Die Helden vom ERZ

So sähe es immer aus in Zürichs Strassen.

So sähe es immer aus in Zürichs Strassen.

Wie ein kleiner Sonnenkönig soll Urs Pauli seine Abteilung Entsorgung & Recycling geführt haben. Buchhaltung Handgelenk mal Pi, Zückerchen für sich und seine Leute, Wohlfühloase exklusiv für seine Truppe. Trotzdem bin ich nicht auf den Barrikaden. Wären solche Zustände in einer anderen städtischen Abteilung entdeckt worden, ich wäre an vorderster Front und würde Köpfe fordern.

Das hat damit zu tun, dass ich einen tiefen Respekt für Entsorgung & Recycling empfinde. In den 90ern nannte man sie einfach noch «Müllmänner» und der Job rangierte in Sachen Prestige irgendwo am unteren Ende der Skala. Seither ist viel geschehen. Ohne die Frauen und Männer vom ERZ wäre Zürich nicht die Stadt, die sie ist.

Street Parade? Zürifäscht? Nix. Nur durch die generalstabsmässige Entsorgung von unzähligen Tonnen von Müll sind solche Anlässe überhaupt denkbar. Tourismus am Seebecken, Partys im Kreis 4? Undenkbar, wenn ERZ nicht jeden Sonntagmorgen die stinkenden Überrreste der hedonistischen Massen bis zu den ersten wärmenden Sonnenstrahlen verschwinden liesse. Jedes Sommerwochenende, von März bis Oktober.

Aber auch im Alltag findet dieser Zaubertrick andauernd statt. Die ERZ-Mitarbeiter kehren nicht nur den Dreck unserer Wohlstandsgesellschaft zusammen, sie geben uns auch noch das Gefühl, dass damit etwas Sinnvolles geschieht. Aus den «Müllmännern» wurden Fachleute für Recycling, aus unserem Abfall eine Ressource. Sie machen den Dreck weg und wir dürfen uns dabei auch noch gut fühlen.

Natürlich ist das nicht Paulis alleiniger Verdienst, aber er hat massgeblich daran mitgearbeitet, aus ein paar Müllwagen und einigen orange gekleideten Männern eine logistisch schlagkräftige Truppe zu machen, die unseren Lebensstil überhaupt erst ermöglicht.

Und es ist gut, dass er jetzt weg ist. Seine Art, eine Abteilung mit Steuerngelder so zu führen, als sei sie sein eigenes kleines Königreich, schadet dem Ansehen und der Funktionalität des ERZ. Es ist, als ob er im Zuge seiner Erfolge vergessen hat, dass er uns, den Steuerzahlern, Rechenschaft schuldig ist. Wie Ikarus ist er mit seinem Erfolg in den letzten 20 Jahren der Sonne zu nahe gekommen und jetzt abgestürzt. Und ich will nicht, dass meine Helden der Stadtreinigung für die Taten ihres heissgeliebten Chefs leiden.

Ich mag ihnen übrigens auch ihre kleine Wohlfühloase gönnen. Nur hätte sie anständig über die Bücher abgerechnet und organisiert werden müssen.

Hier also nochmals für die letzten 20 Jahre: Danke, Leute vom ERZ. Ohne euch würden wir im Dreck ersticken. Jeden Tag.

35 Kommentare zu «Die Helden vom ERZ»

  • Niklaus Scherr sagt:

    Lieber Reda
    Volll einverstanden mit deinem Lob der Kübelmänner. Mit einem grossen Aber. ERZ lässt seit 2005 Karton und Papier durch die 100%-ERZ-Tochter Rolf Bossard AG einsammeln. Dort verdienen Lader bis zu 30% und Chauffeure bis zu 25% weniger als die Städtischen bei ERZ. Zudem gibt es bei der Bossard AG keinen Dreizehnten und auch für ältere Kübelmänner trotz der beschwerlichen Arbeit nur 4 Wochen Ferien. Kann man alles nachlesen in der Anfrage GR 2008/425. Betroffen sind insgesamt 50 Bossard-Angestellte. Auch dieses Lohndumping gehört(e) – wie vieles andere – zum System Pauli.

