Der Glanz alter Tage

Stolze Flügel an der Zürcher Pride 2017.
Gestern Sonntag ging bei strahlendem Wetter die Pride-Woche zu Ende. Höhepunkt war der Umzug am Samstag, an dem 19‘000 Menschen für gleiche Rechte für alle und insbesondere für lesbische, schwule, bisexuelle und transsexuelle Flüchtlinge einstanden – Rekord.
Tradition hat auch das Pride-Festival auf dem Kasernenareal, das am Wochenende die Besucher ebenfalls in stattlicher Zahl zu mobilisieren vermochte und wem Massenaufläufe zuwider sind, der konnte auf die alternative «Eyduso? The queer thing Festival» auf dem Kochareal zurückgreifen. Auch wenn der Zuspruch und das Interesse der Zürcher Bevölkerung im Vergleich zu jener in anderen Städten wie beispielsweise Berlin nach wie vor in Grenzen hält, so dürfen die Veranstalter die diesjährige Pride doch getrost als Erfolg verbuchen.
Für viele Pride-Besucher sind jedoch weder der Umzug noch die offiziellen und inoffiziellen Festivals die eigentlichen Highlights sondern die begleitenden Partys. Mit der Kiki-Party in Friedas Büxe, der Ride im Lexy, der Super-Blutt im Kauz und vielen weiteren Feten konnte sich auch diese Seite der diesjährigen Pride sehen lassen. Diese Partys haben aber auch offengelegt, wie sich die Rolle der Queers im Zürcher Nachtleben im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre verändert hat, denn sie waren häufig kaum von den üblichen Clubnächten zu unterscheiden.
Das war früher einmal anders: Clubs wie das Labyrinth, das Aera und diverse queere Partylabels waren in den 90er- und den Nullerjahren die Motoren und unablässig sprudelnde Inspirationsquellen der Szene, der kreative Pool aus dem sich sämtliche Club- und Partymacher die Ideen fischten. Die grossen Schwulenclubs sind längst aus dem Stadtbild verschwunden: Kleine Lokale wie der Heaven Club im Niederdorf oder die Heldenbar am Sihlquai haben ihren Platz eingenommen und queere Events von Partylabels wie Kiki oder Behave sind (von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen) bezüglich Look und Line Up deckungsgleich mit ihren heterosexuellen Pendants.
Einige verorten den Grund für den Rückzug der Schwulen aus der Führungsrolle des Nachtlebens beim Aufkommen von Dating-Plattformen, andere sind der Ansicht, dass es im Clubbing nichts Neues mehr auszuprobieren gibt, dass alles schon einmal gemacht wurde.
Der DJ, Veranstalter und ehemalige Mitbetreiber der Clubs Pfingstweide und Café Gold Patrick Juen vermag dieser Entwicklung aber auch Positives abzugewinnen: «Die Zeiten, als die Queers das Nachtleben dominierten und sich dort ihre eigenen Nischen schafften, sind vorbei, denn wofür viele gekämpft haben, ist heute zumindest teilweise Realität: Nämlich eine offene Clubbing-Kultur in der jeder und jede sich selber sein kann». Dennoch kommt auch bei ihm bei der Erinnerung an die glorreichen Sturm- und Drangjahre des Zürcher Nachtlebens etwas Wehmut auf: «Das Pride-Wochenende eröffnet die Chance sich wieder einmal so richtig auszuleben und damit auch die alten Zeiten hochleben zu lassen».
Glaubt man dem Feedback der Clubschaffenden, so hat die Pride 2017 auch dieses Ziel erreicht.
Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Gonzo, Amboss Rampe, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.
12 Kommentare zu «Der Glanz alter Tage»
Die meisten alten Schwulenclubs wie Laby, Aera, T&M sind an Gentrifizierung eingegangen. Die Liegenschaftenbesitzer konnten mit dem Verkauf von ihren Grundstücken oder mit dem Bau von teuren Wohnungen mehr Geld verdienen. Heute einen reinen Gay-Club zu betreiben halte ich bei den Immopreisen für nicht mehr möglich. Dazu die ins Unermässliche gestiegenen Vorschriften von div. Behörden. Die angesagtesten Gay-Party’s finden wieder im Untergrund statt. Und zwar für kleinen Eintritt, günstige Getränke, ohne Gorilla-Security und von Menschen organisiert die dies aus Spass und nicht für Geld machen. Leider werden diese jetzt schon überrennt und die Toilettensituation kann mal eng werden.
