Zürich ohne Nazis

Neonazis findet man da, wo sie geduldet werden.
Es gibt in Zürich kaum noch Neonazis. Und die paar, die’s noch gibt, schleichen sich verkleidet und versteckt durch die Strassen. Alles andere wäre ungesund. Dass dies so ist, hat mit der Geschichte der Stadt zu tun. Während der 80er-Bewegung war Zürich weitherum das Zentrum für die linke Jugendbewegung, was es schwierig machte für die Glatzen. Der Typus, der sich einer Neonazi-Ideologie anschliesst, will sich in der Gruppe stark fühlen. Das geht irgendwie nicht, wenn man dauernd von anderen Gruppen die Fresse poliert kriegt. Die Anziehungskraft der Neonazis verlor an Wirkung.
Während der Bewegung gab es zwar noch Leute mit faschistischen und nationalsozialistischen Überzeugungen, sogar in der Belegschaft der Stadtpolizei, aber auch da wurde intern aufgeräumt. Den Rest erledigte die Stadt selbst. Bis in die Neunziger hielt sich noch ein kleines Grüppchen Neonazis im Niederdorf in und vor der Gräbli- und der Pumpibar, harmlose Leute im Ausgang terrorisierend.
Aber mit der Hausbesetzerbewegung, den Donnerstagsdemos im Dörfli, wurde das Leben als Nazi auch dort eher ungemütlich. Eine der Freizeitbeschäftigungen der Besetzer war es, die Typen um den Block zu jagen, gefolgt vom Bomberjackenverbrennen. Da überlegt man sich, ob man die gängige Mode der Nazis auf die Strasse trägt und man sagt seinem Coiffeur «Rundum etwas länger, bitte».
Und irgendwann um die Jahrtausendwende waren dann plötzlich ehemalige Linksaktivisten, geläutert und demokratisch, Teil der Stadtregierung. Da gibts nicht viel Platz für Nazis. Heute wird unsere Polizei von einem Linksalternativen geführt …
Natürlich haben wir noch Fremdenfeinde und Leute mit rassistischem Gedankengut in der Stadt. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Nazis und normalen Fremdenfeinden oder Rassisten. Während die letzteren meistens nur dumm und verängstigt sind, zeichnen sich die ersteren durch tiefe, menschenverachtende Bösartigkeit aus. Die einen meinen «Ich bin ja kein Nazi, aber …», während die anderen «Sieg Heil!» brüllen.
Aber schon zu Kriegszeiten war Zürich keine Hochburg der Schweizer Nationalsozialisten. In Zürich erreichten die Fröntler damals unter 10 Prozent im Gemeinderat, während sie in der Ost- und Nordschweiz sehr grossen Zulauf hatten. In Schaffhausen erreichten sie einen Anteil von 30 Prozent bei den Ständeratswahlen. Und es gab nie eine wirklich starke, linke Gegenbewegung, die das korrigierte, während in Zürich die Gewerkschaften und die Sozialdemokraten immer schon stark waren, gefolgt von der Jugendbewegung.
Vielleicht liegt es daran, dass Oskar Freysinger eine Kriegsflagge des Deutschen Reiches in seinem Keller hängen haben kann, ohne dass dies politische Folgen für ihn hat. Das hat doch Signalwirkung bis nach Thüringen und Baden-Baden. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Nazi-Aufmärsche und Konzerte in der Nordost- und Ostschweiz stattfinden, unbehelligt von Polizei und Linken. Sogar die paar letzten Neonazis in Hombrechtikon nahmen in den letzten 15 Jahren nie mehr den Zug in Richtung Stadt, sondern fuhren Richtung Rapperswil und weiter. Und noch heute trifft man an den Bahnhöfen in Frauenfeld und St Gallen gerne mal eine Glatze in Bomberjacke und mit «Amok»-Tshirt an. Unbehelligt.
