bezahlen…
Frage: Was ist besser für unser Leben: Boutiquen und Einkaufszentren oder Kinos, Buchladen und Diskussions-Veranstaltungen? Geplant hatte die SBB Immobilien eine Konsumtempel. Wir haben was anderes daraus gemacht. Z.B. ein Abend, an dem Aktivisten, die gegen die Gentrifizierung was tun (Stichwort NOI GASS 100%), die Anwesenden 300 Leute dazu gebracht haben eine Resolution an die Stadtbehörden und SBB zu unterstützen. Warum schreibt Reda nix darüber?
Weil mich die extreme Heuchelei, in einen Gentrifizierungstempel ein wenig Alibi-Diskussionen zu führen, noch viel mehr angewidert hätte.
Auf einen Schlag 40 Prozent mehr Kinositze in der Stadt, das bei rückläufigen Ticketverkäufen und mit einem Nischen-Zielpublikum. Ja, lieber einen Einkaufstempel. Der macht die Kleinen nicht kaputt.
Ich gebe dem Autor, Herrn Réda El Arbi, recht. Es herrscht ein Gentrifizierungswahn in Züri. Sie, Herr Samir sind schon lange als sehr geschäftstüchtiger Mann bekannt. „Reda war da?“; ist/ tönt das nicht arrogant? Die sog. Arroganz der ‚Erfolgreichen‘.
Oder, zeitgeistig, auf den neoliberalen Zug mit aufgesprungen.
Reda war da? Finde ich nicht arrogant sondern herausfordernd und einladend, um die Kritik direkt und frontal zu äussern wie es unter Erwachsenen und Bekannten üblich und fair wäre. Und mutig. So wirkt das ganze wie ein Sniperangriff aus dem Hinterhalt, mit Kanonenkugeln, dazu wird dann von den Groupies applaudiert……Reda ist auch ein Szeni und gehört zur Mittelschicht. Dazu zu stehen ist Ehrlichkeit und Tranzparenz. Ja das Glashaus und die Steine……
Ich soll mich mit den drei Städteplanern und Fachleuten (die sicher mehr als 150 K jährlich verdienen) und denen die Situation für Familien im Quartier klar machen? Warum man aus einem Wohnquartier keine Konsummeile machen soll? In einem Gebäude, das alles das repräsentiert, was ich verachte?
Dann bin ICH das Feigenblatt. Nein danke.
Sich als Sozialhilfeempfänger da hin schleppen, um dann mit einem Vortrag zu Jacques Lacan weggeredet zu werden, „wenn Sie sich nur genug anstrengen und ehrgeizig an Ihrem Objekt klein a herumschrauben, werden sich der grosse Andere (A) und das Reale bald erkenntlich zeigen und Sie werden ein erfolgreicher Mensch sein und so wie ich werden“? Gut haben wir darüber geredet, aber jetzt müssen Sie gehen…
Und dass man ein „Szeni“ sein kann, zur Mittelschicht gehören kann und dabei über ein gesundes soziales Denken und Handeln verfügt scheint für Sie, Brigitte, undenkbar zu sein. Ihr Kommentar liest sich so, als seien Szenis und Mittelschicht (zu welchen Sie sich vermutlich rechnen) per se moralisch verwerflich, und die rettende (negative) Moral für sich konstruieren Sie so, dass Sie nach dem ersten Fehlschluss den zweiten Fehlschluss verbinden, dem Kritiker das eigene kritisierte Verhalten zu unterstellen und vorzuwerfen durch gleiche Gruppenzugehörigkeit. Eine hedonistische Bankrotterklärung.
Tja, und woher kommt nun der Gentrifizierungswahn, hmm? Woher kommen wohl all diese gutbetuchten Neo-Zürcher, die sich die teuren Mieten plötzlich leisten können? Seit wann gibt’s dieses lustige Phänomen in dieser Geschwindigkeit und in diesem Ausmass? Kleiner Tipp: Bilaterale und dessen jüngstes „Add-on“ namens PFZ kurz studieren.
