Street Parade reanimiert

Langweiliges Motto, spannendes LineUp an der Street Parade 2017

Langweiliges Motto, spannendes LineUp an der Street Parade 2017

Alljährlich und bereits Wochen vor der Bekanntgabe des Street Parade-Mottos, kann die Community vor lauter Aufregung jeweils kaum an sich halten. Was wird es werden? Ein Gefühlsklassiker wie «Believe in Love» (2000), «Friendship» (2005) oder «Follow your Heart» (2012)? Etwas, das mit einer unterschwellig kritischen und doppelbödigen Botschaft zum Nachdenken anregt wie «PEACE!» (2002), «Respect» (2007) oder «It’s All In Your Hands» (2013)?

Oder gar etwas, das die Clubkultur auf vielsagende Weise auf den Punkt bringt wie «Elements of culture» (2004), «Dance for Freedom» (2013) oder «Enjoy the Dancefloor – and save it» (2014)? Oder kann das Komitee gar den riesigen Erfolg des längst zum geflügelten Wort gewordenen «Today is tomorrow» aus dem Jahr 2005 wiederholen? Das hätte den Verantwortlichen um den Street Parade-Präsidenten, Joel Meier, dann wohl doch zu grossen Rummel verursacht. Wohl deshalb haben sie mit «Love never ends» einmal mehr ganz tief ins Schatzkästchen gegriffen.

Man kann vom Street Parade-Mottogenerierer (die maskuline Form ist korrekt, denn auch bei der Street Parade haben, wie (beinahe) überall sonst im Clubleben, Männer das Sagen) halten was man will, der Street Parade-Booker Robin Brühlmann hat einen klasse Job abgeliefert und in diesem Jahr gar einen mutigen: Er hat EDM aus den Bühnen-Line Ups gekehrt und sie mit grossen Techno- und House-Namen wie Nicole Moudaber, Ellen Allien, Dubfire und Paco Osuna besetzt und das abermals ohne einen Rappen Gage in die Hand zu nehmen. Auch bei den Kooperationen hat sich diesbezüglich Einiges getan: Beispielsweise ist das Zürcher Partylabel Rakete mit einer eigenen Stage am Start und die Street Parade-Hymne kommt in diesem Jahr nicht von einem Sir Colin oder einer Tatana, sondern vom Cadenza-Macher Luciano (und ist tatsächlich eine geworden, die man lauter drehen kann ohne die Krätze zu kriegen).

Auch bei den Lovemobiles herrscht hoffnungsvolle Aufbruchstimmung dank der Beteiligung von international bekannten Electronica-Marken wie Hyte, Elrow und BPM Festival und DJs wie Chris Liebing, Loco Dice und Claptone. Klar: Die «lässigen» Lovemobiles werden auch 2017 in der Unterzahl sein, aber der Schwenk in Richtung Coolness lässt sich bei einem Anlass in der Grössenordnung einer Street Parade nun wirklich nicht in nur einem Jahr komplett bewerkstelligen.

Selbst in die Eiszeit in der Beziehung zwischen den Zürcher Clubs und der Street Parade scheint ein wenig Tauwetter einzukehren: Das Komitee veröffentlich erstmals einen offiziellen Street Parade-Clubbing Guide und an dessen Finanzierung haben sich Clubs wie die Friedas Büxe, das Hive, das Klaus und die Zukunft beteiligt. Und gar das Undenkbare könnte Realität werden: Schenkt man dem Gemunkel Glauben, wird doch tatsächlich erstmals seit vielen Jahren wieder ein Zürcher Underground-Club mit einem Lovemobile an den Start gehen.

Zum Schluss ein Hinweis an den Street Parade-Mottomacher, so als Tipp: «Enjoy the Second Spring» wäre für die diesjährige Ausgabe schöner gewesen.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Gonzo, Amboss Rampe, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.

8 Kommentare zu «Street Parade reanimiert»

  • Plörr Mörr sagt:

    Gibt’s wieder einen Drum & Bass-Float? Bevorzugt ohne linksextremistische DJs und Feuerwerk-Zünder?

  • oliver h. sagt:

    ich glaube, zürichs clubs müssen sich neu erfinden, es herrscht schon ein wenig stille 🙁

  • Sara sagt:

    #ein Zürcher Underground-Club mit einem Lovemobile an den Start gehen.# Wo hat es in Zürich noch einen coolen Underground Club? Sind doch alle seid dem Abbruch sämtlicher coolen alten Gebäuden in Zürich verschwunden.

    • Alex sagt:

      Das ist eine Frage der Definition; ich definiere Underground über die musikalische Programmierung eines Clubs und nicht darüber ob sich der Club in einem Industriegebäude befindet. Und ich denke das ist auch treffender: Die Härterei befindet sich nämlich in einem altindustriellen Gebäude….

    • Alex sagt:

      Und auch alle Lokale an der Geroldstrasse befinden sich in alten Gewerbegebäuden.

  • Peter Schlauer sagt:

    gibt es dieses jahr also kein schreckliches ballermann/schlager-lovemobile mehr?

  • Paolo Verde sagt:

    Das Hive ist vieles, aber bestimmt kein Underground Club

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