Vielleicht ist es an der Zeit, dass die Anständigen im Osten mal den Mund aufmachen. Dass sie diese Idioten nicht mehr in ihren Kneipen, an ihren Arbeitsplätzen und ihrem Umfeld dulden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meinem Alter nochmals «Kein Fussbreit den Faschisten» proklamieren muss. Aber, liebe Freunde im Osten, es ist Zeit für euch, mal gegen das Nazipack aufzustehen, dann habt ihr dieses Problem in ein paar Jahren vielleicht auch nicht mehr.
Ach ja, alle Kommentatoren, die mir jetzt mit «linksextremer Gewalt» kommen: Haltet einfach mal den Latz. Es gibt einen Unterschied, ob ein paar wohlstandsverwahrloste Kids ein bisschen Randale machen, oder ob eine verbotenes, deutsches Terrornetzwerk in der Schweiz bei einem Konzert 150 000 Euro sammelt, um den Mördern der NSU die Anwälte zu zahlen. Es ist ein Unterschied, ob naive Kids mit dem Anzünden von Containern eine bessere Welt erreichen wollen, oder ob 5000 Nazis, die den Holocaust feiern, von «Blut auf den Strassen» und «Messer flutscht in den Juden» singen, während sie stolz die Hand zum Hitlergruss heben. Das eine ist vielleicht unangenehm, das andere ist krank.
Und weils so schön ist, hier wieder mal …
61 Kommentare zu «Zürich ohne Nazis»
Du entmenschlichst deine Gegner, dadurch bedienst du dich genau den Methoden, die du bekämpfen möchtest.
Wirst selbst zum Nazi, wo das andere keinen Platz hat.
Muss immer lachen, wenn ich durch die Altstadt gehe und die Schweiz gerade wieder ein Fussball-Länderspiel gewonnen hat- scheint noch viel von dieses „Na(t)zis“ hier zu haben, wenn auf einmal alle so rufend durch die Strassen marschieren….
Ich kenne deine persönlichen Erfahrungen nicht -In meinen Augen ist es eher ein Klassen bzw Soziologisches Problem, als ein ideologisches.
Spannender als da die „andere“ in ein schwarz/weiss schema zu stecken, finde ich die Frage, was ihn den antreibt.
Wer er ist
und was er den denkt…
Du denkst, ich entmenschliche Leute, die das Abschlachten von Juden feiern und wiederholen wollen? Und du denkst, weil ich sie rechtlich zur Rechenschaft gezogen haben will, macht mich das zum Nazi?
Eine dümmere Verniedlichung der Nazischeisse hab ich dieser Tage noch nicht gelesen. Und glaub mir, ich musste durch viel Dreck waten in der Kommentarmoderation.
Gewalt ist nie gerechtfertigt, egal gegen wenn es geht. Wenn Leute sich strafbar machen ist der Rechtsstaat da um diese zu bestrafen. Dafür haben wir ja das StGB. Leute die das Eigentum anderer nicht in Ruhe lassen gehören mal länger weggesperrt, ist heute noch das grösste Problem in Zürich.
Also, du setzt kaputte Scheiben mit dem Aufruf zum Völkermord und Rassismus gleich? Gut, dass du nicht unsere Gesetze machst.
Immer wieder spannend wie links und rechts um Berechtigung kämpfen. Allein mit den Worten ändert sich kaum etwas. Dennoch immer feste Sülzen beiderseits. Die heutigen Faschisten in Zürich sind weit schlimmer als es seinerzeit war. Kommt alle vorbei am alljährlichen Faschisten Treff und Fest in Zürich. Es nennt sich Sechseleuten.
Gähn, so ein Schwachsinn. Bevor man „Faschist“ benutzt, sollte man begreifen, was das Wort bedeutet.
Noch wichtiger wäre es, zu wissen was Sache ist, bevor man Blogs verfasst. Aber man kennt Dich zur genüge und kann daher klar einschätzen von welchem Niveau aus verfasst wurde. Die heutigen Zürcher Sechseleuten Faschisten gehören etwa in die gleiche untere Schubladen Region.