  • Andi sagt:

    Es geht nicht um die Müllmänner, die ihren Job machen. Es geht darum, dass mehrere Stadträte an der Causa Pauli vorbeigesehen haben. In der Öffentlichkeit wurde der Dienstwagen, der schwarze Tresor, die Geschenkeaktionen und die umgestalteten Klärbecken zum Thema. Auf der anderen Seite hat Herr Pauli anscheinend das ERZ so gut im Griff gehabt, dass Gewinne in nicht unerheblichem Ausmass für die Stadt Zürich erwirtschaftet wurden.
    „Den Sack hauen und den Esel meinen“ ist eine alte Weisheit, die es in dieser Geschichte zu untersuchen gilt. Warum haben Stadträte so gerne weggesehen, dass ist die wichtigere Frage. Die Zürcher Müllmänner machen ihren Job ebenso gut, wie die in Basel. Ihnen…

  • Philipp M. Rittermann sagt:

    „So sähe es immer aus in Zürichs Strassen.“ ja. migration bringt einen haufen müll mit sich. wo bleibt die eigenverantwortung?

    • Réda El Arbi sagt:

      Das ist hauptsächlich Migration aus dem Aargau und der Agglo.

    • barbara v.e. sagt:

      echt jetzt? Es sind nicht nur Ausländer/Migranten die einfach alles auf den Boden werfen. Es sind Egoisten aller Herren Länder inkl. der Schweiz, die keine 5 Meter zum nächsten Mülleimer laufen können oder ihren Abfall nicht kurz in die Jackentasche, Handtasche o.ä. stecken können bis zum nächsten Mülleimer. Meine Tochter könnte Ihnen das Lied der „Anti-Littering“-Mutter singen, die Menschen angesprochen hatte, wenn diese etwas einfach auf den Boden geschmissen haben. Ich habe jedesmal auf schweizerdeutsch Antwort erhalten, wenn ich die Leute angesprochen habe. Den Pass habe ich mir nie zeigen lassen. Interessiert mich nicht. Anstand und Respekt. Darauf kommt es an.

    • Wilhelm Dingo sagt:

      Ansonsten sehen Sie die Realitäten aber schon klar, oder?

  • Hans Müller sagt:

    Ich bezweifle, dass diejenigen, die sich hier Extrsrechte herausgenommen haben die gleichen sind, die sich die Hände bei der Strassenreinigung schmutzig machen. Das waren Kadermitarbeiter und keine Strassenreiniger. Und Herr Arbi, Sie zahlen auch keine Steuern in Zürich.

    • Réda El Arbi sagt:

      Naja, in den letzten 20 Jahren hab ich mehr Steuern in Zürich als Anderswo bezahlt. Also gehört ERZ eigentlich mir.

  • Mitarbeiter sagt:

    @Steuerzahler, DANKE
    …und wieso bringt ein Mitglied der Geschäftsleitung sein privates Fahrzeug nach Einzug der Dienstfahrzeuges auf Kosten vom Steuerzahler in die ERZ interne Garage um es zu waschen und alle Füllstände zu überprüfen. Mein Auto hätte auch eine Wäsche nötig. Machen wir doch so weiter.

    • Nicole Brunner sagt:

      Lieber Mitarbeiter
      Warum: gehst du mit deinem Anliegen nicht zu deinem Vorgesetzten, zum Personal oder zum Direktor a.i.? Eine offene Gesprächskultur pflegen. Dort kann man dir sagen, ob du dein Auto auch waschen kannst oder nicht oder was.
      Aber: kein Unternehmen braucht Mitarbeitende, die sich anonym in den sozialen Medien über den eigenen Arbeitgeber auslassen. Und: wenn du Mitarbeiter bist bei ERZ, weisst du, dass ERZ sich durch Gebühren finanziert, auf dem freien Markt agiert und nur die Stadtreinigung Steuergelder verwendet für das Putzen des öffentl. Raums.
      In einer Familie sagt man: Netzbeschmutzer. In einem Unternehmen: Mit solchen Arbeitskollegen braucht ERZ keine Feinde mehr.

      • Réda El Arbi sagt:

        Fast alles richtig. Nur dass die Sackgebühr effektiv eine Verursachersteuer ist, da es keine Konkurrenz auf dem Markt gibt. Alle Müllentsorgungmöglichkeiten sind in der Hand des ERZ

  • Steuerzahler + ERZ Mitarbeiter sagt:

    Ja, es ist so, die Mitarbeiter des Abfuhrwesens und Stadtverwaltung erfüllen Tag täglich einen super Job. Einige sind fast 24 Std. vor Ort. Einfach nur danke und nochmals danke. Leider ist seit einiger Zeit das Vertrauen in das obere Kader, sprich Geschäftsleitung nicht mehr vorhanden. Da wird vertuscht und gelogen um sich selbst zu profilieren oder noch ein bisschen „mehr zu haben“. Viele Mitarbeiter machen nur noch Dienst nach Vorschrift, verständlicherweise. Motivierte Mitarbeiter sind doch das grösste Kapital eines Unternehmens. Erfahrung wird nicht mehr geschätzt, es gilt nur noch das Schulbuch der Studierten, welche Macht ausspielen und anhand dem bis jetzt Aufgedecktem bereichern.

