Die Vespa-Gruss-Regeln

Welche Vespas man als Vespa-Fahrer im Verkehr zu grüssen hat (und wie das geht) und welche man getrost ignorieren kann.
Schaad Märkli bellevue Stehsatz Autor: Thomas Wyss

 

Heute ist wieder mal gut zu erkennen, wie wohl­tuend diese Gebrauchsanleitung doch sein kann, wenn sie nur will. Derweil nämlich alle Medienwelt gestresst den heissen und höllischen News hinterherhechelt – Terror da, Trump dort, Syrien überall, und jetzt auch noch die Krönung von Dylan und diesem unflätigen Thaiprinzen da, es nimmt und nimmt kein Ende! –, bringen wir a) ein fast schon heimelig harmloses Thema, das b) je nach Sichtweise ein halbes Jahr zu früh oder zu spät kommt (weil sich die Vespa-Saison 2016 temperaturbedingt endgültig dem Ende zuneigt), und das c) ein Grossteil der Leser – konkret alle Zürcher, die keine Vespa besitzen (und Vespa heisst im Fall wirklich Vespa!, von mir aus gehen Lambrettas auch noch durch, aber keinesfalls seelenlose Japaner etc.) – gar nicht erst lesen muss.

So, genug der Selbstbeweihräucherung, kommen wir zu den Fakten. Sprich zum Regelwerk, welche Vespas man als Vespa-Fahrer im Verkehr zu grüssen hat (und wie das geht) und welche man getrost ignorieren kann; idealerweise indem man so tut, als ob man sie gar nicht wahrgenommen hätte. Auch wenn das erstaunen mag: Es gibt erhebliche Unterschiede zum Grüssverhalten unter grösseren Töffs und vor allem zu dem von Youngtimer-Fahrern, die jeden (und wirklich jeden) anderen Youngtimer freudig mit der Lichthupe salutieren.

Intermezzo für die Generation Z: Youngtimer sind Autos, die euer Gross­papi und dessen Stammtischfreunde fuhren, als sie so jung waren, wie euer Papi jetzt ist; damals sah der Grosspapi mit Flanellhemd, Krausebart und Hornbrille übrigens so aus, wie die heutigen Typen aussehen, die man ehrfürchtig als «Hipster» bezeichnet.

TA 20.08.1999. "Vacanze Romane". Vespa. Hepburn. Peck. Bildtext: Ein Herz und eine Krone (USA 1953) Audrey Hepburn, Gregory Peck / Vespa, Motorroller, Rom Italien

Die einfachste und wichtigste Grussregel vorneweg: Alle Modelle, die ab 1989 lanciert wurden – in jenem Jahr rollte die erste Cosa vom Piaggio-Band –, lässt man ungegrüsst. Weil diese Dinger schlicht nichts mehr mit dem originären Wesen des Gefährts zu tun haben (das gilt auch fürs optisch originalgetreue Remake der berühmten PX, das 2011 auf den Markt kam).

Ab da wirds anspruchsvoller, weil es Fachkenntnisse braucht. So gilt das stille Abkommen, dass sich Besitzer aller Vespa-Modelle, die zwischen 1946 (Vespa 98) und 1965 (Vespa Super) lanciert wurden, mit der leger auf Hüfthöhe ausgestreckten Hand eine Art «päpstlichen» Winkgruss zukommen lassen; bereits die Primavera-Fahrer – dieser Typ wurde ab 1968 konstruiert – werden aber «übersehen».

Die Primavera-Fraktion ihrerseits grüsst alle Gefährte bis und mit der letzten echten PX, deren Produktion 1981 eingestellt wurde. Sie tut das jedoch nicht mehr per ausgestreckter Hand (das wäre ein blöder Fauxpas), sondern mit erkennbarem Kopfnicken, begleitet von einem Lächeln. Klar, um die Regeln befolgen zu können, muss man über ein passables Sehvermögen verfügen (bei Dioptrien über minus 12 wirds langsam schwierig).

Damit zum letzten Punkt: Auf Zürcher Strassen sind leider auch Vespa-Cruiser unterwegs (angeblich vorab Exil-Aargauer und -Basler sowie Süddeutsche), die falsch, zu heftig oder gar nicht winken/nicken. Das ist verwerflich, rechtlich hat man aber keine Handhabe; die Polizei nimmt entsprechende Anzeigen nicht entgegen.