Du kannst offenbar nicht zwischen Faschisten, Neoliberalen, Nazis und einfach Freisinnigen unterscheiden. Deine Welt ist schwarzweiss. Und je grösser du deine Feindbilder machst, um so stärker fühlst du dich. Das sagt nichts über die Leute am Sechseläuten aus, aber alles über dein eingeschränktes Weltbild.
Offenbar denken alle die schwarz- weiss, die nicht den politisch imaginären Standpunkt des Autors haben. Aber ich hätte auch gern eine Präzisierung. Wie erkennt man in Zürich Nazis und Faschisten und wie unterscheidet man beide Gruppen voneinander? Faschisten meine ich auch zu sehen, aber Nazis eher nicht.
Hm, wo du Faschisten erkennst, hast du nicht klargemacht. Menschen, die eine totalitäre Macht suchen und dazu auch politische Gegner umbringen, internieren, verfolgen würden? In Zürich?
Zu meinem Entsetzen musste ich solch Gesindel ab 1997/98 wieder im ZSC Umfeld ertragen, dies vor allem an den Auswärtsspielen. Weil die Fankultur duch die Lions Fusion stark geschwächt war konnten sich solche Subjekte wieder in Guppen einschleichen. Und so verhält es sich überall. Wo die Gesellschaft schwach ist, kein Vereins- oder Gemeindeleben stattfindet, dort nisten sich diese Bazillen ein. Man muss sie dann sofort integrieren und mit viel Aufkärung und Liebe überschütten, oder wenn dies nicht (mehr) geht, ausgrenzen und bloss stellen.
Vielleicht müsste man an passender Stelle man den Songtext von „Blut muss fliessen“ zitieren. In einem Bldungskontext müsste dies doch erlaubt sein. Wem dann noch sagt, och Die haben doch nichts gemacht, kann man dann völlig gerechtfertigt verbal das Interieur der Pumpi um die Ohren schlagen…
Auf die Gefahr hin, dass Links hier nicht gehen: Nur so damit allen mal klar ist, was nichts getan in Worten heisst:
http://www.bildung-gegen-rechtsextremismus.de/download/modul2/AB3_Auszuege_RE_Liedtexte.pdf%3Fm%3D1409661427&sa=U&ved=0ahUKEwjczP-b-PbPAhWQDRoKHV2qBSAQFggfMAk&sig2=OhYANPIVsnD4jFR59Aq3Xg&usg=AFQjCNH19pdhprkKvKQX1rjyNMU8m2Cuww
Wenn Du schon den Krieg erwähnst: Im Gegensatz zu Schaffhausen, wurde Zürich auch nie von den Alliierten bombardiert! Evtl. von Walther Bringolf gehört? So von wegen keine starke, linke Bewegung im nördlichen Zipfel – für den CH-Bundesrat war er zu links. Ich war dabei, als in den 80ern eine Horde Skinheads (die meisten aus D), ein Punkkonzert in der Kammgarn heimsuchte und viele Besucher im Minimum eine blutige Nase davontrugen. Ich schätze es sehr, dass Zürich so gut wie nazi-frei ist. Das wünsche ich der ganzen Welt! Keine Toleranz gegenüber Intoleranten, das gilt für Nazis, Faschos aber auch für religiöse Fundis.
Da hat Schaffhausen indirekt für die CH-Geschäfte mit den Nazis bezahlen müssen. Stein am Rhein, wo ich inzwischen lebe, übrigens auch.
Das Stimmt nicht. Zürich wurde zweimal von den Alliierten bombardiert. Einmal beim Bahnhof Oerlikon die Bührle und das andere mal eine Bahnbrücke im Kreis 5.