Oder nur Negativ, sozusagen als „Forschungssubstrat“ von Gentechnik, Neurotechnik und Informationstechnologie. Vordergründig sagt man, man mache Versuche am Affen oder am Schizophrenen, um Schizophrene zu heilen. Vielleicht. Es läuft vermutlich darauf hinaus, dass es immer weniger Behinderte gibt, und diejenigen die es noch gibt und immer geben wird, müssen sich deswegen noch mehr verstecken. Aber eigentlich geht es wohl darum: Jack Ma, der Gründer von Alibaba (ähnlich wie Jeff Bezos), äusserte sich letzthin, dass die Menschen in den nächsten 30 Jahren sehr viel leiden müssten. Natürlich: warum eigentlich? Aber das Business und die Möglichkeiten sind wohl zu gross. Nur eine These.
Das sehe ich wie Juen. Die Behindertenbewegung ist da noch nicht so weit, es gibt zwar Veranstaltungen wie Mad Pride in Toronto und global ist sich die Behindertenbewegung am formieren. Ich glaube letztes oder vorletztes Jahr gabs an der Pride einen Zusammenschluss mit der Behindertenbewegung. Meine These: die Behindertenbewegung kann möglicherweise die Kraft des Kapitalismus nicht für sich nutzen wie die anderen Bewegungen der Frauen oder LGBT-Leute. Weil Behinderte schlechter bis wenig oder gar nicht ins Rendite-System integrierbar sind, in den Augen der kapitalistischen Normalos nur ein Kostenfaktor.
Der Normalbürger hat zum Glück mit dem LGBT-Quatsch nichts am Hut. Diese Leute wollen nur Privilegien. Darum wird das verlogene Süppchen ständig am Kochen gehalten. Und wenn die Organisatoren von 19’000 reden dann kann man sicher sein, dass es in Wahrheit 2000 oder 3000 waren, welche einmal mehr zeigen mussten, dass sie eben nicht wie alle anderen Leute ticken. Oder muss sich ein Normalbürger durch idiotische Kostümierung auf Anliegen aufmerksam machen ? Die LGBT-Diktatoren repräsentieren keine 10% der Leute, welche andere sexuelle Vorlieben haben. Aber eben….Hauptsache man bleibt mit den immer gleichen langweiligen Themen im Gespräch.
LGBT sind Normalbürger, und es geht nicht um Privilegien sondern um gleiche Rechte für alle.
@Alexander Dominguez du hast wohl nicht verstanden um was es geht! Das dies Weltweit praktiziert wird ist dir wohl entgangen!
Wäre sicher besser wenn man(n) zuerst überlegen würde bevor man so einen Stuss schreibt!
Was ist denn Ihnen über die Leber gekrochen? Mehr Liebenswürdigkeit wenn bitten darf.
Lieber Normalbürger, demnächst werden dir alle Rechte abgesprochen welche die LGBT fordern. Ich bin mir sicher dann wirst auch du idiotische Kostüme tragen um sie wieder einzufordern ! ;
@A. Dominanz: Solche Kommentare bestätigen, dass es Anlässe auch in der Schweiz nach wie vor braucht.
Samstagnacht hat mir (gay) ein Taxifahrer mitgeteilt, dass in der Innenstadt ein seltsamer Anlass stattgefunden hätte, an dem sich sogar Männer öffentlich auf der Strasse geküsst hätten. Das sei doch einfach nur „gruusig“ .
Musstest du (anhand deines Kommentars offensichtlich hetero) dich schon mal rechtfertigen, als du in der Öffentlichkeit deine Frau geküsst hast? Eben…. Und genau deshalb werden wir weiter feiern und auf unsere Rechte pochen, übrigens nicht mehr als deine, sondern nur dieselben…
Ich bin ein heterosexueller verheirateter Normalbürger. Und ich finde die Pride richtig und wichtig. Denn sie setzt ein kleines Zeichen für die Gleichberechtigung aller Menschen – nicht Privilegien, Dominguez, sondern gleiche Rechte. Es ist nicht ersichtlich, wieso meine heterosexuelle Lebensweiser privilegiert sein soll – das ist sie. Und man nimmt mir aber auch nichts weg, wenn Menschen der LGBT die gleichen Rechte haben. Bezüglich idotischer Kostümierung kommen mir im übrigen eher die Studentenbünde, die Fasnacht, das Oktoberfest in den Sinn. Aber auch das ist kein Problem. Ein Rätsel ist mir, wieso sie Angst haben vor dieser Minderheit? Die diktieren nichts.
„den Grund für den Rückzug der Schwulen“
Auch die werden älter, treffen sich lieber auf dem Balkon und machen auf gemütlich… 😉
Und die Jüngeren interessiert das Ganze (sprich: jedem Tierchen sein Pläsierchen,ääähhh, Club) sowieso nicht mehr…
Ein Glück für Dich ist oben ein noch dämlicherer Kommentar, tststs…. wann warst du das letzte Mal in einem Club… auch die jungen Schwulen gehen in die Clubs, einfach halt an die Partys die auch die Heteros frequentieren.