    • geezer sagt:

      diese tendenz ist leider in sehr vielen branchen zu beobachten. alles ’nur‘ noch sogenannte experten, die vor lauter fachidiotentum vergessen, dass sie mit menschen zusammenarbeiten sollten. ich würde jetzt mal provokant sagen, dass 80% dieser superausgebildeten führungspersonen diese posten besser nicht antreten sollten, weil ihnen die sogenannten ‚people skills‘ schlicht und einfach fehlen. das habe ich in meiner laufbahn schon x-mal erlebt. es beginnt ja schon damit, das die damen und herren in den HR-abteilungen nur noch kontrollieren, wer wie viele diplome gemacht hat. der grösste sammler erhält dann den job, da automatisch ‚experte’….

      • Réda El Arbi sagt:

        Naja, Pauli scheint „People-Skills“ zu besitzen. Aber mit der Buchhaltung hatte er so seine Probleme 🙂

        • geezer sagt:

          stimmt! wie es scheint, haben die mittarbeiter seinen teuren schlitten jeweils auf seinen wunsch hin gewaschen…:-)

      • Wilhelm Dingo sagt:

        Leider hilft das falsche Findbild studiert / nicht studiert nicht weiter. Es geht um moralische Aspekte welche von Management vorgelebt werden müssen. Das kann mit und ohne Diplome gut gehen oder eben nicht.

        • geezer sagt:

          genau! warum stehen denn bei der auswahl der kandidaten für solche posten diese fähigkeiten nicht zuoberst auf der liste? selbstverständlich brauchen wir studierte führungskräfte, aber sie müssen eben auch fähig sein, teams zu führen….

  • gefressene Wurst sagt:

    Der Kapitalismus funktioniert nur, weil er das perfekteste System von gegenseitigem parasitären Verhalten ausgebildet hat. Jeder Biologe würde staunen ob der Raffinesse.

  • Raphaele Disondrio sagt:

    Helden des Alltags? Es zeigt sich einmal mehr, dass der Staat als Unternehmer nichts taugt. Staatsunternehmen werden nach politischen Kriterien geführt und sind anfällig auf Ineffizienz, Korruption und Vetternwirtschaft zu Lasten der Steuerzahler. Privatwirtschaftlich geführte Unternehmen werden streng nach oekonomischen Prinzipien geführt, und die Kosten sind konkukrrenzbereinigte Marktkosten. Staatsunternehmen müssen weder Kosten decken noch ihre Betriebskosten erarbeiten oder dafür Kredite aufnehmen, denn es werden einfach die Steuerzahler belangt. Staatsbetriebe sind IMMER defizitär, das liegt in ihrer politischen Natur.
    Auch private Müllmänner machen sauber. Auch sie sind Helden.

    • Réda El Arbi sagt:

      In Neapel war ddie Müllentsorgung übrigens in privater Hand. Eigentlich in jeder verdreckten Stadt rund um den Globus.

      http://www.zeit.de/2011/20/Italien-Saviano

      • Ottfried vonWartburg sagt:

        In der Dominikanischen Republik ist die Stromversorgung in staatlicher Hand. Und doch gehen um halb Acht spätestens die Lichter aus. Im ehemaligen europäischen Ostblock war die ganze Wirtschaft in staatlicher Hand, und doch gingen alle Staaten bankrott. Ein Einzelbeispiel taugt nicht für den Beweis einer Systematik. Das glauben nur Bildungsferne.

        • Réda El Arbi sagt:

          Naja, in der Schweiz funktionierts leider weltweit am Besten. Ausser vlt Skandinavien.

        • geezer sagt:

          und hier noch ein anderes top-beispiel, um zu zeigen, dass es nicht funktionieren kann: kuba…..jaja, vonWartburg, ich sehe schon: äpfel mit birnen vergleichen will gelernt sein!…:-)

    • geezer sagt:

      ich empfehle dir mal einen besuch im durchprivatisierten vereinigten königreich. fahr dort mal zug/bus. dir werden die augen rausfallen, wenn du die preise siehst. 20 verschiedene anbieter für dieselbe strecke. jeder hat einen anderen tarif (abweichungen bis zu 200%). pünktlichkeit ist ein fremdwort, komplettausfälle sind an der tagesordnung. unterhalt und service (und somit die sicherheit) sind ein graus.

      ich bin grundsätzlich auch für so wenig staat wie möglich (und ja, in der schweiz herrscht leider eine tendenz zu immer mehr staat). bestimmte sektoren (beispielsweise öv, post, abfallwesen u. ä.) werden jedoch defnitiv besser vom staat geführt.