„Man muss immer Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stilschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“ Elie Wiesel, Holocaust Überlebender und Friedensnobelpreisträger (1928 – 2016)
Reda el Arbi, Sie sind mein journalistischer Held! Es bräuchte viel mehr Schreibende wie Sie, die dem rechten Pöbel in den Kommentarspalten mit der gebotenen dezidierten Schärfe und mit Verstand Paroli bieten! Dafür ein grosses Dankeschön – und weiter so! Zu hoffen bleibt, dass sich auch weiterhin einflussreiche Tageszeitungen finden, die Ihnen eine Plattform bieten – leider auch nicht mehr selbstverständlich! Finde es bspw. irritierend, wie viel offen rassistische, sexistische und andere hasserfüllte Propaganda es täglich bei den grössten CH Zeitungen in die Kommentarspalten schafft – auch hier und offenbar unter dem Deckmantel der „Meinungsfreiheit“…!
Zürich ohne Nazis ? Ich habe das schon anders erlebt. Im Carlton Elit Hotel an der Bar trafen sich in den 80er Jahren immer Donnerstag am Abend etwa 10- 15 Glatzen Neonazis. Was dazu führte das die sonst gut gehende Bar am jeweiligen Abend wie ausgestorben war. Punkt 19.30 Uhr verliessen die ganzen Stammgäste wie auf Kommando das Lokal. .
Und ich habe mal erlebt, wie in den 90ern eine Glatze im Malatesta auftauchte, und immer wenn der Arme in die Naehe der Bar kam, hoerte man aus den Boxen die Aerzte „Arschloch“ singen …
Gegen Neonazis muss jeder Demokrat, der Bürgerrechte und Freiheit schätzt, aufstehen – öffentlich und deutlich! Die Gesetzesverletzungen der Nazis, die sich im Toggenburg versammelten, sind strafrechtlich zu verfolgen – keine Kuscheljustiz für Nazis! Die Relativierung rechter Gewalt und Menschenverachtung einiger Kommentarschreiber ist erschreckend – sie verteidigen Menschen, die zu Mord, Gewalt, Rassenhass aufrufen.
Ich bin absolut gegen Linksradikale, doch für etwas bin ich der Antifa dankbar. Keine Organisation hat es so effektiv geschafft Passanten anpöbelnde Rechtsextreme aus Zürich zu verjagen. Nach dem Angriff der Antifa auf die Pumpi-Bar 1997 wurde ich nie wieder belästigt. Schade nur, dass es auch Leute darunter gibt, die sich wie im Kindergarten verhalten.
Liebe Leser
ich kanns kaum glauben. Dieser Blogpost hat die Leute aus ihren Löchern kriechen lassen, die Verherrlichung des Holocaust für „Meinungsfreiheit“ halten, die den Aufruf zum Mord an Juden und Ausländern für völlig legitim ansehen.
Ich werde weder relativierenden Dreck noch „Aber die anderen haben auch“-Kommentare zulassen, die eigentlich nichts anderes sind, als eine Entschuldigung für seelisch kaputte Nazis. Die insgeheim Sympathien hegen für Leute, die Massenmorde neu besingen.
Es gibt offenbar in diesem Land noch viele dieser kranken Hirne.
Ich schäme mich für diese Menschen und werde ihre IP für diesen Blog dauerhaft sperren.
Und dann geh ich kotzen.
Sorry.
Der Autor.
Einverstanden, finde ich gut, grundsätzlich sollte die Kommentarfunktion etwas öfter einfach ausgeschaltet bleiben, im Blog wie auch auf der „Mutterseite“.
Aber eigentlich hätte ein Blick in die Kommentarspalten, bei den ähnlichen Artikeln in den vergangenen Tagen, das Übel bereits aufgedeckt.
Es ist ziemlich ernüchternd…
Réda, die IP zu sperren bringt doch nichts, die wird allermeist dynamisch vergeben und so bekommen die meisten User immer wieder andere IPs. Die IP ist nicht wie eine Telefon-Nr….
