«Du bist so eine Pussy!»

So sollen Männer auftreten, und dabei noch Philosophie und Gedichte vortragen.

So sollen Männer auftreten – und dabei noch Philosophie und Gedichte vortragen.

– «Sei nicht so ein Macho!»

– «Sei nicht so ein Mädchen!»

– «Echte Männer weinen nicht!»

– «Echte Männer weinen!»

– «Das ist sooo unmännlich!»

Sätze aus Unterhaltungen im Tram, die mir wieder mal aufzeigen, wie konfus die Vorstellungen von Männlichkeit in einer weltoffenen, modernen Stadt noch sind.  Die Anforderungen an einen Mann erinnern selbst 2017 noch an einen Eintrag in ein Jungmädchen-Tagebuch oder ein Anforderungprofil auf einer Datingplattform:

«Er muss leidenschaftlich sein, aber zurückhaltend. Kompromissbereit, aber entschlossen, risikobereit, aber vernünftig. Geradlinig und flexibel. Dominant, aber sehr einfühlsam und rücksichtsvoll. Selbstbewusst und bescheiden. Sensibel, aber charakterlich gefestigt. Er soll seine ‚feminine‘ Seite leben können, aber dabei ein Fels in der Brandung sein. Er muss einen ‚guten Humor‘ haben, darf auch mal ‚das Kind im Manne‘ herauslassen, aber niemals kindisch sein. Und natürlich muss man mit ihm Pferde stehlen können.»

Ich beneide die jungen Männer nicht, von denen eine Persönlichkeit aus einer Mischung zwischen Poet, Philosoph, Psychologe, CEO und Neandertaler gefordert wird. Wir hatten es auch nicht leicht, aber wir konnten uns wenigstens entscheiden, ob wir Machos oder Softies sein wollten. Die Männer von heute müssen beides zugleich und noch viel mehr sein und dabei dürfen sie nicht mal bipolar wirken.

Zum Glück scheren sich auch einige junge Männer überhaupt nicht um die Vorstellungen der Gesellschaft oder des anderen Geschlechts. Sie lassen sich weder von ewiggestrigen Antifeministen noch von militanten Feministinnen oder sonstwem vorschreiben, wie sie ihr Mannsein leben. Sie suchen sich einfach die Teile aus, die ihnen passen. Und es ist ihnen egal, ob sie «Macho», «Softie», «Mädchen» oder sonstwie genannt werden.

Anderer Tag, anderer Dialog im Tram unter männlichen Teenagern:

«Ey, deine Frisur ist sooo schwul!»

«Swag!* Und ich kann sie sogar auch tragen, wenn ich auf Pussys stehe. Du spielst ja auch am liebsten als Lara Croft.»

Pause.

«Stimmt, aber die hat auch Eier.»

Gefolgt von einer Diskussion, welche PC-Games man besser mit einem weiblichen Charakter zockt. Die Vorstellung, virtuell das Geschlecht zu wechseln, scheint die beiden nicht im geringsten zu irritieren.

Das Männerbild ist offenbar dabei, von einer neuen Generation neu definiert zu werden. Irgendwo zwischen Actionhero, «Swag» und Lara Croft. Jetzt beneide ich gerade zukünftige Generationen.

*Swag: «secretly we are gay»

16 Kommentare zu ««Du bist so eine Pussy!»»

  • Tina Balmer sagt:

    FYI – nur weil etwas der top Eintrag bei Urban Dictionary ist, heisst es nicht, dass es so stimmt. Runterscrollen, der zweite Eintrag ist akkurater. Und für Google-faule: Swag kommt eher von swagger oder aber vom Begriff für die Beute eines Diebes oder Einbrecher (siehe auch diverse Cartoons, wo man Einbrecher mit Säcken sieht, auf denen „swag“ steht). Wann kommt der zweite Artikel darüber, was man als Frau alles sein muss oder nicht darf? Das ist nämlich mindestens so konfus und erschöpfend. Insgesamt kann man sagen: wir verdienen einander irgendwie. Dabei sollte man doch eher versuchen, den Menschen zu sehen, nicht die Maske.

    • Réda El Arbi sagt:

      Sobald ich eine Frau bin und das auch einschätzen kann.

      Ich nehm übrigens die Begriffsdefinition, die am weitesten verbreitet ist.

  • Cybot sagt:

    Das war doch schon immer so. Nur heute ist das alles halt sichtbarer, weil man es auf den Social-Media-Plattformen auch als Aussenstehender live mitverfolgen kann. Die Diskussionen hatten wir damals in den 80ern genau so auch schon, nur halt unter uns.

  • Alexander Müller sagt:

    Selten so einen Schwachsinn gelesen.

    • Réda El Arbi sagt:

      Danke für den Komnentar. Leider sind die Argumente irgendwo auf dem Weg zu uns verloren gegangen. Liegen sie vielleicht noch neben der Tastatur?

  • Hans Gerber sagt:

    Das Sommerloch scheint vorgezogen zu sein… der ganz Artikel ist total unnütz und schwachsinnig. Da hat der Autor wohl etwas zu viel von den gleichgeschalteten Mainstream-Typen in Zürich abbekommen, die sich vor lauter Anpassung gar nicht mehr spüren.

  • Feldman irene sagt:

    Ein spektrum verschiedener maenner typen ist genial, nur intelligent ist das MUSS!!:)

  • Sparter sagt:

    „militante Feministinnen“, netter Pleonasmus.

  • tststs sagt:

    Das ist schlicht die Emanzipation, die immer mehr um sich greift.
    Immer mehr Menschen führen ein selbstbestimmtes und selbstverantwortliches Leben, und nicht eines, das sie SOLLTEN!

  • geezer sagt:

    das hat doch schon begonnen, als diese metrosexuelle welle losbrach. ein typ ’schöner‘ und femininer als der andere….:-) ich pfeiffe schon lange auf das aktuelle männerbild und was andere dazu meinen. es funktioniert bestens!

    männer, die sich sehr um ihr männerbild kümmern haben per se schon verloren….:-)

  • Ralf Schrader sagt:

    Deshalb habe ich meine Kinder zu Autisten erzogen. Das ist leichter, als ihnen Spiegelfechten beizubringen.

    • zora marya sagt:

      erzähl mir mehr!!!
      scheint mir die einzig interessante anspielung zusein zu diesem artikel.

  • Maier Tom sagt:

    wenn man die Extreme „Feminismus“ und „Machismus“ mal auf der Seite lässt hat man schon die Hälfte der Definition was ein Mann ausmacht. Der Rest darf sich jeder selber zusammenreimen.

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