Wie man Promis meistert (Teil 1)

Damals, als die Welt noch friedlich und niedlich analog war, gab es im Schweizer Fernsehen eine Unterhaltungssendung namens «Teleboy». Sie war beliebt, und am 13. September 1975 war sie gar unfassbar beliebt – an jenem Samstagabend erreichte sie mit 2 073 000 Fraue und Manne nämlich die höchste je gemessene Zuschauerzahl in der Schweiz.
Diese Popularität kam natürlich nicht von ungefähr, sie hatte viel mit dem Pioniergeist des Machers und Moderators Kurt Felix zu tun. Durch die «versteckte Kamera» etablierte er eine national anerkannte Schadenfreude (wobei das Gipfelitunken und die «Söll emal cho!»-Episode längst in der Hall of Fame des Schweizer Humors verewigt wären, wenn es die gäbe). Mit dem in jeder Sendung herunterfallenden Kalenderblatt (bei der Bekanntgabe des Einsendeschlusses für die Zuschauerfrage) präsentierte er hierzulande den allerersten Running Gag. Zudem lancierte er Kliby & Caroline und brachte damit kleine Buben um den Schlaf, weil eine Geräusche machende oder gar sprechende Puppe – egal, wie beknackt sie aussieht –, etwas vom Gfüürchigsten ist, was man einem kleinen Buben vorsetzen kann (das hat angeblich mit der zweitletzten pränatalen Phase zu tun, genauer weiss ich es auch nicht, doch bei kleinen Mädchen ist das dezidiert anders, deshalb auch der in jeder Beziehung unheimliche Erfolg dieser schlimmen Kreatur namens Baby Annabell).
Genauso war das. Doch darum gehts eigentlich gar nicht. Nein, was mir neben der Caroline-bedingten Schlaflosigkeit vom «Teleboy» blieb – mindestens erinnerungsschwadenhaft –, war diese eine Ausstrahlung im Winter, in der ein Mitspielerteam die Aufgabe erhielt, im Laufe der Livesendung in Zürich prominente Persönlichkeiten ausfindig zu machen. Also strebten die Suchenenden zur Kronenhalle beim Bellevue, wo sie dann, wenn ich mich recht entsinne, brav und schlotternd draussen warteten, bis die eine oder andere Bekanntheit aus dem fürstlichen Lokal heraustorkelte.
Was ich damit aufzeigen will: Damals war die Promidichte in Zürich geringer als die derzeitige Häuserdichte im Bleniotal. Und das lag primär an der Promiqualität; das VIP-Etikett wurde, ganz anders als heute, in jenen Tagen enorm selektiv verteilt, sogar vom «Blick» und von der «Schweizer Illustrierten».
All dies führt nun viele Jahrzehnte später zur verblüffenden Tatsache, dass selbst weltoffene junge Menschen heutzutage heillos überfordert sind, wenn sie mal einer genuin berühmten Persönlichkeit nahekommen.
Wie kürzlich Frau E. F. (Name d. Red. bekannt), die im Zugabteil plötzlich und unabsichtlich vis-à-vis von Stephan Eicher sass. Der – das ist eigentlich gut, war in jenem Moment aber blöd – zu ihren musikalischen Helden zählt. Weshalb E. F., sonst durchaus geerdet, völlig die Fasson verlor. Sollte sie spontan in Ohnmacht fallen? Einfach mal laut loskreischen? So lange erröten, bis er es bemerken würde? Sie schrieb einer Freundin ein «SOS!»-SMS und bekam als Antwort: «Summe sein Lied ‹Déjeuner en paix›!»
Warum der Rat doppelt bescheuert war und wie man solche und ähnlich «heisse» Situationen souverän meistert – also Promibegegnungen unbeschadet übersteht –, lesen Sie am Ostersamstag.
Ein Kommentar zu «Wie man Promis meistert (Teil 1)»
Wie man mit zufälligen Begegnungen mit Promis umgeht?
Möglichst natürlich: Freundlich grüssen, so wie man einen Bekannten grüsst. Die meisten freuen sich und grüssen freundlich zurück. Je nach Situation kann sich ein Gespräch ergeben oder auch nicht.
Aber sich bitte nicht zu irgendwelchen Peinlichkeiten hinreissen lassen, also weder eine Lobhudelei vom Stapel lassen noch um ein Autogramm oder ein gemeinsames Selfie betteln.