Naja, die meisten Nazi-Hater sitzen arbeitslos zuhause vor dem Desktop-PC 🙂
Und die anderen kann ich sowieso direkt löschen. 🙂
Ach Mensch. Und ich dachte schon, was für eine angenehme Diskussion. Dabei sind die einfach nur gesperrt …
Wen’s interessiert: Das Interview mit Wolf Biermann im vorletzten „Magazin“ bringt uns „Spätgeborenen“ sowohl den Horror von rechts (Nazis) wie von links (DDR, Stasi) näher. Lesenswert.
Komisch, bei den Regeln für die Kommentarfunktion suche ich irgendwie vergebens den Absatz „König Reda entscheidet nach seinem Gutdünken, welche Kommentare ihm genehm sind.“
Vorschlag, Reda: Du hällst Dich einfach an die offiziellen Regeln des Tagis (ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare darfst Du also weiterhin löschen), akzeptierst, dass es neben Deiner Meinung noch andere gibt (auch wenn Dir die nicht passen) und stellst Dich der Diskussion. Da Du ja wie immer überzeugt bist, Recht zu haben, dürftest Du sicher die passenden Argumente haben.
Ich teile Deine Meinung über weite Strecken, aber der Machtmissbrauch als Herrscher über die Kommentare, stinkt!
Sorry, du bist auf einer privatwirtschaftlichen Plattform. Du bist Gast. Ich entscheide, wann ich welche Kommentare freischalte.
Herr El Arbi hat die Freiheit der Gedanken und die Meinungsfreiheit nicht verstanden. Solange jemand nicht kriminell ist, darf er denken was er will, auch wenn es das Gegenteil meiner Meinung ist – denn ich bin nicht ausschlaggebend, der Tagi übrigens auch nicht. Erst durch den Einsatz für die Meinungsfreiheit des Gegners zeigt sich die freiheitliche Ordnung. Aber diese Orwellsche Kontrolle ist halt zu reizvoll.
Naja, Meinungsfreiheit endet gesetzlich da, wo man sich organisiert und anderen den Tod wünscht.
Wenn Sie übrigens die Verherrlichung des Holocaust als „Meinung“ ansehen, haben Sie sämtliches Recht auf Komnentare hier verwirkt. Solchen relativierenden Dreck brauchen wir hier wirklich nicht.
Und Sie offensichtlich noch viel weniger, Frau Brunner.
Ein Artikel, der es wirklich verständlich erklärt: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/familie/wie-erklaere-ich-s-meinem-kind/warum-auch-meinungsfreiheit-ihre-grenzen-hat-13870595.html
PS: Gedanken- nicht mit Meinungsfreiheit verwechseln!
Die Verharmlosung von Nazis ist bei unseren Rechtsnationalen Programm. Der politische Vordenker, Europa-Experte und Herausgeber der Parteizeitung „Weltwoche“ Nationalrat Roger Köppel, hat anfangs Jahr eine Reinwaschung des Massenmörder Göring in einem Essay gefeiert. Die „Reichsbürger“, die in Deutschland Polizisten ermorden, huldigen die gleiche Fahne wie Herr Freysinger. Die Nazis schreien und singen, was viele Rechtsnationale nur denken.
@Meinungsfreiheit ist gut. Aber Meinungsfreiheit bedeutet nicht, andere beschimpfen, gegen sie hetzen, Hass predigen etc. Was Sie mit „Meinungsfreiheit des Gegners“ sagen, tönt gut und schön, aber für mich klingt das auch gutgläubig. Denn die Meinungsfreiheit des Gegners berechtigt den Gegner nicht, Hasstiraden zu brüllen, zur Verfolgung und am Ende zum Mord aufzurufen. Neonazis, Internet-Trolls etc. berufen sich ja immer wieder auf Meinungsfreiheit, dabei missbrauchen sie sie bloss. Und wieso sollte ich die Meinung von Neonazis, die gegen alles brüllen, was mir wichtig ist, und deren Ideen auf grenzenlosem Hass aufbauen, respektieren?
@ Esslinger: Ich teile Ihre Ansicht: Die Verharmlosung rechter Gewalt ist inakzeptabel. Um so mehr erstaunt mich aber, dass der Tagi einem Journalisten eine Platform bietet, der als „ein bisschen Randale“ verharmlost, wenn mit Pflastersteinen nach Polizisten geworfen wird?