32 Kommentare zu «Die Vespa-Gruss-Regeln»

  • KMS a PR sagt:

    nun denn ja so. die vespa ist ja quasi ein motorisiertes trottinett mit sattel. kein fahrer eines richtigen motorrades grüsst den vespa-fahrer. verständlicherweise. ich glaube, roller-fahrer unter sich müssten beim kreuzen einfach devot die häupter senken und leise vor sich hin-murmeln „ja ich weiss…es tut mir leid…“

  • Xing sagt:

    Aaaalso. Zu den fachkenntnissen des schreibers muss ich sagen geht so. Fahre eine nagelneue px125 bj.2016. Die sieht nicht nur optisch fast gleich aus wie die ersten px, sie hat auch haargenau die gleiche technik bis auf scheibenbremse und kat. Ist also ziemlich das gleiche wie eine 80er jahre px. Dann zur 80er jahre px: die produktion wurde 81 eingestellt? Das scheint mir jetzt doch recht merkwürdig denn da gings ja mit der px erst so richtig los! Eingestellt wurde die produktion 2008 und dann 2011-2017 wieder aufgenommen und januar 2017 wegen neuer abgasemissionen wieder eingestellt. Soviel dazu. Gruss

  • Kris sagt:

    Wow.. als Deutscher bin ich erstaunt über das restriktive „Grußerhalten“ der schweizer Vespa-Kollegen. 😉 Hier grüssen sich alle klassischen Blech- und Schaltroller.. sprich Vespa, Lambretta, Heinkel, Schwalbe, NSU etc. etc. Es geht um das Lebensgefühl und die Entdeckung der Langsamkeit … und das mit Stil!! Baujahre sind da ziemliche Nebensache…ob ne Vespa VBA von 1959 oder die letzte Vespa PX von 2016 ist wurscht! Und das Gezeter um Umweltverschmutzung treibt mir ein Schmunzeln auf die Lippen…bei dem Verhältnis zwischen alten, noch in Betrieb befindlichen Blechrollern zu den großen Umweltverschmutzern SUVs, LKWs, Flugzeuge, Schiffe, Industrie etc. Winkegruß aus Köln nach Zürich!

  • Hurnuel sagt:

    … und dann gibt es noch diejenigen, die eine alte Vespa kaufen weil es „IN“ ist, verstehen aber rein gar nichts von „Vespa-Spirit“ und schauen dich nur komisch an wenn man sie grüsst. Die sollen sich doch lieber ein Neuzeit-Roller kaufen 😉

  • geezer sagt:

    „damals sah der Grosspapi mit Flanellhemd, Krausebart und Hornbrille übrigens so aus, wie die heutigen Typen aussehen, die man ehrfürchtig als «Hipster» bezeichnet.“ ääähhhhmmmmm…..das sind doch heute genau diese typen, die in der stadt alte klappervespas fahren und sich was darauf einbilden, ohne jemals eigenhändig auch nur eine zündkerze ausgewechselt zu haben….:-) und ‚ehrfürchtig‘ schon gar nicht….

  • Ruedi sagt:

    „keinesfalls seelenlose Japaner?!“

    Meistverkaufter Motor-Roller, Meistverkauftes Motorfahrzeug der Welt, seit 1958 mit über 60 Millionen verkauften Fahrzeugen stand 2008, ist der Roller: Honda Cub (Cheap-Urban-Bike), mit Viertakt-Motoren von: 50ccm bis 125ccm, 146 gefahrene Kilometer mit nur 1Liter Benzin.

    Also keine 2-Takt-Ölfresser, wie die alten Rostanfälligen Vespis. Und sicher Umweltfreundlicher wie die Allein-Fahrenden Auto-Zombies, in ihren schweren Strassen verstopfenden Blechkisten.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Honda_Super_Cub

    • Ruedi sagt:

      …die neuen Vespas sind schön, gibt sie nun ja auch schon länger als Umweltfreundlichere Viertakter, können aber im Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mit den Asiaten mithalten.