@Hr Samir. Die 8 Mio. der SBB sind ein Problem. Diese Firma schreibt jedes Jahr 5 Mrd. und mehr Verlust, der von den Steuerzahlern gedeckt wird. Die SBB kann somit dem Kosmos keine Finanzierung über 20 Jahre machen.Sie hat schlicht kein Geld dafür. Ein Plan B des Kosmos wäre in dieser Hinsicht empfehlenswert. Interessant wäre auch zu wissen, wie die SBB eine marktgerechte Miete vom Kosmos für mehrere hundert Quadratmeter an einer der teuersten Lagen der Stadt einfordert. Wäre die Miete nicht marktgerecht, müsste sich die SBB gegenüber Steuerzahlern und anliegenden Geschäften rechtfertigen. Ein Deal für Kultur gibt es meines Wissens im Leistungsauftrag der SBB nicht.
Im Zeitalter, in welchem ein Turnschuh in einem Nike-Store als „Aktivist“ bezeichnet wird, hat dieses „Argument“ und auch das Wort keine Bedeutung und Geltung mehr.
wie am Montag an dieser Diskussionsveranstaltung treffend erwähnt wurde: Wie viele Opfer der Gentrifizierung waren unter dem Publikum? Wohl kein einziges. Und der Verein Noigass wurde anderswo begründet (in einem Kirchgemeindesaal im Kreis 5), dafür brauchts keine Millionenimmobilie der SBB. Sorry Samir, musst hier nicht fremde Loorbeeren für dich einstreichen wollen.
Super
Ich frage mich auch wieso zwei Ahv Rentner noch den Jungen den Platz wegnehmen müssen.
Danke für den Artikel. Spricht mir aus der Seele.
Nach den Piazzen hat das bekennende Landei El Arbi etwas neues entdeckt, das ihm an der Stadt nicht gefällt. Gratis-Tipp: einfach nicht hingehen.
Sag doch einfach „Fresse halten“.
I wo. Transparenz ist ein urbanes Anliegen.
Auf natürlich induzierten Drogen, Fabian, und auch keine Kenntnis davon?
Wir bauten unseren Stoff (Kräuter und Pilzli) noch selbst an. Da wusste man, was man hatte. Oder nicht hat. Bei gelegentlichem (eher selten) Genuss von Captagon/ Pervitin gab es Ausnahmen. Das Original war einfach besser. Temmler-Werke gaben auch immer einen guten medizinisch-frivolen Kalander heraus. In unserer Kommune wohnte auch ein jovialer, gut assortierter, und approbierter Pharmazeut. Für kleine und grössere Bobos. ‚Les Bobos‘ – von Renaud – ist auch gut.
p.s.:Réda El Arbi muss man zu Gute halten, erfrischend ehrlich (und kundenfreundlich) zu sein …
Nein, nein, Hans Urban. So viele Landeier suchen die Stadt ja dann doch nicht heim, dass man sie nüchtern nicht mehr ertragen würde. Und an zukunftsgerichteten Projekten kann man sich mit klarer Birne ohnehin mehr erfreuen.
Fabian: für die einen ist Fortschritt die Droge, für die anderen Vergangenheit, es ist einerlei
Landei? Das ist aber kein Argument, sondern bloss Polemik. Wir sind früher aufs Land gezogen – Hippie-Kommunen. Und die Susann‘ von Toni Vescoli in die Stadt. So vo Wila umenand .. Ciao Fabi -.
Eva lässt grüssen aus dem Cosmos…
Und dann diese Pseudoveranstaltung im Kosmos gestern, wo ein paar Professoren, Stadtentwicklerinnen etc mit Einkommen von 2-300’000 Fr (!) über Gentrifizierung diskutieren. Schlimm genug, dass der Samir für die AL kandidiert, unsere linkste Partei überhaupt. All diese wohlhabenden und privilegierten Leute haben doch keine Ahnung, wie es die Opfer der Gentrifizierung trifft.
Heuchelei ist noch milde ausgedrückt.
Leider wahr.
Der Artikel spricht auch mir leider aus der Seele! Ich glaube ein Coop oder Migros mehr wäre mir fast lieber gewesen!
Alternative Liste (AL) und 20-Millionen-„Kosmos Kultur AG“ (toller moneyhouse-eintrag, ich staune) -> hahaha