Persönlich bekunde ich grösste Mühe, Gewalt nach seiner politischen Richtung zu unterscheiden und dann unterschiedlich darüber zu urteilen. In meinem Weltbild hat es grundsätzlich keinen Platz für Gewalt – weder für rechte noch für linke. Da lasse ich mir auch den Mund (hier „Latz“) nicht verbieten, sorry Reda!
Unterscheide Gewalt nach ihrem ethischen Gewicht. Verherrlichung des Holocaust vs kaputte Scheiben. Was sagt dir dein ethischer Kompass?
PS Du solltest eine Ahnung haben, mit wem du diskutierst und was dieser Mensch für Stellungen zum Thema Gewalt einnimmt: http://blog.tagesanzeiger.ch/stadtblog/2014/12/13/liebe-reclaim-the-streets-bubis/
Ich finde das zum Kotzen was da abgeht. Überall dort wo sich Neonazis aufhalten soll SOFORT die Polizei/KAPO/BUPO/Nationalgarde oder wer auch immer dafür zuständig ist einfahren und diese Typen festnehmen, einbunkern und gleich in den Knast stecken. Rechtsextreme haben jegliches Recht auf Versammlung und Toleranz vergeben.
In der Stadt gab es doch nie wirklich Nazi Skins, das waren die üblichen Wochenend-Touris aus dem Zürcher Unter–und Oberland.
Einen grossen Beitrag zur Marginalisierung dieser Szene, haben übrigens die von Dir vielgeschmähten Ultras der beiden Zürcher Fussballklubs GCZ und FCZ geleistet. In den 80/90er Jahren waren die Kurven verseucht mit Faschos und Faschogesängen. Die Gesänge sind ganz verschwunden und die (wenigen) Rechten halten Politik genauso aus dem Stadion fern wie die Linken.
In zivilisierten Gegenden gilt es als uncool ein Nazi zu sein, das gehört zu den Hinterwäldlern aufs Land.
Pssst das mit den Ultras darfst du nicht so laut aussprechen, das mag der Réda gar nicht wenn eines seiner Lieblingsfeindbilder lobend erwähnt wird. Auch wenn es stimmt, ich kann mich noch an das üble Glatzenpack erinnern welches im den 90gern in der Südkurve/Züriegge rumgammelte. Die Ultras haben dann die Politik und vor allem das rechte Pack aus der Kurve entfernt. Sind trotzdem alles böse Menschenfresser, diese Ultras..
Trotzdem muss ich Réda ausnahmsweise zu diesem Artikel gratulieren. Kommt selten genug vor, aber trotzdem: Hut ab!
Also sind die Hools jetzt ohne politische Motivation gewaltbereit? Das nenn ich einen Fortschritt! 🙂
Also sind Ultras jetzt Hools? Immer noch kein Fortschritt im Fachbereich Fussballfans 😉
Trotzdem: Die von dir, Réda, so verhassten Fussballfans (Ultras – oder Hools, wie du sie nennst) haben in den 90gern ihren verdienten Anteil daran gehabt die Glatzen nicht nur aus den Stadien sondern auch aus anderen Bereichen der Stadt zu vertreiben.
Einigen wir uns auf die Bezeichnung „Prügelnde Vollidioten mit Clubanschluss“.
Hihi, wenn Réda über Fussball plaudert, klingt das ähnlich kompetent wie wenn Toni Bortoluzzi über Drogen philosophiert…
Wenns un Fussball geht, hast du wohl recht. Wenns un Gewalt, Arschlöcher und Polizei geht, bin ich Fachmann.
Eben nicht, aber ich gebe dir gerne mal Nachhilfeunterricht im Bereich Fussballfans.