      • Réda El Arbi sagt:

        Die Wasserversorgung ist in GB in privaten Händen. Wenn dir in London mal das Wasser nicht läuft, kann das gut und gerne 2 Monate dauern …

    • Wilhelm Dingo sagt:

      Auch in der Privatwirtschaft leisten sich obere Kader regelmässig Extravaganzen. Es kann also nicht an der mangelnden ökonomischen Prinzipen liegen.

  • Martin Frey sagt:

    Ich schliesse mich an, Herr El Arbi. Pauli hat unbestritten seine Verdienste gehabt. Wie oft aber, gerade bei an sich tüchtigen und verdienstvollen Leuten, versteigen sie sich in eine Selbstherrlichkeit wenn sie über Jahre hinweg keiner Kontrolle mehr unterliegen. Bei derart relevanten Complianceverstössen dürfen die unbestrittenen Verdienste auch keine Rolle mehr spielen, obwohl dies ab und zu angetönt wurde.
    Wie in anderen Bereicht gilt halt auch bei der Müllabfuhr: was unser top funktionierendes Entsorgungswesen wert ist, kann man erst beobachten, wenn man es nicht mehr hat. Dafür reicht eigentlich schon, wenn man in den Sommerferien ins nahe Ausland fährt.

  • tststs sagt:

    Mir fällt es auch schwer, auf den Empörungszug aufzuspringen…

    Es geht mir wie Hr. El Arbi, den Leuten von ERZ würde ich sogar eine 10 Mio Freizeitanlage gönnen, resp. dem ganzen Tiefbaudepartement! Was da alles geleistet wird…da zahle ich gerne Steuern….

    • Raphaele Disondrio sagt:

      Und wie viel Steuern zahlen Sie tatsächlich? Es ist billig, über Mehrheitsdiktatur Dritte über Steuern zu Zahlungen zu verpflichten

    • Wilhelm Dingo sagt:

      Ich zahle in Zürich steuern im 4-STelligen Bereich. Trotzdem gönne ich keinem städtischen Mitarbeiter eine 10 Mio Freizeitanlage. Die Arbeitsbedingungen, die Entlöhnung etc. muss gut sein, aber sicher keine Wellnessoasen auf Steuerkosten.

  • Nicole Brunner sagt:

    ERZ, danke, danke für eure Arbeit! Meine Helden des Alltags!

  • susanne g. seiler sagt:

    ja, ein grosses bravo an die mitarbeiter des ERZ!
    sehe sie jeden morgen ganz früh in der bäcki, wenn mein hund sein ründeli dreht, und empöre mich über die schweine und frustireten, die ihren scheiss einfach hinter sich schmeissen. müssten gebüsst werden! kein geld? dann für ein paar tage ab in die kiste, mal nüchtern sein und sich üebrlegen, was es sonst noch lebenswertes gibt am leben ausser saufen, kiffen, fluchen und littern!

    • tststs sagt:

      Anstand hängt so gar nicht vom Vermögen ab… oder glauben Sie, nach dem Sächsilüüten sieht es besser aus? 🙂

  • geezer sagt:

    normalerweise heisst es ja: der fisch stinkt am kopf. und das hat er beim ERZ auch gewaltig. umso erstaunlicher ist es, dass es bei der ausführung der aufträge immer so tadellos funktioniert. als ich noch in der nähe vom hafen riesbach arbeitete und mich im sommer mit dem velo jeden morgen früh durch riesige abfallberge hindurchbalancieren musste, fiel mir auf, a) wie viel dreck die ERZ mitarbeiter jeden tag ‚verschwinden‘ lassen und b) wie viele ‚totali sauhünd‘ es in der gesellschaft gibt. das ERZ macht tagtäglich einen top job. hoffentlich bekommen sie bald einen chef, der diesen titel auf verdient.

    • E B sagt:

      @geezer
      Sehr geehrte/r geezer,
      den Chef, der eben ganeu diesen titel verdient hatten wir im erz.
      Leider wurde er durch Kampagnien und Politik(er) verunglimpft

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