      Selbst im Land der Vespa-Hersteller, sind die Honda SH Roller-Modelle 125-300ccm viel beliebter wie die zugegeben kultigen Vespas. Honda hat aber bessere Federung und Motorleistung, zum günstigeren Preis in gewohnter hoher zuverlässiger Verarbeitungs-Qualität mit Spaßfaktor auch ohne winke-winke.

      https://www.youtube.com/watch?v=m2DSez8mICM

  • Roland K. Moser sagt:

    Die rosa, roten und grünen Linken grüssen keine Vespa, auf denen ein Schweizer-Fähnli aufgeklebt ist.

  • Peter sagt:

    Ich bin mal mit meiner neuen 2014er Primavera mit Leuten vom Vespaclub Zürich auf eine Sternfahrt mitgefahren. Die waren alle super nett und hatten kein Problem mit meinem modernen Roller. Vespa ist Vespa….und in 40 Jahren ist meine schwarze Primavera dann ein Oldtimer…

    • Xing sagt:

      Wenn sie so lance noch hält 😉 das ist der schwachpunkt der technik von heute. Hält dir niemals 40 jahre und reparieren lässts sich dann auch nimmer so leicht 🙂

  • Bernhard Piller sagt:

    Unter den grossen Töfffahrer gilt der Grundsatz: Wenn Du ein gutes Werk machen möchtest, dann grüsse mal einen Vespa-Fahrer. Du wirst ihm damit den Tag retten.

  • Luke sagt:

    Ahh, da habe ich doch mit meiner Lambretta LD 1952 Glück noch gegrüsst zu werden. Denkt dran, das laute Knattern ist der beste Fussgängerschutz. Sogar die alten Leute hören wenn ich komme, nicht so bei den Elektroroller.

  • Peter sagt:

    Hier ein Vorschlag an unsere grünen Treehuggers: Man sollte Zürich komplett platt machen, alle Strassen entfernen und alle Motorfahrzeuge verbannen. Dann wird neu gebaut. Ausschliesslich Gebäude von Calatrava, Strassen so breit, dass nur Trams und Velöli nebeninander passen (Fussgänger bitte nur in Trams) und erst dann, vielleicht, sind die grünen Kommentatoren welche einen Blogbeitrag mit ihren typischen „stinkende Motorfahrzeuge“ Kommentaren bedecken müssen glücklich. Echt mühsam diese Leute.

  • Zink sagt:

    Oh Gott, auf einen netten satirischen Text von Wyss wird sofort wieder durch die urbane (links-grüne) Community gewettert; halt eben typisch Züri!

  • Eduard J. Belser sagt:

    Also ich würde grundsätzlich nur die FahrerInnen von flüsterleisen, abgasfreien Elektro-Roller/Elektro-Vespas grüssen. Jene die immer noch mit laut knatternden, jämmerlich stinkende Zweitaktern herumkurven würde ich sicher nicht grüssen. Die vorvorgestrigen Stinkdinger sind schlicht und einfach nur noch eine Zumutung, Kultstatus hin oder her.

  • Hans Schmid sagt:

    Auch wenn ich mir mit diesem Beitrag wohl etliche Feinde schaffe; es ist mir unverständlich, dass viele Stadtzürcher einerseits mit grösstem Eifer gegen die bösen Autos und SUVs wettern aber gleichzeitig voller Stolz mit Uralt-Vespas herumdüsen, die pro Kilometer ein Vielfaches an giftigen Abgasen ausstossen.

    • Marcus Ballmer sagt:

      Wieviele böse Autos und SUVs fahren in Zürich rum? Und wieviele Uralt-Vespas? Die alten Vespas mögen pro Kilometer mehr Abgas ausstossen, aber gesamthaft – und nur dies ist von Belang – ist das eine solche geringe Menge, dass sie nicht mal messbar ist. Geschweige denn zu irgendeiner Verschmutzung beiträgt. Die Autos bleiben also auch ganz objektiv und sachlich „böse“, inkl. SUVs. Sie sollten sich an Dingen reiben, Hans Schmid, die tatsächlich die Umwelt beeinträchtigen. Die paar steinalten Vespas gehören definitiv nicht dazu.