Guter Artikel. Ich habe es selber erlebt. Leider sind die ostdeutschen Neonazis nur die Spitze des Eisberges. Ich habe lange für den Importeur einer deutschen Luxus-Auto-Marke gearbeitet. Am Autosalon, nachts um zwölf in der Hotelbar, da hörte man sogar die hohen Chefs und ihre Manager – alle im tadellosen Anzug und farblich abgestimmten Krawatten – lustige Witzli über die Kümmeltürken, die Kameltreiber und die Kanacken machen. Leider haben auch unsere deutschen Immigranten irgendwie das Gefühl, sie seien die besseren Ausländer als die anderen. Ab und zu mal ein Spruch, über den deutschen Gehorsam, das Biedertum, die Humorlosigkeit, das vertragen sie dann aber ganz schlecht.
„Ich mache keine dummen Sprüche. Ausser bei Deutschen, aber da darf man das ja.“
für mich liegt der sprigende punkt im wörtchen ‚radikal‘. da gibt’s rechts und links, und beide gruppen sind total bireweich. die rechten wegen der oben im blog aufgeführten, offen menschenverachtenden haltung und die linken wegen ihrer idiotischen überzeugung, dass sie um ‚etwas gutes tun‘ auch mal gewalt brauchen dürfen. beide seiten sind ideologisch total verblendetes pack.
was mich im zusammenhang mit den glatzen im totschenburg erstaunt hat, waren die reaktionen vieler personen. „sie haben ja nicht gemacht; es kam zu keinen ausschreitungen“ etc. ich frage mich, ob das alles sympathisanten sind oder ob die echt so bodenlos dumm sind und keine ahnung haben, was rechtsrock ist.
Ich bin selber nicht Rechtsradikal, aber Ihnen ist schon klar, dass Sie hier die systematische Diskriminierung und Verfolgung einer Minderheit propagieren? Sie erlauben sich diese aggressive, selbstgefällige Arroganz nur deswegen, weil Sie gerade dem Zeitgeist entsprechend zur Mehrheit gehören. Auch Sie fühlen sich nur in der Gruppe stark.
„Ich bin nicht …., aber …“ hihihi.
Nein, sorry. Die Neonazis haben Gesetze gebrochen, da soll das Gesetz in voller Härte greifen. Und ja, ich würde auch gegen eine Minderheit von Salafisten in dieser Tonalität vorgehen, wenn die eine Veranstaltung mit mehr als 5000 Ar******** organisieren würden. Und nein, ich fühle mich in Gruppen nicht besonders wohl. Und nein, ich enstpreche nicht mal dem Zeitgeist.
Und ganz sicher entspreche ich nicht dem Zeitgeist von 1933, für den Sie sich hier stark machen.
Also, noch ein Versuch. Diesmal mit Argumenten, die die Nazis wirklich verteidigen. Zeigen Sie Mut und fangen Sie ihre Sätze nicht mit „Ich bin nicht …, aber …“ an. Das ist lächerlich. 😉
Sie werfen mir vor, mit diesen Menschen ideologisch zu sympathisieren. Das ist ein Interpretationsfehler, vermutlich aufgrund ihrer eigenen starren Ideologie. Ich persönlich bin einfach der Ansicht, dass wir Meinungsfreiheit haben und diese respektiert werden soll, solange man nicht kriminell wird. Übrigens: Waren nicht Sie derjenige, der mal gross meinte, dass Toleranz erst dort anfängt, wo es weh tut? Wie steht es denn nun um Ihre eigene Toleranz?
Nun ja, Meinungsfreiheit endet da, wo man sich organisiert, um anderen den Tod zu wünschen. Ist gesetzlich so geregelt. Sorry.
„Die Neonazis haben Gesetze gebrochen“. An den jährlichen 1. Mai-Veranstaltungen, an den schadenreichen Saubannerumzügen (04.2016, 12.2014 etc.) werden auch zahlreiche Gesetze gebrochen und kein Hahn schreit danach.
Leben und leben lassen für beide Parteien.
Öhm, die Polizei schreitet jeweils mit Hundertschaften gegen 1.Mai-Chaoten ein.
Uns nein. Ich lass Nazi-Arschlöcher nicht einfach in Frieden.
Ja ja „leben und leben lassen“. Für wen haben diese Hirnamputierten in Unterwasser gesammelt? Für Idioten die andere eben nicht haben „leben lassen“! So naiv kann man doch gar nicht sein!
@Kuster: Dass Rassisten und Individuen, welche den Holocaust besingen und fremdenfeindliches Gedankengut feiern in unserem demokratischen Rechtsstaat eine Minderheit darstellen, ist nur recht und billig. Ich frage jetzt nicht mehr nach, welche dem Zeitgeist entsprechende Mehrheit Sie in dem Falle für vertretungswürdig halten, wenn Sie Redas offene (und vollkommen gerechtfertigte) Aversionen gegen diese Politgruppe so scharf verurteilen. Und: Strafrechtlich relevante Aufrufe zur Ausgrenzung, Diskriminierung und Herabwürdigung anderer Ethnien/Relgionen ist grundsätzlich weit entfernt von Meinungsfreiheit. (Das ist das, was Nazis gerne machen).
@Reda: Grossartiger, mutiger Beitrag. Danke!
Nein, ich halte nicht den Latz. Wer mit einem Guevarra-TShirt rumläuft, sollte sich mal überlegen, was für ein blutiges Monster Guevarra war und dass er die sowjetischen Atomraketen auf die USA abschiessen wollte und sich damit den atomaren Holocaust aus ideologischen Gründen herbeiwünschte! Wer Hammer-und-Sichel-Fahnen am 1. Mai schwenkt oder FARC-Mörder einlädt, folgt genauso einer pervers-mörderischen Ideologie wie die Nazis. Und was ist mit den RAF-Anwälten, die heute in der „normalen“ linken Politik in Deutschland aktiv sind? Was ist mit den alt-68ern, die für den blutigen Diktatoren Ho-Chi-Min und Mao demonstrierten und so tun, als seien sie für Menschenrechte? – Ihr Heuchler!!
Hm. Ich kenn keinen einzigen Linken, der die Morde von Stalin, Mao, Che oder anderen feiert. Oder Lieder über einen Völkermord verfasst. Dass es auf der linken Seite Idioten gibt, die kein Geschichtsverständnis haben, stimmt sicher.
Dass es Linke gibt, die bewusst das Abschlachten einer Volksgruppe feiern, ist einfach nicht wahr.
Die Inhalte dieser linken Ideologen mögen naiv und dümmlich sein, sicher aber sie sind nicht absichtlich geistig und seelisch kaputt und mörderisch. Aber der Hauptinhalt der Nazis ist nun mal der Völkermord und das Abschlachten. Wer da keinen Unterschied sieht, relativiert und macht sich selbst schmutzig.
Der Spruch “Hasta la victoria siempre“ war nicht auf ein Sportereignis bezogen. Auch linksdenkende Menschen feiern Morde und Kriegszüge. Wie gut kennen Sie sich mit der kubanischen Revolution aus?
Ja, und Sie finden in der Schweiz Linke, die das feiern und neue Lieder darüber schreiben?
Gewalt bleibt Gewalt, egal von wem. Analysieren wir immer genau wer was anstellt, androht, plant. Das jemand den rechten Sumpf anspricht wie der Autor das tut, ist nur legitim. Es reicht langsam wirklich, es darf keinen Platz für eine solche Szene haben. Wenn sich 5000 Linksextreme der übelsten Sorte für ein „privates“ Konzert in der Stadt Zürich versammeln würden, ohne Bewilligung für einen Anlass dieser Grösse, und die Polizei schreitet nicht ein weil sie um ihr Leben fürchtet, was wäre ihre Reaktion Herr Walser? Das wäre für Sie ein Missstand, gelinde gesagt. Darum gehts unter anderem, und nicht um „er hat aber zuers/er hat aber auch/die anderen sind immer einmal schlimmer als wir…