    • Chris sagt:

      Stimmt zwar, dass meine 60 jährig Lambretta etwas mehr Abgase ausstösst. Aber die Produktion von 6 neuen Rollern in 60 Jahren gegen meine einzige Lambretta hat der Umwelt doch um einiges mehr geschadet.

  • Manu sagt:

    Grundsätzlich einverstanden. Das Remake der Primavera 2016 ist jedoch die goldene Ausnahme, die gegrüsst gehört. Ist die Ledertasche montiert sogar mit kopfnicken.

  • Albert Planta sagt:

    Alte Fahrzeuge sind wie alte Gebäude Zeitzeugen ihrer Epoche und daher für viele Leute erhaltenswert. Es ist klar, dass moderne Technik in allen Belangen haushoch überlegen ist. Es ist jedoch lächerlich mit dem Umweltargument zu argumentieren. Die wenigen Vespas alter Prägung die es noch gibt sind wirklich nicht mehr relevant. Wenn man gegen schädliche Imissionen ist sollte man z. B. gegen die vielen Häuser mit Holzfeuerung wettern.

    • Peter sagt:

      mal wieder keine Ahnung, aber kommentare posten. Wer mit Holz heizt, heizt im Kreislauf der Natur. Holz ist ein nachwachsender, einheimischer Energieträger und gilt dank der heutigen Verbrennungstechnik als umweltfreundlich. Wenn Holz verbrennt, wird gleichviel Kohlendioxid freigesetzt, wie wenn es im Wald vermodert. Im Gegensatz fossilen Energieträgern wie Öl und Gas trägt Holz nicht zum Treibhauseffekt bei.

      • Olivia Brunner sagt:

        sie wissen aber schon wie Erdöl ensteht. Ist auch alles mal gewachsen auf der Erde und dann unter Druck und Erde gelagert worden. Ist also Holz grüner als andere grüne Pflanzern.

  • Yannik Holenstein sagt:

    So schön der Anblick alter Technik ist: Es erstaunt schon, dass diese stinkenden Knattermaschinen im Strassenverkehr noch zugelassen sind. Abgesehen vom Lärm ist vor allem die Umweltverschmutzung zu berücksichtigen. Eine alte Vespa emittiert ein Vielfaches an Schadstoffen eines halbwegs modernen Autos. Das gilt jetzt nicht nur für Vespas, sondern für motorisierte Zweiräder allgemein. Man vergleiche nur mal die aktuell gültigen Euro-Abgasnormen von Autos und Motorrädern. Somit ist Vespa-Fahren letztlich eine extrem egoistische Angelegenheit. Man signalisiert damit, dass man sich weder um die Mitmenschen noch um die Umwelt schert. Mit einem ökologischen Gewissen ist das nicht zu vereinbaren.

    • Herbert Willi sagt:

      Geh bitte …

    • Tito Talente sagt:

      Ach mein lieber Yannik- entspanne Dich mal. Hin und wieder auch sich und den anderen mal was gönnen können.
      Die hübsche Freundin hinter einem auf der Sitzbank; noch ein paar Bier eingepackt. So sind wir damals am Abend losgedüst zum Abfeiern auf meiner PX 80. Nicht selten in der Kolonne mit Gleichgesinnten. Das war für uns Lebensfreude pur!
      Wenn mal wieder ein altes Modell an mir vorbei fährt, dann beschleicht mich eher wehmütiges Gefühl. An EU-Normen oder gar Egoismus dabei zu denken ist total daneben.

      Ach ja, gegrüsst haben wir jeden Vespa-Fahrer.

    • Chris sagt:

      Wir Einwohner in der Schweiz sind ein Tausendstel der Erdbevölkerung, Yannik. Und von diesem Tausendstel besitzen vielleicht nochmals ein Tausendstel eine älter Vespa. Also ein Millionstel der Weltbevölkerung… Die Umwelt auf unserem Planeten mag zwar leiden, aber sicher nicht wegen ein paar Schweizer Nostalgiker.

      • Roland K. Moser sagt:

        Dass die Schweiz überbevökert ist und 3,5 Millionen Einwanderer überzählig sind, kann er weder ausrechnen noch verstehen 🙂

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